Fender does it again!
Was soll man über die wohl erfolgreichste Rockgitarre aller Zeiten noch Großartiges erzählen? Die Fender Stratocaster rückt mittlerweile in das siebte Jahrzehnt ihrer Geschichte, für dieses stolze Alter hat sie sich verdammt gut gehalten und über die Jahre mal mehr und mal weniger schöne Liftings spendiert bekommen. Dabei ist die gute alte Strat für jedermann erschwinglich: Angefangen von den Instrumenten aus fernöstlicher Fertigung für nur einen knapp dreistelligen Betrag, bis hin zu den handgefertigten Gitarren aus dem US-Customshop, die gerne mal das Jahresgehalt eines Durchschnittsverdieners beanspruchen können. Irgendwo dazwischen finden wir sie, die neue Fender American Ultra Stratocaster E-Gitarre und damit auch die Frage, was man an der „sexy Strat“ wohl noch alles verbessern kann, ohne sie dabei ihrer Seele zu berauben? Die Antworten darauf gibt es im folgenden Artikel!
Fender American Ultra Stratocaster – Facts & Features
Schlank, rank, rundlich und gewölbt- kurzum vertraut wie eh und je zeigt sich der Korpus der neuen Ultra Strat, der aus Erle gefertigt wurde und im Falle unseres Testinstruments in einem Sunburst-Finish allererster Güte strahlt. Die Qualität der aufgebrachten Lackierung ist wirklich atemberaubend gut und reicht schon sehr nahe an den „Schmuckstück-Faktor“ heran – also fast schon zu schade, um diese Gitarre einem rauen Bühnenalltag aussetzen zu wollen. Doch da muss sie durch und dafür wurde sie ja schließlich auch gebaut, obgleich sie sich in einem Wohnzimmer am Kamin stehend vermutlich ebenso blendend machen würde.
Obwohl die Ultra Stratocaster von vorne betrachtet tatsächlich keinen Unterschied zur typischen Strat erkennen lässt, finden sich auf der Rückseite doch ein neues und zudem sehr sinnvolles Feature, nämlich in Form eines ergonomisch angepassten Hals-Korpus-Übergangs. Nicht nur dass der Korpus in Höhe der Halstasche ordentlich an Masse eingebüßt hat, er erhielt zudem eine neue Fräsung im unteren Cutaway, um der rechten Hand einen noch besseren Zugang zu den oberen Lagen des Halses zu gewährleisten. Nicht, dass die Bespielbarkeit einer normalen Strat etwa bescheiden wäre, mit dieser Neuerung jedoch geht es noch ein Stückchen besser!
Der Hals
Als ein wahres Prunkstück der neuen Ultra Stratocaster E-Gitarre präsentiert sich der einteilige Ahornhals mit der klassischen Skunk Stripe Abdeckung des Halsstabes. Abgesehen von der makellosen Qualität des verwendeten Stück Holzes wird die Greifhand von einem sehr modernen D-Profil verwöhnt, zudem besitzt das Griffbrett einen Compound-Radius, der eine Wölbung von 10″ am ersten bis 14″ am letzten Bund bereitstellt. Weiterhin vermittelt die aufgebrachte Satinlackierung ein wunderbar natürliches Spielgefühl ohne Schmieren und Kleben. Ebenfalls hervorragend gelungen ist die Bundierung, nichts steht an den Kanten über und auch an eine sorgfältige Politur der Oberflächen aller 22 Medium-Jumbo-Bünde wurde gedacht. Ein ähnlich gutes Bild gibt der Knochensattel ab, der mit 42,8 mm Breite dem Standard einer Strat entspricht und mit 648 mm Länge erleben wir bei der Mensur der Fender American Ultra Stratocaster E-Gitarre keine Überraschung. Man merkt es schon: Ich kann meine Begeisterung für diesen perfekt verarbeiteten und modern „geshapten“ Hals kaum verbergen!
Die Hardware
Unser Blick richtet sich weiter Richtung Kopfplatte, an der das Fender-Logo in einem Silberton erstrahlt – ebenfalls sehr edel, wie ich finde. Um der Stimmung der Gitarre die bestmöglichen Chancen mit auf den Weg zu geben, wurde dort oben ein Satz Klemmmechaniken aus eigener Fertigung montiert. Auch an dieser Stelle gibt es keine (negative) Überraschung, denn die Tuner laufen butterweich und äußerst präzise auf ihren Achsen. Leichte Stimmprobleme gab es aber trotzdem, wenn auch nicht zu vergleichen mit der unberechenbaren Performance, die uns eine Standard-Strat mit ihrem Sechspunkt-Vibratoblock bietet.
Auf der Decke unserer Fender American Ultra Stratocaster sitzt das System hingegen auf zwei Bolzen und arbeitet schlicht traumhaft weich, jede noch so kleine Nuance mit dem Vibratohebel wird sofort umgesetzt. Der Hebel selbst wird gesteckt und nicht wie üblich geschraubt, was zusätzlich eine Menge Kummer abnimmt. Er sitzt völlig frei von Spiel in seiner Buchse und ist absolut freigängig, sodass er ganz fix nach Benutzung aus dem Aktionsradius der rechten Hand verschwindet. Wären nicht die leichten Verstimmungen dann und wann wahrzunehmen, könnte man dieses Vintage-Vibrato insgesamt betrachtet wohl als eines der besten Systeme bezeichnen, das der Markt hergibt.
