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Workshop: Abmischen und Mixing von Metal – Teil 2

Mehr Druck! Wie man Metal richtig mixt!

12. April 2022

Wie Mixt Man Metal Workshop

Metal abmischen – Bass

Kommen wir zunächst zu den geschundenen Kreaturen des Metals, den Bassisten. Wir erinnern uns, Bassinstrumente aller Art wurden in grauer Vorzeit erfunden, da ohne sie die tragenden Elemente wie Melodie- oder auch Rhythmusinstrumente vergleichsweise dünn und wenig voluminös klangen. Selbst mit der Erfindung der Solidbody-E-Gitarre Serienfertigung im Jahr 1952 waren die Frequenzspektren klar aufgeteilt, sprich wo die Gitarre aufhörte, fing der Bass an. Eine wunderbare Arbeitsteilung, welche heutzutage jedoch obsolet geworden ist.

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Downtuning in Form von 1-2 Halbtonschritten konnte die klassische Aufteilung noch problemlos parallel adaptieren, aber bereits bei der Etablierung der 7-saitigen Gitarre blieb dem Bassisten nur noch die Flucht zum 5-Saiter, wollte er weiterhin mit seinem Frequenzspektrum eine Oktave unter der Gitarre bleiben. Hochwertige 5-Saiter schaffen es aufgrund einer gesunden Konstruktion auch gerade noch eine mehr oder minder knackige leere H-Saite zu kredenzen, aber alles was darüber hinaus, respektive hinunter geht, ist haptisch nicht mehr artikuliert zu übertragen. Sprich, wer ein „cooles“ Drop-A-Tuning fahren oder aber mit seiner 8-saitigen Gitarre glänzen möchte, sollte erst einmal ein ruhiges Gespräch mit dem Bassisten führen.

Bands wie „Animals As Leaders“, in der sich zwei 8-Saiter Gitarren die harmonischen Bälle zuspielen und abwechselnd die verschiedenen Frequenzspektren übernehmen, zeigen eine praxisgerechte Adaption der harmonischen Möglichkeiten eines solchen Instruments. ABM-Maßnahmen wie bei der Band Meshuggah, bei der die Stimmung der Bass-Saiten identisch mit den untersten Saiten der Gitarren sind, erschließen sich mir nicht, aber ich möchte mich natürlich auch bei keiner Band in ihre Personalpolitik einmischen. Iron Maiden spielen ja auch ihre Welthits, welche mit zwei Gitarren eingespielt wurden, nunmehr mit 3 Gitarristen, was völlig sinnbefreit ist, aber das steht auf einem anderen Blatt.

Gehen wir also einmal davon aus, dass die Band, welche ihre Songs aufnehmen möchte, maximal ein tiefes H am Bass liefert, worauf ist nun zu achten. Letztendlich gibt es 3 entscheidende Parameter, welche es bei der Aufnahme und im Mix zu beachten gibt, als da wären Kompression, EQ und Gain. Gehen wir die drei Bereiche einmal Stück für Stück durch.

Wie Mixt Man Metal Workshop

Metal aufnehmen – wichtige Bass Parameter

– Kompression: Wir nehmen als Basis an, dass der Bass unverzerrt aufgenommen wird (siehe Gain). In diesem Fall haben wir ähnlich wie bei anderen hochdynamischen Signalen wie z. B. einer akustischen Gitarre oder auch dem Gesang auch ohne Slap/Pop jede Menge Signalspitzen, welche für ein ungleichmäßiges Signal beim Bass sorgen. Daher gilt auch hier wie bei den o. g. Beispielen anderer Instrumente „Compressed To Fuck“, wobei allerdings eine perfekte Einstellung der Kompressor-Parameter Pflicht sind. Eine Basis bieten dabei ab und an die Presets der mitgelieferten DAW-Plug-ins, selbige müssen aber unbedingt noch an den persönlichen Spielstil des Künstlers angeglichen werden. Presets unbearbeitet zu übernehmen, ist ein typischer Anfängerfehler, welcher sich später im Mix immer rächt. Im Zweifelsfall immer einen Fachmann zu Rate ziehen.

