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The Jimi Hendrix Book (7) – Die Gitarren

Jimi on Sunday 07: Jimi Hendrix’ Gitarren

30. Oktober 2022
Jimi on Sunday (7)

Sunburst Stratocaster mit Rosewood-Griffbrett          © Lothar Trampert

Jimi Hendrix Gitarren sind ein interessantes Thema. Er hat, wie kein anderer E-Gitarrist vor ihm, das Spiel mit der von ihm bevorzugten Fender Stratocaster revolutioniert, hatte aber auch noch andere Gitarren, wie die Gibson-Modelle SG, Les Paul und Flying V im Einsatz. Ein Überblick von Lothar Trampert.

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Jimi Hendrix’ wichtigste Gitarre: die Fender Stratocaster

Tech-Talk! Es geht um die Hardware, die Jimi Hendrix bei der Arbeit im Einsatz hatte: E-Gitarren, Verstärker, Effektgeräte inklusive der verwendeten Technik im Studio. Keine Angst, wir wissen alle, dass nicht die Technik die Musik macht, sondern die Musikerin und der Musiker. Aber in diesem besonderen Fall bestand da doch offensichtlich eine engere Verbindung zwischen Kreativität und Technologie, als viele glauben. Hier ein Überblick der Werkzeuge, mit denen Jimi Hendrix seine großartigen Ideen in Musik umsetzte.

Mit einem bestimmten Gitarrenmodell der Rock-Musik wird der Name Jimi Hendrix wohl für alle Zeiten in Verbindung gebracht werden: der Fender Stratocaster, einer E-Gitarre, die ab 1954 im Handel war. Die anhaltende Popularität dieses Instruments, das bekanntlich auch noch heute in vielen Varianten verschiedenster Hersteller (gemeinsam mit diversen Gibson-Modellen & Kopien) den Markt beherrscht, ist nicht zuletzt auch sein Verdienst. Hendrix bemerkte dazu einmal: „Die Stratocaster ist die beste Allround-Gitarre für die Sachen, die wir machen. Man kann mit ihr die ganz scharfen Höhen und diesen tiefen Bass-Sound hinkriegen … Ich hab’s auch mal mit der Telecaster probiert, und sie hat nur zwei Sounds, einen guten und einen schlechten – und ein sehr schmales Klangspektrum.“

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Hendrix spielte, obwohl er Linkshänder war, fast ausschließlich die normalen Rechtshändermodelle der Strat und anderer Gitarren-Typen. Sonderanfertigungen für Linkshänder waren in den 60er-Jahren ohnehin nur schwer erhältlich, und in seiner von chronischer Geldnot gekennzeichneten Anfangszeit wären sie für ihn wohl auch zu teuer gewesen. Hinzu kommt, dass von den Billigfabrikaten, die er zu Beginn seiner Laufbahn verwendete, überhaupt keine Linkshändermodelle hergestellt wurden. So hatte er kaum eine andere Wahl, als die ihm zur Verfügung stehenden Instrumente nach folgendem Muster umzubauen: Die Saitenreiter der Bridge seiner Stratocaster mussten nur neu justiert werden. Der Sattel (Nut) wurde neu montiert, und zwar exakt seitenverkehrt, musste dann aber noch nachbearbeitet werden. Anschließend wurden die Saiten in umgekehrter Reihenfolge aufgezogen, und schon war das Lefthand-Sondermodell fertig. Bei Gibson-Instrumenten wie der Flying V, der Les Paul oder der SG, musste der Sattel komplett neu angefertigt werden. Da bei diesen Modellen der Steg (die so genannte Tune-o-matic-Bridge) in der Regel leicht schräg eingebaut ist, reichte es nicht, ihn einfach umzudrehen – da mussten zumindest die einzelnen Saitenreiter extrem nachjustiert werden, um die richtige Einstellung der Saitenlänge und damit die Oktavreinheit zu erzielen. Eigentlich müsste man den Steg versetzen, also neu montieren, um ihn im Linkshänder-Einsatz in die korrekte Position zu bringen. Von so einem Umbau ist aber im Fall der Hendrix-Instrumente nichts bekannt.

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Aufgrund dieser Veränderungen beziehungsweise der veränderten Art das Instrument zu halten, lagen nun Lautstärke- und Tonregler sowie Tonabnehmer-Wahlschalter und Ausgangsbuchse der Gitarre oberhalb der Saiten; das Gleiche gilt für den Vibratohebel. Über die klanglichen Unterschiede zwischen einer „normal“ gespielten Stratocaster und einem nach Art des Linkshänders Hendrix verwendeten Rechtshändermodell ist viel spekuliert worden. Einige Gitarristen, wie etwa Steve Miller, weisen auf den speziellen Sound hin, der durch Hendrix‘ eigentümliche Spielweise entstanden sei. Miller, der Rechtshänder, spielt nicht umsonst ein umgedrehtes Linkshändermodell. Da der Bridge-Pickup der Strat anders als die beiden übrigen Tonabnehmer leicht angewinkelt montiert ist, werden die hohen Saiten näher am Steg abgenommen als die Bass-Saiten. Je näher am Steg eine Saite abgenommen wird, um so brillanter klingt sie. Das bedeutet, dass der typische Klangcharakter der hohen Saiten des Instruments noch verstärkt wird; das Gleiche gilt für die tiefen Saiten, die daher an einer etwas obertonärmeren Position abgenommen werden. Wird nun die Gitarre umgekehrt besaitet, so werden die Bass-Saiten näher am Steg, also höhenlastiger, abgenommen, während die hohen Saiten etwas wärmer klingen. Dieser Unterschied ist ohne Zweifel hörbar, jedoch nicht sonderlich gravierend; abgesehen davon spielt er auch nur bei einer von drei möglichen Einstellungen des Pickup-Wahlschalters überhaupt eine Rolle.

