Experimenteller Schaltkasten
Vor Kurzem noch bei uns in den News, steht der brandneue Soma Ornament 8 Organismic Sequencer auch schon bei uns im Testlabor. Wenn die kreativen russischen Entwickler von Soma Laboratory um Mastermind Vlad Kreimer etwas Neues auf die musikmachende Menschheit loslassen, kann man sich in der Regel ziemlich sicher sein, dass da etwas Neuartiges, Experimentelles und zur kreativen Klangforschung Einladendes im Anmarsch ist.
Einige der wirklich tollen Geräte von Soma Laboratory hatten wir bei uns bereits im Test, wie zum Beispiel den innovativen Lyra 8 Synthesizer, der mit völlig neuartiger Bedienung aufwartet und mit seinen acht Oszillatoren echt coole Klanglandschaften herbeizaubern kann. Sehr interessant und abgefahren waren auch die Tests zum „The Pipe Blaswandler-Synthesizer“ und natürlich der zum „Ether“ – dem Fieldrecording-Gadget, um elektromagnetische Strahlung kreativ hörbar zu machen.
Nun beglückt uns die kreative Firma mit einem neuartigen Sequencer. Ich bin echt gespannt, was dieses „Organismic“ im Beinamen des Ornament 8 zu bedeuten hat.
Aus den Memoiren eines AMAZONA.de Testautors
„Ach prima“, denke ich in meinem jugendlichen Leichtsinn, „Wieder ein Sequencer! Damit kenne ich mich ja schon Bestens aus.“ Mit der geballten Erfahrung des geübten Eurorack-Patchers lege ich natürlich ohne Handbuchstudium sofort nach dem Auspacken los und setze die ersten Zähne der Krokodilklemmen an die einladenden Kontaktpins. Immer schön Ausgang zu Eingang und so weiter, bis fast alle Kabel verbraucht sind. Das muss doch einfach toll klingen, sieht ja auch alles ziemlich einfach und logisch aus.
Damit ich ungefähr abschätzen kann, was der Ornament dann damit so macht, nutze ich nur ein leicht angepatchtes Mutable Instruments Rings Eurorack-Modul. Bei dem Modul weiß ich ja so ziemlich genau, wie es funktioniert und werde mit Sicherheit keine bösen Überraschungen erleben.
Und los geht es: Den ersten Triggerbutton mit Vorfreude angestoßen, verschlägt es mir plötzlich den Atem und die Nackenhaare stellen sich auf. Fängt das doch sonst so lieblich vor sich hin zupfende Rings plötzlich an zu stampfen und zu knurren, dass es selbst die krachenden Kanalbauarbeiten des magentafarbenen Riesen vor dem Haus übertönt.
(Achtung! Ich empfehle für die zwei folgenden Klangbeispiele, dringend die Lautstärke zu reduzieren. Es ist definitiv Krach! Für Schäden an den Ohren oder der Abhöranlage kann keine Haftung übernommen werden. Ihr hört hier den ersten beschriebenen Patch und im zweiten Beispiel wird zur Illustration der MI Plaits vom Ornament 8 geknechtet.)
So heftig am Rande seiner Existenz schwitzend, hatte ich das Mutable Instruments Rings noch nie gehört. Aber was der Soma Ornament 8 dabei nun genau gemacht hat, wusste ich damit noch nicht. Etwas ratlos schaue ich auf den bunten Kabelberg, der den Ornament 8 nun bewohnt. Irgendwie sehen für mich nun die gepatchten Zähne der vielen Krokodilklemmen plötzlich ziemlich bösartig fletschend aus.
Nach weiteren zwei erfolglosen Patch-Abenden mit dem Probanden, auch mit bedeutend weniger Kabeln, war ich immer noch nicht viel weiter. Jeder Patch endete in einem brutalen, aber irgendwie doch faszinierenden Höllenlärm, nervösem Gebritzel oder chaotischem Klicki-Klacki. Egal, welches Modul ich nun ansteuerte, es wollte mir mit meinem bis dato begrenzten Wissen einfach nicht gelingen, dass aus diesem Organismic Sequencer für menschliche Ohren taugliche Melodien perlten.