– EQ: Ein anderer Fehler, welcher immer wieder im Mix gemacht wird, ist die mangelnde frequentielle Trennung von Kick und Bass. Im Optimalfall verhält es sich in diesem Bereich wie in der Aufteilung Gitarre/Bass, sprich ein Instrument verliert an Frequenzanteil, welches ein anderes Instrument übernimmt. So ist es z. B. völlig kontraproduktiv, Kick und Snare im Tiefbassbereich unter ca. 90 Hz gleichzeitig zu featuren. Besser ist es, den Bass ab ca. 100 – 120 Hz neutral zu betrachten, ja evtl. sogar etwas abzusenken, damit er nicht in den Bereich der Kick einstreut. Der klassische „Knurr“ liegt bei ca. 500 Hz, darüber hinaus kommt es darauf an, wie wichtig die Lines sind, welche der Bass innerhalb des Songkontextes spielt. Arbeitet man z. B. in einer Maiden-Style-Klone-Band, darf der Bass auch gerne einmal im Mittenbereich klicken, im Gegenzug muss er allerdings auch über ein exzellentes Timing verfügen, da sonst die gesamte Band auseinanderfällt.

– Gain: Gerne wird im Metal damit geworben, dass man auch den Bass ordentlich verzerren kann, um dem Instrument mehr Druck zu verleihen. Dies mag bei einem Solo-Spot durchaus noch funktionieren, im Bandkontext hingegen macht ein High-Gain-Bass keinen Sinn. Zum einen können sich starke Verzerrungen im Bassbereich bei Weitem nicht so gut durchsetzen wie im Mittenbereich der Gitarre, zum anderen verliert der Bass mit zunehmender Verzerrung an Durchsetzungskraft. Was hingegen einer Metal-Produktion durchaus zuträglich ist, ist ein gewisser Grad an Sättigung, wie man es von der berühmten Classic-Serie von Ampeg her kennt, zumal ein moderater Verzerrungsgrad im Bass auch mit einer entsprechenden Kompression einhergeht und den einen oder anderen Kompressor überflüssig macht.

Ob man den Bass mit einem Mikrofon, einer D.I.-Box oder aber einer Kombination aus beiden aufnehmen möchte, liegt im persönlichen Geschmacksbereich des Produzenten. Ich für meinen Teil halte eine Mikrofonaufnahme nur bei einem Vollröhrenboliden für sinnvoll, da in diesem Fall die die Gain-Struktur authentisch abgebildet wird. Für eine „reguläre“ Bassaufnahme empfehle ich persönlich die D.I.-Lösung.

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Wie Mixt Man Metal Workshop

Metal Abmischen – Vocals

Welche Besonderheiten gibt es bei Metal-Vocals zu berücksichtigen:

Im Gegensatz zu der klassischen Aufnahme von Vocals, wo es primär darum geht, auch die letzten Feinheiten in der Artikulation des Sängers herauszukitzeln und auch noch den letzten „Schmatzer“ gut hörbar vor die Band zu stellen, geht es im Bereich Metal weitaus brachialer zu Werke. Natürlich gelten im Melodic-Metal bzw. in allen Passagen, wo es um melodiöse Vocals mit entsprechenden Hooks geht, um die Ansätze, wie man sie auch von regulären Pop/Rock-Produktionen her kennt. Wahrscheinlich werden um die 95 % aller Gesangsaufnahmen mit einem Großmembran-Mikrofon in einem möglichst neutralen Raum/Gesangskabine durchgeführt, was sich auch im Metal bewährt hat.

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Allerdings ist im Brachialbereich des Metals alles erlaubt, was einem gefällt, sprich, wer sich gerne mit einem Kabel-gestütztem SM58 in der Hand die Seele aus dem Leib kotzt, kann dies auch bei den passenden Aufnahmen machen. Je nach Growl-Anteil kann man später im Mix auch noch einen Octaver unter das Originalsignal mischen, um die Vocals noch bedrohlicher erscheinen zu lassen. Auch wird in diesem Bereich nicht nur gerne gedoppelt, sondern teilweise bis zu 5 Stimmen für die Main-Vocals übereinander gelegt, wobei es hier natürlich gilt, die Vocal-Spuren in Sachen Gesangs-/Sprachfluss möglichst perfekt übereinander zu legen.

