Ordentliche Tasten, garniert mit vielen Sounds
Nachdem Yamaha Anfang 2023 vor allem Pianos der Einsteigerklasse vorgestellt hat (hier unsere Tests zu NP-15/NP-35, P-145 und P-225), folgte Anfang Oktober das Yamaha P-525, ein Modell der oberen Mittelklasse. Was dieses portable Digitalpiano zu bieten hat, wie es klingt und wo man es am besten einsetzen kann, erfahrt ihr im folgenden Testbericht.
Yamaha P-525 – das mobile Digitalpiano
Herzstück des neuen Yamaha P-525 ist die GrandTouch-S Tastatur, die Yamaha u. a. auch in einigen Digitalpianos der CLP-Serie einsetzt. Die 88 Tasten bestehen aus einem Holz-Kunststoff-Mix. Während die weißen Tasten des Pianos aus Holz bestehen, sind die schwarzen aus Kunststoff gefertigt. Beiden gemein ist die elfenbeinartige Beschichtung der Oberfläche, so dass man auf den Tasten einen guten Grip hat und hierdurch auch bei schnellen Passagen nicht abrutscht.
Das Spielgefühl auf der mit Druckpunktsystem ausgestatteten Tastatur ist sehr gut. Die Gewichtung könnte für meinen Geschmack durchaus noch etwas stärker ausfallen, doch im Grunde bekommt man hier eine Tastatur geboten, die keine lange Eingewöhnungszeit erfordert und sich sehr gut spielen lässt. Und die passende Gewichtung ist stets eine Gratwanderung, denn letztlich werden auf der Tastatur nicht nur Piano-Sounds gespielt, sondern auch E-Pianos, Orgeln, Streicher & Co.
Die Holzelemente der Tastatur schlagen sich natürlich im Gewicht nieder, wobei das Piano mit 22 kg Gesamtgewicht noch gut zu transportieren ist. Mit den Maßen 1336 x 145 x 376 mm erfordert es im heimischen Wohnzimmer etwas Platz, passt sich aber dank der dezenten Optik gut ein. Hinsichtlich des Designs bietet das Yamaha P-525 sowohl matte als auch hochglänzende Oberflächen. Während die zum Spieler zeigende Bedienoberfläche im Stil eines klassischen Home-Digitalpianos gehalten ist und das Holz mit einer Maserung aufwartet, sind die Außenseiten des Pianos hochglänzend. Für meinen Geschmack passt das design-technisch zwar nicht ganz, aber die Optik ist ja stets Geschmacksache.
Erhältlich ist das Piano in den zwei Farben Schwarz und Weiß. Preislich macht Yamaha hierbei keinen Unterschied.
Wie lässt sich das Yamaha P-525 bedienen?
Die Bedienoberfläche des mobilen E-Pianos macht einen aufgeräumten und übersichtlichen Eindruck. Links und rechts werden die Bedienelemente von zwei Lautsprechern flankiert. Von links nach rechts betrachtet, hat Yamaha zunächst einen USB-Port auf der Bedienoberfläche positioniert. Danach geht es mit dem Power on/off-Schalter sowie einem Lautstärkeregler los. Es folgen die Elemente für Demos/Songs und den internen Recorder (Rec, Play/Pause) sowie die Taster Metronom, Rhythm und Tempo. Neben einem natürlich im Tempo einstellbaren Metronom bietet das Yamaha Piano 40 Begleitrhythmen, die man entweder zum Üben in einem bestimmten Tempo als Alternative zum Metronom oder aber als Aufwertung des eigenen Spielens nutzen kann. Bei den Rhythmen handelt es sich um einfache Schlagzeug-Patterns mit Bassbegleitung, so dass man hier zwar nicht von einer echten Begleitautomatik sprechen kann, aber zum Spielen und Jammen ist das eine schöne Sache.
Das rund 5 x 3 cm messende LC-Display des P-525 fällt zwar vergleichsweise klein aus, aber für ein mobiles Piano reicht der Informationsgehalt definitiv aus. Während des Spielens wird der gewählte Sound bzw. Rhythmus angezeigt, beim Editieren im Menü zeigt das Display maximal drei Einträge plus Überschrift an, so dass man alles stets sehr gut ablesen und einstellen sowie im Menü bewegen kann. Bei der Navigation helfen die beiden Tasten Menü und Exit sowie vier Cursor-Tasten.
Wandert man auf der Bedienoberfläche weiter nach rechts, folgt die Soundsektion mit insgesamt sechs Kategorien (Piano, E-Piano, Organ, Clavinet/Vibes, Strings und Bass/Others). Zu guter Letzt bietet das P-525 noch drei weitere Buttons für Split/Dual, Sound Boost/EQ und Reverb.
Insgesamt findet man sich auf der Bedienoberfläche des Pianos sehr schnell und gut zurecht. Die wichtigsten Funktionen erreicht man durch einen Tastendruck, tiefergehende Einstellungen wie Bluetooth, Effekt-Settings und Recorder-Parameter findet man schnell und ohne größeres Suchen im Menü.
