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Test: Bram Bos Ripplemaker, VA-Buchla, iOS-APP

Buchla-Sound im handlichen Format

2. Mai 2018

Ripplemaker, AudioUnit
Von Bram Bros
9,99 Euro, iOS APP-Store


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East- und West-Coast-Style waren schon lange vor Gangster-Rap ein Thema. Nämlich zur Zeit, als aus elektronischen Schaltschränken für Musikexperimente Produkte wurden. Das war Anfang der sechziger Jahre und wird hauptsächlich mit Bob Moog und Don Buchla (und Serge Tcherepnin) in Verbindung gebracht. Hierbei stellt der Ansatz der subtraktiven Synthese von Bob Moog die East-Coast-Schule dar. Dieser Ansatz war besonders bei traditionell orientierten Musikern beliebt, die daraufhin etliche wohlbekannte elektrogene Musikstücke kreierten.
Don Buchla von der West-Coast war dagegen mehr von der ursprünglichen Idee der experimentellen elektronischen Musik angetan. Also die Art von elektronischer Musik, die sich weder mit traditionellen Instrumenten nachspielen, noch per traditioneller Notenschrift komponieren lässt. Wie sich das Don Buchla vorstellte, zeigte er schließlich z.B. mit dem Easel-Koffer. In der West-Coast-Art werden einfache Schwingungen wie Sinus oder Dreieck gestaucht, gefaltet oder anderweitig verkrümmt, gebogen oder sonst beeinflusst, um in einer additiven Syntheseart Klänge mit komplexen Obertönen zu erzeugen, die sich auch selbst gegenseitig verändern konnten. Die Klangerzeugung selbst ist dabei schon ein Kompositionsprozess.

Der Ripplemaker geht als semi-modularer Synthesizer nun in kleinem Format den Spuren des legendären Easel-Koffers nach. Ein erstes Merkmal ist, dass Ripplemaker nicht mit MIDI arbeitet, sondern mit VCV (virtueller Kontrollspannung), eingehende MIDI-Tonhöhen und Notenlängen werden zuerst in VCV umgewandelt, bevor sie an die Sound-Engine weitergereicht werden. Quasi eine Interpolation mit der Bit-Tiefe und Sample-Geschwindigkeit auf dem Niveau eines Audiosignals, also mindestens 16 Bit bei 44 kHz.

Wie bei allen semi-modularen Synthesizern gibt es auch hier interne Vorverschaltungen, die nicht extra gepatcht werden müssen, im Gegensatz zu voll-modularen Systemen. Beim Ripplemaker zeigt das Oberflächen-Design mit blauen Klammern, wenn welche Patch-Punkte intern schon verkabelt sind. Wobei Ausgänge blau umrandet sind und Eingänge weiß.

Die interne Verkabelung sichtbar gemacht

Die interne Verbindung bleibt auch bestehen, wenn ein Patch-Punkt anderweitig verkabelt wird. Was einerseits praktisch ist, weil es einem effektiv zwei Patch-Punkte zur Verfügung stellt, auf der anderen Seite aber die kreative Freiheit doch einschränkt. So geht z.B. der Ausgang des Oszillators immer in den Eingang des Lowpass-Gates, ob man will oder nicht. Das sollte man auch beim Patchen immer im Hinterkopf behalten.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die Module des Ripplemakers.

Die Klangerzeugung besteht aus einem einzigen „Triangle-Core‟-Oszillator, der stufenlos zwischen Dreieck und Rechteck überblendet werden kann. Wird das Überblenden von außen moduliert, bestimmt der Shape-Regler die Modulationstiefe.

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„Fold‟ und „Push‟ sind zwei Parameter, die man ehr selten bei Oszillatoren findet. Mit Fold wird die Distanz von der „Null-Volt-Linie“ bestimmt, ab der die Schwingungen abgeschnitten und ab der „Schnittlinie‟ wieder kopfüber nach unten in die ursprüngliche Schwingungsform gespiegelt wird. Das erzeugt eine höhere harmonische Komplexität. Mit dem Push-Regler wird der Nullpunkt der Schwingungsform verschoben (DC-Bias), was zu unsymmetrischen Schwingungsformen führen kann und noch mehr harmonische Obertöne im Klangspektrum erzeugt.

Das Slope-Modul ist für die AR-Hüllkurve verantwortlich. Der Slope kann aber mit der Cycle-Taste auch in einen LFO verwandelt werden oder mit der Keytrack-Taste in einen zweiten Oszillator. Eine weitere vollwertige ADSR-Hüllkurve wird mit dem Envelope-Modul bereitgestellt.

Das Lowpass-Gate ist ebenso sehr speziell, denn bei Don Buchla gab es so etwas wie die herkömmlichen Filtertypen der Subtraktiven Synthese nicht, was viele „Uneingeweihte“ erst einmal verunsicherte.


