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Test: Cort KX508MS II Marina Blue Burst, achtsaitige E-Gitarre

Fettes Brett für günstigen Kurs!

13. Juni 2023

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Wer einmal die breite Auswahl an menschlichen Gesichtszügen erleben möchte, der gibt einem regulären 6-Saiter Gitarristen eine 8-Saiter Gitarre, womöglich noch in einer Multiscale-Ausführung in die Hand. Was sich dann an Emotionen im Gesicht gegenüber ablesen lässt, reicht von Neugier über Begeisterung über Verzweiflung bis hin zu Abscheu. Eins ist aber gewiss, dein Gegenüber, sofern er nicht ein routinierter 8 String Player ist, wird das Instrument auf jeden Fall einem Bierkasten gleich in die Hand nehmen, zu groß sind die haptischen Unterschiede schon beim ersten Kontakt. Eins dieser „Frequenzumfangsmonster“ liegt uns heute in Form der Cort KX508MS II Marina Blue Burst zum Test vor.

Das Konzept der Cort KX508MS II Marina Blue Burst

Wenn es eine Gitarrenfirma gibt, welche stets mit guter Qualität auf sich aufmerksam machte, jedoch nie schon aufgrund der Ermangelung eines eigenen „Signature-Modells“ über den Status der „grauen Maus“ hinaus kam, so ist es die südkoreanische Firma Cort. Nichtsdestotrotz genießt die Firma einen sehr guten Ruf, zumal sie in ihrer nunmehr 50-jährigen Firmengeschichte bereits für Firmen wie Hohner und Kramer fertigte. Auch der legendäre Axt-Bass von Bühnenkasper Gene Simmons wurde von Cort gefertigt.

Umso interessanter die Tatsache, dass sich Cort mit der Cort KX508MS II Marina Blue Burst bewusst in eine extreme Nische vorwagt, zumal das in Indonesien gefertigte Instrument trotz der auf den ersten Blick hochwertigen Komponenten mit einem Ladenpreis von nur 899,- Euro vergleichsweise günstig ist. Zwar ist ein Achtsaiter-Instrument im Gitarrenbereich durch die Achtungserfolge der Band Meshuggah und des technischen High-End-Prog der Band „Animals As Leaders“ in Sachen Popularität nicht mehr ganz auf einem anderen Planeten angesiedelt, aber von Mainstream kann man beim besten Willen nicht reden.

Cort KX508MS II Marina Blue Burst Test

Die Ursache ist darin zu suchen, dass durch die Erweiterung des Frequenzspektrums um eine kleine Septime nach unten die Funktion des Bassisten obsolet wird und damit massiv in die traditionelle Bandstruktur eingegriffen wird. Ihre Perfektion wird in der Tat bei „Animals As Leaders“ erreicht, bei dem sich zwei 8-Saiter abwechselnd die Funktion Bass/Gitarre teilen und somit in einer Triobesetzung ein extrem dichtes Klangfeld erschaffen.

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Cort KX508MS II Marina Blue Burst
Cort KX508MS II Marina Blue Burst
Kundenbewertung:
(9)

Letztendlich kämpfen aber alle 8-Saiter gegen die naturgegebene Physik einer schwingenden Saite. Möchte man das straffe Klangbild eines Medium-Scale-Basses haben, muss man sich zumindest im Bassbereich schon mit einer Mensur von ca. 760 mm abgeben, was hingegen deutliche Abstriche in der Bespielbarkeit des klassischen Gitarrenbereichs in den Diskantsaiten mit sich bringt. Bleibt man hingegen bei der klassisch langen Mensur mit 648 mm, schlabbert einem die tiefe F# Saite selbst bei sehr dicken Durchmessern auf dem Griffbrett herum, als wenn man eine Wäscheleine aufgehängt hätte.

Um diese Probleme zu vermindern, greift Cort auf die Multiscale Mensur von 673 mm (Diskantsaiten) – 711 mm (26,5″ – 28“) zurück, was eine entsprechende Ausrichtung des Sattels und der Brückenkonstruktion mit sich bringt. Man erreicht so ein vergleichsweise ausgewogenes Schwingungsverhalten, was übrigens auch einer regulären 6-saitigen Gitarre zugute kommt. Das zweite Problem einer 8-saitigen Gitarre ist die diametrale Ausrichtung zwischen einem noch greifbaren Griffbrett im Gegenspiel zu dem Saitenabstand zwischen den einzelnen Saiten. Auch hier muss ein Kompromiss gefunden werden, was Cort in Form einer Sattelbreite von 56,5 mm vorgibt. Wenngleich die Saiten nun deutlich näher beieinander stehen als bei einer Sechssaiter, gibt es dennoch einige Hänge-Gitarrenständer, bei denen die Halsabmessungen verhindern, dass man das Instrument in den Ständer bekommt. Sollte man ein solches Stativ verwenden, unbedingt vorher testen.

