Steptanzender Controlfreak
Metamorph ist das Debütmodul der erst seit Kurzem auf dem großen Eurorack Modulmarkt tätigen Ukrainer von DNIPRO MODULAR. Wir hatten vorab bereits deren zweites Modul, den DOT, einen 3-Spur Trigger-Sequencer mit 6 TE im Testcase. Dieser glänzte mit einer gelungenen Bedienoberfläche und hoher Ergonomie bei wenig Platzverbrauch im Case. Da der Metamorph deutlich größer ist, dürfte es auch bei ihm in diesen Punkten keine Abstriche geben. Wir werden testen, welche Features das Modul mitbringt und ob sich die Investition dafür lohnt.
Was ist der Dnipro Metamorph?
Entworfen nach einem Konzept von Serge Tcherepnin ist Metamorph ein vierstufiger 3-Kanal CV-Controller mit typischen Sequencer-Funktionen und Glide per Kanal. Die Spannungsbereiche für das Modul sind in weiten Teilen durch Jumper auf der Rückseite einstellbar. Zwei dieser Module lassen sich zu einem achtstufigen System erweitern. Wer das hübsche Modul lieber mit schwarzer Frontplatte möchte, kann auch diese Option wählen.
Sicher verpackt in Folie kommt das 20 TE breite Modul aus einer fetzig bemalten Pappschachtel. Diese enthält außerdem noch die heute üblichen Beigaben wie das Eurorack Stromkabel, vier Schrauben für den Einbau und ein vierseitiges Handbuch, das auch auf der Website von Dnipro Modular als umweltfreundliche Download-Option digital vorhanden ist. Zusätzlich liegt in der Schachtel noch als nette Beigabe ein Werbesticker und das Linkkabel, mit dem man zwei Metamorph miteinander verbinden kann.
Der Metamorph ist mit 28 mm ultraflach und eignet sich damit bestens für den Einbau in Skiffs oder andere kleine mobile Cases. Der Stromverbrauch hält sich für ein Modul dieser Größe mit 50 mA auf der +12 V Leitung und 20 mA auf der -12 V Leitung in einem erstaunlich niedrigen Bereich. Die 5 V Leitung wird für den Betrieb nicht genutzt.
Die Rückseite zeigt einen mit vielen Bauteilen übersätes PCB, auf dem etliche Jumper, die Eurorack-Power-Buchse und die Linkbuchse zu erkennen sind. Direkt unter der Eurorack-Power-Buchse befindet sich der Master/Slave-Jumper, mit dem man dem Modul bei der Kaskadierung von zwei Modulen seinen Status zuweisen kann.
Bei einem Modul zieht man diesen Jumper und das Modul ist damit Master, bei dem anderen steckt man ihn und das Modul arbeitet als Slave. Nun verbindet man per beiliegendem Linkkabel die Linkbuchsen der beiden Module.
Die anderen drei Jumper sind jeweils für einen Kanal und seine Regler zuständig und setzen in ihrer Stellung den auszugebenden Spannungsbereich. Diese Anpassungsmöglichkeit ist sehr löblich und äußerst sinnvoll, da man durch die Anpassung den Wertebereich des zu steuernden Equipments oder der angeschlossenen Module voll ausreizen kann, was wiederum in maximaler Ausdrucksmöglichkeit der entsprechenden Funktion mündet.
Bedienoberfläche
Nachdem der Metamorph, natürlich mit Washer vor den Schrauben geschützt, im Testcase Platz gefunden hat, ist es an der Zeit, einen gemeinsamen Rundgang über die Frontplatte des Moduls zu unternehmen. Wir schauen uns die Bedienelemente und Buchsen an und wo nötig, erkläre ich auch gleich noch die dazugehörige Funktion.
Zunächst fallen sofort die vielen Regler auf. Zwölf an der Zahl bilden sie drei Spalten zu vier Reihen. Jede dieser drei Spalten stellt einen Voltage-Control-Strang als Kanal dar und mündet nach unten über einen Glide-Regler in einem CV-Output. An diese Ausgangsbuchsen wird ein CV-Eingang der zu steuernden externen Module gepatcht. Die Glide-Regler sind im CV-Steuerungsmodus per Clock interessant. Mit ihnen stellt man den Übergang, also die Überblendung oder besser den namensgebenden Morph zwischen den vier Reihen an Steps, hier STAGEs genannt, ein.
