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Steve Lukathers Gitarren-Sound mit dem Kemper Amp

Mit Kemper Amp auf der Suche nach dem Sound von Steve Lukather

23. April 2019
Steve Lukather Kemper

Steve Lukather Kemper Amp

Steve Lukather – das Chamäleon unter den Gitarristen! Kaum ein Gitarrist hat in der internationalen Musikwelt solche Spuren hinterlassen, wie er. Und kaum einer polarisiert so sehr, wie der Gitarrist der mehrfachen Grammy-Gewinner Toto. Er wird geliebt und gehasst für seine Fähigkeit, nahezu jeden Job in jedem Stil punktgenau aufs Band zu nageln, ohne dabei seinen ihm eigenen Stil aufzugeben. Es gibt weltweit eine Handvoll Gitarristen, die man sofort an ihrem Ton erkennt. Einer davon ist sicherlich Steve Lukather. In Vorbereitung auf ein demnächst Startendes Toto Tribute Projekt, bei dem ich die Gitarre schwingen darf, habe ich mich an die Arbeit gemacht, den für Lukather charakteristischen Sound an meinem Kemper nachzubilden. Keine leichte Aufgabe, wie sich im Laufe der Vorbereitung herausstellt. Denn Lukather hat gar nicht „den“ Sound. Er hat im Laufe seiner Karriere bei Toto unzählige Sounds verewigt, die sich immer perfekt in den jeweiligen Song einpassen. Also schreiten wir zur Tat und kümmern uns um seinen Sound!

Rosanna – der Klassiker

YouTube ist oft eine wahre Schatzkiste, wenn es darum geht, sich Details zu bestimmten Songs anzuhören. Und „anhören“ ist das Stichwort der Wahl, denn ab sofort brauchen wir unsere Ohren. Und jede Menge Bauchgefühl. Wir starten mit „Rosanna“, dem Klassiker mit dem unwiderstehlichen Porcaro-Shuffle. Und hier konzentrieren wir uns auf den Sound der Rhythmusgitarre.

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Und da staunen wir doch erst mal nicht schlecht, denn das ist alle andere, als die „Wall of Sound“, die wir von Steve Lukather gewohnt sind. Genau genommen klingt das alles ziemlich dünn und enttäuschend flach. Aber wenn wir uns den Sound des Gesamtwerks aufrufen, stellen wir fest, dass da jemand im Bereich des Gitarrensounds offenbar genau wusste, was er tat. Ich spreche in diesem Zusammenhang gerne von „Frequenztetris“, also der Kunst, einen Sound zu erschaffen, der im Kontext des Gesamtsounds eben perfekt in seine Lücke passt und weder den Keyboards noch dem Bass Konkurrenz macht. Lukather selbst hat in späteren Eskapaden mithilfe seines Rivera Subwoofer-Monsters in den Frequenzen des Basses gewildert, was zur Folge hatte, dass ich einen Gig der Band in der Essener Grugahalle seinerzeit vorzeitig verlassen habe, weil der Gitarrensound immer dann, wenn Steve Lukather auch nur in die Nähe der tiefen E-Saite kam, derartige Schneisen ins Publikum geschlagen hat, dass man sich verwundert umsah und die tieffliegenden Jagdbomber der US Airforce im Rücken wähnte. Grauenhaft!

Aber zurück zu Rosanna. Hier war die Frequenzwelt noch in Ordnung, hier starten wir mit der Suche nach dem perfekten Steve Lukather Sound und fahren schon mal gemächlich den Kemper hoch, dessen Display beruhigend in die Nacht leuchtet und begierig auf Input wartet …

Steve Lukather zeigt sich im offiziellen Video bei diesem Song Kaugummi kauend und mit Sonnenbrille mit seiner 59er Les Paul. Hört man sich die isolated Tracks an, kommt aber offensichtlich auch hier und da ein Whammy-Bar zum Einsatz und der cleane Rhythmussound klingt mir sehr nach Strat in der hinteren Zwischenposition. Mir steht sowohl eine Music Man Luke II zur Verfügung, eine Gitarre, die sowohl Strat als auch Les Paul Sounds überzeugend liefern kann und netterweise mit genau solch einem Whammy Bar ausgestattet ist, als auch eine Strat, allerdings nicht mit klassischer Pickup-Bestückung, sondern mit 3 EMG SA-Pickups. Aber wir wollen ja mit dem arbeiten, was wir haben.  Wir stöpseln also zunächst die Strat an den Kemper und starten die fröhliche Bastelstunde.