Jimi on Sunday (7)

Vintage White – das Woodstock-Modell      © Lothar Trampert

In den Jahren 1967 und ‘68 bevorzugte Jimi Hendrix Stratocaster-Gitarren mit einem Rosewood-Griffbrett; ihre Hälse waren etwas dünner als die der später benutzten Strats, die meist Maple-Necks besaßen, deren Hals und Griffbrett also aus Ahornholz gefertigt war. Fast all diese Instrumente stammten aus den Baujahren 1964 bis 1968, waren also relativ neu und sozusagen von der Stange gekauft. Nix vintage, könnte ich jetzt einen kleinen Exkurs beginnen, Kollegen! Hendrix‘ Strats klangen also damals so, wie eben eine neue Strat damals klang. Klang, wenn er sie spielte und aufnahm. Und wer sich heute eine 50 Jahre alte Fender zulegt, hört garantiert nicht den Sound von damals – eher schon den Soundtrack und die Narben des langen Lebens, dieser Gitarre.

In den vier erfolgreichen Jahre seiner Karriere besaß Hendrix eine unüberschaubare Anzahl von Fender Stratocasters, die sich im wesentlichen nur durch die Art ihrer Lackierung oder Bemalung voneinander unterschieden; der Grund für den häufigen Wechsel liegt darin, dass die meisten dieser Instrumente irgendwann defekt waren, gestohlen wurden, oder von Hendrix selbst an andere Musiker verschenkt wurden. Circa 20 verschiedene Strats sind auf Fotos zu identifizieren, Jimi-Klassiker sind natürlich die weiße Woodstock Strat und die schwarze mit Maple Neck, die er in Fehmarn spielte. Nicht zu vergessen die ehemals Fiesta-Red-lackierte Monterey-Strat, die Hendrix vor der Verbrennungs-Show bunt bemalt hatte.

Interessant ist, dass alle frühen Hendrix-Strats Rosewood-Griffbretter hatten. Ab Ende 1968 bevorzugte Hendrix dann Fender-Instrumente mit Maple-Fingerboards.

Statement: Jimi-Fan Steve Lukather

Jimi on Sunday (7)

Steve Lukather © Lothar Trampert

„Und sein Ton: Wie unterschiedlich der sein konnte!“ Steve Lukather ist seit seiner Kindheit Hendrix-Fan. „Was für Sounds er lieferte! Wir wissen heute, wie er das alles gemacht hat, das mit den Leslie-Sounds, dem Whammy-Bar, mit den rückwärts gespielten Passagen. Er war der erste, der das Vibrato-System überhaupt nicht im Sinne des Erfinders benutzt hat. Mann, denk nur mal an ,Purple Haze‘, an ,Voodoo Chile‘, ,Freedom‘ oder ,Axis Bold As Love’! Hendrix hat alles anders gemacht und alle mit seinem Sound weggeblasen.“

Steve Lukather / Toto

Jimis Gitarren: Wo sind sie geblieben?

Nur von wenigen Instrumenten, die nachweislich in Hendrix‘ Besitz waren, ist heute der Verbleib bekannt; Sammler, die eine seiner Gitarren bei „Sotheby’s“ oder einem anderen Auktionshaus in England oder USA erworben haben, wollen meist anonym bleiben, vermutlich wegen der zunehmend in den Bereich des Irrsinns kletternden Preise. Eine 1968er Hendrix-Strat – weiß, mit Maple-Neck, also genau das Modell, das man immer mit Hendrix assoziiert – soll bereits im Frühjahr 1990 in London aus dem Besitz des Experience-Schlagzeugers Mitch Mitchell für 198.000 britische Pfund an einen italienischen Sammler verkauft worden sein.

Doch auch Fälschung und offener Betrug sind im Geschäft mit den Reliquien von Superstars wie Hendrix an der Tagesordnung. Beim Gros der Instrumente und Verstärker, die heute als angeblich authentisches Hendrix-Equipment auftauchen, dürfte es nahezu unmöglich sein festzustellen, inwieweit die Behauptung, es handle sich um ein Original, zutrifft. Denn nur von wenigen Hendrix-Gitarren sind die Seriennummern bekannt, und auch Rechnungen oder Kaufverträge liegen in den seltensten Fällen vor. Wenn alle angekokelten Monterey-Strat-Reste, die mal auf dem Markt waren, authentisch wären, hätte Hendrix dort wahrscheinlich die halbe Stadt mit brennenden Gitarren beheizt.

Jimi on Sunday (7)

Jimi Hendrix‘ letzte Stratocaster war schwarz.       © Lothar Trampert

Einige wenige echte Hendrix-Gitarren befanden sich zuletzt im Besitz von Al Kooper, ZZ-Top-Gitarrist Billy Gibbons und Hendrix‘ 1996 verstorbener Freundin Monika Dannemann: deren schwarze Strat mit Maple-Griffbrett, die Hendrix beim Fehmarn-Festival gespielt hatte, ist auch auf den letzten Fotos des Gitarristen zu sehen, die Monika am Tag vor seinem Tod im Garten ihres Hotels gemacht hat. Diese Gitarre hat ihr Lebensgefährte, der großartige Gitarrist und Hendrix-Fan Uli Jon Roth, als Nachlassverwalter übernommen. Vater Al Hendrix besaß einen Fender-Jazz-Bass, auf dem Jimi gespielt hat, Frank Zappa hat sich eine Strat, die Hendrix einst auf einer Bühne anzündete, restaurieren lassen, und Buddy Miles ist angeblich ebenfalls stolzer Eigentümer einer Original-Jimi-Hendrix-Fender-Stratocaster.

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Andere Personen aus Hendrix‘ Umkreis haben ihre Erinnerungsstücke bereits vor vielen Jahren gegen hohe Schecks eingetauscht: So verkaufte Ex-Manager Chas Chandler eine Gibson J-200 Acoustic, Chef-Roadie Eric Barrett versilberte eine schwarze Gibson Flying V, Mitch Mitchell veräußerte neben der genannten Strat noch eine Washburn-Acoustic sowie einen Fender-Champ-Gitarrenverstärker. Selbst Brian Eno, der Hendrix für einen der wichtigsten Musiker und Komponisten dieses Jahrhunderts hält, kam einmal in die Verlegenheit, eine von dessen Strats zu Geld machen zu müssen.