Stirnrunzelnd gestand ich mir ein: „So komme ich nicht weiter!“ Die Betriebsanleitung (ja, genau so heißt das Teil in deren Innenseiten) musste schnellstens her. Flink das handliche PDF heruntergeladen und an den Drucker geschickt, liegt sie keine fünf Minuten später sortiert, gelocht und fertig gebunden vor mir. Die Betriebsanleitung für den Ornament 8 Organismic Sequencer ist ganze 30 DIN-A4 Seiten dick und man höre und staune tatsächlich auch in deutscher Sprache erhältlich. Fürs Erste war ich deshalb auch ganz erleichtert.
Diese Erleichterung hielt aber nicht lange an, denn in der Einleitung der Betriebsanleitung liest man dann solche Passagen wie: „Auf einer philosophischeren Ebene ist ORNAMENT eine Gelegenheit, viel über die fundamentalen Gesetze zu lernen, die unser Leben, unsere Gesellschaft und unsere Geschichte bestimmen, indem wir mit einem kleinen Gerät von der Größe einer Pralinenschachtel experimentieren.“ Puh, das ist ja mal wirklich harter Tobak! Ich versuche seit ein wenig mehr als 50 Jahren mit mäßigem Erfolg das Leben und seine Gesetzmäßigkeiten zu verstehen: Wie lange soll denn dieser Test dauern?
Ach echt? Das im Handbuch Gesagte klingt für euch alles ganz logisch und einleuchtend? Okay, dann gleich noch ein paar Kostproben und besondere Weisheiten aus dem Betriebshandbuch zum besseren Verständnis der Materie: „Wir können uns vorstellen, dass ORNAMENT ein elektronisches Mikromodell einer anarchistischen Gesellschaft ist. Wenn Sie mit diesem System experimentieren, können Sie den Prozess des Lebens beobachten und erforschen, wie es in unglaublichen Strukturen entsteht, die keine erkennbare Ordnung haben als die Beziehung ihrer gleichberechtigten Mitglieder untereinander. Es gibt kein „goldenes Buch“, in dem zukünftige Ereignisse aufgezeichnet sind. Es gibt nur das allgegenwärtige und kontinuierlich entstehende „Jetzt“, das fließt und sich von Moment zu Moment weiterentwickelt, entsprechend den Beziehungen, die innerhalb des Systems erstellt werden.“
Okay, ich hatte also anscheinend in diesem Moment mit dem Ornament 8 eine handfeste Beziehungskrise, aber es kam noch besser: „ORNAMENT ähnelt einem Organismus, in dem eine Zusammenstellung von über verschiedene Verbindungen interagierenden Organen das resultierende Verhalten generiert, das wiederum die dynamische Summe von Interaktionen ist. Dieses Verhalten wird nicht in irgendeinem Speicher festgehalten und folgt nicht direkt den Merkmalen der einzelnen Organe, sondern ist ein Meta-Merkmal des Systems als Ganzes.“
Das klingt schon krass oder? Ein wenig Angst machte sich jetzt doch in mir breit: Was habe ich hier vor mir liegen? Ist das die Bedienungsanleitung zur „Bundeslade“ oder gar die zur „Büchse der Pandora“? Und damit kommen wir zur Gretchenfrage:
Was ist der SOMA Ornament 8 Organismic Sequencer?
Achtung! Jetzt kommt es: Auch wenn es im zweiten Beinamen so geschrieben steht: Der SOMA Ornament 8 ist gar kein richtiger Sequencer nach unserem bisherigen Verständnis! Wer sich diesen Satz verinnerlicht, hat auch schon gewonnen. Bei mir war das bis dahin ein ziemlicher Lernprozess, denn viel zu verinnerlicht hatte ich den Begriff Sequencer mit einer gewissen Arbeitsweise dieser Maschinen.
Der SOMA Ornament 8 Organismic Sequencer basiert auf völlig anderen Prinzipien und unterscheidet sich damit tatsächlich radikal von traditionellen Sequencern. Er kennt keinen Clock-Generator und ihm geht auch das Konzept der Abspielgeschwindigkeit völlig ab. Er ist meiner Meinung nach eher ein Funktionsgenerator zum Kreieren von komplexen rhythmischen Patterns und Steuersignalen.