Auch ein Verzerrer kann bei den Vocals eingesetzt werden, allerdings sollte man berücksichtigen, dass sich dieser Effekt vergleichsweise schnell abnutzt, insbesonders, wenn die Gitarren bereits im High-Gain unterwegs sind. Je mehr Instrumente verzerrt werden, desto mehr Obertöne sorgen dafür, dass der klangliche Gesamteindruck verwaschen wird und umso mehr leidet die Durchsetzungsfähigkeit der einzelnen Instrumente darunter.

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Auch wenn es vielen Gitarristen schwerfällt, diese Tatsache zu akzeptieren, der Sänger, die Sängerin verkauft die Band. Top-Band/Schrott-Sänger = keine Chance, Schrott-Band/Top-Sänger = alles gut. Zwar ist es nicht mehr ganz so schlimm wie noch vor einigen Dekaden, wo der Sänger die Band WAR und die Band nach Ausstieg des Sängers schwer um ihre Existenz kämpfen musste, aber selbst im geräuschhaften Death etc. Bereich liegt das Hauptaugenmerk immer auf dem Mann am Mikrofon, wobei sich die Situation bei einer Sängerin immer zu der Konstellation „Sängerin mit Begleitband“ entwickelt. Du willst deine Ruhe als Musiker? Hol dir eine attraktive Sängerin und du findest in der Wahrnehmung nicht mehr statt.

Metal abmischen – Vocals im Gesamtmix

Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass der Gesang bis auf eventuelle Solopassagen durchgehend das „lauteste“ Instrument im Mix sein muss. In den früheren Jahren glichen Sänger das aus, indem sie nahezu durchgehend im Tenor-Bereich unterwegs waren und sich somit über den Tonlagen der Gitarren bewegten, wodurch sie auch bei moderater Lautstärke sehr gut hörbar waren. Bewegt der Sänger sich hingegen im Bariton-Register oder darunter, konkurriert er mit vielen Instrumenten wie z. B. Gitarren und ggf. Keyboards, welche es in ihrer Dominanz entsprechend anzugleichen gilt.

In Sachen Klang gilt es auch hier, einen besonderen Fokus auf den Mittenbereich zu legen, da sich die Vocals in diesem Bereich am besten im Mix durchsetzen können. Feine Auflösungen im 10k+ Bereich sind natürlich von Bedeutung, gehen bei typischem Metal-Geballer jedoch unter wie die Titanic auf dem offenen Meer. Mehr denn je gilt es bei Metal-Vocals, den „freien Platz“ im Frequenzspektrum zu finden, um den Sänger dort im Kontext zu platzieren oder aber man ordnet die Band dem Gesang gnadenlos unter, was auch immer etwas zu Lasten des Drucks geht. Hier gibt es keine allgemeingültige Lösung, sondern man muss das angestrebte Ergebnis dem individuellen Setup angleichen.

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Beim dritten und letzten Teil geht es um die Gitarren und das Mixing/Mastering.

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Forum
  1. Profilbild
    Trichter

    Das ist ja alles schön und gut, aber welche Frequenzen muss ich nun genau rausfiltern um das scheppern der Rüstung aus dem Gesang der Mittelalter-Metalband zu bekommen? ;)

    Spaß beiseite; super Serie. Ich warte auf den nächsten Teil.

