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Test: Bram Bos Hilda, Soft-Synthesizer, iOS, AUv3

East Coast und West Coast vereint

24. Januar 2024

Bram Bos Hilda ist ein monophoner Synthesizer für iOS und iPadOS ab Version 12. Die Klangerzeugung beschreibt Bram als „komplexen Oszillator“, was übersetzt heißen soll, die Klangerzeugung ist von Don Buchlas West-Coast-Eigenschaften (hauptsächlich Frequenzmodulation und Additive Synthse) geprägt und wird sogar noch etwas komplexer, denn auch East-Coast, also die Bob Moogs Subtraktive Synthese wurdehier integriert. So findet sich nicht nur das berühmte LPG (Low Pass Gate), sondern auch eine VCA-section und ein Multimodefilter. Für alle was dabei, aber auch für jeden etwas?

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Die Klangerzeugung beginnt mit einer einfachen Schwingungsform, die dann geformt, moduliert, gefaltet und harmonisch angereichert wird. Also kurz ideal für experimentelles Sounddesign. Aber der Reihe nach.

Mit den 45 Bedienelemeten auf einer Hauptseite fühlt man sich schnell verloren, zumal die sieben Sektionen nicht klar voneinander getrennt sind. Auch die Richtungspfeile zeigen auch nur die Ziele eines Parameters an und keineswegs eine generelle Abfolge des Signalpfads. Immerhin verbleiben die einzelnen Parameter nicht kryptisch, sondern werden sehr stylisch als IC-Serienummer in oberen rechten Ecke mit Vollnamen und Wert angezeigt.

Oszillator

Bram Bos Hilda iOS Legende

Hier beginnt die Klangsynthese (1) die über 100 Stufen von Dreieck über Rechteck zu Sägezahn überblendet werden kann. Timbre (4) und Wavefolder (5) verbiegen die Schwingungsform weiter und reichern sie mit Obertönen an. Über Slope (6) und dem LFO (7/8) werden Wavefolder, Suboszillator und die Schwingungsformauswahl moduliert und mit FM (10) wird der Oszi mit dem Suboszi in Audiogeschwindigkeit moduliert.
Abschließend für diese Sektion ist die Cross-Ringmodulation, also Ringmodulation plus Cross-Modulation, die harmonische und unharmonische Signalanteile erzeugt. Der „LFO + Slope“-Parameter (13) moduliert sowohl den FM-Anteil, als auch den der Cross-Ringmodulation. Eigentlich ist die Bezeichnung „+“ dann falsch, denn LFO und Slope werden vor Anwendung multipliziert und nicht addiert.

Mixer & Verstärker

Besonders hervorzuheben sind hier der externe Signaleingang (16), wenn Hilda als AU-Plug-in betrieben wird und der Bent Circuit (18) der das Signal durch einen modifizierten „Cassettenrecorder“ für unkontrolliertes Eiern, Verzerren und Verstimmen, schleift.

Filter

Bram Bos Hilda iOS Filter

Hier eine weitere Anleihe aus dem East-Coast-Arsenal ist das Multimodefilter und bietet 11 verschieden Filtertypen inklusive Phaser. Inspiriert ist das Filter vom Oberheim SEM und dementsprechend ist die Resonanz (22) auch eher sanft als bissig.
Auch hier gibt es einen „LFO + Slope“-Parameter, der beide multipliziert und den Cutoff zwischen „0“ und dessen aktuellem Wert moduliert.

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VCA und LPG

Diese Sektion beitet einen Schalter (28) für wahlweise einen VCA oder das LPG, die hier beide die Parameter „Decay“ und „Release“ teilen. Zugeführt wird das Signal über Drone Level (24), der bestimmt, wie viel Signalanteil durch das LGP geschleift wird und wie viel daran vorbei.
Während „LFO mod“ (25) ein Tremolo am VCA/ LPG-Ausgang erzeugt, während „Slope mod“ (26) eine Rhythmuseffekt für vorgeschleuste Material erzeugt.

Bram Bos Hilda iOS Legende

Space

Dieser Effekt ist einem Karaokespielzeug entnommen und arbeitet mit 1-Bit Oversampling. Er erzeugt rauschhafte Störgeräusche und die Echos zerfallen zunehmens in Aliasing-Artefakte. Sehr LoFi! Man kann nur hoffen, dass Bram Bos daraus mal einen eigenen Plug-in-Effekt macht.

