Musikhören als Medizin gegen Stress und Krisen
Eine Studie der Universität Wien untersuchte während der Pandemie den Einfluss von Musik auf Menschen in Krisensituationen. Die Studie fand von April bis Mai 2020 während des ersten „harten“ Lockdowns statt und mehr als 700 Personen aus Österreich und Italien nahmen an ihr Teil. Die Teilnehmenden mussten über ein Online-Formular täglich Angaben zu ihrem Musikkonsum und ihrem Wohlbefinden machen. Im Durchschnitt wurde einmal täglich Musik gehört. Allerdings hörten 9 % der Befragten überhaupt keine Musik. Die Befragten gaben an, Musik zu hören, um sich zu motivieren und zu entspannen. Ein Drittel der Teilnehmer und Teilnehmerinnen machte auch selbst Musik.
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Das Hören von Musik im Alltag reduzierte Stress, verbesserte die Stimmung und aktivierte Energie bei den Studienteilnehmern und Teilnehmerinnen. Besonders positiv wirkte sich die Musik aus, wenn sich die Menschen sehr gestresst und energielos fühlten. Dies war vor allem bei Personen der Fall, die sich durch den Lockdown extrem belastet fühlten. Es zeigte sich, dass „fröhliche“ Musik eine besonders positive Wirkung auf die Studienteilnehmenden hatte. Es wurde berücksichtigt, dass „fröhliche Musik“ eine individuelle Einschätzung ist.
Das ist verständlich, denn für die einen ist z. B. die Musik von Helene Fischer eine Quelle der guten Laune, für die anderen die reinste Folter. Manche Menschen können sich bei Punk oder Metal entspannen, während diese Musik bei anderen den Stresspegel in die Höhe treibt. Wichtig ist, dass sie Zuhörer und die Zuhörerinnen sich mit der Musik identifizieren können.
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Allerdings stellten die Forscher auch fest, dass Musikhören nicht zur Ablenkung geeignet ist, denn Ablenkung hilft nicht bei der Bewältigung von Krisen. Wenn Menschen versuchen, sich durch Musik abzulenken, steigt der Stresspegel sogar. Aus Sicht der Forscher sollte man sich Krisen stellen und Musik nutzen, um sie durch Entspannung und Aufmunterung zu bewältigen. Dauerstress kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Die Autoren der Studie empfehlen Musikhören als einfaches und kostengünstiges Mittel zur Stressbewältigung einzusetzen.
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Mein ganzes Leben lang war Musik hören und machen für mich ein Ventil, um mit Stress und Krisen umzugehen. Allerdings war ich mir dessen nie bewusst, weil Musik für mich zum täglichen Leben immer schon dazu gehörte.
@Tomtom Dem kann ich nur zustimmen 👍
Und einen Aspekt kann ich dazu steuern.
Mit meinem Sohn startenten wir mit ca. 6 Jahren den Violinen Unterricht. Da er das Downsyndrom hat, war es ein Experiment mit offen Ausgang.
Heute 10 Jahre später, können wir nur sagen, alles richtig gemacht.
Er hat ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Kindern, die normales natürlich besser können wie er. Aber mit der Geige und Musik trumpft er auf. Daraus bezieht er Selbstvertrauen und auch den Respekt der anderen.
Auch die Leistung sich als Solist die Stücke merken zu müssen, hat sich als sehr positiv erwiesen.
Nicht nur Noten sind so für ihn lernbar geworden.
Musik und vor allem Musik machen kann sehr helfen. Sie ist eine vielseitige Therapie.
Ich bin meiner Frau sehr dankbar für all die Zeit die Sie investiert, denn ohne Geduld und Förderung geht es gar nicht.
@TomH Hallo TomH,
Danke für deinen interessanten Beitrag und wie Musik helfen konnte, das Lebem deines Sohnes und damit der ganzen Familie zu verbessern.
@Tomtom Es ist immer sehr interessant herauszufinden, was das bewirkt, was man tut. Wenn man in diesem Prozess bestätigt wird, ist das natürlich super. Manchmal kann es auch passieren, dass man Illusionen folgt, was natürlich dann schwieriger sein kann zu akzeptieren.
Schön, dass dich Musik weiterbringt.
Ich bin gerade im 17. (meiner inzwischen doch vielen Lebens-)Jahre in Afrika, wo ich (neben so manchen anderen Ländern der Welt) in der Humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit gearbeitet hatte. Und ich will schon betonen, dass mir Musik – und dabei insbesondere ruhige, eher meditative und weitgehend instrumentale Musik (Vangelis, Deva Premal etc – aber auch Pink Floyd etc.) – in so vielen Situationen mein inneres Gleichgewicht erhalten hatte.
