Purple Wonder
Der kanadische Hersteller REVV ist vorwiegend bekannt durch die ausgezeichnete klangliche Qualität seiner Röhrenverstärker. Hier wären der Generator 120 MK II der Dynamis 7 und der REVV Generator 100p zu nennen. Da die Preise dieser edlen Verstärker doch recht hoch sind, hat man sich bei REVV-Amps entschlossen, den Sound des Lead-Kanals (Purple Channel) des Generator 120 MK II in ein Pedal zu packen. Das REVV G3 enthält zwar keine Röhre, soll aber dem Sound des Vorbilds dennoch erstaunlich nahekommen. Viele Aussagen bezüglich dieses Pedals im Netz sind außerordentlich überschwänglich und attestieren diesem High-Gain-Verzerrerpedal eine wahrhaft magische Klangqualität. Einige bekannte Gitarristen behaupten sogar, der REVV G3 Distortion sei das beste Distortionpedal „ever“. Mit solchen Aussagen sollte man sehr sparsam umgehen, denn das haben wir in der Vergangenheit bereits (zu) häufig gehört.
Wir werden nun prüfen, ob diese Bewertung übertrieben oder gerechtfertigt ist. Natürlich sind nicht nur das Verzerrerpedal, sondern alle beteiligten Komponenten der Signalkette (Verstärker, Box, Kabel etc.) für das klangliche Gesamtergebnis verantwortlich. Das Pedal wird vorwiegend für den harten Rocker ein Objekt der Begierde sein, da es (bei Bedarf) ausgesprochen viel Verzerrung bereitstellt.
Die Einsatzmöglichkeiten sind wie immer vielfältig. Das Pedal kann als Distortion vor einem klaren Verstärker oder als Erweiterung für einen zweikanaligen Verstärker eingesetzt werden, um die erwünschte Portion mehr Verzerrung zu erhalten.
Facts & Features des REVV G3 Distortion
Bereits beim Auspacken des in Kanada gefertigten Pedals erhält man einen Eindruck von seiner hervorragenden Verarbeitung. Das verwendete Stahlblech ist 2,5 mm stark und damit ausgesprochen robust. Auch das Design ist gut gelungen. Die dunkle lilafarbene Metallic-Lackierung harmoniert wunderbar mit den silbernen Schriftzügen für das Firmenlogo und die Beschriftung der Bedienelemente. Diese reflektieren das Licht sehr angenehm. Die fünf Potis wurden mit wertigen schwarzen Aluknöpfen bestückt, die sich gleichermaßen gut in das Design einfügen. Die Abmessungen des Pedals betragen 70 x 121 x 32 mm, somit ist es etwas größer als ein gewöhnliches MXR- oder BOSS-Pedal. Der G3 Distortion bringt das Gewicht von 363 g auf die Küchenwaage. Gummifüße besitzt das Pedal nicht, vermutlich wird es mit Velcro Band versehen und auf das Pedalboard gesetzt.
EVV G3 Distortion, Gitarren Verzerrerpedal
Anschlussseitig gibt es nicht viel zu erzählen. Wir haben für den Ein- bzw. Ausgang jeweils eine 6,3-mm-Klinkenbuchse an Bord. Die Buchsen sind stirnseitig angebracht, so lässt sich auf dem Board evtl. noch etwas Platz schinden. Die Stromversorgung erfolgt erwartungsgemäß über eine Hohlsteckerbuchse (5,5 x 2,1 mm – Minuspol innen) und ein passendes 9-Volt-Netzteil, das nicht im Lieferumfang enthalten ist. Ein Batteriebetrieb ist nicht möglich. Der Stromverbrauch wird vom Hersteller mit lediglich 17 mA angegeben, was aufgrund des analogen Aufbaus des Pedals nicht verwundert.
Bedienelemente des REVV G3 Distortion
Die Regler entsprechen dem eines Gitarrenverstärkers: Gain, Volume und eine 3-Band-Klangregelung (Bass, Middle, Treble). Der kleine Kippschalter im Zentrum des Pedals (Aggression) hat drei Stellungen. Hier kann zwischen Off, Red und Blue gewählt werden. Die drei Stellungen erzeugen unterschiedliche Verzerrungsstufen und eine leicht unterschiedliche Klangcharakteristik. Der Fußschalter schaltet zwischen dem aktivierten Effekt und True-Bypass um. Eine kleine blaue Leuchtdiode informiert über den momentanen Zustand.
Handling des REVV G3 Distortion
Der G3 Distortion ist sehr intuitiv zu bedienen und verhält sich wie ein guter Verstärker. Durch einfaches Ausprobieren und Experimentieren mit dem Gain-Regler, dem Aggression-Schalter und der Klangregelung findet man schnell seine persönlichen Lieblingssounds.
Sound
Hören wir uns das lila Biest nun einmal an. Alle Regler der Klangregelung stehen auf 12 Uhr.
Im ersten Klangbeispiel steht der Aggression-Kippschalter in der mittleren Stellung, also auf Off. Der Gain-Regler steht auf 10 Uhr. Die Verzerrung ist bereits jetzt recht heftig:
Nun reißen wir den Gain-Regler voll auf, der Mittenregler steht auf 10 Uhr, die Mitten sind somit also leicht „gescooped“:
Nun hören wir den blauen Kanal, der etwas mehr Verzerrung bereitstellt. Zunächst mit 50 % Gain:
Die heftigste Verzerrung wird mit dem Aggression-Schalter auf der unteren Stellung (Red) erzeugt. Wir hören den G3 Distortion zunächst mit dem Gain-Regler auf 12 Uhr.
Nun der rote Kanal mit maximalem Gain:
Allein durch Drehen am Mittenpoti lässt sich eine Vielzahl von interessanten Sounds aus dem Pedal herausholen. Dessen Klang verhält sich und klingt tatsächlich sehr verstärkerähnlich. Auch beim Zurückregeln des Volume-Potis klingt das Pedal noch natürlich. Viele Pedale, insbesondere Verzerrer auf Modeling-Basis, haben gerade dort Schwächen. Die Klangregelung ist ausgesprochen praxisgerecht ausgelegt und bietet einen weiten und gleichzeitig sinnvollen Regelbereich. Der Klang bleibt auch bei sehr hoher Verzerrung noch konkret, matscht also angenehmerweise nicht.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Stratocaster SSH – REVV G3 Distortion – Peavey Classic MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Hall und Delay hinzugefügt).