Steve Lukather: Kemper Amp – Rosanna Cleansound

Lukather hat zur Zeit des Albums „IV“ nach meiner Kenntnis mit von Paul Rivera gemoddeten Marshalls gespielt und etwas Vergleichbares sollte auch unser Ausgangspunkt sein. Wir suchen uns also ein passendes Profile und hören ganz genau hin. Einer der bekannteren Vertreter der modifizierten Marshalls wurde später Mike Soldano. Im Kemper findet sich werksseitig ein Profile mit dem Namen Soul Dano Clean. Schauen wir mal, was der kann. Der Rhythm-Cleansound auf der Aufnahme wird veredelt durch ein kurzes, Slapback-artiges Delay und wenn man spätere Ausflüge in die Kathedralen der Welt bedenkt, für Lukather erfrischend wenig Hall. Der Sound ist sehr definiert, benötigt aber meines Erachtens ein bisschen Räumlichkeit, deshalb spendieren wir ihm noch ein kleines bisschen Chorus. Zum Einsatz kommt in Audiobeispiel 1 der Kemper-eigene „Hyperchorus“ im Effektslot „Mod“ hinter dem Amp. Steve Lukather war früher nie Fan von Pedalen, also tun wir es ihm gleich und ignorieren die Stomp-Sektion des Kempers weitgehend. Lediglich ein dezenter Compressor gehört meines Erachtens vor den Amp. Die hintere Zwischenposition der Pickups kommt dem Original am nächsten. Hören wir kurz rein. Bittet beachtet, dass ich aus Urheberschutzrechtsgründen nur „in the style of …“ spielen kann.

Steve Lukather Kemper 1

Die Signalkette im Kemper, der Compressor kommt aus der Stompbox-Abteilung, alle anderen Effekte sind hinter der Amp-Sektion

Um das charakteristischen Anschlagsgeräusch des Steve Lukather Sounds noch etwas zu formen, habe ich in der Signalkette hinter der Amp-Sektion einen Equalizer positioniert und zwar den extrem leistungsfähigen „Graphic-Equalizer“. Hier bekommt der Sound einen kleinen Boost von 4 dB bei dem Frequenzband um 320 Hz und eine Absenkung von 3,5 dB bei 2500 Hz. Da hilft hinhören und viel „trial and error“, im Laufe der Zeit wird man da aber fit. Aber Vorsicht, ein Zuviel oder Zuwenig bestimmter Frequenzen kann dem Sound schnell den Garaus machen.

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Steve Lukather Kemper 2

Die EQ-Einstellung des Kemper Graphic EQs beim Versuch, den Steve Lukather Sound nachzubilden. Oft hilft hier ein mutiger Versuch und ein frisches Ohr.

Der Compressor am Anfang der Signalkette ist, in Abhängigkeit von Anschlagsstärke und verwendeter Gitarre, ebenso ein bisschen Versuch und Irrtum, am nächsten kam dem Original bei mir die Grundeinstellung des „Comp soft“ mit einer Intensity von 3,0; Attack 2,5 und einem Mixanteil von 85 %.

Interessant ist auch noch das Delay-Setting. Hier habe ich mich rangetastet und bin bei einem einfachen Single-Delay gelandet, das den „Slapback-Charakter“ am Ehesten widerspiegelt.

Steve Lukather Kemper

Die Basiseinstellung des Single-Delays: kurzes Delay, wenig Mix und wenig Feedback

Damit sind wir jetzt doch schon mal in der Nähe des Original-Sounds. Wie schon oben erwähnt, wird es nie gelingen, den im professionellen Studio mithilfe der Himmel weiß welcher Technik aufgenommenen Sound exakt zu reproduzieren, darum geht es letztlich auch gar nicht. Ich möchte lediglich zeigen, wie wir uns die uns zur Verfügung stehende Technik zunutze machen können. Weiterdenken und -hören erwünscht, in den Kommentaren könnt ihr gern eure Herangehensweise erläutern.

