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Test: Harley Benton R-446 Blue Metallic, E-Gitarre

Preisbrecher im Metallic Look!

21. August 2022

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Wir machen mal ein kleines Spiel. Ich sage zwei Wörter und ihr sagt mir, welcher Begriff euch als Erstes durch den Kopf geht. Also dann, los geht’s. Harley Benton? Preis-Leistungs-Verhältnis! Oder liege ich falsch? Wohl kaum ein Hersteller ist so oft mit den Worten „es ist mir ein Rätsel, wie man solche Qualität zu diesem Preis liefern kann“ vorgestellt worden. Also dann, schauen wir uns heute einmal an, ob die Harley Benton R-446 Blue Metallic ebenfalls diesem Anspruch gerecht werden kann.

Die Konstruktion der Harley Benton R-446 Blue Metallic

149,- Euro! Dies ist der Preis, den das Musikhaus Thomann für das Instrument aufruft und zwar inklusive Mehrwertsteuer, Versand, Import, Zoll, Einfuhrumsatzsteuer, Marge Thomann, Marge Hersteller, Lohn- und Nebenkosten und nicht zuletzt, den einzelnen Komponenten des Instruments. Ich möchte nun wirklich nicht zum x-ten Mal diesen Satz bemühen, aber auch mir stellt sich auf den ersten Eindruck die Frage, wie man bei einem solchen Ladenpreis noch Gewinn machen kann. Die Antwort ist im Direktimport ohne einen lokalen Vertrieb zu suchen. Ohne das Umgehen des Zwischenhändlers wäre diese Preise auf keinen Fall umsetzbar. Doch was nützt der niedrigste Preis, wenn der Kaufgegenstand nicht den Erwartungen entspricht? Schauen wir uns daher das Instrument doch einmal im Detail an.

Dass ein Instrument dieser Preisklasse nur in Asien gefertigt werden kann, ist wohl allen Lesern bekannt, allerdings ließ sich der genaue Fertigungsort des Instruments leider nicht ermitteln, da ich einen entsprechenden Vermerk nirgends finden konnte. Es befindet sich nur ein wohl etwas hektisch angebrachter zum Teil über den Mechaniken klebender Aufkleber auf der Rückseite der Kopfplatte, welcher nur über die EU-Normen informiert. Ich würde auf Vietnam tippen, da meines Wissens nach dort die Fertigungskosten aktuell am niedrigsten sind, aber dies ist eine reine Vermutung.

Die Harley Benton R-446 Blue Metallic gibt es in mehreren Finishs. Neben dem uns vorliegenden Blau-Metallic gibt es das Instrument auch noch in Rot, „Pflaume“, Graphite, Grün und als Linkshänderversion. Das Instrument ist mehr oder minder der Abteilung Powerstrat zuzuordnen, sprich wir haben eine Stratocaster Body-Form mit Humbucker-Pickup-Bestückung. Mehr dazu später.

Der Korpus des Instruments ist aus Pappel gefertigt, einem Holz, welches aufgrund seiner vergleichsweise weichen Struktur eher selten im Instrumentenbau zum Einsatz kommt. Dadurch wäre auch das sehr geringe Gewicht von nur 2,9 kg zu erklären. Der Korpus weist gleich mehrere Shapings auf, um den Spielbetrieb zu erleichtern, als da wären ein allumfassendes Shaping an den vorderen und hinteren Zargenkanten sowie ein einfaches Shaping im oberen und ein doppeltes Shaping im unteren Cutaway, was die Bespielbarkeit in den hohen Lagen erleichtern soll. Auch der Übergang zum Halsfuß wurde dezent abgerundet, um die Bespielbarkeit ab dem ca. 15. Bund aufgrund des geringeren Drucks auf der Handinnenseite angenehmer zu gestalten.