Hendrix selbst hatte im Grunde ein völlig unbekümmertes, fast anspruchsloses Verhältnis zu seinen Instrumenten; er konnte, wenn es sein musste, mit jeder Gitarre zurechtkommen – was wohl nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass er in seinen frühen Jahren überwiegend auf Instrumenten der untersten Preisklasse spielen musste, die ja in der Regel nicht gerade leichter zu handhaben sind. In dieser Zeit und mit einfachstem Equipment entwickelte er auch seinen Stil und seinen Sound, machte erste Feedback-Experimente und was ihm sonst noch so gerade einfiel. So war seine Spielweise auch in späteren Jahren nie davon abhängig, dass ihm HiTech-Instrumente zur Verfügung standen – sie war talentiertes Handwerk pur. Zudem war die handelsübliche Standard-Strat zu seiner erfolgreichen Zeit bereits ein ziemlich perfektes Instrument, das den Bedürfnissen der meisten Gitarristen mehr als gerecht wurde. Allerdings hatte Hendrix auch keine Probleme, wenn er auf andere Gitarrentypen wie etwa eine Gibson Les Paul oder, für Sessions, auf eine halbakustische Gretsch zurückgreifen musste, die ja beide von der Strat wesentlich abweichende Griffbretter und Hälse besitzen. Fest steht jedoch, dass die Stratocaster für Hendrix in jedem Fall die erste Wahl war.

Die heute weitverbreitete Vorliebe für alte Instrumente aus den 50er-Jahren teilte Hendrix, wie bereits erwähnt, nicht. Damals besaßen sie ja auch noch nicht die Aura des „Antiken“, später „Vintage“ genannt, sondern hatten eher den derben Charme von Gebrauchtware. Hendrix besaß später zwar angeblich zeitweise einige Strats aus den späten 50ern, doch waren sie für ihn keine anderen Instrumente als die neuen Fender-Gitarren. Angeblich hat er sich dazu wie folgt geäußert: „Alle sind ganz verrückt nach der sieben Jahre alten Telecaster und der zwölf Jahre alten Gibson und der 92 Jahre alten Les Paul. Sie stehen im Moment auf diese alten Sachen, aber das ist bloß eine Modeerscheinung. Auf den heutigen Gitarren lässt sich genauso gut spielen.“

Eine vom Hersteller Fender für ihn gefertigte Linkshänder-Strat besaß Hendrix angeblich erst um 1969, und öffentlich hat er dieses Instrument anscheinend nicht gespielt. Es ist auch kein Foto von ihm mit dieser Gitarre bekannt. Ein Wechsel wäre auch unsinnig gewesen, denn er hatte sich ja über Jahre an die Bedienung einer umgedrehten Standard-Strat (wie auch der Duo-Sonic, Jaguar, Jazzmaster etc.) von der Stange gewöhnt hatte. Versuch mal spontan als Rechtshänder mit einer umgedrehten Linkshänder-Strat zu spielen! Nicht so einfach …

Rückblick: Hendrix’ erste E-Gitarren

Die Gitarren, die Hendrix spielte, bevor er 1966 seine erste Strat bekam, lassen erkennen, dass er sich allmählich von billigster Massenware in Versandhaus-Qualität zu solideren Modellen hocharbeitete. Die Supro Ozark, die ihm sein Vater 1958 im Myers Music Shop in Seattle kaufte (nach anderen Quellen erst 1959), war eine Solidbody-Gitarre mit einem einspuligen Tonabnehmer, einem Ton- und einem Volume-Regler. Auf diesem $89 teuren Instrument spielte Hendrix bei den Rocking Kings in Seattle, bis es ihm ein Jahr später gestohlen wurde. Anderen Quellen zufolge war die erste Gitarre, die Jimi besaß, eine Silvertone-Solidbody; belegen, etwa mit Hilfe von Fotos aus dieser Zeit, lässt sich diese Angabe allerdings nicht. Die Supro Ozark spielte er jedenfalls bis Ende 1960, möglicherweise sogar bis Anfang ’61 – dann wurde sie ihm gestohlen.

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Sein nächstes Modell war eine Danelectro Bronze Standard von ähnlicher Bauweise, die er gleichfalls nur ein Jahr besaß. Auch bei diesem Kauf unterstützte ihn sein Vater. Jimi lackierte die ursprünglich kupferfarbene Gitarre rot und schrieb den Namen seiner Freundin Betty Jean auf den Body. Während seiner Army-Zeit musste er sich mit einer $20 Gitarre der Marke Kay begnügen, dem billigsten Instrument, das überhaupt zu haben war. Die Kay, die ebenfalls nur einen Pickup besaß, erinnert von ihrer Formgebung her ein wenig an die Gibson-Firebird-Serie, die jedoch zu jener Zeit noch nicht auf dem Markt war (sie kamen erst 1963).

Gerüchteweise spielte Hendrix während seiner Army-Zeit auch noch eine Höfner Colorama, die er einem aus Deutschland zurückgekehrten G.I. abgekauft haben soll. Das Doublecut-Modell geistert als Ex-Jimi-Gitarre mal in Sunburst mit zwei Toaster-Pickups, dann auch in Rot mit den Rauten-Logo-Tonabnehmern durchs weltweite Netz. Es existiert auch ein vermutlich 1966 oder ’67 entstandenes Foto, auf dem Jimi mit einer weiteren Höfner-Gitarre, der Club 50 zu sehen ist. Hendrix hat diese E-Gitarre aber vermutlich nur irgendwann kurz in die Hand gedrückt bekommen, denn sie ist für Rechtshänder-Einsatz besaitet.

Ganz kurz besessen oder auch nur geliehen hatte Hendrix 1962 eine Ibanez Jet King JTK1, mit der er auf einem Foto aus dem Pink Poodle Club in Clarksville zu sehen ist – wobei es sich dabei auch um ein fast baugleiches Modell von FujiGen, Kawai Teisco oder Guyatone gehandelt haben könnte; die beiden letztgenannten Hersteller produzierten schon in den 1960er-Jahren für Ibanez, FujiGen erst ab Anfang der 70er-Jahre. Von 2004 bis 2007 hatte Ibanez eine Neuauflage der Jet King im Programm.