Cort KX508MS II Marina Blue Burst Test

Cort KX508MS II Marina Blue Burst, Headstock

Der Aufbau der Cort KX508MS II Marina Blue Burst

Sollte man die Cort KX508MS II Marina Blue Burst in eine Kategorie einordnen wollen, so müsste man auf die Kategorie der Powerstrat zurückgreifen. Zwar wirkt der Korpus aus dem afrikanischen, vergleichsweise weichen Okume-Holz etwas klein, was aber den übermäßig großen Abmessungen von Hals, Pickups und Brückenkonstruktion geschuldet ist. Aus optischen Gründen wurde ein Deckenfurnier aus Pappel aufgeleimt, welches in einer Art mattem Blau-Grün-Gelb-Burst lackiert wurde. Der Hals ist vierfach verschraubt und besteht aus drei Streifen Ahorn und zwei Streifen Amaranth, das Griffbrett aus relativ hellem Macassar-Ebenholz. Als Griffbrettmarkierungen wurden Teardrop-Einlagen verwendet, welche bis zum 12. Bund auf der Oberseite, ab dem 13. Bund auf der Unterseite des Griffbretts befinden. Das Griffbrett besitzt 24 Bünde. Um den Hals schnell einstellen zu können, wurde der Trussrod vom Korpus aus zugänglich gemacht. Um den Headstock dennoch möglich stabil zu halten, wurde eine Verdickung aus Holz auf der Gegenseite des Sattels platziert.

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Die Hardware der Cort KX508MS II Marina Blue Burst in Form von acht Klemm-Tunern und acht Einzelreitern mit einer Saitenführung durch den Korpus besteht aus eine Mischfarbe von Schwarz/Nickel und ist je nach Lichteinfall einmal mehr in die eine oder andere Richtung zu sehen ist.

Bei den Pickups setzt auch Cort einmal mehr auf ein Fishman Fluence Modern Humbucker Set, welches in Form von zwei riesigen, schräg eingebauten Soapbars wahrlich sehr massiv wirkt. Über einen Dreiwege-Schalter ist die übliche Pickup-Anwahl umzusetzen. Die Mastervolume- und Mastertone-Regler sind als Push/Pull-Version ausgeführt und erlauben es zwischen den beiden Modi Modern und Vintage sowie einer Singlecoil-Spulenanzapfung umzuschalten. Die für die aktive Elektronik benötigte Betriebsspannung wird von einer 9 V Batterie geliefert, welche über eine Kunststoffplatte auf der Rückseite der Gitarre zugänglich ist.

Cort KX508MS II Marina Blue Burst Test

Cort KX508MS II Marina Blue Burst, Korpus

Die Cort KX508MS II Marina Blue Burst in der Praxis

Nimmt man die Cort KX508MS II Marina Blue Burst das erste Mal in die Hand, fallen einem neben auf den ersten Blick leichte Verwirrung bzgl. der vielen Saiten vor allem zwei Punkte auf. Zum einen die Kombination des abgeflachten Halses nebst des Griffbrettradiuses von 400 mm (15,75“), welcher den Hals fast wie ein Planke erscheinen lässt und der wirklich sehr dünnen Saitensatz von 009 – 080, welcher einem trotz des Multiscale-Griffbretts einen sehr „labbrigen“ Ansatz bietet. Man stelle sich vor, man nehme die A-Saite eines regulären Medium-Scale E-Basses und stimme sie auf E herunter, dies ist ungefähr die Saitenspannung, welche einem die tiefe F# Saite bei dem D’Addario NYXL0980 bietet.

