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Neue Dokumentation über die Techno Geschichte

Neue Techno-Doku: How Techno was born: From Detroit to Berlin and back

31. Juli 2023

Wieder einmal beschäftigt sich eine Dokumentation mit der Geschichte von Techno. Die Deutsche Welle veröffentlichte Anfang Juli 2023 “How Techno was born: From Detroit to Berlin and back“.

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Die Dokumentation verortet Berlin als Hauptstadt der Technobewegung, wobei der seit 30 Jahre bestehende Tresor Club als Keimzelle benannt wird. Zuerst stellt sich die Frage, wie Techno eigentlich nach Berlin gekommen ist. Dimitri Hegeman, einer der Gründer des Tresorclubs vertritt die Meinung, dass für die Technobewegung der Fall der Berliner Mauer 1989 essenziell war. Dadurch konnte die Underground-Szene leerstehende Gebäude im ehemaligen Grenzabschnitt zwischen Ost- und West-Berlin nutzen. 45 Jahre lang standen die Tresorräume des ehemaligen Wertheim-Kaufhauses leer und gaben diesem Club seinem Namen. Gleichzeitig setzte sich Techno als Anziehungspunkt für die Undergroundszene von Berlin durch. Anfänglich interessierte es niemand, woher die Musik kam. Doch das, was heute als „Sound of Berlin“ bekannt ist, wurde u. a. von Jeff Mills, Juan Atkins oder Blake Baxter mit ihrer Version von Detroit-Techno geprägt, da sie von Anfang an im Tresor auftraten.

Detroit wird als Geburtsstätte von Techno identifiziert. Ähnlich wie in Berlin wird eine urbane Veränderung mit der Entstehung von Techno in Verbindung gebracht. Die Massenentlassung in der Autoindustrie von Detroit veränderte das Stadtbild radikal und inspirierte Musiker wie Juan Atkins Anfang der 1980-Jahre, mit futuristischen Sounds zu experimentieren. Techno war eine Mischung aus europäischem Electro und afroamerikanischen Dancebeats. Juan Atkins nennt die Robotisierung in der Autoindustrie als eine seiner Inspirationen. Für das Image der Technoszene war Alan Oldham sehr wichtig. Mit seinen dystopischen Comics prägte er das Artwork von Labels wie Plus-8, Djax Up Beats, Underground Resistance und viele anderen. Nach diesen zarten Anfängen explodierte die Techno-Szene in Europa. Wie Jazz auch, konnte sich Techno in Europa entfalten und wurde Teil des Mainstreams, was aber in den USA nie funktionierte.

Techno beschäftigte natürlich die junge Generation in Deutschland und aus dieser ging Paul Van Dyk als einer der ersten DJ-Superstars hervor, der durch die Technobewegung aus Detroit in seinen Anfängen maßgeblich beeinflusst wurde. Spätestens Mitte der 1990er-Jahre war Techno ein weltweites Massenphänomen. Es wurden Menschen angezogen, die nicht an der Szene interessiert waren, sondern an Trends und Events. Techno wurde zu einer Touristenattraktion. Dann kam die Love-Parade, Drogen wurden zu einem immer größeren Thema und Techno entwickelte eine Eigendynamik, die von den Gründungsvätern nicht mehr zu kontrollieren war.

Typische Alan Oldham Zeichnungen

Im Archiv für Jugendkultur wird die Geschichte von Techno dokumentiert.Durch Veranstaltungshinweise wissen wir z. B, dass das Atonal Festival von 1990 das erste Technofestival war. Im Veranstaltungsprogramm wird der Name Techno noch nicht oft genannt, weil anfänglich hauptsächlich von House geredet wurde. Am Ende stellt die Dokumentation die Frage, was Techno eigentlich ist? Es wird deutlich, dass es bei der Antwort darauf ankommt, wer gefragt wird. Auch Techno als wissenschaftlicher Forschungsgegenstand kann diese Frage nicht abschließend klären, weil z. B. in englischsprachigen Ländern Techno als Musikstil definiert wird, der ohne kulturelles Grundgerüst und Szene funktioniert. Das Ende der Dokumentation findet auf dem Strom Festival 2023 in der Philharmonie in Berlin statt. Auch schon vor diesem Festival hat Techno den hochkulturellen Ritterschlag erhalten. Die Zeiten, in den davon geredet wurde, ob Techno überhaupt Musik sei, sind endgültig vorbei. Juan Atkins führt aus, dass es nie sein Ziel war, mit dieser Musik so weit zu kommen. Er betont, dass er als einer der ersten eine futuristische Idee von Techno hatte, die sich nun durchgesetzt hat und von der Gegenwart angenommen wurde.