Diese Patterns und Steuersignale werden durch das kreative Verpatchen von acht identisch aufgebauten Zellen, auch Delay-Lines genannt, erzeugt und an die Ausgänge für Eurorack-Module und die hauseigenen Produkte Lyra 8 und Pulsar 23 geleitet.
Der Soma Ornament 8 wird ausgepackt
Aus dem handlichen Karton mit Tragegriff kommen zum Vorschein: Der Ornament 8 Organismic Sequencer selbst, das heute übliche Netzteil, ein Netzkabel mit Stecker auf Stecker für die Einbindung weiterer Geräte über den integrierten 12 Volt Anschluss sowie ein umfangreiches und kunterbuntes Kabelset mit Krokodilklemmen an beiden Enden (12 Kabel mit 65 cm Länge und 14 Kabel mit 30 cm Länge). Ach … und ein SOMA-Kühlschrankmagnet purzelt am Ende noch aus der Kiste: Ich liebe einfach solch niedliche Beilagen!
In der Einleitung fiel das Wort „Pralinenschachtel“ und in der Tat ist der Soma Ornament 8 nicht viel größer. Damit ihr checken könnt, ob er auf eurem Desk noch Platz finden würde, hier natürlich die genauen Abmesungen: 266 x 255 x 54 mm. Die Verarbeitung ist sehr wertig, mit abgerundeten Ecken und Kanten bei geringen Spaltmaßen. Die Buchsen, Potis und Klemmkontakte sind alle mit der Frontplatte verschraubt und die Potis laufen butterweich mit einem leichten und sehr angenehmen Drehwiderstand.
Das erstaunliche Gewicht von 1,4 kg sieht man dem flachen und sehr robusten Gerät so erst einmal gar nicht an. Es sorgt aber in Verbindung mit den vier Gummistandfüßen am Geräteboden für einen sicheren Halt auf jedem Arbeitsplatz.
Rundgang über die Frontplatte des SOMA Ornament 8
Alle Zutaten für die Bedienung des hübschen schwarzen Schaltkastens befinden sich konsequent auf dessen Oberseite, so dass wir jetzt einen kleinen Rundgang über die Frontplatte unternehmen werden, bei dem ich auch gleich naheliegenderweise die Anschlüsse und Bedienelemente sowie deren Funktion beschreibe.
Die Bedienelemente wiederholen sich bei einem Sequencer ja naturgemäß. Hier reden wir aber nicht von Steps, sondern von Zellen oder treffender Delay-Lines genannt. Ganze acht dieser Delay-Lines bietet der Soma Ornament 8 Organismic Sequencer nebeneinander. Soma nennt diesen Aufbau „fully horizontal modular structure“, bei der jede dieser Delay-Lines völlig gleichberechtigt nebeneinander stehen und intern nicht miteinander verbunden sind. Ich beschreibe nun eine dieser acht Zellen in Aufbau und Funktionsweise. Der Einfachheit halber fangen wir diesmal von ganz unten an.
Der Schalter RESET versetzt die Zelle in einen inaktiven Zustand und der darüber befindliche Schalter SET aktiviert sie. Über diese Schalter, die eher Taster sind, kann man den Ornament 8 auch manuell, quasi wie ein Keyboard spielen und damit zwischen Schaltzuständen umschalten. Zwischen den beiden Schalterreihen finden wir noch eine rot leuchtende LED, sie ist einfach nur die Power-on-Anzeige.
Über den beiden Schalterreihen finden wir den Regler TIME. Dieser Regler bestimmt, wie lange der aktive Zustand der Zelle dauert. Er beeinflusst die Übermittlungsgeschwindigkeit des Trigger-Impulses und gleichzeitig die Slew-Rate am Spannungsausgang. Bei Drehung nach rechts erhöht sich die Übermittlungsgeschwindigkeit und die aktive Zeit der Zelle verringert sich dementsprechend.