Ich konnte die F# Saite locker um eine kleine Septime (10 Halbtöne) mittels Bending nach oben ziehen, was einen ungefähren Eindruck der Saitenspannung schildert. Entsprechend schwierig war es für mich, die beiden tiefen Saiten zu spielen, ohne dass die Saiten bei jedem Anschlag sowohl auf das Griffbrett als auch auf die Tonabnehmer aufschlugen. Man muss zumindest bei diesem Saitensatz seine Spielweise komplett umstellen, um nicht von Klackgeräuschen überrannt zu werden. Ich bin mir aber sicher, dass sich dies und die damit auch einhergehende Intonationsproblematik der einschwingenden Saite mit entsprechend dickeren Saitensätzen in den Griff bekommen lässt. Ich würde zumindest eine 090 Saite auf der F# Saite empfehlen. Je weiter man sich übrigens den Diskantsaiten näherte, umso definierter wird der Klang, bis schließlich spätestens bei der G-Saite aufgrund der überlangen Mensur ein sauberer und definierter Ton entsteht.

Cort KX508MS II Marina Blue Burst Test

Cort KX508MS II Marina Blue Burst, Neck

Klanglich bietet die Cort KX508MS II Marina Blue Burst viel Qualität für den angegebenen Ladenpreis. Die Bespielbarkeit ist für eine 8-Saiter Gitarre gut, zumal das Multiscale-Fretboard in Sachen Grifftechnik deutlich geringer in den persönlichen Spielstil eingreift als man es auf den ersten Blick erwartet. Dass es sich bei dem Instrument nicht um eine reguläre E-Gitarre + 2 Zusatzsaiten, sondern vielmehr um eine eigenständige Instrumentengattung handelt, sollte jedem klar sein, von daher verwundert es auch nicht, dass man zunächst ein neues Instrument erlernen muss, bevor das Instrument zu 100 % den Befehlen des Gehirns folgt.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das ungewöhnliche Korpusholz oder die Gesamtkonstruktion des Instruments für eine klangliche Eigenart verantwortlich zeichnet, welche ich so nicht erwartet hätte. Der Gesamtklang des Instruments ist relativ hochmittenlastig, so dass der Tiefmitten- respektive Bassschub, welchen man bei dieser Konstruktion erwartet hätte, in der Praxis ausblieb. Inwieweit dies den persönlichen Geschmack mehr oder minder trifft, muss jeder für sich selber herausfinden, die beigefügten Klangbeispiele sollten dabei helfen.

Eine weitere Besonderheit ist natürlich die Tatsache, dass die Dämpftechnik, welche man sich auf einer 6-saitigen Gitarre erarbeitet hat, für eine 8-saitige Gitarre noch einmal überarbeitet werden muss. Ich selber tat mich teilweise mit einer sauberen Abdämpftechnik insbesondere bei den Basssaiten etwas schwer, was aber wohl alles nur eine Frage der Übung ist.

Cort KX508MS II Marina Blue Burst Test

Cort KX508MS II Marina Blue Burst, Tuner

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Fazit

Mit der Cort KX508MS II Marina Blue Burst hat der südkoreanische Hersteller eine gute und günstige achtsaitige Gitarre in seinem Portfolio. Die verwendeten Komponenten sind von hoher Qualität und wer in die Welt des Djents einmal hineinschnuppern möchte, kann dies für einen vergleichsweise kleinen Kurs mit diesem Instrument tun.

Plus

  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • verwendete Komponenten
  • Verarbeitung

Preis

  • 899,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    godsdog

    Das ist mal echt ein fettes Brett! Sieht abgefahren aus und klingt richtig satt. Danke für den guten Testbericht und die ebenso guten Klangbeispiele!

  2. Profilbild
    OscSync AHU

    Diese Cort lacht mich immer mal wieder an. Ist ja nicht ganz neu, kannst Du etwas sagen, inwiefern es sich bei der „II“-Version um ein Update/Upgrade handelt?

    Und bezüglich „Ich konnte die F# Saite locker um eine kleine Septime (10 Halbtöne) mittels Bending nach oben ziehen, was einen ungefähren Eindruck der Saitenspannung schildert.“
    Bin mir nicht sicher, wie repräsentativ das ist. Du bist doch der Typ, der sich der Nutzung von 13er-Saiten rühmt… ;-)

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @OscSync – Update: Kann ich leider nichts zu sagen, da ich die Version I noch nie in meinen Händen hatte.

      – 10 Halbtöne: es mag sein dass ich ein wenig mehr „Schmackes“💪 in den Fingern habe 😇, aber die Saitenspannung ist wirklich sehr gering. Natürlich kann man seine Spielweise auch einer solchen Saitenspannung anpassen, das muss jeder für sich selber heraus finden.