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Könnt ihr euch mit dieser Lesart von Techno anfreunden? Schreibt es uns in die Kommentare.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Techno war Roland 909+X, heute aber längst nicht mehr. Futuristische Vorstellungen mit Robotern hatten ander auch. Das hatten wir schon. Achse Detroit-Berlin. Mich hat in den 90ern mehr Hamburg-Tel-Aviv interessiert. Die Vorstellung eines Grundgerüsts wo vieles reinpasst gefällt mir besser als unifokale Zuschreibungen.

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    AMAZONA Archiv

    von JMJ zu DAF zu electrica salsa zu Eye-Q/Hardhouse/Omen find ich viel stringenter, kann ich mir komplett ohne Detroit und ohne Berlin zusammenreimen. ;) mir geht dieser detroit-berlin mythos der hier gefeiert wird gewaltig auf den nerv. als hätte es nichts anderes gegeben. hier wird die Geschichte verdreht und eindimensional dargestellt und auf die unwichtigste Fußnote reduziert. 👾

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    AMAZONA Archiv

    „Die Dokumentation verortet Berlin als Hauptstadt der Technobewegung“

    Berlin, Berlin, Tresor, immer wieder die selbe Story, ich kanns nicht mehr hören. Fehlt nur noch die These, dass Berghain der heutige beste Club der Republik ist.

    FFM, Hamburg (wie schon genannt, aber Tunnel und Co. mochte in hochnäsigen Berlin ja keiner! Weiss noch wie abwertend die Frontpage über Goatrance berichtete), der Pott, München (-Riem), selbst Dresden mit Panzerhof und allen seinen an Berlin abgegeben DJs sowie Leipzig und die Distille waren Keimzellen.
    Und Drogen waren bereits vor ’88 in UK ein dickes und wichtiges Thema.

    Dass es neben Detroit noch Toronto, NYC etc. gab ist eine weitere Gesichte.

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        AMAZONA Archiv

        @Synchead Goa…., wer Lust hat über die Anfänge in Indien zu berichten wird feststellen daß es Ähnlichkeiten zu Frankfurt gibt. Irgendwer hat in den 70-80ern den heißesten Scheiss auf Mixtapes nach Goa gebracht, bis sich ein eigener Style aus Indisch-Orientalen Melodien entwickelt hat. Sehr viel später, so ab 1995 hob dann Isra-Trance mit Astral Projection ab. Ich bin von Acid direkt zu Goa über, es gab da sehr viele Überschneidungen, nur eleganter und melodischer bei Goa. Lustig sind Interviews von AP, daß sie die Idee hatten mit absolut neuen abgefahrenen Sounds etwas anfangen wollten und haben bis zu 1 Jahr am Atari gesessen, für einen Track! Speichern dauerte 5 Minuten und der Atari musste quer gehalten werden, weil der Lesekopf sonst nicht funktionierte. Deswegen, ich denke die Jungs aus Detroit und Berlin verkaufen sich ganz gut aber Goa ist ebenfalls eine der Keimzellen für Entwicklungen in der elektronischen Music. Waren die Beatles nicht schon dort und haben meditiert? Auf jeden Fall passiert bei mir im Kopf eine ganze Menge wenn ich Goa höre, auch wenn ich für die 145BPM langsam zu alt werde. Prog oder Psytrance, wie es sich später weiterentwickelte geht aber auch langsamer. Ich erinnere mich noch Ende der 90er an ein Liveset von S.U.N. Project in Wuppertal, komplett live mit Drummer und E-Gitarre, die Jungs haben geliefert und mein Kollege hatte danach Tinnitus. Es war geil! Suchwort für Google: X-Dream. 😍

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    Anthony Rother AHU

    Bei der heutzutage unüberschaubaren aber tollen Vielfalt im Bereich Techno ist es schön auch mal wieder eine aktuelle Doku über den überschaubaren Anfang sehen zu können.

    • Profilbild
      anselm

      @Anthony Rother Die tolle Vielfalt entgeht mir. Wenn ich bei Youtube in die Sets von diversen DJs reinhöre (Joris Voorn, Adam Beyer, …) wirkt das uninspiriert. Der Spannungsbogen orientiert sich an EDM wie Hardwell, mit immer gleichen Breaks und „Drop“. Obendrauf dann noch ein Vocal – ganz wichtig.
      Meine geschmackliche Sicht lasse ich mal außen vor.
      Ich kann aber den Gedanken nicht vermeiden, daß das alles sehr kommerziell gedacht und konstruiert ist. Da wird mal eine Weile Bodzin, Afterlife kopiert, dann Amelie Lens. Nicht daß ich es wichtig finde „Underground“ zu sein. Das ist ne Ego-Kiste. Aber man bezeichnet sich da gerne als Underground und das scheint mir nicht zu passen.
      Das meiste ist EDM-Techno.
      Und ich glaube, viele der Produzenten würden auch Pop-Musik machen, können aber keine Melodien schreiben, oder würden sich mit einer Kygo-Nummer nicht cool finden, machen aber im Grunde das gleiche: Analysieren, was populär ist und das kopieren.