Modulationsquellen

Bram Bos Hilda LFO

Die Slope-Kurven (35/ 36) arbeiten mit Notentrigger oder Selbstauslöser, während der LFO sechs Schwingungsformen inklusive Sample & Hold bietet und wahlweise mit Audiogeschwindigkeit schwingen kann.
Besonders herauszustellen ist hier der Wow-Parameter (dt: Tonbandeiern, 40), der gleich die Stabilität eines großen Teils des Signalpfads beeinflusst und damit mehr Leben in den Klang bringen kann.

Live-Pads

Bram Bos Hilda iOS

Die fünf über die gesamte Bedienoberfläche verstreuten Pads, reagieren nur auf manuelle Interaktion. Es werden die Effekte Bit Stretcher, Flanger, Tape Slowdown, Reverse und Repeater geboten. Letzter nimmt ein Stück Ausgangsignal (entsprechende dem BPM- Wert) und wiederholt es, solange das Pad gedrückt wird

Sequencer

Bram Bos Hilda iOS Random

Der Step-Sequencer ist sehr einfach gestrickt. Bis zu 16 Schritte mit Noten und Lautstärkewerten. Interessant wird er jedoch mit der Quantisierungsfunktion, der Mutation und dem Permanenzparameter, mit die Änderungen Bestandteile der Sequenz werden und diese permanent mutieren, bis der Sequencer oder Host gestoppt wird. Dazu noch die Bounce-Option, die das Pattern vor und zurück abspielt und für lange abwechslungsreiche Klangänderungen ist gesorgt.
D. h. wenn man aus der Zufallsfunktion zuerst etwas Brauchbare herausbekommt. Denn die ist in keiner Weise optimiert und man bekommt auch viel Unbrauchbares, wenn man nicht explizit auf Noise und Drones steht. Aber so richtig strahlen will Hilda eigentlich nur über eine kontrollierte MIDI-Komposition. Für Einsätze in einem größeren Kontext ist der Sequencer zu limiteriert.

Bram Bos Hilda iOS Tonart

Das englischsprachige PDF-Handbuch ist größtenteils ausreichend. Aber trotz schöner Hintergundinfos finden sich trotzdem einige tautologiehafte Erklärungen, die nicht wirklich weiterhelfen. Der Preset-Wechsel ist hingegen sehr schön geworden, denn die Parameter morphen zu den neuen Einstellungen und sorgen so für ein unterbrechungsfreies Klangerlebnis.

Bram Bos Hilda iOS Presets

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Fazit

Bram Bos Hilda ist nicht der erste Synth dieser Art von diesem Entwickler. Ripplemaker und Mononoke gingen auch schon in die Richtung. Durch den Konzept von East Coast und West Coast ist der Softsynth zumindest mal interessant und es lassen sich Klänge bauen, die man sonst nur modular hinbekommt. Klanglich absolut top, wie alles von Bram Bos ist Hilda, aber kein Alltagssynthesizer, sondern besonders für lebendige Drones und Pads ausgelegt und das Experimentieren mit ihm kann durchaus mesmerisierende Auswirkungen haben, die nur wenige Synthesizern so hinbekommen. Vielleicht vergleichbar mit den Geräten von Soma wie Cosmos oder Lyra. Dementsprechend sollte, wer sowas sucht, sich Bram Bos Hilda unbedingt mal ansehen.

 

Plus

  • Klang
  • East Coast und West Coast vereint
  • Parameter-Morphing beim Preset-Wechsel

Minus

  • nicht klar definierte Sektionen

Preis

  • 14,99 Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Flowwater AHU

    Wähääääää! 😭😭😭😭😭😭

    @Markus weiß vermutlich, warum ich weine … keine Desktop-Version …

    WÄÄÄÄÄÄÄ!!! 😭😭😭😭😭😭

    PS: 😉

  2. Profilbild
    padbell

    Schade, dass genau der hier nicht aufm Mac läuft…Ansonsten laufen mittlerweile recht viele iOS Synthies und EFX auch aufm Mac, selbst auf ner Intel CPU…absolut klasse!

    Aber auch fürs iPad sind die hier verlangten 15€ ein echter Schnapper!
    Und es gibt noch soooo viel anderes gutes Zeug…GAS lass nach…

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