S1-Schaltung an Bord
Schon bei der Betrachtung der Fender American Elite Stratocaster vor ein paar Jahren wurde ich positiv von der Klangqualität, der Flexibilität und den geringen Nebengeräuschen überrascht, die die Noiseless-Singlecoils der vierten Generation zusammen mit der S1-Schaltung an den Tag legten bzw. an die Ohren lieferten. Nichts anderes finden wir im neuen Oberklassemodell, gut versteckt im Volume-Poti befindet sich der Schalter, der die Tonabnehmer in anderen Konfigurationen kombiniert, wie man sie normalerweise von der Schaltung einer Strat gewohnt ist. Welche Optionen zur Verfügung stehen, veranschaulicht das folgende Bild:
Zugegeben, viele neue Möglichkeiten sind das nicht, genau genommen sogar nur zwei: Die Parallelschaltung aller drei Pickups oder aber die Kombination des Hals-Pickups zusammen mit dem Stegtonabnehmer. Dafür hätten sicher auch ein oder zwei Minischalter auf dem Pickguard gereicht, das würde aber nicht nur das klassische Design bzw. den „cleanen Look“ dieser Strat verunstalten, sondern für zu zusätzliches Wirrwarr bei der Bedienung führen. Die Lösung mit dem Schalter, der unsichtbar im Volume-Poti integriert wurde, scheint da schon deutlich seriöser.
Bei den Potis selbst gibt es ebenfalls eine Neuerung zu vermelden, denn die Kappen bestehen aus einem extrem haftenden Hartgummi, sodass ein Abrutschen selbst bei triefnassen Fingern so gut wie ausgeschlossen werden kann. Das hat aber auch Nachteile, denn nach wie vor ist das Volume-Poti an der Stelle, wo es sich bei einer Strat seit eh und je befindet – zu nah am Geschehen bzw. im Aktionsradius der rechten Hand, viele von uns werden dieses Problem ganz sicher kennen. Somit werden selbst kleinste versehentliche Berührungen mit Absenkung der Lautstärke quittiert. Eine gewisse Eingewöhnungszeit sollte man sich also gönnen, dann aber genießt man alle Vorzüge dieser griffigen Knöpfe, die zudem noch wie Butter auf ihren Achsen laufen. Gleiches gilt für den in allen fünf Positionen knackig und spielfrei einrastenden Schalter – hier wurde zweifellos in das oberste Regal gegriffen!
In der Praxis!
Der edle Schein trügt ganz und gar nicht, schon vom ersten gespielten Ton an wird die Fender American Ultra Stratocaster ihrem neuen Besitzer ein breites Lächeln ins Gesicht zaubern, da bin ich mir ganz sicher! Bestnoten gibt es für die hervorragende Bespielbarkeit des schlanken Halses, das leichte Gewicht der verwendeten Hölzer, die zudem im unverstärkten Zustand bereits wunderbar mitschwingen, sowie für die Qualität der Noiseless-Singlecoils, die auch in dieser Strat eine extrem gute Figur abgeben und dank der S1-Schaltung eine weitere klangliche Option zusätzlich erhalten haben. Egal, ob nun fette Blueslicks clean, angezerrt oder mit High-Gain mit dem Hals-Pickup, druckvolle Akkordwände mit den Zwischenpositionen oder durchsetzungsfähige Riffs mit dem Steg-Singlecoil: All das bringt die Fender American Ultra Stratocaster in der Tat sehr beeindruckend und nahezu ohne Nebengeräusche rüber!
Hinzu kommt eine ausgesprochen fidele Dynamik, die jede noch so kleine Nuance in den Fingern aufnimmt und an den angeschlossenen Amp weiterleitet. Daran ändert sich auch nur wenig bei Zurücknahme des Volume-Potis, denn eine Treble-Bleed-Schaltung innerhalb der Elektronik sorgt für eine fast gleich bleibende Dynamik und einen nur unwesentlich veränderten Frequenzgang des Signals. Perfekt also für Spieler, die gerne und oft ihre E-Gitarre mit dem Verstärker kommunizieren lassen.
Die Klangbeispiele
Für die Klangbeispiele habe ich meinen Referenz-Amp Orange Micro Dark mit angeschlossener 1×12″ Celestion Vintage 30 Box verwendet. Vor der Box wurde ein AKG C3000 Mikro platziert, ehe das Signal in Logic Audio ohne weitere Effekte aufgezeichnet wurde.
Eine tolle Gitarre, die ich seit ein paar Tage in meinem Besitz habe. Was nur grausam ist, ist der Tremolohebel. Nur mit viel Kraft lässt er sich einstecken und nur mit mit noch mehr Kraft und 2 Händen wieder rausnehmen….das geht bei meiner Silhouette Special butterweich mit einer Hand.
Das hätte sie besser machen können
@Vancouver Sehe ich genau so :)