Promise Pegasus J4 – Speed oder Geduld?
Das Arbeiten mit Sampleplayern wie Native Instruments Kontakt oder Play von East West macht Spass, wenn da nur nicht die zum Teil extrem langen Wartezeiten wären. Manchmal echte Kreativitäts-Killer. Da hast Du eine coole Idee und wartest auf den Sound dazu und, nach über einer Minute Ladezeit, Sound da – Idee weg – so ein Sch….
Also, man muss die Ladezeiten verkürzen. Aber wie kriegt man über 2 Terabyte Sampledaten auf ein vernünftig schnelles Laufwerk.
So habe ich mir, nach einigen Recherchen im Internet (nicht sehr ergiebig), das Promise Pegasus J4 zusammen mit vier 1 TB SSD’s der Marke Samsung (840 Evo) bestellt. Das Pegasus hat die Gehäusemasse eines Mac Mini und passt da exakt drauf. Es erlaubt den Einbau von bis zu vier 2.5 Zoll Laufwerken welche zu einem Raid System vereinigt werden können. Die Idee, vier teure 1’000 GB SSD Laufwerke zu einem Raid 0 zu vereinen kostet zunächst mal eine Stange Geld. Alles zusammen so rund 2’000 Euros. Aber, ein 4 TB SSD Laufwerk für meine Sample-Datenbank war zu verlockend. Ja, ich gebe zu, dass ich vermutlich unter dem GAS* leide.
In meiner Sample library sind zum Teil Instrumente bei denen einem wirklich der Geduldsfaden reissen kann. Obwohl ich gerne und viel Kaffee trinke, will ich nicht unbedingt bei jedem Instrument welches ich aktiviere eine Kaffeepause einlegen.
Nur zwei Tage nach erfolgter Bestellung wurden die Komponenten geliefert. Also sofort alles aus den Verpackungen reissen und mittels Schraubendreher mit der Montage beginnen. Das geht wirklich sehr einfach und schnell. Jetzt nur noch das Thunderbolt-Kabel mit dem iMac verbinden, Strom anschliessen und … gar nicht’s. Es leuchten zwei blaue LED’s, aber mein iMac erkennt das Laufwerk nicht. Die beiliegende Bedienungsanleitung hilft da auch nicht weiter.
Nach dem ersten Frust geht es also wieder ins Internet. Viel schlaues findet sich da nicht, aber nach rund 5 Minuten steht da in einem Bericht was von einem Treiber. Der Mac und Treiber? Offensichtlich ja. Auf der Promise Site findet sich ein Downloadbereich und da ist, an nicht sehr prominenter Stelle, ein Treiber für das Pegasus zu finden. Also runterladen und installieren. Jetzt noch ein Neustart und … jaaaa das Pegasus ist da.
Mittels Festplattendienstprogramm kann das Promise Pagasus J4 jetzt zu einem Raid 0 gemacht werden. Damit werden die vier Platten so verknüpft, dass sie als ein Laufwerk erscheinen. Ja ich weiss, dass Raid 0 nicht die sicherste Speichervariante ist, aber dafür ist das Ding unglaublich schnell. Wenn ein Laufwerk aussteigt, sind die Daten auf allen vier Platten verloren. Also müssen die Daten noch irgendwo sicher abgelegt werden. Bei Samples ist das aber gut zu lösen da hier Schreibprozesse nicht die ganze Zeit den Inhalt auf der Platte verändern.
Jetzt wird es spannend. Das Promise Pegasus J4 ist da und stellt sich als 4 TB Platte dar. Nach 6 Stunden Daten kopieren, sind jetzt auch alle meine Sample library’s da drauf.
Jetzt will ich es wissen. Also East West Play starten und ein etwas aufwändige Sample laden.
Zuerst von der noch angeschlossenen 7200 RPM 1 TB Western Digital Platte. Nach 75 Sekunden Ladezeit ist das Sample Set da. Jetzt also Wechsel des Quellordners und das gleiche Sample noch einmal vom Pegasus runterladen. Ich falle fast vom Stuhl in elf Sekunden ist das gleiche Sample geladen.
