Modulationen für alle Fälle mit dem MD-200!
In Sachen Modulation zählen die Effektgeräte der japanischen Firma Boss schon seit Jahrzehnten zur Speerspitze am Markt und es gibt wohl kaum eine Musikaufnahme, auf der nicht irgendein Chorus, Flanger oder Phaser von Boss auf dem Pedalboard für einen breiten Sound der Gitarre sorgt. Geräte sind nach wie vor genügend vorhanden, aber die Konkurrenz schläft ja bekanntlich nicht und so wurde es Zeit, mal wieder eine neue Pedalreihe zu präsentieren, von denen das MD-200 für ein Dutzend Modulationseffekte in einem kompakten, neuen Format sorgt. Durch seine vielseitigen Anschlussmöglichkeiten könnte das neue MD-200 nicht nur für uns Saitenzupfer, sondern auch für die Tastenfraktion und/oder den Einsatz im Studio interessant sein. Schauen wir mal, was uns die metallicblaue Kiste so zu bieten hat!
Boss MD-200 – Facts & Features
Das neue Design gefällt! Nicht nur dass das Stahlblechgehäuse des MD-200 sehr robust ausgefallen ist, das Layout des Pedals mit den in ausreichender Entfernung zu den Reglern angebrachten Schaltern sowie den Anschlüssen, die sich fast ausnahmslos an der Stirnseite befinden, macht auf den ersten Blick einen praxisgerechten Eindruck. Der Blick auf die Stirnseite erfreut den neuen Besitzer sicherlich, denn durch die Stereo-Signalführung, es gibt sowohl zwei Ein- als auch zwei Ausgänge, lässt sich das Pedal kompromisslos in ein bestehendes Stereo-Setup integrieren. Das erhöht die Flexibilität und vor allem die Klangqualität enorm und dürfte das MD-200 daher auch für viele weitere Einsatzgebiete interessant machen.
Eine weitere Klinkenbuchse zum Anschließen eines Expressionpedals oder eines weiteren Fußschalters rundet das Bild der Audioanschlüsse ab. Eine weitere, aber bedeutend kleinere Buchse gibt es aber dennoch an der Stirnseite zu finden, nämlich die für das 9 Volt Netzteil, das sich jedoch nicht im Lieferumfang befindet. Dafür findet man im Karton aber drei Batterien des Typs AA: Ja, das MD-200 kann tatsächlich mit drei 1,5 Volt Batterien betrieben werden, die auf der Unterseite über einen Schnellverschluss eingesetzt werden. Wie lange das mit einer Batterieladung wohl gut geht? Zu empfehlen sei natürlich, wie immer an dieser Stelle, der Betrieb mit einem passenden Netzteil. Zur Not bzw. auf die Schnelle geht halt auch eben mal ohne.
Zwar gibt es auch Anschlüsse an der Gehäuseseite, die dürften aber für kein großes Gerangel um die besten Plätze auf dem Pedalboard sorgen. Die Rede ist von einem MIDI-Anschluss sowie von einer Micro-USB-Buchse, die an der linken Seite des Pedals untergebracht wurden. Die MIDI-Buchsen sind jedoch keine im Standard-Fünfpol-Format, sondern wurden als Miniklinkenvariante ausgeführt. Möchte man die MIDI-Funktionalität des Boss MD-200 nutzen, ist eine weitere Anschaffung in Form eines TRS/MIDI-Verbindungskabels nötig, das der Hersteller auch anbietet. Der Micro-USB-Port übernimmt keine bahnbrechenden Aufgaben, mit ihm werden lediglich zukünftige Firmware-Updates eingespielt.