Klar, Musik ändert nichts an der mitunter elendigen Wirklichkeit – am Hungern (im Sahel), an den schlimmen Bedingungen in Katastrophengebieten (wie Haiti) oder in Flüchtlingslagern (ich war in so manchen davon in Afrika) oder in irgendwelchen Krankenhäusern auf teils niedrigstem Niveau (überall), in denen ich Leid und auch Sterben sah.
Aber als jemand, der in sehr vielen solchen und ähnlichen (und noch schlimmeren) Situationen für euch Leser schwer nachvollziehbares tägliches Erleben zu verarbeiten hatte – kann ich wirklich sagen, dass Musik mir stets half und mich wirklich stabilisierte; auch wenn es nur ein kurzes ‚Entkommen‘ von dieser Realität war … ein, zwei Stunden sich zurückziehen und akustisch ‚abdriften‘ … auch wenn es nur eine ‚kleine Flucht‘ war – es half mir, die harte Arbeit zu tun und dennoch nicht meine innere Balance zu verlieren.
Und: es half mir verdammt gut – was immer Stresstherapeuten hierüber sagen mögen.
@Nvelope Hi Nvelope,
danke für deinen Beitrag und was Musik für dich bewirkt. Ich habe in einem ähnlichen Berufsfeld gearbeitet und auch schon viele schlechte Zeiten in meinem Leben durchgestanden und Musik hat mir auch immer geholfen, ganz egal was Wissenschaft oder sonst wer über Musik behauptet.
Ich denke es ist aber auch sehr wichtig, dass diese subjektive Erfahrungen objektiviert werden, damit man Chancen und Grenzen dessen, was Musik bewirken kann, definiert. Dadurch kann es gelingen, dass unseriöse Versprechungen und Hoffnungen, die mit Musik gemacht werden, zu bremsen.. Gerade in den Berufsfeldern, in denen wir beide gearbeitet haben oder noch arbeiten, hilft jedes Wissen, dass erklärt, wie die menschliche Psyche funktioniert, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen das überleben. Wenn dir Musik geholfen hat, kann sie auch anderen Menschen ein bisschen Hoffnung, Mut, Kraft und Trost spenden weiter zu machen. Das dies nun wissenschaftlich fundiert ist, macht es einfacher Musik als Hilfe anzubieten, mit dem Wissen, dass es Therapien nicht ersetzt und Verbesserung der Lebensbedingungen nicht ändert, aber für einen Einzelnen einen kleinen unterschied machen kann im Leid die Hoffnung nicht zu verlieren.
@Sven Rosswog Hallo Sven,
nun – es gibt in psychosomatischen Kliniken durchaus ‚Musiktherapie‘ als vielfach Ergänzung anderer Therapieformen wie Medikamente, Gespräche etc.
Also hat Musik durchaus eine therapierende Wirkung – im klinischen Bereich zur Wiederherstellung der körperlichen und seelischen Gesundheit. Ein Teilbereich davon ist die rezeptive Musiktherapie, also das Hören von Musik (die z.B.) von Tonträgern kommen kann. Der andere, allerdings wesentlichere Teil ist das aktive Musizieren (mit einfacheren Instrumenten wie z.B. dem Orff’schen Instrumentarium) – wobei in diesem Fall natürlich neben dem akustischen Sinn des Musik-Hörens auch andere Sinne (haptisch, taktil, optisch …) angesprochen werden.
Viele Musik Hörende fühlen sich ja einfach ‚gut‘ beim Hören von Musik – folglich spricht sie ganz wesentliche Emotionen an. Das muss bei einem Hard-Rock-Konzert nicht anders sein als bei einem Klavierkonzert – und bei Helen Fischer nicht anders als bei einem Gamelan-Orchester aus Bali.
Diese Emotionen begleiten das Hören – und sind deswegen auch therapeutisch angeh- und nutzbar. Und wir wissen alle, dass ‚angenehme‘ und ‚Erfolg bringende‘ Dinge gerne wiederholt werden, um die einst erlebten Emotionen erneut zu wecken und zu spüren; das ist beim Schokolade Essen nicht anders als beim GAS (z.B. das 17. Gerät in einem Jahr – auch wenn man auf andere Dinge dann verzichten muss) . . .
@Nvelope Sehe ich genauso. Ich möchte dazu auf meine Fresh News vom 8.02.2022 Die Kraft der Klänge – Musik als Medizin Dokumentation auf 3Sat hinweisen.
https://www.amazona.de/community/die-kraft-der-klaenge-musik-als-medizin-dokumentation-auf-3sat/
Hier noch der Link zu der Dokumentation auf 3Sat
https://www.3sat.de/wissen/wissenschaftsdoku/210913-sendung-wido-100.html
@Sven Rosswog Danke für die Tips und die zugehörigen Links – diese Beiträge werde ich mir bei Gelegenheit mal ansehen, wenn ich mal wieder in der Bun’sre’blik bin . . .