Welche Anschlüsse bietet das Yamaha P-525?
Mit Ausnahme beiden Kopfhörerausgänge und des USB-Ports auf der Bedienoberfläche des Pianos hat Yamaha alle Anschlüsse des P-525 wie üblich auf der Gehäuserückseite untergebracht. Hierzu gehört ein Klinkepärchen (6,3 mm), das als Stereoausgang dient. Über einen 3,5 mm Stereoeingang (AUX IN) lassen sich dem Piano Signale zuführen. Neben einem MIDI-Pärchen (In, Out) bietet P-525 dazu einen USB-Port zur Verbindung mit Computern sowie die Möglichkeit, ein Haltepedal (über Klinkebuchse) oder eine 3-fache Pedaleinheit (über Multipin-Anschluss) anzuschließen. Abgerundet wird die Rückseite mit der Buchse für das externe Netzteil. Dieses gehört zum Lieferumfang des Pianos dazu.
Ebenfalls mit dazu gehört ein Notenhalter, ein Haltepedal (FC-3A) sowie ein gedrucktes Handbuch. Optional erhältlich ist ein Unterbau aus Holz, mit dem man das P-525 zu einem Homepiano umwandeln kann und womit auch die 3-fache Einheit LP-1 von Yamaha zum Einsatz kommen kann. Nutzt man das Piano mit einem klassischen Keyboardständer, empfiehlt sich dagegen die mobile 3-fache Einheit FC35.
Welche Sounds bietet das E-Piano Yamaha P-525?
525 Sounds – das hört sich auf den ersten Blick nach allerhand Klangauswahl an. Ist es auch, allerdings entfällt ein Großteil davon auf XG-Voices, die man natürlich nutzen kann, auch und vor allem in Verbindung mit dem internen Sequencer, aber nach Abzug der 480 XG-Voices bleiben am Ende „nur“ 44 Voices plus 18 Drum/SFX-Kits übrig. Diese 44 Presets decken aber meiner Meinung nach ein sehr großes Einsatzgebiet ab, so dass man sowohl bei den klassischen Piano- und E-Piano-Einsätzen viel Repertoire passend bedienen kann, als auch klangliche Ausflüge zu Orgeln, Clavinet oder Streichern nicht scheuen muss.
Bei den akustischen Pianos stehen die Presets CFX Grand sowie der Bösendorfer Imperial im Fokus des P-525. Beide klingen sehr unterschiedlich und wirken über die Lautsprecher des Pianos sehr authentisch. Dazu lassen sie sich dynamisch spielen. Einen großen Anteil am realistischen Sound hat Yamahas VRM-Technologie (Virtual Resonance Modeling) und das Grand Expression Modeling. Diese beiden Features simulieren die vielfältigen Klangbestandteile eines Flügels, zu denen neben dem Saitenanschlag auch die Bewegung der Hämmer gehört oder auch die unterschiedlichen Interaktionen bei schnellerem/langsamerem bzw. leichterem/kräftigerem Anschlag einer Taste. Hier zwei Beispiele der Piano-Sounds:
Weiter geht es mit den elektrischen Pianos, von denen das Yamaha Piano neun verschiedene Preset-Klänge bietet. Drei sehr clean klingende E-Pianos im Rhodes-, DX7- und Wurlitzer-Stil gehaltene Presets wechseln sich mit Sounds ab, die Yamaha mit deutlich mehr Effekten versehen hat. Auto Pan, Tremolo und Phaser sorgen dafür, dass man ohne große Bearbeitungen den passenden Sound zur Hand hat.
Vor allem aber die cleanen E-Piano-Sounds gefallen mir sehr gut und sie lassen sich authentisch rüberbringen. Hier ist es dann auch ein Vorteil, dass die Gewichtung der 88 Tasten des P-525 nicht allzu stark ausfällt. Das kommt einem für E-Piano-Sounds natürlich entgegen.
Bei den weiteren Soundkategorien der Orgeln, Streicher und Clavinet/Harpsichords merkt man deutlich, dass Yamaha gegenüber anderen Herstellern die Nase vorn hat. Was man in der letzten Generation der Yamaha Workstations klanglich vorfand, findet einige Zeit später seinen Weg in die Digital- und Stagepianos des Herstellers, so dass man stets eine große und vor allem qualitativ gute Auswahl in den Pianos von Yamaha findet. Da macht das P-525 mit seinem Klangrepertoire auch keine Ausnahme.
Alle Sounds des P-525 lassen sich sowohl einzeln, als Split oder als Layer mit einem zweiten Sound spielen.
