Surfen auf den eigenen Wellentabellen
Scythe
Von Bitmask
10,99 Euro, AppStore
CoreMIDI
Audiobus 3
Inter-App-Audio
Nicht nur Waldorf und Wolfgang Palm können Wavetable. Sycthe ist der Beweis für die existierenden Schnittmenge zwischen „Wavetable“ und „einfach“. Der Bitmask Scythe präsentiert sich dabei auf einer einzigen, unaufgeregten Parameterseite in erfrischend schlichtem Design.
Als erstes haben wir im Bitmask Scythe die zwei Wavetable-Oszillatoren. Neben der eigentlichen Wavetable-Darstellung, lassen sich diese mit den Symbolen bearbeiten. Das oberste Symbol mit der Wellenform ist für die Auswahl der Tabelle zuständig. Großzügige Wellenform-Icons geben eine Ahnung, wie die Wellenform klingen wird.
Darunter befindet sich eine 2D-Übersicht über die Audiodateien, die über iTunes-Filesharing im Dokumentenordner des Bitmask Scythe abgelegt wurden und durch Antippen geladen werden können.
Das Lautsprechersymbol öffnet, soweit vorhanden, die Audioshare App, über die nun weiter Samples aus anderen Apps importiert werden können. Natürlich lassen sich mit Audioshare auch direkt Aufnahmen über das Mikrofon des iPads oder ein Audiointerface machen, zurechtschneiden und direkt im Bitmask Scythe weiter verwenden.
Wie lang das Sample sein darf, scheint egal zu sein, jedoch wird es ohne Rücksicht auf die Länge immer in 256 Wellenscheibchen geschnitten, welche in den Oszillator gefüttert werden können.
Falls noch jemand weiß, was eine 3.5“ Diskette ist, über dieses Symbol lässt sich das Preset abspeichern.
Das X entfernt die Wellenform aus dem Speicher.
Die Parameter der Oszillatoren sind überschaubar und sofort ersichtlich. „Wave“ wählt die Wellenform aus und über Uni können bis zu acht Stimmen pro Note erklingen, die auch mit Detune und Blend noch gegeneinander verstimmt werden können.
Für die weitere Klangformung stehen noch zwei Hüllkurven bereit, die zwischen „analog“ und „digital“ umgeschaltet werden können und quasi als Ersatz für die fehlenden Decay- und Sustain-Parameter noch legato geschaltet werden können oder bei jeder Note erneut ausgelöst werden.
Für die Modulation stehen drei LFOs mit jeweils acht Schwingungsformen zur Verfügung. Neben Geschwindigkeit und Auslenkung können die LFOs synchron zur MIDI-Clock schwingen, freilaufen, oder bei jeden neuen Noten ausgelöst werden.
Das war bisher nicht besonders schwierig und das ist als dickes Lob zu verstehen. Um den Bitmask Scythe aber dennoch die nötige Schärfe zu verleihen, gibt es noch die Modulationszuweisungen.
Jedes Modul mit einem Kettensymbol, also die beiden Hüllkurven und die drei LFOs, können auf jeden Parameterwert, der mit einem Kästchen umrahmt ist, gezogen werden. Einfach so per „Halten und Ziehen“. Die Zuweisung erscheint dann automatisch in der Übersicht der Modulationsmatrix, in der auch die Stärke der Modulation eingestellt werden kann.
Ob ein Parameter ein Modulationsziel ist, zeigt sich im übrigen auch and dem animierten Innenring in der Farbe der entsprechenden Modulationsquelle. Dieser Farbring zeigt auch noch die Modulationsgeschwindigkeit und die -auslenkung.
Es können beliebig viele Modulationszuweisungen erzeugt werden, aber jeder Parameter kann nur von einer Quelle moduliert werden. Wird einem Ziel eine weitere Quelle zugewiesen, wird die vorherige Quelle deaktiviert, aber nicht gelöscht.
Hier zeigt sich auch der einzige Designfehler von Scythe, denn das einfache Aufeinandertürmen von Modulationszuweisungen wird sehr schnell unübersichtlich. Zumal es nur eine Funktion gibt, um alle Zuweisungen auf einmal zu löschen. Einzeln lassen sich die Zuweisungen bisher nicht löschen. Nur ausschalten.
Die interne Klaviatur des Bitmask Scythe lässt sich im übrigen mit dem kleinen „MIDI-Controller“-Symbol in der Kopfleiste aufrufen. Ansonsten empfängt Scythe MIDI von allen nur erdenklichen Quellen.
Schade, keine Filter, würde ich auch noch als Minus erwähnen.