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Test: Norand Morphos, Complex-VCO, Eurorack-Modul

Das Sound-Chamäleon für das Eurorack

28. Juni 2023
Test: Norand Morphos, Complex-VCO, Eurorackmodul

Test: Norand Morphos, Complex-VCO, Eurorack-Modul

Wenn man an die Eurorack-Anfänge vor etlichen Jahren zurückdenkt, war doch Vieles deutlich einfacher gestrickt. Ein Modul hatte eine bestimmte Funktion, das war durchschaubar und leicht beherrschbar. Mittlerweile scheint sich da ein Trend hin zu komplexen Modulen mit vielen Funktionen abzuzeichnen und dieser macht dann auch vor solch banalen Modulen wie VCOs längst nicht mehr halt. Einen wirklich sehr interessanten Vertreter aus dieser Kategorie haben wir uns diesmal zum virtuellen Vortanzen in unser Testlabor gebeten: den Norand Morphos.

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Das schon auf VCO-Ebene klanglich sehr viel passiert, findet man vornehmlich im West-Coast-Ansatz, der auf die ersten Buchla-Oszillatoren zurückgeht. Anscheinend sind diese Complex-VCOs genannten Module aber das aktuelle Salz in der Eurorack-Modular-Suppe, versprechen sie doch schon auf Oszillatorebene eine umfangreiche Klangformung und sparen damit am anderen Ende der Modul-Kette trotz ausladender Frontplatte doch wieder Platz und Geld für zusätzliche Module im Thema Modulation ein. Die findigen Hersteller überbieten sich dabei dermaßen in ihren Feature-Listen, dass dem geneigten Nutzer bisweilen schwindelig wird. Den Rossum Electro-Music Trident, als einen dieser Vertreter aus der neuartigen Kategorie der Complex-VCOs, hatten wir ja auch schon bei uns im Test. Gleich drei VCOs und Schlagworte wie Triangle-Core,- Through-Zero- und Zing-Modulation gaben mir den Rest. Nach dem sehr lesenswerten Test des geschätzten Autorenkollegen Thilo Goldschmitz fand dieser sehr wertige Triple-VCO von Emulator-Erfinder Dave Rossum, trotz heftig blutender Geldbörse, sofort den Weg in meine Schrankwand.

Bei unserem aktuellen Probanden, der einige seiner Features auch vom hauseigenen Synthesizer  Norand MONO geerbt hat, klingen die Schlagworte aus der Werbung nicht weniger verlockend: 3D Morphing und Contextual Modulation tönen doch erstmal richtig fett – oder? Schauen wir in unserem Test doch einfach, was diese Fähigkeiten in der Praxis bedeuten, was der Norand Morphos darüber hinaus noch zu bieten hat und stellen zuerst einmal die wichtigste Frage:

Was ist der Norand Morphos?

Der Norand Morphos ist ein leistungsstarker Dual-Oszillator mit variablen Schwingungsformen und einmaligen Fähigkeiten zur Klangerzeugung für das beliebte Eurorack-Format.

Test: Norand Morphos, Complex-VCO, Eurorackmodul

Die interne Klangerzeugung ist dabei vollständig analog ausgelegt, während die Funktionen zur Steuerung digital ausgeführt werden. Die digitale Steuerung hält durch ein aktives Kalibrierungssystem beide Oszillatoren stimmstabil und ermöglicht auch bei extremer Through-Zero-Frequenzmodulation ein sauberes Tracking mit 1 V/Okt. über satte 10 (!!!) Oktaven.

Test: Norand Morphos, Complex-VCO, Eurorackmodul

Das namensgebende Morphing kann entweder manuell über die dreidimensional spielbaren Touch-Strips oder via externe Control-Voltage über die vielen CV-Eingänge für die Parametersteuerung realisiert werden. Sämtliche Parameter können aber auch durch die zahlreichen internen Modulationsquellen moduliert werden. Dazu verfügt der Norand Morphos über sage und schreibe acht LFOs und weitere acht Hüllkurvengeneratoren. Das Modulationssystem wurde aus dem Norand MONO Synthesizer übernommen und an das Eurorack-Modularsystem angepasst. Es bietet mit der Contextual Modulation gleich drei verschiedene Modi: den altbekannten Attenuverter, den Modulator und die Ping-Hüllkurve.

Die intern geroutete Through-Zero-Frequenzmodulation, ein ausgefeiltes 3D Morphing und die Contextual Modulation bilden dabei aber nur die Höhepunkte der ellenlangen Feature-Liste des Norand Morphos. Allein durch diese erste einleitende Beschreibung sollte dem geneigten Nutzer schon klar werden, dass man es beim Norand Morphos mit einem komplexen Eurorack-Modul zu tun hat, bei dem schon auf Oszillatorebene viel Bewegung im Klang ist.

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Verpackungsinhalt und die technischen Daten

Gerade noch dick in Kunststoffwatte eingepackt, schält sich das mit satten 28 Teileinheiten große und mit 25 mm sehr flache und damit absolut Skiff-taugliche Norand Morphos aus der Umverpackung.