Im folgenden Video könnt ihr euch einige der P-525 Sounds anhören:
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Dank des kraftvollen Lautsprechersystem bringt das P-525 alle Sounds gut rüber. Die insgesamt vier Lautsprecher, aufgeteilt auf jeweils zwei Hochtöner (2,5 cm) und zwei 12 x 6 cm messende Mittel- und Tieftöner werden von zwei Verstärkereinheiten mit 20 W bzw. 6 W angetrieben. Insgesamt sorgt dies für einen kraftvollen Klang, der auch im tiefen Frequenzbereich überzeugen kann.
Die Effektsektion des Digitalpianos
Die Effektsektion des P-525 ist in vier Bereiche gegliedert. Während man die Reverb- und die Sound Boost/EQ-Abteilung per Tastendruck sofort erreicht, erfordert die Aktivierung und Einstellung des Chorus- und des Insert-Effekts den Gang ins Menü. Hat man eine passende Effektkombination gefunden, lässt sich dieser zwar nicht als Preset speichern, aber über die Registrierungen lassen sich bis zu 24 Setups erstellen, in denen dann auch die Effekte mit gespeichert werden.
Für den Reverb stehen 7 Typen, für den Chorus 3 Typen bereit. Der Sound Boost/EQ erlaubt die Anpassung des Gesamtklangs des Pianos an örtliche Gegebenheiten. Hierfür lassen sich zum einen drei vorgefertigte Presets aktivieren (Sound Boost), zum anderen lässt sich ein Master Equalizer aktivieren. Auch hier stehen wieder drei feste Presets zur Auswahl (flat, bright, mellow), man kann aber auch ein eigenes Preset erstellen um so die drei Frequenzbänder Low, Mid und High individuell anpassen.
Bei den Insert-Effekten stehen 12 Presets zur Auswahl bereits. Geboten werden u. a. ein Phaser, Auto Wah, Distortion, Rotary, Echo oder verschiedene Delay-Effekte. Hiermit lässt sich der eine oder andere Sound des P-525 also durchaus aufwerten und an die eigenen Wünsche anpassen, sehr schön.
Smart Pianist
Wie bei den aktuellen Pianos von Yamaha üblich, lassen sich diese dank einer integrierten Bluetooth-Schnittstelle drahtlos mit mobilen Endgeräten verbinden. Die Smart Pianist App ist hierbei fast schon ein Muss, denn die App bietet neben der Möglichkeit, Noten anzuzeigen oder die internen Rhythmen zu steuern, auch die Möglichkeit, alle Sounds des Pianos aufzurufen, zu editieren und mit den passenden Effekten zu versehen. Das erleichtert die Arbeit mit dem Piano ungemein.
Weitere Informationen zur App findet ihr hier.
Ich kann aus Erfahrung sagen, dass 22 kg beim Transportieren nicht unbedingt Spaß machen. Zumindest nicht, wenn man – wie ich – im 4. Stock wohnt und kein Fahrstuhl vorhanden ist 😩
Mich würde interessieren, ob hier die gleiche Tastatur wie im P-515 eingebaut ist?
Habs mal gerade selbst recherchiert: https://pianoo.de/test/yamaha-p-525/#neue-tastatur-grandtouch-stm
Also andere, wohl bessere Tastatur. Und die vom P-515 ist schon echt klasse. Aber das Nord Grand schlägt sie alle ;-)
Ich konnte das P-525 bisher noch nicht anspielen – der nächste Musikladen in einer nahegelegenen Großstadt macht in Kürze dicht – , aber was ich bisher gelesen habe, halten sich Verbesserungen zum P-515, das ich selber besitze, anscheinend in Grenzen. Das sieht man aber schon an der äußeren Form, die sich nur geringfügig verändert hat.
Änderungen gab’s wohl bei Tastatur und Lautsprechersystem, die aber beim Vorgänger auch schon sehr gut sind. Der Wunsch nach einem Upgrade kommt daher bei mir gar nicht auf.
Ist ein Piano nur ein Piano ohne Wheels? Gilt für dieses wie auch das von dir genannte Nord, @Gero van Apen. Klar für Piano brauche ich das nicht. Aber vielleicht kommt ja mal der verwegene Gedanke auf, mit dieser Tastatur einen Synth/Sampler etc. zu spielen. Dann brauche ich schon ein darauf stehendes weiteres Keyboard und einen Merger, um die Daten zusammen an den Synth zu senden. Für mich nicht nachvollziehbar. Gut dass ich noch ein antikes PC 88 habe, zwei Wheels, Aftertouch, 4! Continuous und 2 momentary Fußpedale, dazu eine Handvoll Fader und Switches, die MIDI ausgeben
hi Tai, ja, denke auch, dass wheels nicht schlecht wären. Andererseits spiele ich persönlich nicht gerne Synth-Sounds über eine Piano-Tastatur, fühlt sich für mich irgendwie falsch an.
Habe das P525 lange als Händler verkauft und auch wenn Sounds und Bespielbarkeit einfach Top sind, ist der Trend der externen Netzteilen für mich bei derartig hochpreisigen Instrumenten einfach nicht verständlich. irgendwie vermittelt das einfach nicht gerade Qualität…