      Es kann natürlich sein, daß mir einiges deshalb entgeht, weil ich nicht mehr viel Zeit ins Suchen investiere. Die letzten Sachen, die mich überzeugt haben, liegen einige Jahre zurück.

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    ozzardofwhizz

    der berlin-hype spiegelt ja auch nur den dann schnell kommerzialisierten teil der szene ab – die konsum-szene – in meinen augen spielt(e) berlin nie die wirklich wichtige Rolle in der Entwicklung und weiterentwicklung der elektronischen Musik – detroit ja klar aber ohne nyc, toronto, ffm, hh, tel aviv würde das alles nach einseitigem plastikpop klingen
    an der frankfurter erweiterung des spektrums bist du ja nicht ganz unbeteiligt antony 😉

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    Tai AHU

    Vor zwei, drei Wochen lief eine mehrteilige Serie über das Thema in 3-Sat. Ich nehme an, das ist was anderes, denn dort wurde Berlin zwar als wichtiger Punkt genannt, aber keinesfalls als Wichtigster. Da kam eher Frankfurt als Initial in D vor, aber auch andere Städte, wie München, Leipzig bis hin zu Offenbach wurden da genannt. Ich habe diesen Stil nicht gelebt, was ich für entscheidend für solide Statements zum Thema halte. Aber von Anfang an mitbekommen und interessiert beobachtet, was da geschieht. Ist eine von vielen Musikrichtungen, die kommen und teilweise wieder verschwinden, aber trotzdem einen nachhaltige Eindruck hinterlassen. Die besten Einflüsse werden adaptiert und in vielleicht neu entstehende Richtungen eingebaut. Reiht sich ein in Rock ‚n‘ Roll, Blues, Jazz, Punk/NewWave, Reggae, Folk, HipHop und Pop. Die feineren Aufteilungen sind wie bei jedem Stil nur für die Hardcorefans wichtig. Gute Crossovers stechen für mich immer wieder raus, während die schlechten echt abturnen.

  7. Profilbild
    chardt

    Sorry, aber für mich hat Ralf König das abschließend erklärt.
    Wir befinden uns am Strand von „Supa Paradise“, im Hintergrund läuft „Buff Ta Buff Ta Buff Ta …“

    Knollennase A: „Ich kann dieses ständige Techno nicht mehr ab.“
    Knollennase B: „Das ist nicht Techno, das ist House.“
    A: „Wo ist da der Unterschied?“
    B: „Techno geht Bufftabufftabufftabuffta!“

  8. Profilbild
    claas

    Nette Doku, die aber nichts Neues enthält. Die Bedeutung der Achse Detroit-Berlin für Techno ist schon oft genug verhandelt worden.

    Die Bedeutung von Frankfurt für andere Stile der Dance-Musik (die nicht zum Techno zählen) auch. Manko an der Doku ist, dass sie sich nicht auf Detroit-Berlin als Techno festlegen will und andere auch wesentliche Einflüsse auf die Elektronische Musik (Chicago House z. B.) unerwähnt lässt.

  9. Profilbild
    PaulusS

    Techno war für mich in der ersten Hälfte der 90er Abhängen mit Freunden in einschlägigen Platten- und Klamottenläden und Armbanduhren von Storm kaufen 😂

    Ich selbst war zu ängstlich und schüchtern, um in Diskotheken herumzuhängen und habe mich meist heimlich wieder durch die Nacht davon gestohlen.

    Was für eine Zeit! ✌️

    Aber so manchen Künstler bzw dessen Musik, mochte ich. Bspw Massimo Vivona mit seiner sehr eigenständigen Art des Hardtrance.

    Musikalisch habe ich allerdings viel zu kompliziert gedacht und war für das produzieren von Techno ungeeignet. Ich wollte mit Musik eher Geschichten erzählen.

  10. Profilbild
    Holk

    „There are no rules, fear is unknown and sleep is out of question“
    — Claus Bachor / Psycho Thrill

  11. Profilbild
    anselm

    Welche Region für Techno am wichtigsten war, ist wohl abhängig davon, wen man fragt.

    Belgien, Holland, Großbritannien scheinen mir ebenfalls wichtig. Detroit möchte ich damit nicht infrage stellen. Aber ich würde sagen, daß es dann doch eine globale Entwicklung war und ist.

    Ich würde den Maßstab an umfassende historische Genauigkeit in Würdigung des Kontexts für so einen journalistischen Beitrag nicht zu hoch hängen.
    Man liegt mit der Betonung, daß Detroit sehr wichtig war, nicht falsch.
    Berlin hat vielleicht eine Rolle als Katalysator gehabt.

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