Nachdem Hendrix auch seine rote Danelectro, die er sich von seinem Vater aus Seattle nach Clarksville, Tennessee, hatte schicken lassen, nach kurzer Zeit wieder verkauft hatte, beschaffte er sich 1963 eine Epiphone Wilshire mit Vibrato – seine erste Gitarre, die über zwei Pickups verfügte. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Hendrix‘ Kollegen von den King Casuals zu der Zeit bereits auf Modellen wie der Fender Telecaster und der Gibson SG spielten, die für Jimi noch unerschwinglich waren; auch Billy Cox besaß schon einen Fender Precision Bass. Möglicherweise war dies ein Grund, weshalb Hendrix seine Gitarren schon in dieser frühen Zeit hin und wieder neu lackierte oder bemalte; auf diese Weise ließen sich seine Cheapo-Instrumente wenigstens optisch etwas aufwerten.

Die Wilshire muss Hendrix geraume Zeit gespielt haben, denn erst auf Fotos aus dem Jahr 1964 ist er mit einem anderen Instrument zu sehen. Bei den Isley Brothers scheint sich dann seine finanzielle Situation etwas gebessert zu haben, denn er erwarb seine erste Fender Duo-Sonic, die immerhin knapp $100 kostete (eine Strat war damals erst ab $289 zu haben). Die Duo-Sonic war eine Art von Low-Price-Version der Stratocaster, mit, wie schon der Name erahnen lässt, zwei Tonabnehmern bestückt. Angeblich hat Hendrix nachträglich eine Epiphone-Tremtone-Vibrato-Einheit in das Instrument eingebaut; auf den meisten Fotos aus dieser Zeit ist ein Vibrato-System jedoch nicht erkennbar.

Während seines Engagements bei Little Richard griff er außerdem gelegentlich auf eine Fender Jazzmaster (Stückpreis: $220) zurück, die ebenfalls ein Vibrato-System besaß; zumindest ist er auf Fotos mit diesem u.U. auch geliehenen Instrument zu sehen. Seine Hauptgitarre blieb jedenfalls die Duo-Sonic, und auch auf Fotos von Anfang 1966, die Hendrix mit Curtis Knight & The Squires zeigen, spielte er diese Gitarre. Knight selbst berichtete zwar, Hendrix habe schon damals eine weiße Strat und, seltener, eine semiakustische Gretsch eingesetzt, diese Information ist jedoch (wie vieles andere aus dieser Quelle) zu bezweifeln und auch nicht durch Fotos zu belegen.

Erst Mitte 1966, als sich Hendrix bereits von den Squires getrennt hatte, tauschte er die Duo-Sonic gegen seine erste Fender Stratocaster ein; das hierfür nötige Kleingeld lieh er sich von einer Freundin. Im Spätsommer 1966, während seiner Zeit mit den Blue Flames, soll er bei Auftritten im „Cafe Wha?“ noch gelegentlich eine Telecaster gespielt haben; für diese Behauptung einiger Biographen existieren allerdings ebenfalls keine Belege. So war relativ sicher die Stratocaster, sein späteres Hauptinstrument und Markenzeichen, auch die Gitarre, die er spielte, als er von Chas Chandler entdeckt wurde.

Jimi on Sunday (7)

Klassiker: Gibson Flying V   © Lothar Trampert

Jimi Hendrix’ Gibson-Alternativen: Flying V, SG und Les Paul

In den Jahren von 1967 bis 1970 konnte sich Hendrix aufgrund seiner Erfolge endlich das Equipment leisten, das er schon immer haben wollte und das er für seine Musik auch benötigte. Hinzu kam, dass ihm schon bald Experten wie Roger Mayer zur Seite standen, die mithalfen, seine Musik auch in technischer Hinsicht besser zu realisieren.

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Die Fender Stratocaster blieb für Hendrix während dieser ganzen Zeit die wichtigste Gitarre. Sein bekanntestes Zweitinstrument war – ab Sommer 1967 – die Gibson Flying V. Die Entscheidung zwischen Gibson- und Fender-Gitarren war zeitweise für viele Musiker beinahe eine Frage der Weltanschauung. Allein der pfeilförmige Korpus der Flying V wirkte optisch wesentlich härter als der weich geschwungene Body der Stratocaster. Das gesamte Design der Flying V muss 1958, als sie auf den Markt kam, einen geradezu revolutionären Eindruck gemacht haben. Darüber hinaus unterscheidet sich dieses Gibson-Modell in einigen technischen Punkten von der Strat, z.B. durch den eingeleimten Hals und die Pickups: Die V verfügt über zwei Humbucker mit je einem Klang- und einem Volumenregler. Wegen der vom eher brillanten Fender-Sound abweichenden wärmeren Klangcharakteristik setzte Hendrix die Flying V vor allem für Blues-Aufnahmen und ruhigere Stücke ein. Wahrscheinlich hat Hendrix drei Gitarren dieses Typs besessen: Vom Sommer 1967 bis Anfang 1969 spielte er eine Flying V mit Punkteinlagen im Griffbrett, die er selbst bemalt hatte. Es existiert ein weiteres Foto mit einer ähnlichen Flying V, die nicht bemalt ist, das am 18. Mai 1969 im Backstage-Bereich des Madison Square Garden entstand. Die dritte bekannte Gibson Flying V, eine schwarze Linkshändergitarre, bekam er erst Anfang 1970 in den USA; vermutlich war es eine Sonderanfertigung der Herstellerfirma speziell für ihn, sozusagen ein kleines Werbegeschenk. Mit diesem Instrument trat Hendrix am 25. April 1970 im Los Angeles Forum zum ersten Mal öffentlich auf, außerdem existieren Fotos vom Konzert am 8. Mai aus dem University Of Oklahoma Field House. Im Videomitschnitt von der Isle Of Wight, vom 30. August, kann man sich dieses spezielle Instrument ganz genau ansehen, u.a. in ,Red House‘: goldene Hardware, weißes Schlagbrett, eingefasstes Griffbrett mit einer Variation des Split-Diamond als Perlmutt-Inlays, und auf dem Trussrod-Cover der Kopfplatte stand nur „Custom“. Eine ganz besondere Sonderanfertigung für einen ganz besonderen Gitarristen.