Ein LPG hat zwar Filter-ähnliche Eigenschaften, kommt aber von der Idee aus einer anderen Ecke. Es ist quasi ein Tiefpassfilter mit einem eingebauten Verstärker und orientiert sich an natürlich vorkommenden Klangereignissen. d.h. die Lautstärke steigt nicht in dem gleichen Maß, wie das LPG geöffnet wird.
Das LPG kann, wie der Name auch verrät, mit dem „Gate:Filter“-Regler zwischen VCA-, Gate- und Filter-Charakteristika umgeblendet werden.

Auch eine kleine Besonderheit ist das Utility-Modul. Hier können zwei VCV-Signale addiert oder multipliziert werden. Ein Tippen aus das „+‟-Symbol schaltet zwischen den Modi um. Das ist aber noch nicht alles. Denn wenn an einem der Eingänge kein Signal anliegt, gibt dieser stattdessen eine konstante virtuelle Spannung aus. Die Level-Regler arbeiten dann nicht mehr als Abschwächer für die Eingangssignale, sondern legen die Fixstärke der Ausgangsspannung fest. Ein weiterer kleiner, aber genialer Kniff, den Ripplemaker auf Lager hat ist, wenn ein Eingang nicht verkabelt ist und sein Level-Regler auf Null steht, wird das Signal vom anderen Eingang übernommen.

Wird der Synthesizer nicht als AudioUnit in einem Host betrieben wird, steht den Benutzern ein interner Sequencer zur Verfügung, der bis zu 64 Schritte haben kann und einen Tonumfang von C2 bis C5 hat. Die Noten haben drei Spielzustände. Noten ohne Ring werden nicht gespielt, Noten mit blassblauem Ring werden normal gespielt und Noten mit hellblauem Ring werden akzentuiert gespielt. Was bisher nicht möglich ist, sind Slides, wie bei der BramBos 303-Emulation Troublemaker.

Der Sequencer ist sehr auf Live-Performance ausgelegt. Noten, d.h. Tonhöhen können per Zufall erzeugt und über „Mutation‟ in einem gewünschte Umfang während des Spielens variiert werden. Mit „Variation‟ werden die Noten skalenkonform durcheinander gewürfelt.
Zuletzt können über die Rotationssymbole die Sequenzen in jede Richtung rotiert und verschoben werden. Noten, die über die Begrenzungen der Tonleiter oder Enden der Sequenz hinausgeschoben werden, kommen am anderen Ende wieder herein.

Export von Patches, Audioaufnahmen und MIDI-Daten wie auch die MIDI-Anbindung sind gut implementiert. Die Bram Bros Apps unterstützen sogar AudioUnit-Automation, was die bisherigen iOS-DAWs derzeit noch gar nicht bieten. Als AudioUnit übernimmt Ripplemaker natürlich alle Tempodaten von den Host-Einstellungen.

Die Soundpatches lassen sich einzeln oder zusammen mit den Sequenz-Pattern speichern. Hier wäre auch ein Kritikpunkt, dass beim Wechseln des Pattern auch der Sound gewechselt wird. Wenn man sich also einen Sound gebastelt hat, sollte auch nicht vergessen werden, ihn getrennt zu speichern. Schon allein aus dem Grund, dass das Pattern-Menü im AudioUnit-Modus nicht zur Verfügung steht.
Ein weiterer Kritikpunkt wäre das Scrollen durch die Pattern-Liste, also effektiv durch ein Rolodex-Bedienelement und ist bei längeren Listen ein reine Zumutung.

 

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Fazit

Was den Klang angeht, gibt es qualitativ nichts zu meckern. Der Klang ist zu jeder Zeit supersmooth und kann sowohl filigran als auch schön fett und bassig sein. Was man bemerken könnte ist, dass alle Sounds letzen Endes doch irgendwie recht „samey‟ klingen. Hat man drei, vier Presets durch, hat man den Grundcharakter von Ripplemaker verinnerlicht. Die Unterschiede spielen sich hier eher auf einer wesentlich kleineren Bühne ab als beispielsweise der charakterliche Unterschied zwischen einem sägenden Bass und einem singenden Lead vom Minimoog. Das kann man jetzt nicht wirklich als Kritik sehen, denn was der Ripplemaker macht, macht er hervorragend. Aber es macht aus ihm einen Spezialisten, der zwar Sounds hinbekommt, die mit anderen Synthesizern schlicht nicht möglich sind, aber halt nur ein bestimmte Richtung von Sounds. Es ist kein Allround-Synthesizer. Das sollte man wissen, wenn man sich für den Ripplemaker entscheidet. Ein Synthesizer für Klangforscher.

Als weitere Anerkennung der Leistunge von Bram Bos, ziert der Ripplemaker auch das CURiOS Logo für 2018.

Plus

  • Klang
  • Buchla-Konzept
  • Bedienbarkeit

Minus

  • Rolodex-Bedienelemete

Preis

  • 9,99 Euro
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