Der Plexi für Fußgänger?
Es ist und bleibt das stärkste Trademark der Musikindustrie. Nicht einmal US-Gigant Fender, der es sowohl im Verstärkerbereich, als auch im Gitarren- und Basssektor zu Weltruhm gebracht hat, kann dem britischen Aushängeschild Marshall in Sachen Coolness das Wasser reichen. Der legendäre Marshall-Crunchsound der Protagonisten der Sechziger und Siebziger ist nach wie vor die Messlatte für jeden Neuanbieter im Gitarrenbereich, wobei sich Marshall die jeweiligen Neuauflagen der technisch spartanisch gehaltenen Heads mit Preisen ab ca. 1500,- Euro aufwärts ordentlich versilbern lässt. Mit dem Marshall Origin 50H Head versucht Marshall nun auch, dem kleinen Geldbeutel in Sachen Plexi gerecht zu werden. Wir sind gespannt!
Die Konstruktion des Marshall Origin 50H Head
Einen Plexi im JTM45-Style für unter 650,- Euro? Theoretisch schon, denn die Technik, die Jim Marshall seiner Zeit durch das 1:1 Kopieren der Fender Bassman Schaltung einführte, ist so abgehangen, wie es nur geht. Die Schaltung zählt zu den simpelsten, welche im Vollröhrenbereich verbaut werden und lediglich die Qualität der einzelnen Bauteile entscheiden zum Schluss über einen guten, sehr guten oder großartigen Crunch Sound und heben den Ladenpreis je nach Ausführung in die Höhe.
Um sich jedoch den Legendenstatus nicht zu zertrümmern, ist das Unternehmen tunlichst darauf bedacht, die Ur-Ausführungen preislich nicht in den Average-Bereich abdriften zu lassen, sondern versucht mit einer Fusion verschiedener Marshall-Trademarks, dem Kunden das gute Gefühl eines „echten“ Marshalls zu vermitteln, ohne dass man für „nur“ einen guten Sound knapp zwei Riesen hingeblättert hat.
Um den Vintage Charakter des Verstärkers Vortrieb zu leisten, entschied man sich zunächst einmal für das kleine Gehäuse, wie man es vom JTM45 gewohnt ist. Die Verarbeitung des Gehäuses ist tadellos, wenngleich mir persönlich die goldene Lackierung der Tragegriffhalter zu sehr Richtung Rotlichtviertel geht. Geschmackssache! Damit hat es sich dann aber auch mit den Vergleichen, denn schaltungstechnisch geht der Marshall Origin 50H Head einen ganz eigenen Weg.
Marshall versucht verschiedene Eckpunkte des legendären Plexi Sounds zu konservieren, ohne dabei die Nachteile der alten Boliden in Kauf nehmen zu müssen. Moderne Extras, wie etwa einen Hall oder mehrere Kanäle, finden bei diesem Konzept keine Verwendung, warum auch, die Legenden vergangener Dekaden kamen ebenfalls ohne schaltungstechnisches Bonusmaterial aus und schafften es dennoch, die größten Hits der Musikgeschichte zu kreieren. Schauen wir uns hierzu erst einmal die Vorderseite des Gehäuses an.
Die Vorderseite des Marshall Origin 50H Head
Linksseitig empfangen uns zwei Kippschalter aus Metall, wobei der linke erwartungsgemäß den Netzzugang aktiviert, der rechte hingegen nicht die erwartete Stand-by-Funktion ausführt. Stattdessen ist dieser dreifach schaltbar und kann die Endstufenleistung von 50 Watt (High) auf 10 Watt (Mid) bis hinunter auf 0,5 Watt (Low) drosseln. Das mit Powerstem bezeichnete Verfahren soll die Klangformung der Endstufe auch bei geringeren Lautstärken ermöglichen.
Rechtsseitig neben der Eingangsbuchse liegt ein als Push-Pull-Version ausgeführter Gainregler, der in zweifacher Hinsicht nichts mehr mit der Plexi-Schaltung gemein hat. Die separate Vorstufenregelung erinnert mehr an das Modell 2204, den verbauten Booster, der sich hinter der Pull-Funktion verbirgt, hatte aber keiner der aufgeführten Modelle.