Nach rechts erweitert hat jede STAGE einen eigenen STAGE SELECT-Taster und eine eigene STAGE GATE-Ausgangsbuchse. Der Taster dient zum manuellen Einstellen der STAGE, quasi eine Vorhörfunktion. Er löst beim Drücken ein GATE-Signal an der STAGE GATE-Ausgangsbuchse der STAGE aus. Gleichzeitig werden die an den drei Reglern der STAGE eingestellten Werte am jeweiligen CV-Ausgang des Kanals unten ausgegeben.
Damit sind wir schon am unteren Rand der Frontplatte angekommen und uns erwarten nun nur noch eine Handvoll Aus- und Eingangsbuchsen und ein Taster. Widmen wir uns zunächst den Buchsen, diesmal von ganz unten links.
Dort befindet sich eine mit TRIGS beschriftete Ausgangsbuchse, an der zu jedem dynamischen Stage-Wechsel ein Triggersignal ausgegeben wird. Dieses Signal kann man nutzen, um beim Wechsel der Stage ein weiteres Event auszulösen, zum Beispiel den Reset eines LFOs, das Starten von Hüllkurven oder man schaltet damit einfach Schalter um oder Steps an Sequencern weiter. Die Anwendungsbereiche werden hier nur durch den eigenen Ideenreichtum eingegrenzt und das gilt eigentlich auch für das ganze Modul und seine Ausgänge.
Über die rechts neben der Triggerbuchse liegenden und schon oben besprochenen drei CV-Ausgangsbuchsen CV OUT kommen wir zu der CV-Eingangsbuchse HOLD. Ein hier anliegendes Signal stoppt die Sequenz auf dem gerade anliegenden Step. Für ein Weiterschalten des Sequencers müsste nun ein Signal auf den anderen CV-Eingangsbuchsen anliegen, zum Beispiel auf dem mit CV IN beschrifteten Eingang rechts daneben.
Über diesen CV-Eingang steuert man selbstredend die Sequenz durch die STAGES per Control-Voltage. Rechts daneben folgt die CV-Eingangsbuchse REVERS. Ein hier anliegendes CV-Signal ändert die Richtung der Sequenz. Rechts unten finden wir die Eingangsbuchse für die CLOCK, mit der man das Modul zu externem Equipment oder anderen Modulen synchronisieren kann. Und natürlich darf dann auch die CV-Eingangsbuchse RESET nicht fehlen. Diese findet man direkt über der CLOCK-Eingangsbuchse. Ein hier anliegendes Signal setzt den Sequencer wieder auf STAGE 1 zurück.
Links neben der RESET-Eingangsbuchse finden wir zu guter Letzt den USER SEQUENCE BUTTON, beschriftet mit SEQ. Hinter diesem SEQ-Taster verbirgt sich ein Speicherplatz für eine vom Anwender programmierte Sequenz. Bei Aktivierung durch Tastendruck fängt die Taste an grün zu leuchten und bei anliegender Clock wird eine werkseitig hinterlegte Demosequenz abgespielt.
Bei längerem Druck auf den USER SEQUENCE BUTTON beginnt dieser zu blinken und man befindet sich nun im Programmiermodus, in dem man jetzt die hinterlegte Demosequenz durch eigene Eingebungen überschreiben kann. Wenn man damit fertig ist, wird die Sequenz durch nochmaligen Drücken der SEQ-Taste im nichtflüchtigen Speicher hinterlegt und kann bei Bedarf nach dem Wiedereinschalten des Systems weiterbearbeitet oder gleich abgefeuert werden. Diese USER SEQUENCE kann nicht über die Eingangsbuchen CV IN und REVERSE manipuliert werden. Sie läuft quasi statisch programmiert ab, kann aber dafür Pausen enthalten und länger als die vier Steps sein.
Bedienung
Nach dem Auspacken des übersichtlichen und durchaus hübschen Moduls dachte ich erst einmal: „Ach schau an, wieder ein kleiner Sequencer!“ Aber damit habe ich dem Modul zutiefst Unrecht getan. Klar, diese Funktion kann das Modul schon auch, aber darauf liegt beim Metamorph hier nicht das Hauptaugenmerk.
Das Handbuch, wenn man die kurze Beschreibung der Bedienelemente überhaupt so nennen sollte, habe ich ganz schnell zur Seite gelegt und konnte intuitiv mit den ersten Patch-Versuchen beginnen.