    • Profilbild
      LostSongs

      @OscSync Ich habe Version 1. Meines Wissens gibt es von den Specs her nur einen Unterschied. Die Version 2 kommt daher, dass das Korpusholz von Zeit zu Zeit wechselt. Bei Cort steht das auch so (dass es immer mal wechselt), aber im Online-Shop muss es ja exakt angegeben werden. Die erste Version 1 hatte Sumpfesche, die zweite Version1 Okume. Dann gab es eine Zeit lang parallel eine Version 2 mit Sumpfesche und nun hat die Version 2 anscheinend wieder Okume.
      Die Fis-Saite hat auch für meinen Geschmack zu wenig Spannung, macht aber trotzdem Spaß. Ist auch ein generelles Problem der 8-Saiter, von der Ibanez Meshuggah vielleicht mal abgesehen. Viele 8 Saiter haben ja eine noch kürzere Mensur. 28 Zoll sind da vergleichsweise viel. Als ich meine Cort vor knapp 3 Jahren gekauft habe, war auf Fis eine 60er-Saite – ein absoluter Witz. Habe sofort die NYXL draufgemacht, die jetzt standardmäßig drauf sind.
      Das Problem mit 90er Fis-Saiten ist vor allem, dass die einzelne 90er Saite fast genausoviel kostet wie der ganze NYXL-Satz.

    • Profilbild
      LostSongs

      @OscSync Ich wollte gerade mal auf der Shop Seite schauen, ob man optisch einen Unterschied zwischen meinem Version 1 Sumpfesche-Korpus und dem Version 2 Okume-Korpus sieht. Dabei habe ich mit einigem Erstaunen gesehen, dass der Korpus schwarz übertüncht wurde. Ist mir auf den Bildern im Test nicht aufgefallen. Das wäre dann noch ein zweiter Unterschied der Versionen, denn die rötlich gebeizte Naturbelassenheit sieht in Kombination mit der Pappeldecke bei Version 1 einfach nur wunderschön aus. Es ist ohne Übertreibung die schönste Gitarre, die ich je hatte. Genau genommen habe ich sie sogar nur deshalb behalten, denn funktional betrachtet musste sie inzwischen einer 6-saitigen Bariton Gitarre weichen.
      Ich erinnere mich, dass der Okume-Korpus bei Version 1 dem Sumpf Esche Korpus sehr ähnlich war. Die Maserung war einfach nur etwas feiner. Bei der Esche schien die Maserung vermutlich mit irgendeiner Behandlung ziemlich tief herausgearbeitet zu sein. Oder vielleicht ist Esche naturbelassen auch einfach so. Da kenne ich mich nicht aus.
      Mannomann, wer macht denn sowas?! Der schwarze Korpus ist definitiv kein Gewinn. Vermutlich ist es dem Genre geschuldet 🙄 Andererseits ist es auch nur die Rückseite und auf der Bühne eh nicht zu sehen.

  3. Profilbild
    GuitarPhil

    Hallo Axel Ritt, danke für den Review, das war genau das, was ich gesucht hatte! :) Habe mir die Gitarre neulich bestellt als meine erste 8-Saiter und dachte mir dann auch, dass kann doch nicht sein, das die tiefste Saite so labbrig ist, das sie sich kaum richtig stimmen lässt, warum machen die Gitarrenfirmen das, nicht funktionale Saitenstärken als Standardsatz auf so eine Gitarre drauf ziehen…

    Habe dann mal mit meiner 7-Saiter verglichen und bemerkt, dass deren tiefste Saite optisch eigentlich genau so dick aussieht, wie die, die da als tiefste Saite auf der Cort drauf ist (auf der 7-Saiter ist eine 064er drauf). Hatte noch eine Schieblehre daheim und habe beide Saiten mal verglichen, und siehe da, auf der Cort ist anscheinend nur eine 065er als tiefste Saite drauf (so wie es wohl beim Vorgängermodell noch Standard war).

    Hatte dann mal mit einem 8-Saiter-Saitensatz mit 080er Saite verglichen, diese sah auch optisch schon dicker aus, als die, die drauf ist. Somit war der Verdacht dann definitiv/doppelt bestätigt.

    Möglicherweise warst du hier wie ich auch Opfer einer werkseitig falschen Besaitung gewesen… (Draufgezogen habe ich den anderen Satz aber noch nicht, deswegen kann ich noch nicht sagen, wie viel anders sich das anfühlt).

    Viele Grüße!

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