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Nicht nur die Flying V, auch alle anderen Instrumente, die Hendrix neben der Strat spielte oder gespielt haben soll, wurden von ihm nur bei einzelnen Songs eingesetzt: Die zwölfsaitige Zemaitis-Acoustic, mit der er in Joe Boyds Film „Jimi Hendrix: See My Music Talking“ eine ungewöhnliche Version des Songs ,Hear My Train A-Comin’‘ spielt, war nicht sein Eigentum, sondern ihm für diese Aufnahme vom 19. Dezember 1967 geliehen und für diesen Anlass neu (für Linkshänder) besaitet worden. Es gab aber auch einige Akustikgitarren in Hendrix‘ Besitz, die er aber nicht auf der Bühne einsetzte: Während der US-Tour 1967 kaufte er eine 1951 Epiphone FT79 Steelstring, zwei Jahre später kaufte er bei Manny’s eine 1968er Martin D-45, die nach Hendrix‘ Tod Noel Redding vermacht wurde; Noel soll noch eine weitere D-45 und eine Thornward Parlor Acoustic von Hendrix besessen haben. Angeblich hatte Hendrix auch noch eine Washburn-Steelstring, eine Gibson J-200 in Sunburst-Lackierung und eine Gibson Dove.

Zurück zu den E-Gitarren: Auf Fotos von 1968 ist Jimi mit einer schwarzen Gibson Les Paul Custom, vermutlich Baujahr 1956 zu sehen; diese eher seltene Gitarre ist noch mit den serienmäßigen schwarzen P-90/Singlecoil-Pickups bestückt. Während der Blues- und Jazz-orientierten Sessions, die 1969 mit John McLaughlin, Dave Holland, Larry Young, Buddy Miles und anderen stattfanden, war diese Gitarre, wenn man McLaughlin glaubt, Hendrix‘ wichtigstes Instrument.

Bei seinem Konzert am 31. Mai 1968 im Hallenstadion in Zürich spielte Hendrix eine gelbe Gibson Les Paul Special mit zwei Pickups, ebenfalls aus den 50er-Jahren. Dieses TV-Yellow-Modell sieht man auch auf einem Foto der Studio-Session, bei der der Titel ,South Saturn Delta‘ entstanden sein muss – Hendrix sitzt neben einer vierköpfigen Bläser-Gruppe.

Eine 1967er Guild Starfire V spielte Hendrix am 19. Mai 1968 in der Wreck Bar in Sunny Isles Beach, Florida. Der Club-Gig, wahrscheinlich war es nur eine Jam-Session, fand nach dem Miami Pop Festival statt.

Eine angeblich bereits 1963 von Hendrix erworbene 1955er Les Paul Custom mit Bigsby-Vibrato, die in Seattle im Museum of Pop Culture zu sehen ist, würde ich ihm nicht zuschreiben – denn er hatte definitiv damals kein Geld für ein solches Instrument und ist auch auf keinem Foto damit zu sehen. Ähnlich verhält es sich mit der Mosrite Joe Maphis 12/6 Doubleneck, die zeitweise im MoPOP-Museum in Seattle ausgestellt war. Ob er sie wirklich im New Yorker Manny’s Music Shop gekauft hat und bei den Aufnahmen zu ,Spanish Castle Magic‘ (vom Album ,Axis: Bold As Love‘ 1967) einsetzte, ist umstritten.

Sicher ist, dass Hendrix vor dem Auftritt in Monterey im Juni 1967 eine schwarze Fender Jaguar geschenkt bekam – von Rolling-Stones-Gitarrist Brian Jones, der die Experience bei dem Festival auch ansagte. Jimi hat die Gitarre nach der Rückkehr nach London, im Herbst bei Aufnahmen in den Olympic Studios eingesetzt.

Ein Foto, vermutlich aus einem Studio, existiert von Hendrix mit einer semiakustischen E-Gitarre, mit einem F-Loch und kleinem Korpus: Dabei handelt es sich um eine Bartell Black Widow von ca. 1969, die Jimi angeblich von Produzent Harvey Gerst bekam – er tauschte sie gegen eine seiner Fender Strats ein. Gerst war wie Hendrix Linkshänder. Ob seine Gitarre eine Sonderanfertigung des Gitarrenbauers Paul Barth war, oder ein Serienmodell, ist nicht bekannt. Die kalifornische Firma Acoustic Control Corporation, die diese Instrumente im Vertrieb hatte, ließ die Black Widow dann kurze Zeit später in Japan von Matsumoku herstellen.

https://youtu.be/JzUiGuQKrRE

Zu den selten eingesetzten Instrumenten zählt auch die weiße Gibson SG Custom mit Gold-Hardware, drei Humbucker-Pickups und einem Maestro-Vibrato. Das von Hendrix um 1968/69 gespielte Modell war weiß lackiert und wurde ca. 1967 gebaut. Die SG stellte für ihn im Wesentlichen eine Alternative zur Flying V dar, wurde also im Studio und auf der Bühne für Blues-Nummern eingesetzt. Wahrscheinlich hat er dieses auffällige Instrument zum ersten Mal am 09. Januar 1969 bei seinem Konzert in Stockholm für ,Red House‘ eingesetzt. Anfang September 1969 tauchte Jimi Hendrix dann in der „Dick Cavett’s TV Show“ im US-Fernsehen mit der weißen SG auf und spielte ,Izabella‘, ,Machine Gun‘ und ,Hear My Train A Comin’‘. Gibson hat dieses Modell vor einigen Jahren als Hendrix-Special, zusammen mit der Flying V neu aufgelegt.

Jimi on Sunday (7)

Klassiker: Les Paul SG mit drei Humbucker-Pickups.      © Lothar Trampert

Hendrix soll noch eine weitere Gibson SG Custom besessen haben: Ein 3-Pickup-Modell in Walnut-Finish, das er bei einem Gig im New Yorker Ungano’s Club im Januar 1970 spielte, wo er u.a. mit Elvin Bishop jammte. Diese SG soll ein Geschenk der Club-Besitzer gewesen sein.