Darüber finden wir den Umschalter für die Phase des Ausgangssignals. Die obere Position, also positiv, ist die normale Arbeitsweise der Zelle. Bei der negativen Schalterstellung, also auf die untere Position, werden alle Ausgänge der Zelle invertiert. In der mittleren Position dagegen sind alle Ausgänge der Zelle deaktiviert, also ausgeschaltet, was quasi einer musikalischen Pause entspricht.
Die dazugehörige grüne LED zeigt die Zellaktivität an.
Wenn der Phasenschalter in der oberen Position ist, zeigt die grün leuchtende LED eine aktive Zelle an. Wenn dieser Schalter nach unten geschaltet ist, zeigt die nun ebenfalls grün leuchtende LED eine inaktive Zelle an. Hier ist die Zustandsanzeige in sich ein wenig unlogisch. Man hätte hier besser eine zweifarbige LED verbauen sollen, damit der unterschiedliche Zustand zwischen aktiver (grün) und inaktiver Zelle (zum Beispiel in Rot) unabhängig von der Schalterposition auch optisch erfassbar dargestellt wird. In der Schaltermittenstellung bleibt die LED natürlich richtigerweise ausgeschaltet.
Die Struktur darüber, die entfernt aussieht wie das Nagelbrett eines Fakirs, entpuppt sich als das Patch-Feld. Hier werden über die metallenen Kontaktstifte, auch Pins genannt, mittels Krokodilklemmenkabel die einzelnen Zellen miteinander verbunden.
Alle Eingänge sind mit einem Pfeildreieck links vor dem Namen des Eingangs markiert, während die Ausgänge diese Markierung rechts, also hinter ihrem Namen tragen. Jeder Ausgang kann auch auf einen gemeinsamen Eingang gepatcht werden und umgekehrt kann auch jeder Ausgang verschiedene Eingänge als Ziel haben. Der eigenen Kreativität sind hier nur durch die Kabelanzahl und dem Platz am Pin für die Krokodilklemmen Grenzen gesetzt.
Da man in der Tat ständig am Patchen ist, habe ich so meine Zweifel, ob die mitgelieferten dünnen Klingeldrähte an den Krokodilklemmen das so lange mitmachen. Ausfälle dahingehend habe ich aber bei meinem Test nicht erlebt.
Die durch das Patchen entstehenden Spannungen addieren oder multiplizieren sich, aber sie können im System auch kollidieren und so entsteht über die Patchmatrix ein stetiger Fluss an Control-Voltage und Triggern, die gewinnbringend oder eben auch zerstörerisch den am externen Instrument eingestellten Sound beeinflussen. Im Einzelnen finden wir also folgende Kontaktpins in jeder der acht Zellen:
Die Triggerkontakte: Ein Impuls am Eingangskontakt TRIG aktiviert die Zelle. Gerät die Zelle in den inaktiven Zustand, liegt ein kurzer negativer Impuls am Ausgangskontakt TRIG an. Durch die Schalterposition des Phasenumschalters wird die Arbeitsweise der Triggerkontakte nicht beeinflusst.
Der Eingangskontakt X2 verdoppelt bei Anlegen einer Spannung größer 1 Volt die Zeit der Zellaktivität.
Kommt ein Triggerimpuls aus dem System an einer bereits aktiven Zelle an, wird dieser Impuls nicht verschwendet, sondern an den darüber liegenden Ausgangskontakt PASS zur weiteren Nutzung im System weitergeleitet.
Über den Eingangskontakt CV steuert man die TIME-Impulsrate (Spannung an Eingang CV x Position des TIME-Reglers). Ist der Kontakt nicht verbunden, liegt dort eine konstante Spannung von 3 Volt an.
Der Ausgangskontakt CV wird von der Position des oben beschriebenen Phasenschalters beeinflusst. Wurde die Zelle aktiviert, steigt die Ausgangsspannung am Ausgangskontakt CV von 0 auf 10 Volt. Ist der Phasenschalter in der unteren Position, fällt die Ausgangsspannung von 10 auf 0 Volt ab. Mit diesem Ausgang kann man jegliches Equipment ansteuern, das ein Steuersignal von 0 bis 10 Volt verarbeiten kann.