Steve Lukather: Kemper Amp – Distortionsounds

Wenden wir uns dem Distortionsound des Originals zu. In Beispiel 2 hören wir den Versuch, dem verzerrten Rhythmussound auf die Schliche zu kommen. Ein relativ breiter, weicher Distortionsound mit Chorus und wenig Halleffekt. Hier bietet sich dann natürlich das quasi nebenan anzutreffende Profile „Soul Dano Gain“ an. Ein Profile mit relativ hoher Gain-Stufe, in diesem Falle kommt jetzt aber der „Vintage Chorus“ zum Einsatz, da der beim Cleansound verwendete „Hyper Chorus“ bei hoher Distortion-Intensität schon fast einen Hang zum „Flanging“ hat. Der Sound kommt fast ohne jegliches Attack aus, so dass wir hier auch wieder mit einem Compressor arbeiten, allerdings mit einer Attack-Einstellung von 0 und einer relativ hohen Intensität von 5. Der Attack, der in dem Video zu hören ist, kommt von der cleanen Gitarre. Im Soundbeispiel habe ich deshalb auch eine cleane Gitarre mitgespielt, die von der verzerrten Gitarre dann gedoppelt wird. Zum Einsatz kam bei diesem verzerrten Soundbeispiel der Steg-Humbucker der Music Man Luke II.

Steve Lukather Kemper

Die Compressor-Einstellung des Steve Lukather Distortionsounds in Rosanna hilft, den Attack des Anschlags zu minimieren

Der ebenfalls wieder zum Einsatz kommende Graphic-EQ hat eine deutliche 6 dB Absenkung bei 160 Hz und 320 Hz, das verhindert eine zu starke Basspräsenz. Bei 2500 Hz habe ich ebenfalls eine Absenkung von 3 dB, weil das dem Sound die nötige Weichheit verpasst.

Steve Lukather Kemper 5

Die Equalizer-Einstellung des Distortionsounds verhindert Bassdröhnen und nimmt durch die Absenkung bei 2500 Hz die Schärfe

Wichtigster Punkt und letzte Instanz sollten natürlich immer die eigenen Ohren sein. Vertraut ihnen! Niemals werden wir an den originalen Sound rankommen, dafür ist zu viel Studiotechnik im Spiel. Und was genau sich da an Technikschweinereien im Signalfluss befindet, können wir nur erahnen. Und das Gefühl muss stimmen. Wenn ich mit dem Sound, den ich gebastelt habe, nicht wohlfühle, werde ich niemals entspannt spielen können. Niemand aus dem Toto Tribute Projekt wird von mir verlangen, den Sound 1:1 zu bringen, sondern das Gesamtpaket aus Sound, Feeling und Spirit muss stimmen. Der Sound einzeln ist immer nur ein Werkzeug, niemals des Gesamträtsels Lösung!

Steve Lukather: Kemper Amp – Setup

So, aber nun genug der ollen Kamellen, wenden wir uns dem modernen Steve Lukather zu. In seinem aktuellen Setup findet sich sogar ein Pedal-Board, Herzstück des aktuellen Sounds ist allerdings der Bogner Ecstasy 101b, von dem er meist den „Blue Channel“ nutzt. In den Weiten des Internets finden sich zahlreiche Fremdanbieter für professionelle Profiles, meine Wahl fällt auf ein Profile von Guido Bungenstock. Das Profile nennt sich „GB Bognar XTC“ und klingt, zusammen mit der Luke II, fantastisch. Doch schauen wir uns zunächst die Signalkette von Steve Lukathers aktuellem Setup an:

Von der Gitarre geht das Signal direkt in einen SP Compressor und dann in ein MXR Univibe. Danach folgt ein Jam Pedals Waterfall Chorus, von dem aus das Signal in ein Toneconcepts „The Distillery“ geht, ein für Steve Lukather entworfener „EQ-Boost“, wie ihn Lukes Road-Techniker bezeichnet. Den dann folgenden Buffer können wir uns sparen, wir bleiben ja komplett digital innerhalb unserer geliebten 3 Höheneinheiten. Das folgende Wah-Wah-Pedal ist einem Crybaby sehr ähnlich und wird gefolgt von einem Distortion-Pedal, dem „Bombastortion“ von Jeff Kollman. Das letzte Pedal vor dem Amp ist das Strymon Lex Rotary Pedal. Das ist schon mal eine ganze Menge Stoff und wird uns zu Kompromissen zwingen, denn wir haben ja im Stomp-Bereich des Kempers nur 4 Slots zur Verfügung. Aber Steve Lukather wird niemals alle Pedale gleichzeitig antreten, so dass wir uns verschiedene Performances anlegen können, in denen wir unterschiedliche Setups abspeichern. Problem gelöst, das war einfach.