Natürlich versucht man dabei erst mal Vertrautes und patcht sich einen Sequencer, weil das durch die Art der Oberfläche, die an Sequencer erinnert, einfach nahe liegt. Für den Test habe ich den Metamorph wieder an den Shakmat Clock O’Pawn gehängt, damit ich die Clock per Tastendruck auch deaktivieren kann. Kanal 1 steuert über CV-Ausgang 1 einen gepatchten Synthsound in der Tonhöhe, Kanal 2 regelt per CV-Ausgang 2 die Filterfrequenz und Kanal 3 regelt die Intensität der Hüllkurve für die Anschlagstärke. Man drückt nun den STAGE SELECT-Taster eines jeden Steps und stellt manuell die drei Regler der Kanäle auf der STAGE nach Gehör und Wunsch ein. Dann wird per Glide-Regler noch der Übergang justiert, die Clock aktiviert und schon morpht das Modul durch die STAGEs und der Spaß beginnt. Ein Dreiecksignal von einem LFO an der CV IN-Eingangsbuchse bringt nun richtig Leben in die Bude. Der Metamorph springt jetzt im Takt zwischen den STAGEs wild hin und her und überblendet sie oder schaltet diese um. Was für ein WOW-Effekt!
Das fetzt und schon nach kurzer Zeit mit dem Modul geht einem von selbst ein Licht auf, was man alles Cooles damit anstellen kann. Wenn sich der erste Nebel dann gelegt hat, merkt man, was für eine gewaltige Spielwiese sich mit dem Metamorph vor einem plötzlich auftut. Man begreift ihn dann quasi als helfende Hand, wenn sich plötzlich wie von Geisterhand Zustände von Sounds drastisch ändern und man merkt dann auch, dass man das so mit seinen zwei Händen wohl nicht hinbekommen hätte.
Das Konzept des Moduls ist dabei so einfach wie genial. Man kann gar nicht alle Anwendungen aufzählen, für die man den nützlichen Contolfreak verwenden könnte: Umschalten von Systemzuständen oder unterschiedlichen Songteilen, Überblendungen von gepatchten Sounds, Parametern, ganzen Szenen oder verschiedener Sounds ineinander im CV-gesteuerten Mixer, Auslösen von Ereignissen zu bestimmten Zeiten, drastisch oder subtil und das Ganze dann zur CLOCK im Takt oder auch manuell über den Druck auf die GATE SELECT-Tasten. Man könnte vermutlich noch ewig Anwendungen für den Metamorph aufzählen und womöglich setzt einem hier nur das eigene Vorstellungsvermögen und oder eben das vorhandene Equipment entsprechende Grenzen.
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Die Bedienung geht wegen der selbsterklärenden Bedienoberfläche sehr flüssig von der Hand. Die Regler lassen ein sehr feines Einstellen der Parameter zu, da sie im Regelweg sehr gut aufgelöst sind und einen angenehmen Widerstand beim Drehen besitzen. Die Taster lösen zuverlässig und schnell aus und überhaupt ist die gesamte Bedienung durch die großzügig dimensionierte und ergonomisch gut angeordnete Bedienoberfläche sehr griffig. Die CV-Steuerung reagiert auf verschiedene Signale mit sehr feiner Auflösung und man sollte sich den Spaß tatsächlich nicht nehmen lassen, genau damit auch zu experimentieren. Die Belohnung sind abgefahrene Morphmuster, die man mit seinen zwei Händen an einem Musikinstrument so niemals hinbekommen hätte. Ähm ja, das sagte ich bereits, aber doppelt hält besser: Es ist einfach zu cool!
Mein Nachbar erklärte mir mal im Scherz: Ein Ausflug mit der Frau ist doppelt so teuer, bei halb so viel Spaß. Hier ist es anders: Ein zweites kaskadiertes Metamorph im System ist natürlich doppelt so teuer, bietet aber dafür auch doppelt so viel Spaß! Nun sind es acht Szenen oder eben acht Steps, die sich ineinander überblenden oder durchschalten lassen. Schade, dass ich kein zweites Modul zum Testen dieses tollen Features da hatte, denn das hätte ich zu gerne mal durchgespielt. Um die Kurve zum doppelten Spaß zu kriegen: Mir haben schon die vier Steps enorm viel Spaß bereitet, wie cool wäre das dann erst mit acht geworden? Da war er wieder, der Haben-wollen-Faktor!
Würde ich nicht das VCV Rack Modul Smorph von dBiz verwenden hätte ich den Metamorph sicher schon im Rack. https://library.vcvrack.com/dBiz/Smorph
Per Midi Controller bedient und über ES-8/3 rausgeschickt fühlt es sich sehr hardware-ig an.
Superpraktisch für verschiedenste Szenarien.