  2. Profilbild
    Eisenberg

    Manchmal kommt mir Metal vor wie braunes Rauschen mit dynamikbefreitem Dauergekloppe 🍻
    Scherz beiseite, Danke für die hilfreichen Ratschläge 😀

  3. Profilbild
    Joerg

    Ich vermisse so sehr den „bassbefreiten“ Sound der Achtziger-Hardrock-/Metal-Kapellen.
    Welches Label wars nochmal besonders mit dem „mittigen“ Übel-Sound? SPV Steamhammer? Irgendwas in die Richtung. Waren aber einige.
    Der Sound allgemein gefällt mir heute, trotz / wegen / gegen Loudness-War irgendwie besser.
    Ich mag besonders die Rammstein-Mixe der ersten 3 CDs / Scheiben ( danach eh nur riffloser ich – muss – unbedingt – auffallen – und – anecken Müll ; aber das ist mein subjektiver Erguss)

    Ansonsten wieder ein toller Artikel vom Axel 🤘

    • Profilbild
      hauserj

      @Joerg Jepp, und die Drums sind meist auch so komprimiert und überproduziert, dass zumindest ich jedes mal skippen muss… Dynamik sollte auch im Metal möglich sein :)

      • Profilbild
        Axel Ritt RED

        @hauserj Wie viel Geld in Form von Tonträger oder Konzertbesuchen der Band würdest du denn zusätzlich ausgeben wollen, wenn die Drums weniger überproduziert wären?

        Und jetzt nicht sagen, ich würde sie mir mehr auf Spotify anhören 😉

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          hauserj

          @Axel Ritt Wenn dann auf Deezer! 😆

          Ich verstehe nur nicht was das eine mit dem anderen direkt zu tun hat. Mir geht’s um Musik und nicht um Geld.
          Ich finde weniger komprimierte Drums einfach besser. Alles andere nutzt sich in meinen Ohren zu schnell ab und wird langweilig. Ist einfach subjektiv. Punkt.

          Wenn der Umkehrschluss aber ist, je mehr Kompression desto größer die Hallen, dann gut. Jeder muss Geld verdienen. Weiß aber nicht ob die Formel wirklich so einfach funktioniert.

          • Profilbild
            Axel Ritt RED

            @hauserj Ich will damit sagen, dass sich finanziell immer das durch setzt, was vom Großteil der Musikhörer als „möglichst geil“ angesehen wird und ultra komptimierte Drums gelten nun mal als der Standard heutzutage.

            Würden die meisten Hören lieber den o. g. „Bass-befreiten“ Sound haben, würden sich diese Alben besser verkaufen, bzw. die leute würden vermehrt zu diesen Konzerten gehen.

            Das Schöne ist ja, jeder kann sich im Studio den Sound machen, den er persönlich am liebsten hat, er darf sich nur nicht darüber wundern, dass Dritte u. U. nicht bereit sind, dafür Geld auszugeben.

            • Profilbild
              m-ex

              @Axel Ritt Hallo Herr Ritt,
              die große Frage lautet aber jetzt doch, inwieweit der Kompressionsgrad der Drums Einfluss auf „möglichst geil“ hat.
              Gerade bei dem Thema Komprimierung bin ich durchaus der Meinung, dass hier vermehrt ein „Standard gesetzt wird“, der auch ganz gerne Mal am Publikum vorbei geht. Ich war mittlerweile nicht nur einmal lesender Teilnehmer in Chatgruppen, in denen es um CDs ging die gekauft wurden OBWOHL die Drums totkomprimiert waren.
              „Möglichst geil“ ist doch z.B. für Fans der Toten Hosen, dass man so herrlich mitgröhlen kann, für Anhänger von Helene Fischer, … (man möge mir diese Vereinfachung verzeihen).
              Ich habe jetzt auch die 5 vorne dran und unterhalte mich gerne über Musik, aber ich habe bislang noch nie gehört, dass irgendwer die Gruppe xyz wegen dem Drum-Sound „maximal geil“ findet.
              Und bevor ich jetzt nach meiner Zahlungsmoral gefragt werde: Ich harre der Dinge, dass die ganzen Konzerte, für die ich finanziell in Vorleistung getreten bin, nun endlich stattfinden mögen.
              Freundliche Grüße
              Markus Donges

  4. Profilbild
    PlatoonX

    Coole Serie.
    Sehr interessant geschrieben. Ich musste bei meiner ersten Produktion mit einer Baritone auf b tuning auch erstmal ordentlich experimentieren, bis ich zu einem Ergebnis kam.

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