Der Hals der Harley Benton R-446 Blue Metallic besteht aus Ahorn, das Griffbrett laut Herstellerangaben aus Amaranth. Dies ist bemerkenswert, da Amaranth im Allgemeinen eine rötliche bis violette Färbung aufweist (wird auch als Violettholz bezeichnet), was hier allerdings nicht der Fall ist. Der Hals ist mit weißem Kunststoff eingefasst und besitzt an der Außenseite und als Griffbrettmarkierungen sogenannte Offset-Dot-Inlays, welche sich bis zum 12. Bund an der Oberseite und vom 12. bis zum 24. Bund an der Unterseite des Griffbretts befinden. Das Profil des Halses ist ein moderates „D“ und sollte den meisten Playern keine Probleme machen. Auch die lange Mensur mit 648 mm sollte den meisten Usern geläufig sein, da sie abseits des Gibson Lagers die mit Abstand am häufigsten genutzte Mensur darstellt.

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Die komplett in Schwarz gehaltene Hardware ist einfach gehalten, aber sehr funktionell. Die namenlosen Tuner laufen leichtgängig und bieten zusammen mit dem sauber gefeilten ABS-Sattel eine gute Basis für eine saubere Intonation. Auf ein Vibratosystem wurde verzichtet, stattdessen kommt ein massives Hardtail zum Einsatz, wobei die Saiten durch den Korpus geführt werden.

Als Pickups wurden 2 splitbare Ceramic-Humbucker der koreanischen Firma Artec verbaut, welche insbesondere gerne bei sehr günstigen Gitarren Verwendung finden. Über einen sehr sauber einrastenden 5-Wege-Schalter können somit die wichtigsten Humbucker- und Singlecoil-Einstellungen angewählt werden. Zwei relativ schwergängige Master-Regler für Volume und Höhenblende runden die Elektrik des Instruments ab.

Insgesamt muss man dem Instrument auf den ersten Blick eine sehr saubere Verarbeitung attestieren. Alle Lackierungsarbeiten wurden tadellos ausgeführt und auch die Werkseinstellung wird bereits für viele Einsatzbereiche ausreichen. Dies ist umso erstaunlicher, da gerade manuell auszuführende Arbeiten wie die Halseinstellung, Saitenlage oder die Oktavreinheit nur in Handarbeit auszuführen sind und gerade diese Lohnkosten den Großteil der Fertigungskosten ausmachen. Ich schätze, es wird ein guter Mittelwert ermittelt und auf diesen werden dann alle Instrumente justiert, daher sollte jeder sein Instrument noch einmal nach Lieferung auf seine persönlichen Ansprüche einstellen.

Harley Benton R-446 Blue Metallic Test

Harley Benton R-446 Blue Metallic – Halsfuß

Die Harley Benton R-446 Blue Metallic in der Praxis

Machen wir uns nichts vor, man wird im Profibereich jenseits der Vollplayback-Volksmusik-Abzocke wohl nur recht selten eine 149,- Euro Gitarre auf der Bühne sehen, was nicht zuletzt an den letzten 10 – 20 % liegt, welche eine „gute“ Gitarre zu einer „großartigen“ Gitarre macht. Der Anspruch der Harley Benton R-446 Blue Metallic liegt aber erwartungsgemäß in einem völlig anderen Segment, wobei hier primär der „Beginner“ Aspekt im Vordergrund zu sehen ist. Neben der Tatsache, dass „The Next Generation“ primär eine „coole“ Gitarre sein Eigen nennen möchte, muss das Instrument dem Nachwuchs vor allem keine haptischen Steine in den Weg legen.

Und hier hinterlässt die Harley Benton R-446 Blue Metallic im noch unverstärktem Zustand eine wirklich gute Figur, selbst wenn man die „für den Preis“ Phrase einmal außen vor lässt. Die gesamte Konstruktion des Instruments ist einfach, aber hoch funktionell und bietet eine gute Basis für nahezu alles, was man musikalisch im E-Gitarrenbereich umsetzen möchte. Gewiss, das Schwingungsverhalten ist vergleichsweise unspektakulär und der Bunddraht hätte für weiche Bendings und intensive Vibrati aufgrund der auftretenden Kratzgeräusche auch noch etwas eleganter abgeschliffen werden können, aber Deadspots oder sonstige Aussetzer konnte ich auf dem Instrument nicht finden.