MD-200 – Auf dem Bedienpanel unterwegs
Ein sehr übersichtliches Bedienpanel lädt zum Schrauben ein, dazu dienen sieben Regler, die fest mit dem Gehäuse verschraubt wurden und einen idealen Drehwiderstand bieten. Die jeweilige Aktion beim Justieren kann über ein kleines Display mitverfolgt werden, viel ist dort zwar nicht zu sehen, es reicht aber für das Nötigste und im Zweifel entscheiden ohnehin die Ohren – und nicht die Augen. Zentraler Bestandteil ist der Mode-Regler, der für die Auswahl der 12 an Bord befindlichen Effekte sorgt. Folgende sind dabei am Start:
• Chorus – moderner BOSS-Chorus aus dem Prime-Chorus des MD-500
• CE-1 Chorus – authentische Nachbildung des legendären CE-1 Chorus Ensemble mit Chorus- und Vibrato-Modi des Original-Pedals
• Flanger – moderner BOSS-Flanger aus dem Prime Flanger des MD-500
• Phaser – moderner BOSS-Phaser aus dem Prime Phaser des MD-500
• Vintage Phaser – 70s Phaser inklusive wählbarem Distortion-Effekt
• Classic Vibe -vintage Uni-Vibe-Sound inklusive wählbarem Fuzz-Effekt
• Vibrato – vielseitiger Vibrato-Effekt mit weitreichenden Modulations- und Sound-Einstellungen
• Tremolo – wählbare Tremolo- und Stereo-Panorama-Modi inklusive Parametern für Schwingungsform und Sound
• Rotary – Vintage-Rotationslautsprecher-Effekt mit anpassbarer Geschwindigkeit (langsam/schnell) und Horn/Rotor-Balance
• Auto Wah – ausdrucksstarker Wah-Effekt mit Anpassung von Frequenz und Resonanz sowie drei Filter-Typen; wählbarer Betrieb für Gitarre oder Bass In Kombination mit einem optionalen Expression-Pedal auch als Fuß-Wah einsetzbar
• Slicer – originaler BOSS Pattern-Effekt aus dem beliebten SL-20 Slicer-Pedal
• Overtone – originaler BOSS-Effekt auf Basis der wegweisenden MDP-Technologie zur Modifikation der Tonhöhe und der harmonischen Eigenschaften für einzigartige neue Sounds
Der Regler besitzt eine Rasterung, sodass man jederzeit ein Feedback bei der Auswahl bekommt und zudem ein versehentliches Verstellen so gut wie möglich vermieden wird. Die nicht nur für Modulationseffekte wichtigsten Parameter Rate, Depth sowie Level sind jederzeit über drei eigene Regler rechts vom Display zu erreichen. Die drei Kollegen in der Reihe darunter übernehmen hingegen unterschiedliche Funktionen, die ihnen je nach ausgewähltem Effekt zugeordnet werden. Das kann beispielsweise ein Filter im Chorus, das Hinzufügen von etwas Crunch für das Classic Vibe- und das Vintage Phaser Preset oder aber das Justieren der Lautstärkebalance zwischen dem Rotor und dem Horn beim Rotary-Effekt sein.
Überraschend wirkt die Präsenz der TAP-Division-Funktion, die man ja normalerweise bei einem Delay vermuten würde. Aber auch Modulationsschwingungem lassen sich rhythmisch eindrucksvoll bearbeiten, keine Frage und mit diesem coolen Feature bekommt der kreative Musiker zweifellos ein nützliches Werkzeug in die Hand gelegt. Mit einem Druckschalter werden die verschiedenen Rhythmusvariationen angewählt. Dieser Schalter übernimmt aber gleich zwei Funktionen, denn gedrückt halten sperrt bzw. entsperrt die Funktionalität sämtlicher Schalter und Regler des MD-200. Somit wird ein versehentliches Verstellen des angewählten Sounds bzw. Presets unmöglich.
Presets ist ein gutes Stichwort, denn vier Eigenkreationen können im Speicher des Pedals dauerhaft gesichert werden, dazu dienen die zweite Taste sowie dazu passend vier kleine, rote LEDs. Eine fünfte grüne LED leuchtet dann auf, wenn man sich im manuellen Modus befindet, also gerade Veränderungen am Sound vornimmt. Gefällt das Gehörte, dann sorgt ein längerer Druck auf diesen Schalter für eine dauerhafte Sicherung der Eigenkreation.