Neben der Standard Vierfach-Klangregelung sorgt ein mit der Bezeichnung „Tilt“ versehener Regler für hochgezogene Augenbrauen. Mit diesem Regler ahmt Marshall die legendäre parallele Verdrahtung zwischen den vier verschiedenen Eingängen der Plexi Amps nach. Je nach Einstellung soll der Normal Eingang (Stellung 0), respektive der High-Treble-Eingang (Stellung 10) simuliert werden. Dabei sind die Sounds auch stufenlos mischbar.
Die Rückseite des Marshall Origin 50H Head
Die Rückseite des Heads kommt aufgeräumt und erwartungsgemäß spartanisch daher. Neben der Anschlussbuchse für den mitgelieferten, massiven Fußschalter, der bei Bedarf die Boost-Funktion und den Effektweg aktiviert, haben wir rechtsseitig noch den seriellen Effektweg und einen DI-Out, der zusätzliche Endstufen ansteuern kann oder aber auch als Basis für ein Wet-Dry-Wet-Setup dienen kann.
Bei den Lautsprecherausgängen wurde etwas gespart, der 4 Ohm Ausgangsbereich ist komplett weggefallen, es bleiben 1x 16 Ohm und 2x 8 Ohm. Zwei Mesa/Boogie oder auch Hughes & Kettner Boxen anzuschließen, ist damit nicht mehr möglich. Wollte man zwei weitere Lautsprecherausgänge auf der Platine anbringen, würde es wahrlich auf der Rückseite etwas eng werden. Von daher bevorzuge ich seit jeher die Kombination von zwei Ausgängen mit einem dazugehörigen Ohm-Wahlschalter. Leider ist es immer mehr zu Mode geworden, dem Musiker jegliches Denken zu ersparen. Ich hingegen glaube nicht, dass der Musiker im Allgemeinen nicht in der Lage ist, das ohmsche Gesetz anzuwenden, wie es die Hersteller einem gerne weismachen wollen.
Danke Axel !
Ehrlicher geht kaum……
uuuuahh, klingt das müllig :D Marshall, was soll das?? ebenfalls danke für die ehrlichen Worte!
So jetzt finde ich das klasse! Ehrlich währt am längsten! Hoch lebe Amazona, ein anderer zählt die Features auf und nennt den Preis. Das ist kein Testbericht. Man will doch wissen was da in der Praxis geht, wie es klingt etc.
Marshall geht derzeit komische Wege, billig billig. Das schlimmste was die derzeit im Programm haben ist ja die Code Serie. OK Wer lesen kann ist im Vorteil, dass er schei… E ist steht ja etwas verschlüsselt ganz groß drauf. Trotzdem gewöhnt sind wir das nicht.
Sind das die neuen BWL Studenten die da uns mit solchen Sachen konfrontieren? Die nun in den Firmen ihre berufliche Karriere starten und besonders innovative Ideen umsetzen. Anscheinend ist es genau das was uns so vor den Kopf stößt. Macht nur weiter so. So mache Titanic ist schon siegessicher durch die Weltmeere gerast und BOING blubb blubb… Sowas aber auch!
Es gibt genügend kleine innovative Firmen die noch mit Liebe und Leidenschaft ihre Produkte entwickeln bauen und dennoch zu einem vernünftigen Preis an den Mann bringen können.
Anscheinend ist es immer das gleiche, sobald der Ruhm kommt reagiert nur noch das Geld und die Leidenschaft bleibt auf der Strecke.
Hallo
ein wirklich klasse Amp, ich mag ihn. UND, ich hätte gern einen. hab auch schon 2 Stück hier gehabt, und 2x in 2 unterschiedlichen Läden probiert, alle mit dem gleichen manko.
Habt ihr schon mal probiert, 2 16Ohm Boxen an die beiden 8Ohm Ausgänge anzuschließen? Tut es, es wird nur aus einer Box etwas rauskommen. Isso. Es sei denn, der Amp wurde von Marshall geserviced. Es gibt da wohl mittlerweile ein Procedre, mit dem dieser Bug bereinigt wird.
Die meisten Kunden merken es nicht, weil kaum noch einer einen FullStack betreibt, aber wenn man es dann doch möchte, geht nicht.