@Nvelope Alles gute „Under The African Sky“ von Paul Simon 🙂👍
Der Studie würde ich schon zustimmen. Mir hat Musik in meinem Leben auch sehr geholfen. Auf Grund einer sehr schwierigen Kindheit hab ich heute u. A. mit Depression zu kämpfen. Wenn es mir schlecht geht und ich höre Ambient (z. B. Liquid Mind) dann ist das ein wenig wie Balsam für die Seele.
Hier wurde auch schon Musiktherapie innerhalb der psychosomatischen Therapie angesprochen. Die Erfahrung hab ich ebenfalls gemacht das diese wirklich gut war. Es war aber in erster Linie nicht unbedingt die Musik an sich sondern eher die Art und Weise wie man darüber an bestimmte Themen gekommen.
@Trance-Ference Hallo Trance-Ference,
ich finde es sehr mutig von dir, dass du so offen über deine Erkrankungen, Ursachen und Maßnahmen sprichst, Das ist nicht selbstverständlich, den das Thema ist immer noch tabuisiert. Du hilfst mit zu enttabuisieren. Respekt. Toll ist , dass Musik dir bei der Bewältigung deiner Krankheit hilft.
Für mich fühlt sich Musik in Krisenzeiten so an, als würde sie mich in den Arm nehmen und tatsächlich tragen. Deswegen haben manche Musikstücke für mich eine besondere Bedeutung, weil sie genau das auf den Punkt brachten und bringend, was ich im Moment fühlte und manchmal sogar Antworten geben, Man fühlt sich irgendwie verstanden und das rückt vieles wieder zurecht. Balsam für die Seele, wie du schreibst.
Ich wünsche viel Gesundheit und Kraft auf deinen Weg.
Es gibt auch die Gattung »Musiktherapie«, siehe WIKI dazu.
Für mich funktioniert gut Klassik und noch besser Naturgeräusche (Wald, Meer etc.), besonders binaurale und Ambisonic Aufnahmen.
Ich denke Klänge im Allgemeinen und Musik im Speziellen nimmt der Mensch ähnlich wie Gerüche war. Eher unterschwellig, manchmal sicher auch total unbewußt. Assoziationen werden in Sekundenbruchteilen abgerufen.
Wenn man sagt, dass „Klassik oder …Naturgeräusche“ gut funktionieren, dann mag das daran liegen, dass die harmonischen Tonfolgen, die wir so kennen, physikalisch erklärbar sind und auch so in der Natur vorkommen können. Ob Bach, oder Vogelgesang (neeeiiiiin, eine Elster singt nicht😉) macht deswegen keinen Unterschied, weil der eine beim andern zugehört hat und beides nach ähnlichen Gesetzmäßigkeiten funktioniert.
Das wunderbare in der Musik ist die Universalität der Harmonien. Alles scheint synchron zu schwingen (ja ja, Rheingold 1982😎). Wer mit Musik nicht klarkommt tut mir ein wenig leid. Denn Klang, Harmonie, Musik ist (nach Sex) das Besteste überhaupt. Ja, ne: Sex wird tatsächlich überbewertet.
Ich bin alles andere als ein „Esoterikheini“ (sorry Leute), aber ich kann Stundenlang mit einer tibetanischen Klangschale spielen und extremst abschalten. Und noch bevor irgendjemand mir den Begriff „binaurale beats“ entgegenrief, hab ich im Sequenzer einfach Akkordfolgen in Endlosschleife programmiert und geschlafen wie ein Baby.
Man muß bei Musik an nichts glauben, sondern es einfach nur zulassen.
Ich habe schon immer mit Musik entspannt und bin teilweise (vorsätzlich) damit der Realität entschwunden.
Als es „drauf an kam“ im Rahmen meiner PTBS-Behandlung wurde mir klar, wie wichtig mir die Musik wirklich ist.
Danke
Für mich ist vor allem die Kombination “ Bewegung/Tanz & Musik “ sehr heilsam. Dadurch fühle ich mich wieder viel lebendiger und gleichzeitig auch entspannter. Das funktioniert sogar beim Boxtraining mit Musik. 😁
Herzlichen Dank für diesen Artikel und besonders auch für den Link zu der 3sat-Doku „Die Kraft der Klänge – Musik als Medizin“! Sehr interessant und informativ! 😀👍