Handling in der Praxis
Der ESP LTD RB-1006 BM HN ist mit einer 34″ Mensur als Long-Scale-Bass ausgelegt. 22 voll bespielbare Bünde liefern den beachtlichen Tonumfang von vier ganzen Oktaven. Für einen Bass sind das Werte, die schwer zu toppen sind. Solo-Spieler können dank der hohen B-Saite nun auch bequem Gitarrensolo-Linien doppeln, die sonst eher in unerreichbarer Ferne liegen. Die tiefe H-Saite erlaubt darüber hinaus ein entsprechendes Bassfundament. Liebhaber von Bassakkorden werden große Freude an diesem Instrument haben, denn mit der hohen B-Saite können Voicings realisiert werden, die sonst schlicht nicht machbar wären. Ein echter Gewinn und Hinhörer. Kostet man dieses Potenzial voll aus, kann man sich klanglich weit ab der Norm definieren.
Erstaunlicherweise ist die Sattelbreite von 40 mm beim Viersaiter-Modell, über 45 mm beim Fünfsaiter, zu ganzen 54 mm beim Sechssaiter-Modell dimensioniert. Hier liegt meiner Meinung nach der Hauptaspekt beim Eingewöhnen auf dem doch recht breiten Hals. Es ist lockere Daumenhaltung der Greifhand gefragt, denn man muss zwangsläufig die Handhaltung den Gegebenheiten anpassen. Das gelingt jedoch recht schnell.
Ein Sechssaiter-Modell ist nicht alltäglich und fordert gewisse Opfer, wie etwa ein höheres Gewicht, eine wuchtigere Optik des Instruments (gerade bei kleineren Personen und Eingewöhnen auf mehr Saiten), die H-E-A-D-G-B Stimmung sowie das generelle Bespielen des breiten Halses. Der ESP LTD RB-1006 BM HN belohnt den Mehraufwand jedoch mit brillanten Klangeigenschaften und einem sehr ordentlichen Tonumfang, den ein normaler Vier- oder Fünfsaiter-Bass nicht bieten kann.
Der Spieler kann auch bequem in der vertikalen seine Tonleitern spielen und trotzdem noch zwei Oktaven mit nur einer Lage der Greifhand bedienen. Das ist beachtlich und gibt genügend Potenzial für Töne frei, die man sonst nicht auf dem Instrument Bass erwarten würde.
Klangbeispiele
Beim Einspielen der Basslinien ist mir aufgefallen, dass die Gotoh-Brücke doch sehr schwingungsfreudig gebaut ist. Slappt man nur die tiefe H- oder E-Saite, hört man ganz leise die hohen Saiten mitschwingen. Allerdings auch nur, wenn man den Kopfhörer aufgesetzt hat. Im Studio hätte das eventuell Relevanz. Vielleicht wäre das auch mit einem anderen Satz Saiten schlicht nicht mehr existent, aber das müsste erst getestet werden. Oder jemand, der diesen Bass besitzt, postet einfach seine Erfahrungen damit.
Alle Sounds sind wie immer trocken in den Avalon U5 DI geschickt, danach mit der Digi002 gewandelt und als MP3 formatiert worden. Das Klangpaket mit mehrere Bässen übereinander wurde mit etwas Effekt und Panorama bearbeitet.
Wer benötigt einen Sechssaiter?
Ganz vorn wären die virtuosen Instrumentalisten zu nennen. Aber auch Spieler, die gerne vertikal mehr Range nutzen, sind angesprochen. Die reine Körpergröße halte ich für vernachlässigbar. John Myung von Dream Theater nutzt auch Sechssaiter-Modelle und der Bass-Virtuose darf sicher nicht zu den körperlich groß gewachsenen Personen gezählt werden.
Wer in kleineren Besetzungen spielt, die dem Bass mehr Raum geben, wird sich über den großen Tonumfang freuen, den man bequem im Bandgefüge einbringen kann. Und nicht zuletzt ist eine hohe B-Saite am Bass eben immer noch etwas Besonderes, das nicht jeder hat, entscheidend ist das Handling, wenn man den ESP LTD RB-1006 BM HN mal testweise in seinen Händen hält.