Nicht alle Samples beschleunigen mit dem gleichen Faktor, aber was ich sagen kann ist, dass die Ladezeiten im Bereich von fünf bis acht mal höher liegen als von der alten Festplatte. Die Reaktionszeiten sind unglaublich, da nirgends mehr eine Festplatte hochfahren muss. Das Ding ist einfach da – SMILE.
(* GAS – Gear Acquisition Syndrome)
Sehr schöner Test! Ich hatte schon länger mal nach einer ähnlichen Lösung gesucht und nichts brauchbares Gefunden.
Hallo AQ,
RAID 0 auf SSD, ist das nicht etwas gepokert bei über 2TB an Daten? Hast Du noch ein Backup Konzept? Ginge nicht auch RAID 5 mit dem Pegasus? Oder kann das nur 0 und 1? Zumal bei SSD im Crashfall keine Datenrettung mehr hilft. Ich sichere alle temporäre Daten erstmal auf externer HDD RAID 1 ab und sichere die dann hoffentlich dauerhaft auf ein USV gepuffertes QNAP TS-419P+ mit 4 x 1 TB
@TobyB Hallo TobyFB
Na ja, gepokert ist das schon etwas, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt – oder so. Aber natürlich ohne Backup würde ich das auch nicht machen. Das Vertrauen in eine SSD ist bei mir allerdings höher als in eine sich drehende Festplatte herkömmlicher Bauart. Raid 5 wäre mit dem Pegasus auch möglich, aber dann ist halt der Speicherplatz gleich wieder halbiert. Mein Backup läuft auf einem Synology Raid 1. Das erlaubt mir nun das Arbeiten mit einem System welches nur noch mit SSD Platten läuft.
Der grösste Tempokiller ist das hochfahren der einzelnen Platten und das ist mit den SSD’s vollständig weg. Die sind einfach da.
Wie sagt man so schön, „no risk, no fun“.
Moment mal…sind das nicht die Geschwindigkeiten, die man auch so mit einer SSD erreicht ohne Raid?
Oder hab ich hier was falsch verstanden?
@jaxson du liegst richtig, der Raid dient hier allein der Sache die Platten als ein einziges Volume zusammen zulegen
@jaxson Das hast Du schon richtig verstanden, aber z.Z. gibt es noch keine SSD’s mit mehr als einem TB auf dem Markt. Das bedeutet, dass ich mehrere einzelne SSD’s anschliessen müsste. Der Vorteil vom Pegasus ist es ja, dass ich man nun in einem einzigen Laufwerk 4 TB haben kann und das auch noch rasend schnell. Gegenüber meinen „alten“ USB 3 Platten, welche mit am Hub 4 Schnittstellenplätze belegten, ist die ganze Verkabelung nun auch wesentlich übersichtlicher. Ich vermute mal, dass das Raid 0 mit 4 SSD’s doch noch einiges schneller ist, als eine einzelne Platte, aber dazu fehlen mir die Messmöglichkeiten.
Hallo AQ,
sicher ein Ansatz, den sich finanziell nicht Jeder gönnt, scheint ja aber gut zu funktionieren.
Mit Raid 0 sehe ich da auch kein Problem, wenn was passiert, die Daten (Samples) sind ja vorhanden, das Ganze muss dann halt neu aufgesetzt werden.
Schöner Artikel, danke.
Kleiner Nachtrag zum Thema Backup. Ich habe jetzt gerade noch eine extra Backup-Platte für das Pegasus angeschafft (Seagate Backup plus 4 TB). Für 150.- Euro eine recht günstige Lösung. Ein Backup ist nur fällig, wenn auf dem Pegasus Daten verändert werden. Das passiert bei einem reinen Samplespeicher nicht jede Woche. Somit kann ich in Zukunft, z.B. bei einem Update, einfach eine Kopie der Pegasus Daten auf die Sengte Platte machen. Das dauert etwa 4 Stunden und ist am nächsten Morgen im Kasten (auf der Platte und anschliessend im Schrank ;-)