So funktioniert’s
MuVoice wird als Insert Plug-in (zu finden unter „Insert-Effekte / frühere VST-Plug-ins“) in eine Audiospur geladen. Das Signal landet dann erst einmal im Analyzer. Der lässt sich in Bezug auf den Frequenzbereich grob einstellen, hier ist ein wenig Rumprobieren angesagt, um das Ausgangsmaterial korrekt anzupassen. Sollte eine Phasenverdrehung die Erkennung erschweren, kann diese mit dem Invert-Schalter geändert werden.
Über den Shiftfader kann die Tonhöhe entweder stufenlos (Stichwort: Glissando) oder – nach Betätigen der Quantisierungstaste – auch in Halbtonschritten geregelt werden. Auch ist eine Eingabe von Zahlen per Hand möglich. Die Wirkung des Tuners lässt sich im Menüpunkt „Impact“- ebenfalls stufenlos – zwischen „knallhart“ (sehr „flache“ Töne ohne Unsauberkeiten oder Vibrato) und „leicht unsauber, also menschlich“ einstellen, außerdem stehen die beiden Modi „chromatisch“ und „diatonisch“ zur Verfügung, die dann entweder den nächsten Halbton oder den nächsten Ganzton ansteuern.
So lässt sich dann zwar durchaus eine Gesangslinie in der Tonhöhe anpassen, auch die Erzeugung des überstrapazierten „Cher-Effekts“ ist durch den übermäßigen Einsatz der Impact-Funktion drin, doch wird aus einer schlechten Intonation auch mit MuVoice keine gute. MuVoice macht aus schlechten Sängern keine Barden und „schief“ gesungene Songs klingen auch weiterhin „schief“. Und mit dem Harmonizer dann sogar vierfach schief. Hier ist also ein sehr behutsames Vorgehen angeraten.
Arbeiten mit MuVoice – die Harmonizer-Kanäle
Das Herzstück von MuVoice ist dann auch die vierstimmige Harmonizerfunktion, die sich Stimme für Stimme separat zuschalten lässt. Die vier Kanäle sind identisch aufgebaut: Neben einem Volumeregler (-24 bis +12 dB) und einem Shiftfader mit frei wählbarem Umfang finden sich da noch Einstellmöglichkeiten für Panning, Humanizing und die Formanten, außerdem Filter und Harmonic-EQ. Bekommen die Kanäle keine anderen Vorgaben über den Akkord-Editor oder über die Presets, wählen sie den zu spielenden Ton automatisch. Erkennt das Analyse-Tool zum Beispiel den gerade gesungenen / gespielten Ton als ein G, so setzt Kanal 2 ein C drauf, Kanal 3 ein E. Kanal 4 schließlich oktaviert den Grundton, sofern nicht vom Akkord-Editor eine Sexte, Septime oder None angeordnet werden. Man kann aber auch zum Beispiel den ersten Kanal in Stereo verdoppeln und leicht gegeneinander verstimmen, so dass die Grundstimme dann einfach durch den so erzeugten Chorus-Effekt fetter klingt.
Man sollte von der Shift-Funktion hier aber keine Wunderdinge erwarten, weder bei Vocals noch bei Bläsersätzen. Alles was nicht in Sichtweite des Ausgangstons liegt, klingt doch ziemlich synthetisch. Was wiederum ja auch ganz reizvoll sein kann. In der Vervielfältigung hört sich das dann aber recht annehmbar an, auch wenn die Unterschiede zu einem real eingesungenen Backgroundchor (oder real gespielten Bläsersatz) natürlich immer offensichtlich sind. Mit der „Humanzing“-Funktion, mit der gleichzeitig kleine Abweichungen in Tonhöhe und Timing eingebaut werden, kann man zwar absichtliche Unsauberkeiten erzeugen, doch klingt das Sterile jederzeit durch.
Mit den „Formants“ lässt sich spaßig an der Klangfärbung schrauben; bei den Vocals ist von Heliumstimmchen bis zum Geisterbahnsänger alles drin. Grundsätzlich ließe sich durch die Beeinflussung des Grundcharakters einer Stimme auch aus einer Männerstimme eine Frauenstimme machen und umgekehrt. In der Praxis funktioniert das aber nur in einem sehr engen klanglichen Rahmen. Wesentlich besser und einfacher ist da eben schon, Stimmen völlig zu verfremden.
Die Filter und der Harmonische EQ (ein Filter, das sich gemäß der Tonhöhe verändert) sind jeweils „nur“ über zehn sehr unterschiedliche Presets änderbar, eigene Einstellungen sind nicht möglich, auch der Cutoff ist jeweils festgelegt. Da gibt’s dann Low und High Pass Filter, Telefonstimmen oder Combo und Notch Filter, allesamt mit festen Parametern. Die Presets von Filter und EQ sind zwar identisch, im Klang dann aber leicht unterschiedlich. Für den schnellen klanglichen Richtungswechsel – etwa auf der Bühne – ist das eine nützliche Sache, für Soundfrickler mangels Eingriffsmöglichkeit jedoch eher unergiebig.
Sämtliche Einstellungen an den vier Harmonizer-Kanälen können in Presets abgelegt und wieder aufgerufen werden; 37 sind bereits ab Werk vorgegeben und enthalten die Standards, wie Stimmdopplung und Verdreifachung, verschiedene Trio- und Quartettsätze sowie alle möglichen Filter- und EQ-Einsätze. Weitere 23 können vom User selber belegt werden. Da die Werkspresets bereits einen Großteil der Möglichkeiten des MuVoice abdecken, sollte das ausreichen.