In der Signalkette folgt jetzt der Bogner Amp, von dessen Effekt-Send aus das Signal dann wieder aufs Board zu den „Time Based Effects“, also Delay und Reverb, geschickt wird, um es dann auf die Effekt-Returns der Bogner Amps zurückzuleiten. Hier müssen wir jetzt einen Kompromiss eingehen, denn innerhalb des Ampprofiles können wir nichts einschleifen. Das, so zeigt sich im weiteren Experiment, ist aber kein Hindernis, dem Wunschsound nahe zu kommen. Basteln wir uns also mal ein Rig, das dem des Meisters nahe kommen könnte. Natürlich haben wir nicht die originalen Effektpedale an Bord, aber eine nicht geringe Auswahl anderer, virtueller Kistchen, die nicht unbedingt schlechter sind. Das erste Soundfile zeigt das Bogner-Profile mit einem Distortion-Pedal davor, ich habe mich für die von Kemper liebevoll „Mouse“ genannte Simulation eines „The Rat“ Verzerrers entschieden, allerdings mit Gain auf 0 und Tone auf ca. 7,5, also quasi als Treble-Booster. Das Delay hinter der Amp Sektion ist das „Legacy Delay“ mit aktivierter „To Tempo“ Funktion auf 3/16 und 4/16 mit einem Mixanteil von rund 23 % und einem Feedback von 22 %. Alle anderen Einstellungen stehen auf 0.

Der Hall ist mit 5 Sekunden relativ lang, aber nur mit einem Mixanteil von 10 % versehen. Ein bisschen werden mit Hilfe der Damping-Funktion die Höhen des Reverbs beschnitten. Das Predelay ist mit 160 ms sehr lang, das verhindert aber, dass wir uns den Attack des Sounds versauen und der Hall platzt förmlich auf. Wie Soundbeispiel 1 zeigt, wildern wir augenblicklich in den Sphären des „Candyman“ Albums. Ein brettharter Rhythmus-Sound, der sich durchsetzt, aber trotzdem noch einzelne Töne erkennbar lässt.

Beispiel 2 zeigt den gleichen Sound, allerdings jetzt mit dem Hals-Pickup der Luke II gespielt.

Drehen wir jetzt den Gain des Bogner Profiles deutlich zurück und aktivieren wir den Compressor und den Chorus. Der Compressor steht mit dem Reger „Intensity“ auf 3, „Attack“ auf 2,5 und dem Mix auf 100 %. Als Chorus kommt der „Vintage Chorus“ zum Einsatz, die Parametereinstellungen lauten wie folgt: Rate 1,7; Depth 3,2; Crossover 20,6 Hz; Mix 50 %. Das Ergebnis ist ein breiter, brillanter Cleansound, der nach dem Hals-Pickup des Steve Lukather Signature-Modells schreit:

Doch halt, noch mal den Gain-Regler hoch und den Chorus durch einen Vibratoeffekt ersetzt. Rate bei 4,5, Depth auf ca. 8 und Crossover bei 86 Hz. Das kommt mir doch auch irgendwie bekannt vor … Halspickup bleibt Pflicht.

Zum Schluss noch ein Sound aus der Lead-Abteilung, Lukather typisch mit Highgain, Chorus und langem Delay, alles immer noch das Bogner Profile. Zuerst kurz der Hals-Pickup, dann umgeschaltet auf den Steg-Humbucker.

All das sind Ideen, wie man dem Sound seines Idols näher kommen kann. Der Kemper ist ein mächtiges Werkzeug, in das man sich aber reinschaffen muss. Ich hoffe, ich konnte mit diesem kurzen Einblick Lust auf mehr machen. Gebt gerne Feedback in den Kommentaren.

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