Ursprünglich wurde der Ornament 8 als Sequencer für den hauseigenen LYRA 8 entwickelt und so verwundert es nicht, dass der Ornament 8 auch speziell beschriftete Ausgangskontakte für ihn bereitstellt. Allerdings braucht es für die Verbindung einen optional zu erwerbenden Sensoren-Overlay-Adapter, der über den Kontaktpins des LYRA 8 angebracht wird und dann dort die Fingerberührung der Sensoren automatisiert durch den Ornament 8 simuliert.
Die Touch-Funktionalität bleibt dabei erhalten. Der Ausgangskontakt LYRA überträgt demnach auch nur zwei Schaltzustände, berührt (Zelle aktiv) und unberührt (Zelle inaktiv). Der Phasenschalter kann auch diesen Zustand invertieren. Wichtig ist, dass man bei dieser Geräteverbindung einen der Groundpins GND, zu finden in der obersten Pinreihe des Ornament 8, mit dem GND-Pin am Adapter verbindet.
Auch der SOMA-hauseigene Pulsar 23 arbeitet natürlich perfekt mit dem Ornament 8 zusammen. Bei ihm sind die gleichen Kontaktstifte auf der Oberfläche verbaut, sodass man sofort Geräteübergreifend lospatchen kann.
Der Ausgangskontakt PULSAR hat bei einer aktiven Zelle eine Ausgangsspannung von 10 Volt, während bei einer inaktiven Zelle fast logischerweise 0 Volt an diesem Kontakt anliegt. Mit dem Phasenschalter kann man für die Zelle das Ausgangsverhalten umkehren, indem man ihn in die untere Position schaltet. Erwähnenswert: Man muss an diesem Ausgang nicht zwingend einen SOMA PULSAR 23 betreiben, vielmehr kann man damit auch anderes externes Equipment steuern, das Steuersignale von 0 bis 10 Volt verarbeiten kann. Oder aber man nutzt den Pulsar-Ausgang gleich wieder, um andere Eingänge im Ornament 8 selbst zu befeuern.
Über den Pulsar-Kontakten finden wir vier Kontakt zu Miniklinken-Adapter, die man nutzen kann, um den Ornament 8 mit einem Eurorack-Modularsystem zu verbinden. In derselben Reihe finden wir dann noch vier Impulswandler in Kombination mit Kontakt zu Miniklinken-Adaptern. Mit diesen Adaptern kann man die rechteckförmigen Ausgangsimpulse von Ornament 8 in kurze Triggerimpulse umwandeln und diese dann für das Triggern von Drum-Modulen nutzen. Wenn am oberen Eingang des Impulswandlers kein Signal angelegt wird, kann man auch die unteren Kontakte zum Einbinden von Eurorack-kompatiblen Geräten nutzen.
Als Eurorack-Modular-User wünsche ich mir natürlich noch viel mehr dieser Abgreifpunkte im Eurorack-Format, aber das ist sicher mit einer einfachen und passiven DIY-Break-Out-Box schnell selbst verwirklicht.
Dann gibt es noch zwei parallel geschaltete Stromanschlüsse (+12 Volt). Diese versorgen den Ornament 8 und die hauseigenen LYRA 8 oder einen PULSAR 23 oder weitere Ornament 8 über ein einziges Netzteil mit Strom. Für diesen Fall liegt das schon erwähnte Stecker auf Stecker-Netzkabel direkt mit bei. Und zu guter Letzt finden wir noch zwei GND-Kontakte, die für eine Masseverbindung sorgen sollen, wenn man die LYRA 8 Sensorleiste verbaut hat oder die hauseigenen Geräte nicht über die oben genannte Verbindung betreibt.
