Eddie van Halen in a Box
Für die Fans des Sounds von Eddie van Halen könnte der Mad Professor 1 das Ende einer langen Suche bedeuten! Die verrückten Finnen versuchen mit ihrem brandneuen Pedal nämlich genau den legendären „Brown Sound“ einzufangen, den van Halen Ende der 70er Jahre durch Modifikationen an seinen Marshall Plexi Amps erreichte.
Durch das Senken der Netzspannung bei gleichzeitigem Vollanschlag aller Regler entstand damals ein Sound, der aus einem Röhrentop ohne Mastervolume plötzlich etwas ganz, ganz Böses machte! Sicher, auch heutzutage funktioniert das noch, aber gut für die Elektronik war es damals wie heute nicht. Abgesehen von den Räumlichkeiten, die auch erst mal für eine voll aufgedrehte 100-Watt-Röhrenendstufe eines Marshall-Tops zur Verfügung stehen müssen. Und abgesehen davon – wer würde seinen wertvollen Plexi einem derartigen Stress aussetzen wollen?
Hier kommt also der Mad Professor 1 ins Spiel, soll er doch den Charakter und das Spielgefühl des wohl berühmtesten Marshall Amps auch in Gehör schonenden Lautstärken an den Mann bzw. unsere Ohren bringen. Schauen wir uns den neuen Finnen mal an!
Facts & Features
Um es gleich vorwegzunehmen: Unser Testpedal stammt aus der sogenannten „Factory Serie“, die im Gegensatz zur handverdrahteten (und wesentlich teureren) „Handmade Series“ auf Platinenbauweise setzt. Schön zu wissen, doch merken tut man davon erst mal nicht viel, zumindest was die äußeren Werte betrifft. Denn das metallicbraun lackierte Metallgehäuse macht einen verdammt robusten und wertigen Eindruck, wie auch die Potis mit ihren weißen Kunststoffköpfen, die selbstverständlich fest mit dem Gehäuse verschraubt sind und butterweich auf ihren Achsen laufen. Vier Regler gibt es an der Zahl, die wir uns ab der nächsten Seite betrachten.
Die Potis des Mad Professor 1
Reverb – regelt, wir ahnen es schon, die Intensität des Halls. Dessen Charakter wurde den großen Studiohallgeräten der 80er Jahre nachempfunden. Eddie benutzte damals übrigens eine echte Hallplatte für seinen „jauchzenden Plexi“. Aber nur ein einziger Regler für einen derart aufwendigen Effekt wie einen Hall? Die Frage ist berechtigt und die Antwort lautet schlicht und ergreifend: Trimmpotis! Zwei Stück befinden sich im Innern des Gehäuses, mit ihnen lassen sich die Halldauer (Decay) und die Klangfarbe (Tone) nach dem persönlichen Geschmack bzw. dem jeweiligen Einsatzgebiet anpassen.
Die Unterseite ist mit vier Schrauben am Gehäuse angebracht und kann nicht nur für das Justieren der Hall-Trimmpotis abgenommen werden, auch eine 9-Volt-Batterie kann bei Bedarf hier ihren Platz finden. Selbstverständlich funktioniert der Mad Professor 1 auch mit einem Netzteil, aber beides befindet sich leider nicht im Lieferumfang. Nun aber zurück zu den Potis und weiter mit Nummer 2.
Brown – dieses Poti übernimmt eine Doppelfunktion. Durch zunehmendes Drehen im Uhrzeigersinn erhöht sich die Verzerrung und gleichzeitig werden harmonische Obertöne dazugemischt. Das entspricht quasi dem gleichzeitigen Aufregeln der Vor- und Endstufe eines Röhrenamps, in unserem Falle soll es natürlich der drückende Sound eines Marshall Plexi sein.
Presence – entspricht weitestgehend dem Presence-Regler eines Amps, Frequenzen oberhalb der Höhen werden dem Signal zugefügt.
Level – die Lautstärke, die das Pedal über die Outputbuchse verlässt.
