Rezension: Gary Chester – „The New Breed“

Das Konzept

Am Anfang des Buches finden wir 39 Systeme. Das sind eintaktige Rhythmen/Ostinati, die mit 3 Gliedmaßen gespielt werden. Dazu wird mit einer Hand (oder einem Fuß) eine Melodie gespielt. Das sind im Prinzip 32-taktige Solostimmen, die vom Blatt gelesen und gespielt werden sollen. Davon gibt es erst mal 10. Sowohl die Systeme als auch die Melodien werden zunehmend komplexer. Die Melodien (oder auch Readings genannt) beginnen mit Viertel- und Achtel-Noten bzw. Pausen und steigern sich bis zu anspruchsvollen Sechzehntel-Kombinationen, die alleine schon ein wenig Übung beim Lesen und Spielen erfordern.

— Die ersten 9 Systeme —

Wer fleißig ist, kann sich damit schon durch 390 knackige Übungen spielen, aber damit nicht genug. Herr Chester möchte nämlich, dass wir auch noch unsere Stimme einsetzen. Bei allen Übungen sollen entweder laut Viertel mitgezählt werden oder – und jetzt kommt’s! – die einzelnen Stimmen (also zum Beispiel Kick, Snare, Ride, getretene Hi Hat) gesungen werden! Dabei soll man versuchen, den Sound der gespielten Instrumente möglichst nachzuahmen. Macht dann 390 mal 5 – das sind 1.950 Übungen.

Da sollte man sich vielleicht besser einen Plan oder eine Tabelle anlegen, um den Überblick zu behalten. Und das ist nur der erste Teil des Buches. Im zweiten Abschnitt finden wir 10 Advanced Systems und 10 Melodien für die ganz Fleißigen. Macht mit Gesang noch mal 500 Übungen und wer dann immer noch nicht genug hat, für den gibt es noch Anregungen zu Zusammenstellen von eigenen, mehrtaktigen Composite Systems. Da wird’s dann auch für weiter Fortgeschrittene ganz schön happig.

Der Sinn des Ganzen

Das New Breed Konzept von Gary Chester schult unsere Fähigkeiten auf vielfache Weise:

1. Wir üben Notenlesen. Eine ganz elementare Fähigkeit für jeden Instrumentalisten.

2. Die Unabhängigkeit wird trainiert.

3. Durch das Singen der einzelnen Stimmen entsteht ein viel besseres Verständnis für den Sound der einzelnen Instrumente und deren Platz im gesamten Rhythmus. Durch den Fokus auf ein einzelnes Instrument – ohne den komplexen Groove zu vernachlässigen – macht man sich die Bedeutung der einzelnen Stimmen viel bewusster.

4. Die Atmung wird trainiert. Schon beim allerersten System – durchgehende Sechzehntel mit beiden Händen – merkt man, was das Mitsingen der einzelnen Stimmen bedeutet. Spätestens jetzt macht man sich bewusst, wie man atmet und wo man Pausen zum Luftholen einbauen muss. Ein großartiges Training, gerade auch für singende Trommler.

— Das Wort zum Sonntag —