Es existiert noch ein Foto, auf dem Hendrix eine Rickenbacker-4005-Semiacoustic im Arm hält – die gehörte aber sehr wahrscheinlich dem ebenfalls abgebildeten The-Who-Gitarristen Pete Townshend.

Zwei weitere Instrumente hat Jimi Hendrix gelegentlich im Studio eingesetzt, immer dann, wenn er, wie etwa während der ,Electric Ladyland‘-Sessions, Teile der Bass-Tracks selber einspielte: einen Sunburst Fender Jazz Bass aus dem Jahr 1965 und einen Hagström-8-String-Bass. Sowohl Hendrix als auch Noel Redding besaßen einen Hagström-Bass, der zum Beispiel in ,Spanish Castle Magic‘ und ,Little Miss Lover‘ von der zweiten LP ,Axis: Bold As Love‘ zu hören ist, hier allerdings gespielt von Redding. Der E-Bass war jedenfalls ein von Hendrix gern benutztes Session-Instrument; nach Konzerten in größeren Städten suchte er meist mit Mitch und Noel gern noch lokale Live-Clubs auf, wo das Trio dann mit den anwesenden Musikern jammte. Bei diesen Gelegenheiten war dann allerdings häufig Redding der Mann an der Gitarre; dieses Instrument spielte er ja schon wesentlich länger als den Bass. Als Begleitmusiker von Hendrix stand der Gitarrist Redding permanent in dessen Schatten. Hendrix war sich dieser Tatsache bewusst und versuchte Noel daher bei spontanen Club-Jams nach Feierabend ein wenig zu featuren. Netter Chef.

Modifikationen an Jimi Hendrix’ E-Gitarren

Da es sich bei allen genannten Gitarren und Bässen um gewöhnliche Serienmodelle aus mehr oder minder standardisierter Industriefertigung handelt, stellt sich die Frage, ob an diesen Instrumenten nachträglich irgendwelche Modifikationen vorgenommen wurden, die entscheidenden Einfluss auf Hendrix‘ Gitarrenspiel oder seinen Sound gehabt haben könnten.

Techniker Roger Mayer, der für die Sound-Einstellung und Instandhaltung des Experience-Equipments verantwortlich war, erklärt, dass die meisten Strats bis auf die umgekehrte Besaitung sowie die entsprechend neu installierten Sättel und Bridges nicht verändert wurden. Großen Wert wurde darauf gelegt, dass die E-Gitarren mechanisch gut funktionierten, das heißt, dass sie sauber justiert waren, so dass beim Spielen kein Saitenschnarren oder ähnliche unerwünschte Geräusche zu hören waren. Was physisch nicht optimal schwingt, kann auch elektrisch verstärkt nicht viel besser klingen – denn auch die E-Gitarre ist prinzipiell ein akustisches Instrument, wenn auch ohne oder mit reduziertem Resonanzkörper. Also wurden die saitenführenden Teile mit höchster Präzision eingestellt, um ein optimales Schwingungsverhalten und Oktavreinheit zu gewährleisten. Der Halsansatz der Gitarren wurde von überschüssigen Farbresten gesäubert, um eine gute Hals-Korpus-Verbindung und somit ein maximales Sustain zu erzielen. Aufgeraute Bundstäbchen und Griffbrett-Partien wurden glattpoliert; dies geschah jedoch relativ selten, da die Instrumente meist nicht so lange in Gebrauch blieben, dass solche Verschleißerscheinungen hätten auftreten können. Ehe ein solcher Fall eintreten konnte, wurden sie meist ohnehin wegen anderer Defekte ausgemustert, da Hendrix sie während des Spielens oft in extremer Weise beanspruchte. Defekte oder zerstörte Gitarren wurden zerlegt, die noch verwendbaren Einzelteile wurden zur Reparatur anderer Gitarren benutzt oder in völlig neuer Kombination zusammengebaut.

Veränderungen wurden hingegen am Vibrato-System der Stratocaster vorgenommen: Bei einigen Gitarren wurden zwei der fünf Stahlfedern entfernt, um eine leichtere Gängigkeit und so noch extremere „Verstimmung“ der Saiten zu ermöglichen. Sicher ist jedoch, dass diese spezielle Modifikation nicht, wie oft behauptet wird, an sämtlichen von Hendrix gespielten Strats vorgenommen wurde. Aufgrund der Tatsache, dass die rückseitige Abdeckung der Gitarre immer entfernt wurde, um einen schnelleren Saitenwechsel zu ermöglichen, sind auf den meisten Fotos, auf denen Hendrix diesen Typ spielt, alle fünf Federn zu erkennen. Die Vibrato-Hebel einiger Gitarren bog sich Hendrix so zurecht, dass sie nicht nur die ihnen zugedachte Funktion erfüllten, sondern er selber auch in der Lage war, mit dem Hebel die Saiten zu berühren. Durch den Kontakt einer schwingenden Saite mit dem Metallhebel oder der aufgesetzten Hartplastikkappe konnten auf diese Weise spezielle Klangeffekte erzeugt werden. Der Hebel durfte sich also nicht in allzu großem Abstand von den Saiten befinden.

Grundsätzlich dürfte Jimi H. aber die Veränderungen am Vibrato-Arm auch aus anderen Gründen vorgenommen haben. Aufgrund der Verwendung eines Rechtshändermodells befand sich ja nun der Hebel bei der Benutzung durch den Linkshänder Hendrix nicht wie gewohnt unterhalb, sondern oberhalb der Saiten. So wollte er möglicherweise durch das Verbiegen lediglich erreichen, dass der Hebel in eine spieltechnisch günstigeren Position kam und leichter zu bedienen war. Auf manchen Fotos erkennt man tatsächlich, dass der Hebel auf sehr unterschiedliche Weise verändert worden war – über Sinn und Zweck lässt sich jedoch innerhalb der oben beschriebenen Grenzen nur spekulieren. Und Experimente waren diesem Musiker ja nicht fremd.