Zwischenzeugnis
Egal, ob nun „Factory made“ oder nicht, rein von der Konstruktion betrachtet bietet der Mad Professor „1“ die erwarteten Qualitäten eines sogenannten „Boutiquepedals“. Die Potis laufen wie in Butter und sind fest mit dem Gehäuse verschraubt, der Schalter zeigt sich ebenso von der robusteren Sorte. Und wenn die rote LED aufleuchtet, dann beginnt der Spaß!
Sound & Praxis mit dem Mad Professor 1
Der Hersteller weist explizit darauf hin, dass der Mad Professor 1 für den Betrieb mit einem unverzerrt eingestellten Gitarrenamp entwickelt wurde. Das Pedal kann daher als „Amp in a Box“ betrachtet werden, dessen Sound nur noch verstärkt werden muss. Und dieser Sound hat es wahrlich in sich, ob er nun nach einem modifizierten Plexi klingt oder nicht! Sicher, es kommt natürlich auch immer darauf an, vor welchem Amp die kleine braune Box betrieben wird.
Im Test habe ich das Pedal in meinen kleinen Orange Micro Dark und auch in den Eingangskanal eines uralten Harley Benton Transistor Kofferamps eingeklinkt. Und selbst beim alten Transistoramp verblüfft der Mad Professor 1 mit einem bissigen, voller Gain strotzenden und dynamisch spielbaren Klang, der sich auch mit Nebengeräuschen erstaunlich zurückhält. Lediglich im unteren Gain-Bereich ist der Klang etwas „körnig“ und verliert auch dementsprechend an Spritzigkeit, ab der 12-Uhr-Stellung des Brownie Potis aufwärts herrscht jedoch ein absolutes Brett!
Mad Professor 1 Gitarren Reverbpedal
Darüber hinaus reagiert das Pedal auch sehr feinfühlig auf Spielereien mit dem Volumepoti der angeschlossenen Gitarre. Und vor allem: Der Charakter und der Grundsound der Gitarre werden absolut perfekt von der Elektronik aufgesaugt und genau so auch wieder ausgegeben.
Durch den ebenfalls überzeugend klingenden Reverb, der bereits in der Werkseinstellung sinnvoll in Länge und Mix eingestellt wurde, sind zudem wunderbar räumliche Klänge möglich. In manchen Einstellungen hat man tatsächlich das Gefühl, zusammen in einem Raum mit einem bis über die Maßen strapazierten Röhrenstack zu stehen. Ob es nun ein Plexi sein soll oder nicht.
Hm, klingt ja erstmal ganz gut, dass er gut klingt und möglicherweise sogar wie bei Van Halen. Aber ist das denn jetzt ein analoges Verzerrerpedal mit Hall oder ein digitaler Effekt? Und wenn digital, wie ist dann der Bypass geregelt und wie lange hält die Batterie?
@Leverkusen Hi Leverkusen,
der MP 1 ist eine digitale Kiste, True Bypass gibts auch hier und wie lange die Batterie hält, kann ich nicht sagen, ich docke so Teile immer an mein Powerplant Netzteil :)
In letzter Zeit treffe ich immer mehr Verzerrer Tretminen für um die 200 Euro. Kann mich nicht daran erinnern dass die Teile früher 400 Mark gekostet hätten. Wir sind ja nicht bei MC Donalds wo das Menü 6,99 Euro bzw. Genausoviel wie Deutsche Mark, also das gleiche kosten. Oder doch?
Hi amazonaman,
ich finde den Preis für das Gebotene – einen coolen Verzerrer UND einen ebenso cool klingenden Hall in einem Gehäuse – für absolut angemessen. Und das mit der Gleichung, die gute alte D-Mark als Halbierung des Euros zu betrachten, solltest Du mal „ad acta“ legen. Sonst ärgerst Du Dich ohnehin schwarz, nicht nur bei Effektpedalen :)
Viele Grüße,
Stephan
Die Sounds klingen ja schon sehr geil, das Teil scheint ja echt fein zu sein und die gute Qualität fortzusetzen! Ob analog oder digital ist doch schnuppe, wenn´s geil klingt ;)