Boss MD-200 – In der Praxis!
Beim Durchhören der gebotenen Effekte wird schnell klar, dass man es beim Boss MD-200 mit einem Effektpedal der Premiumliga zu tun hat. Egal, ob nun die ultrabreiten Chorus-Presets, die schwirrenden Rotary-Sounds, die extrem warm klingenden Phaser- und Vibe-Klänge oder der psychedelisch wirkende Slicer – sie alle verfügen über eine vorzügliche Klangqualität und bieten neben einer mehr als soliden Grundausstattung auch genügend Raum für kreative Momente. Hervorzuheben sei im diesem Zusammenhang die TAP-Division-Funktion, die sehr interessante rhythmische Muster des LFOs generiert. Die Eingabe der Geschwindigkeit muss dabei gar nicht mal per Hand erfolgen, denn auch der rechte der beiden Metallschalter kann diesen Job zuverlässig übernehmen.
Beide Schalter sind übrigens Softclick-Typen und ersparen uns daher ein überlautes Knacken beim Anschalten des MD-200. Und auch während des Betriebs bleibt man von Nebengeräuschen komplett verschont: Selten habe ich ein Effektpedal im Test gehabt, das sich derart ruhig verhalten hat und weder durch Rauschen noch Knacken negativ auffällt. Die Qualität des Effektsignals wird also in keiner Weise negativ beeinflusst – und das hört und spürt man bei jedem Ton.
Boss MD-200 – Die Klangbeispiele
Um den Klang des MD-200 möglichst komplett für die Klangbeispiele einzufangen, habe ich das Pedal über seine Stereoausgänge direkt mit den Stereoeingängen meines UAD-Interfaces verbunden. Als Gitarre wurde meine Music Man Silhouette Special benutzt, die über einen Preamp vor dem MD-200 im Signalweg platziert wurde.
Grobe Unsitte das, diese Bonsai Midi Anschlüsse. Zumal für so ein Kabel noch mal 19€ (pro Stück) fällig werden, wenn man es denn von BOSS erwirbt wie im Text erwähnt. Gut, womöglich gibt es billigere Alternativen mit irgendwelchen Adaptersteckern, die man sich dann aber erst anderweitig zusammensuchen muss. Also mich persönlich nervt sowas.
Hätte der Platz für normale MIDI Buchsen wirklich nicht mehr gereicht ?
Die TRS Kabel gibt es ab 6,5 €
Mich würde interessieren, wie sich der MD-200 (bei deutlich günstigerem Preis) im Vergleich zum Strymon mobius schlägt.
EigentIch bin ich ja ein Boss-User (Favorite=Blues Driver), aber den letzten lobhudelnden Reviews von Amazona kann ich nicht beipflichten – sowohl DD200 als als auch MD 200 klingen steril und öde. Dabei finde ich das Design eigentlich durchaus clever, but the Engine sucks.
Es wäre besonders interessant, in wie weit genau sich das MD 200 vom MD 500 unterscheidet.
– Kann das MD 200 auch zwei Effekte gleichzeitig?
– Fehlen irgend welche Effekt-Parameter, die das MD 200 nicht hat?
– Sind Display und Speichermöglichkeiten die einzigen Unterschiede?
Hallo, Stephan,
es ist zwar schon gut ein Jahr nach deiner Vorstellung des MD-200 vergangen, aber trotzdem trägt sie sehr zu meiner Entscheidung bei, mir dieses Teil zuzulegen (bin auch bekennender Bossfan).
Vergleiche mit deutlich teureren Geräten, find ich, verbieten sich sozusagen von selbst, was soll da die Erwartungshaltung sein?
Mehrere Effekte gleichzeitig halte ich auch für unnötig, es sei denn, man liebt Soundbrei.
Also, dank dir
Micky