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Harley Benton R-446 Blue Metallic
Harley Benton R-446 Blue Metallic
Kundenbewertung:
(36)

Das Bild wandelt sich jedoch etwas, wenn man die Harley Benton R-446 Blue Metallic an den Verstärker anschließt. Hier hört man nun doch, dass der Ladenpreis des Instrumentes extrem günstig ausfällt und zwar in Form der Tonabnehmer. Die Artec Pickups kopieren in ihrem optischen Erscheinungsbild zwar die allseits bekannten EMG Tonabnehmer, könnten klanglich aber leider nicht weiter von ihnen entfernt sein. Das Klangbild ist leider sehr höhenarm, detaillos und undynamisch, so dass die gute Bespielbarkeit des Instruments hinter diesem Schwachpunkt etwas untergeht.

Ich konnte trotz eines sehr hochwertigen Test-Setups in Form eines Hughes&Kettner Triamp MKIII, Marshall 412er Cabinet mit Celestion G12-75T Speakern und 2 Stück Shure SM57 keinen wirklich überzeugenden Ton aus den Pickups herausholen. Was sich im cleanen Bereich vielleicht noch ganz ok gestaltete, verlor mit zunehmenden Gain-Faktor immer mehr an Qualität und glich klanglich mehr einer Plug-in-Lösung als einer hochwertigen analogen Aufnahme. Hier würde es sich auf jeden Fall lohnen, in ein paar Austausch-Pickups zu investieren. Allerdings hätte man in diesem Fall das Problem, dass 2 hochwertige Pickups den gesamten Ladenpreis der Harley Benton R-446 Blue Metallic übersteigen würden und man damit das Alleinstellungsmerkmal des Instruments ad absurdum führen würde.

Um es klarzustellen, für einen Einsteiger, welcher seine ersten Schritte auf dem Instrument machen möchte, ist die Klangqualität der Pickups völlig ausreichend, aber eine Show oder gar einen Studioaufenthalt würde ich mit diesen Pickups nicht erledigen wollen. Eigentlich schade, denn der Rest des Instrument überzeugt in vielen Belangen, insbesondere im Bezug auf den Ladenpreis (da ist er wieder, der klassische Satz ;-))

Abschließend muss man der Harley Benton R-446 Blue Metallic dennoch eine gute Bewertung ausstellen, da trotz des klanglichen Totalausfalls der Pickups der Rest des Instruments einem guten Standard entspricht und es wirklich schwerfällt, bei einem Ladenpreis von 149,- Euro echte Mängel zu erkennen.

Harley Benton R-446 Blue Metallic Test

Harley Benton R-446 Blue Metallic – in der Praxis

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Fazit

Mit der Harley Benton R-446 Blue Metallic führt die Thomann Hausmarke eine hochwertige Einsteigergitarre in ihrem Portfolio. Das Instrument ist gut verarbeitet, lässt sich leicht spielen und ist aufgrund seines sehr geringen Gewichts sehr leicht zu handhaben.

Wer sich mit den mäßig klingenden Pickups anfreunden kann, kann sich im Gegenzug über ein sehr anwenderfreundliches Preis-Leistungs-Verhältnis mit einer großen Auswahl in Sachen Finish freuen.

Plus

  • Preis -Leistungs-Verhältnis
  • Verarbeitung

Minus

  • Qualität der Pickups

Preis

  • 149,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    VerMona74 AHU

    Erstaunlich, was da für den aufgerufenen Preis schon möglich ist. Trotz der Teuerungsraten.
    Vielen Dank.

