Rückseitig starten linksbündig die Speakerausgänge, wahlweise mit 8 oder 16 Ohm zu betreiben. Rechts daneben befindet sich ein serieller FX-Loop, welcher manuell gemutet, bzw. in seiner Pegelanpassung zwischen low und high angewählt werden kann. Weiter rechts befindet sich ein regelbarer Line-out, wahlweise symmetrisch bzw. unsymmetrisch mit Ground Lift und LPF. Eine Fußschalteranschluss für die Kanalwahl, die Bias Justierung der Endröhren, die Netzsicherung und der Kaltgerätestecker runden die Rückseite des Gerätes ab.
Praxis:
Mein Gott, was für ein Kampfgewicht! Der Head zählt mit seinen 25 kg zur Schwergewichtsklasse, was zum einen auf die hoch dimensionierten Bauteile als auch auf die massive Gehäusekonstruktion zurück zu führen ist. Entgegen der meisten Zweikanaler fängt der rote Kanal bezüglich Zerregrad nicht dort an wo der grüne Kanal aufhört, vielmehr überschneiden sich die Kanäle in den ersten Arbeitsbereichen. Jedoch ist die klangliche Ausrichtung völlig unterschiedlich, wobei der rote Kanal deutlich weicher zu Werke geht, der grüne Kanal dagegen um Einiges kantiger ausgelegt wurde. Beide Kanäle verfügen jedoch über hohes Maß an britischer Prägung, soll heißen immer leicht kratzig, hohes Durchsetzungsvermögen und keinerlei Schönfärbung in Spieltechnik und Ton. Hier wird jeder unsaubere Anschlag mit der Sensibilität einer Dampframme dem Zuhörer präsentiert, kein Mesa-Boogie Sustain rettet ein absterbendes Bending. Gegen diese knochige Präsens wirkt ein Marshall 2203 wie ein Weichzeichner und das will etwas heißen. Das sind die Zugeständnisse an einen ultimativen Rock-Sound, dessen Prägung im Classic- und Hardrock zu suchen ist. Im Gegenzug erhält man einen Grundsound, der sich auch bei schwerem Keyboardgewitter oder dem Einsatz eines zweiten Gitarristen stets durchsetzt und eine Ortung im Frequenzdesaster eines ungedämpften Clubs ermöglicht.
Mit dem grünen Kanal lassen sich die großen VOX-Klassiker im Stil von Status Quo, Brian Adams oder auch – dank des Cut-Reglers – Queen (TONE CUT aufdrehen, mit vorgeschaltetem Treble-Booster die Höhen wieder aufholen) problemlos realisieren, wobei der Hub von den vier EL 34- Flaschen natürlich einen anderen Kompressionseffekt gewährleistet als die Class A EL 84- Fläschchen. Mit dem Red-Channel hingegen betritt VOX oben genanntes Neuland in Sachen High-Gain. Bei voll aufgerissenem Gainregler kommen wir in Gefilde, wie sie bisher nur mit vorgeschaltetem Booster/Overdrive zu erreichen waren. Interessanterweise gelingt es dem AC100 auch bei maximaler Verzerrung seine klangliche Durchsichtigkeit nicht zu verlieren. Durch seine harte Ausrichtung und straffe Wiedergabe bleiben Chords und Lines stets klar und verlieren sich nie im Soundbrei, was auf der anderen Seite jedoch einen subjektiv geringeren Verzerrungsgrad offeriert. Wer den singenden, extrem sustainreichen Soloton sucht, kann dies auch bei leistungsstarken Pickups nur unter zur Hilfenahme eines externen Pedals umsetzen. Hier verhält sich der Head jedoch wie alle klassisch-britischen Amps sehr entgegenkommend und akzeptiert nahezu alle Marken ohne sich wie viele moderne High-Gain-Amps mit klanglichen Einbußen zu rächen.