Für wen ist der Ornament 8 denn nun wirklich interessant? Auf jeden Fall sehe ich da die kreativen Sounddesigner und Tüftler oder die Riege der Filmkomponisten, die sich ständig bewegende Sounds basteln oder atmosphärische Klangwelten erstellen wollen. Wenn das Betriebshandbuch nun schon explizit erwähnt, dass der Ornament 8 ursprünglich für den Lyra 8 entwickelt wurde, dann sollten sich natürlich auch Besitzer des Lyra 8 den Organismic Sequencer unbedingt mal anschauen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Für Live-Anwendungen, denke ich, ist der Ornament 8 eher nicht zu empfehlen, da die Schaltzustände der einzelnen Ausgänge nicht ausreichend genug angezeigt werden und man deshalb oft im Blindflug unterwegs ist (was aber bei Improvisationen mit dem Patch natürlich auch seinen Reiz haben kann). Optimal wäre hierfür bei jedem Kontaktpin eine zweifarbige LED, an der man ablesen kann, was da nun genau passiert oder ob an ihm gerade gar keine Aktivität stattfindet. Allerdings wird man wohl die meisten der LEDs dann unter dem gepatchten Kabelberg eh nicht mehr sehen können und vermutlich hätte das auch den so schon stolzen Preis des Ornament 8 in noch höhere Sphären getrieben. Das beengte und stellenweise hakelige Patchen mit den Krokodilklemmen ist in der hektischen Live-Situation natürlich auch eher hinderlich.
Spannend war für mich auf jeden Fall der spielerisch kreative Ansatz beim Patchen, da meistens einfach nicht vorhersehbar war, was am Ende dann Überraschendes dabei herauskommt. Manchmal war es chaotisches und oft aber auch bisher so noch nicht gehörtes und sehr interessantes Material. Bewährt hat sich bei mir die Methode, die Verbindung durch Kabel-Berührung erst einmal temporär herzustellen und dann bei Gefallen erst fest zu patchen.
Obwohl Klangbeispiele bei einem Sequencer irgendwie wenig sinnvoll sind, möchte ich euch dennoch an einem Experiment während meiner Testsessions ein wenig teilhaben lassen. Der Ornament steuert hierbei das Filter von zwei gleich eingestellten MOOG Werkstatt-01.
Ein MOOG Werkstatt ist im linken Stereokanal, der andere rechts. Keine Effekte oder sonstiges (auch keine Drums). Beide MOOGs wurden direkt aufgenommen in Steinbergs Wavelab und dort nur noch geschnitten und gefadet. Ich empfehle hier ausdrücklich Kopfhörer, damit man die Modulationen schön erfassen kann.
Während des Tests erinnerte mich das Konzept des Ornament 8 immer mehr an einen analog bedienbaren Control Forge von Rossum Electro-Music mit früher Firmware, also ohne den BPM-Counter. Auch den von mir getesteten DNIPRO Metamorph könnte man entfernt in diese Ecke verorten.
Die Lernkurve ist wirklich hoch, ähnlich hoch wie beim erwähnten Control Forge. Aber man wird am Ende mit so bisher noch nicht gehörtem Sound seiner Geräte belohnt, einfach auch, weil es eine völlig andere Herangehensweise ist, mit der man vielleicht ausgetretene Pfade verlässt.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Zum Abschluss des Tests zitiere ich noch ein letztes Mal Vadim Minkin von Soma Laboratory aus dem Betriebshandbuch und unterschreibe das diesmal zu 100 Prozent: „Ich bin sicher, dass wir bei den Fähigkeiten von Systemen wie ORNAMENT erst an der Oberfläche kratzen. Es ist wirklich ein einzigartiges Instrument, und man muss erst lernen, es zu spielen. Aber in diesem Fall bedeutet das Spielen auch Kreativität und das Modifizieren von Patches, die die Komposition in einer sehr ungewöhnlichen Weise voranbringt.“
Genau das Richtige für Helene Fischer. Prima Klangbeispiele des Autors. Top.
@Dirk Matten ….Oder für Messi auf dem Weg zur Wolke 7
Dank der Klangbeispiele kann man die positive Bewertung bezüglich Spaß und Kreativität gut nachvollziehen. Keine Chance, mit 08/15-Vorgehen etwas zu erreichen – es muss etwas Neues dabei rauskommen. Da kommt das Haben-Wollen-Gefühl.
Nicht nachvollziehen kann ich aber das Plus „robuste und wertige Verarbeitung“ – vor allem bei dem aufgerufenen Preis: das Gerät sieht aus wie ein DIY-Projekt, bei dem der Erbauer zu geizig war, die Frontplatte mitzubestellen.