    • Profilbild
      Sven Blau AHU

      @VerMona74 Diese Preise sind nur möglich, weil dafür an anderer Stelle gespart wird. Woran gespart wird, kannst du dir sicher denken. Verschenkt wird auch im Hause Thomann nichts.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Sven Blau Ja natürlich, sieht man auf den ersten Blick. Kein Koffer dabei!
        Diese Geizkragen.

  2. Profilbild
    SkandinAlien

    Advocatus Diaboli – was wäre wenn man nicht Discounter Preise feiern würde bei denen offensichtlich ist das die Fertigung weder ausreichend bezahlt noch – naheliegende Vermutung – unter guten Arbeitsbedingungen gefertigt wurde?

    Bestimmt eine unpopuläre Meinung, aber ich lass das hier mal so stehen.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @SkandinAlien Gegenvorschlag: fahr mal zur Fabrik hin und sag den Leuten, daß du die Fabrik dicht machst, weil Dir deren Arbeitsbedingungen nicht gefallen. Ob sie Dir dafür danken werden?

      • Profilbild
        Noodles

        Meinst du nicht, dass das der falsche Ansatz ist?? Ein wenig zu kurz gedacht. Klar waren die sauer. Zu Recht, weil falsche Adresse.

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      Codeman1965 AHU

      @SkandinAlien Gewiss eine gute Anregung.

      Ich mache mit, sobald wir damit durch sind, vor unserer eigenen Tür zu kehren, und somit schlechte Bezahlung und beschissene Arbeitsbedingungen bei UNS ebenfalls Geschichte sind…

      • Profilbild
        Noodles

        @Codeman1965 Ist das echt dein Ernst??? Meinst du nicht, daß dieser Vergleich ein wenig hinkt? Schlechte Arbeitsbedingungen in der BRD sind mit Sicherheit anders zu bewerten als die in Asien.
        Diese Aussage ist echt zynisch. Ich war schon einmal in China und habe mir 2 Fabriken (nicht für Gitarre) angesehen, das war nicht schön und schön überhaupt nicht mit uns zu vergleichen. Ich weiß, dass viele bei uns für zu wenig Geld arbeiten, aber wie gesagt, absolut kein Vergleich mit Asien.

  3. Profilbild
    Steffog

    Danke für den informativen Test. Ich finde die Axt schick.
    Wahrscheinlich wird Harley Benton/Thomann von diesen Teilen auch nicht nur 10 oder 12 Exemplare, sondern Abertausende fertigen lassen. Das trägt bestimmt auch erheblich zur Preisgestaltung bei.

  4. Profilbild
    Davy

    Klar, Harley Benton ist kein kleiner Name mehr. Vielleicht bin ich einfach zu skeptisch bei diesen Preisen. Ich würde nur Ramsch erwarten, was offenbar nicht so ist. Aber moralisch? Man hat leider keine Einblicke…

  5. Profilbild
    Noodles

    Der Gainsound klingt wirklich grausus, aber warum soll man nicht in einer sonst ganz anständigen Gitarre keine guten Pickups einbauen?
    Ich verstehe nicht wieso das angebliche Alleinstellungsmerkmal dann ad absurdum geführt wird!?
    Gitarre gut, Pickup Mist, gute Pickup rein, und ich habe eine ganz anständige Gitarre. Ich sehe das Problem nicht. Ich würde es genau so machen.
    Niemand würde auf die Idee kommen mit dieser Gitarre ins Studio zu gehen, oder damit Live zu spielen. Das würde ich eher unter der Rubrik ad absurdum verbuchen. Das sind die berühmten Äpfel mit Birnen vergleichen. Kaufe Golf, aber will Paris Dakar mitfahren.
    Wie schon gesagt wurde, ist die Gitarre für Einsteiger bestimmt eine gute Sache. Außerdem gibt es auch Pickups die unter 150 kosten und besser klingen als diese komischen Dinger. Ausser man spielt ausschließlich clean, das könnte man sich anhören.

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