Bei dem bereits angesprochenen Tonabnehmer-Wahlschalter soll gelegentlich die Einrastfeder, die die drei Schaltstellungen (für die drei Tonabnehmer der Strat) fixiert, entfernt worden sein, damit die genannten Zwischenstellungen effektiver zu erzielen waren. Spekulation oder Wahrheit?

Eine weitere Besonderheit betrifft das Aufziehen der Saiten. Die tiefe E-Saite wickelte Hendrix in umgekehrter Richtung um die Stimmwirbel als die übrigen fünf Saiten. Durch die so erzielte Verkantung an der Saitenführung sollte vielleicht verhindert werden, dass sie bei besonders kräftigem Anschlag aus dem Sattel sprang. Diese Gefahr war einmal aufgrund der typischen Spielweise von Hendrix gegeben, die sich durch einen ungewöhnlich kräftigen Anschlag der Bass-Saiten auszeichnete, aber auch wegen der umgekehrten Besaitung der Rechtshänder-Strats, die mit sich brachte, dass der Stimmwirbel der tiefen E-Saite nun am weitesten vom Sattel entfernt war. Ein absolut zwingender oder auch nur einleuchtender Grund für diese besondere Art der Saitenbefestigung ist jedoch nicht ersichtlich.

Darüber hinaus erwähnt Hendrix‘ Gitarrentechniker Roger Mayer einige Experimente mit neu gewickelten Tonabnehmerspulen. Der Grund für diese Versuche: Durch eine erhöhte Anzahl von Umwicklungen verstärkt sich einerseits die Ausgangsleistung, zum anderen verändert sich das Klangbild; es verliert an Höhen und klingt mittiger. Einige Biografen wollten in diesen relativ beschränkten Experimenten den Schlüssel zum typischen Hendrix-Sound erkannt haben – was immer das auch sein soll. Also eine keineswegs überzeugende Erklärung: Denn kaum ein Gitarrist hat Ende der 60er-Jahre mit so vielen verschiedenen Sounds gearbeitet wie Jimi Hendrix. Die genannten wenigen Pickup-Modifikationen dürften schon allein deshalb keine besondere Rolle gespielt haben, weil Hendrix dafür bekannt war, dass er bei Sessions mit fast jedem beliebigen Equipment „seinen Sound“ erzielen konnte; dieser muss daher von anderen oder zumindest mehr Faktoren abhängig gewesen sein als nur von irgendwelchen Besonderheiten der Tonabnehmer seiner Gitarren. Keine Frage, das hatte wohl eher was mit der Spieltechnik dieses Virtuosen zu tun.

Ebenfalls nicht von grundlegender Wichtigkeit war die von Mayer gelegentlich veränderte Verdrahtung des Innenlebens der Gitarren: Durch Überbrücken beziehungsweise Abklemmen des Tonreglers der Strat wurde der Signalweg verkürzt, so dass der Pickup-Sound als nahezu unverfälschtes Signal aus der Gitarre kam. Klangregler und Schalter besitzen nämlich den unangenehmen Nebeneffekt, dass sie das Klangbild des Instruments geringfügig verändern, indem sie bestimmte Frequenzbereiche abschneiden. Abgesehen davon, dass derartige Modifikationen meist nur an den im Studio eingesetzten Gitarren durchgeführt wurden, spielen auch sie keine wesentliche Rolle für Hendrix‘ Gitarrenspiel.

Eine weitere beliebte Theorie zum Thema „Das Geheimnis des Hendrix-Sounds“ bezieht sich auf einen Schalter am hinteren Halsansatz der Gitarre, den Jess Hansen, Mitbegründer des „Jimi Hendrix Archive“, bei Hendrix‘ letztem Konzert in Seattle gesehen haben will. Interessanterweise geisterte diese Einzelbeobachtung lange Jahre, auf vielfache Weise weiterinterpretiert, hartnäckig durch die gesamte Hendrix-Literatur, obwohl Hansen nicht eine einzige hörbare Klangveränderung zu beschreiben weiß, die auf Hendrix‘ angeblich mehrmalige Betätigung dieses mysteriösen Schalters während des Konzerts hätte zurückgeführt werden können. Nun, wahrscheinlich hat sich Jimi, in bester Michael-Jackson-Manier, während dieses Gigs nur ab und an mal an sein hinter der Strat gelegenes, zweitliebstes Instrument gegriffen – und sonst gar nichts. Zudem ist den damaligen Hendrix-Roadies Eric Barrett und Gerry Stickells wie auch seinem Techniker Roger Mayer, die alle mit Hendrix‘ Equipment bestens vertraut waren, nichts von der Existenz eines solchen Schalters oder einer ähnlichen Modifikation bekannt.

Welche Saiten verwendete Jimi Hendrix?

Nach Roger Mayers Angaben verwendete Hendrix für seine Gitarren handelsübliche Saiten des Typs Fender Rock & Roll Light Gauge (die exakte Bezeichnung lautete in den 60ern „Fender Rock N’ Roll 150 Strings“) mit den Saitenstärken .010, .013, .015, .026, .032, .038, eine Kombination, die sowohl Transparenz im Bassbereich als auch kraftvolle Höhen garantierte, zwei Grundvoraussetzungen für die Realisierung von Hendrix‘ Sound-Vorstellungen. Möglicherweise hat er darüber hinaus für kurze Zeit noch Esquier-Saiten benutzt, was sich aus der Tatsache schließen lässt, dass er gegen Ende 1968 Werbung für diesen amerikanischen Hersteller machte. Oder machen musste: Manager Michael Jeffery, der auch den Deal mit den für die Experience vollkommen ungeeigneten Sunn-Amps eingefädelt hatte, war da rücksichtslos.