Das ist so wie ich das auf den Bildern sehe eine PCB als Frontplatte (kann man machen), auf die dann z.B. die Taster direkt aufgelötet sind (ist dann aber keine „Frontplatte“ mehr).
Wie gesagt, kann man machen und hat einen gewissen Industrial-Charme. Da aber auf den Bildern der Anschein entsteht, dass dort auch Leiterbahnen entlanglaufen, die eben überhaupt nicht geschützt sind, ist das keinesfalls besonders robust. Der Moog Werkstatt auf dem Bild sieht bei nicht mal einem Drittel des Preises deutlich robuster – und auch wertiger aus. Oder ich bin einfach alt…
@Django07 Danke für die gute und sachlich konstruktive Kritik. Die robuste und wertige Verarbeitung ist meiner Meinung nach, schon gegeben. Es scheint durchaus neuerdings Mode zu sein PCB-Material als Frontplatte zu nutzen. Ob da dann auch tatsächlich auch Strom fließt oder das nur aus optisch coolen Gründen passiert, entzieht sich meinen begrenzten Möglichkeiten, von daher auch keine Wertung ins Miese. Meine beiden MOOG Werkstatt (unterschiedlich) sind beide natürlich optisch auch Richtung MOOG gepimpt. :) Aber Danke auch hier fürs Kompliment.
Ich bin ein großer Fan von Soma Laboratory, weil sie ihren eigenen Weg gehen und mich ihr holistischer, organisch-verwobener Ansatz sehr anspricht. Alle ihre Produkte, die ich bisher habe, bedeuten für mich einen enormen Kreativitäts-Schub und oft falle ich dabei in ein Zeitloch, wo ich mich im Musizieren verliere. Diese „Flow-Erlebnisse“ erreiche ich bei Vlad Kreimers Instrumenten immer ganz leicht. Live durchaus tauglich zB. für atmosphärische Fimvertonung, für Pop-Musik und Schlager wird man auf anderes Equipment zurückgreifen.
Den Ornament mit anderen Sequencern zu vergleichen führt in die Irre, er ist eher ein analoges Steuerungselement, das nicht linear, sondern wie ein lebendiger Organismus komplex vernetzt extrene CV-Eingänge ansteuern kann. Mir taugt’s extrem.
Für Interessierte: Vlad Kreimer hat Tutorials für den Ornament-8 auf youtube gestellt:
https://youtu.be/tF3XWkvBe4E
@electric-sushi Die Soma-Instrumente und Tools sind schon wirklich coole Teile mit ihrem völlig anderem Ansatz … und so etwas weiß ich auch zu schätzen. Ich mag das total, wenn man die ausgetretenen Pfade verlässt und neue Sachen probiert. Mit der Aussage „Den Ornament mit anderen Sequencern zu vergleichen führt in die Irre, … “ hast Du natürlich völlig Recht … genau das Problem hatte ich am Anfang. Als ich dann begriffen hatte, wieviel Spaß man mit dem Ornament haben kann, wenn man ihn nicht als traditionellen Sequencer sieht und richtig anwendet, war das auch für mich ein endloses Stundengrab. Ist schon eine echt tolle Kiste, aber man muss sich darauf einlassen wollen – können.
Ich habe einen Pulsar 23, der mir sehr ans Herz gewachsen ist. Nicht immer für Drums, da nutze ich auch gerne die Jomox Alpha Base.
Bei Soundcloud habe ich ein langes Techno-Stück „Garage House-Techno“ (https://soundcloud.com/dherten/sets/new-private-playlist/s-lPcIhqRe7uO?si=9678afa849974909bb870e27d854ea91&utm_source=clipboard&utm_medium=text&utm_campaign=social_sharing
u.a. mit dem Pulsar 23 gemacht.
Schöne Rezension, Danke.
Ich verwende mein Ornament 8 mit Pulsar-23, Lyra-8 und Utilities.
Mit diesen vier Maschinen haben Sie endlose kreative Möglichkeiten.
@12Modes Danke fürs Lob! :) Mit dieser Maschinenkombi macht das Ideenschmieden und Musizieren mit Sicherheit großen Spaß. Da passt alles zusammen. :)