Mit den extrem dünnen Saitensätzen, die Hendrix oft angedichtet werden, hätte er zweifellos Probleme gehabt. Diese Fehlinformation kam von Buddy Miles und wurde von Michael Bloomfield weitererzählt. Außer auf die Gefahr des Reißens oder der Verstimmung weist Roger Mayer in diesem Zusammenhang auch auf die Abhängigkeit des Output-Levels einer E-Gitarre von der Dicke der benutzten Saiten hin, die da vor dem Tonabnehmer-Magneten schwingen Je stärker die Ausgangsspannung des Instruments, desto leichter lässt sich der angeschlossene Verstärker übersteuern, sind also zum Beispiel Verzerrungs-, Rückkopplungs- und Obertoneffekte möglich. Garantiert eine Saite von der Stärke .010 die (theoretisch) 100-prozentige Ausgangsleistung der Gitarre, so hat die Saitenstärke .009 nur noch 80 Prozent und eine .008-Saite, mangels Masse, gerade noch 64 Prozent zu bieten. Das Hochschrauben der Tonabnehmer mit dem Ziel, sie näher an die Saiten zu bringen, hilft nicht unbedingt, diesen Leistungsverlust ganz auszugleichen, da auf diese Weise das Magnetfeld, in dem die Saite vibriert, verengt wird, was sich besonders beim Saitenziehen unangenehm bemerkbar macht. Zusätzlich kann sich durch eine zu starke magnetische Wirkung der Tonabnehmer eine Verschiebung in der Obertonstruktur eines gespielten Tons einstellen, die sich als Intonationsabweichung bemerkbar macht: Es klingt dann einfach verstimmt. Die Tonabnehmer von Hendrix‘ Gitarren waren nach Mayers Angaben verhältnismäßig tief gesetzt, um diese Probleme auszuschalten. Gegen die oft zitierte Verwendung extrem dünner Saiten (u.a. einer .008er Banjo-Saite als hohes E) spricht außerdem die Tatsache, dass Hendrix seine Gitarre oft um einen Halbton tiefer als normal gestimmt hat. Dafür sind dünnere Saitensätze als die .010er eigentlich ungeeignet, denn sie sind extrem verstimmungsanfällig und beim Akkordspiel mangels Saitenspannung problematisch in der Intonation. Tiefer gestimmt klingt die Gitarre insgesamt voluminöser, und das Saitenziehen (Bending) wird erheblich erleichtert.

Hendrix‘ Plektrum-Einsatz ist von weitschweifigen Vermutungen der genannten Art glücklicherweise verschont geblieben. Spezielle „Jimi-Hendrix Picks“ sind, jedenfalls bisher, nicht aufgetaucht. Nach Angaben seines Händlers Henry Goldrich verwendete Hendrix mittelstarke Plektren von verschiedensten Herstellern – einfach das, was er gerade in die Finger bekam. Eine geradezu verdächtige Unbefangenheit für eine Rock-Legende …

Statement: Till Kersting

Jimi on Sunday (7)

Er ist Rock-&-Roll- und Rockabilly-Fan, Fender-Artist und spielte u.a. mit The Baseballs, Tommy Engel, The Sugarhills und bei Pussy Terror TV. Telecaster-Fan Till Kersting liebt aber auch die Musik von Jimi Hendrix: „,Axis: Bold As Love‘ mag ich besonders, denn  da sind für mich die schönsten Kompositionen und Texte drauf – und darum geht es doch, oder? Geschichten erzählen … ,Castles Made Of Sand‘, das ist eine Ode an die Vergänglichkeit!“ Till weiter: „Meine erste Gitarre bekam ich mit 13 Jahren vom Gitarristen meines Onkels, der in einer Beat-Band spielte. Es war eine Squier-Stratocaster aus der JV-Serie, die ich als Linkshänder am ersten Tag umdrehte und die Saiten andersrum aufzog. Ich konnte in der ersten Woche drei Akkorde, das Stones-Riff von ,Route 66‘ und den Basslauf von ,Hey Joe‘. Als ich dann gesehen habe, dass Jimi auf einem Foto die gleiche Gitarre genauso hält wie ich war das für mich die Initialzündung mich auf den Arsch zu setzen und zu üben. Zwei Jahre später hab ich die Gitarre aus Versehen in einem Zug liegen lassen, und ich bin dann zur Telecaster gewechselt, der ich bis heute treu geblieben bin.“

Till Kersting / The Baseballs

Nächsten Sonntag, 17 Uhr …

geht es weiter mit JIMI ON SUNDAY 08 und

MORE MUSIC: DIE WICHTIGSTEN LIVE-ALBEN von Jimi Hendrix.

Danke fürs Lesen und bis demnächst!

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Forum
  1. Profilbild
    Fredi

    Hallo Lothar,

    danke für die schöne Übersicht über die Gitarren von Hendrix!

    Ich teile zwar die Botschaft „die Gitarre macht nicht so viel aus, sofern sie ein virtuoser Musiker benutzt“. Solche Typen können erfahrungsgemäß auch auf einer Klobürste eine faszinierende Show abliefern.

    Solange das Instrument mechanisch und elektrisch halbwegs sauber produziert wurde, sind die Unterschiede durch andere Rahmenbedingungen (insbesondere dem Musiker!) viel weitergehender.

    Aber natürlich geht sie etwas an der Ideologie der Musikindustrie (und vielleicht auch von amazona?) vorbei 😉

    Viele Grüße
    Fredi

    • Profilbild
      LOTHAR TRAMPERT AHU

      @Fredi Hallo Fredi,

      danke für deine Nachricht.

      Was deine ideologische Anmerkung ;-) angeht: Auf unserem Wunsch-, Traum-, Superstar- und/oder Lieblingshersteller-Instrument spielen wir doch alle viel besser als auf anderen, Glauben wir zumindest. Das dürfte der Musikindustrie und Amazona genau so gefallen wie uns selbst. Außerdem gibt es ja auch ganz schlaue Händler, die sich noch zusätzlich einen Vintage-Laden für die reicheren Traumtänzer unter uns leisten – und auch diese Bedürfnisse perfekt bedienen. Finde ich intelligent, geschäftstüchtig und großartig.

      Letztendlich glaube ich, dass die Vermittlung von Begeisterung für Musik UND für Instrumente am wichtigsten ist. Meine nächste Hendrix-Folge stellt ein paar wichtige Live-Aufnahmen vor. Und ich glaube, dass nach einem Hendrix-Live-Video jeder Gitarrist/jede Gitarristin mal eine Stratocaster ausprobieren möchte. Ohne Musik geht gar nichts.

      Viele Grüße
      Lothar

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