Test: Norand Morphos, Complex-VCO, Eurorackmodul

Das zur Stromversorgung im Eurorack-System typische Ribbon-Kabel war schon anschlussfertig gesteckt, Schrauben zur Montage im Case und eine Bedienungsanleitung suche ich vergebens. Okay, wenn ich alles so viel im Haus hätte wie Schrauben, wäre ich vermutlich steinreich, daran soll der Test jetzt also nicht scheitern. Die Bedienungsanleitung gibt es dann auch in sehr schöner und übersichtlicher Aufmachung als interaktive Website.

Damit ist für den erfolgreichen Start alles vorhanden und so schauen wir noch schnell auf die weiteren technischen Daten und natürlich auch auf die Rückseite des hübschen Moduls. Der Stromverbrauch des Norand Morphos auf der +12 V Leitung liegt bei 460 mA, was für ein Modul dieser Größenordnung als durchaus moderat einzuschätzen ist. Auf der -12 V Leitung saugt das Modul dann zusätzliche 90 mA, wobei die 5 V Leitung des Eurorack-Powerbusses nicht genutzt wird.

Norand Morphos Userbild Rückseite

Die Rückseite zeigt neben einigen wenigen SMD-Bauteilen als einzige nennenswerte Erhöhung links oben die verpolungssicher angelegte Buchse für die Stromaufnahme.

Die Haptik des Norand Morphos

Aus der Verpackung geschält, macht das Norand Morphos sofort einen sehr wertigen Eindruck. Die ausladende Frontplatte mit ihrem gleichmäßigen Farbauftrag und der gut ablesbaren Beschriftung unterstützen diesen Eindruck immens. Die große Bedienoberfläche und die sehr handfreundlichen, großen und griffigen Reglerknöpfe in Verbindung mit der gelungenen funktionalen Einteilung der Bedienoberfläche erlauben ein sehr ergonomisches Arbeiten mit dem Norand Morphos.

Norand Morphos Userbild Modul seitlich liegend

Die Eurorack-Buchsen sind alle mit der Frontplatte verschraubt und haben einen durchweg strammen Halt, was die subjektive Wertigkeit des Modules noch verstärkt. Außerdem hat man auf Entwicklerseite hier auch gleich noch für die Live-Situation mitgedacht: Alle Buchsen sind unten angeordnet, was bedeutet, dass die Bedienung des Norand Morphos nicht durch einen Kabelvorhang erschwert wird.

Die verschiedenfarbig illuminierten Taster und die Preset-Strips lösen ihre Funktionen sauber aus und geben schnell eine visuelle Rückmeldung. Diese zeigt sich auch auf den Reglern, deren Zeiger ebenfalls in der Farbe des aktuellen Modus leuchten. Apropos Regler: Hier hätte ich mir vielleicht ein klein wenig mehr Widerstand im ansonsten gut aufgelösten Regelweg gewünscht. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn alles in allem sammelt der Norand Morphos in diesem Bereich nämlich trotzdem ordentlich Pluspunkte.

Rundgang über die Frontplatte des Complex-VCOs

Na? Habt ihr alle die Laufschuhe geschnürt? Wie immer in meinen Tests gibt es an dieser Stelle den Rundgang über die Frontplatte des Probanden. Wir schauen uns dabei alle Bedienelemente des Norand Morphos an und ich erkläre dabei auch gleich deren Funktion und erwähne in dem Zusammenhang eventuelle Besonderheiten. Wer hier gut aufpasst, meistert den Einstieg in die Bedienung des Modules sehr schnell und benötigt die Anleitung dann nur noch für ganz spezielle Einstellungen.

Norand Morphos Userbild im NiftyCase ungepatcht

Die Beschreibung der Funktionen sollte zügig von der Hand gehen, da das Modul ja dual aufgebaut, also die meisten Funktionen doppelt vorhanden sind. Los geht es ganz oben bei den omnipräsenten Touch-, Morph- oder besser Preset-Strips, die aus speziell entwickelten FSR-Sensoren bestehen. Diese funktionieren dreidimensional, verarbeiten also horizontale und vertikale Bewegungen mit dem Finger auf ihnen und reagieren auch auf Druck, präziser gesagt auf die Druckverteilung des Fingers. Diese so erzeugten Daten können, wer hätte es vermutet, dazu genutzt werden, um das namensgebende Morphing des Norand Morphos zu steuern. Jedem VCO ist hier solch ein Preset-Strip zugeordnet, sodass die Geschichte auch beidhändig bedient werden kann.

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Die Preset-Strips sind dann auch die Anzeige für die Layer und die Presets zwischen denen dann im Idealfall ausgiebig hin- und hergemorpht wird. Diese werden auch unterschiedlich beleuchtet, was nach einer gewissen Einarbeitungszeit zu einer zielführenden Bedienung des Norand Morphos beiträgt.

Die Preset-Verwaltung und die VCOs

An dieser Stelle dann auch gleich ein kurzer Ausflug in die Preset-Verwaltung des Norand Morphos. Diese ist das Herzstück des namensgebenden Morphing-Systems: Ein Preset ist ein gespeicherter Schnappschuss eines eingestellten Sounds, der später wieder abgerufen werden kann.

Norand Morphos Herstellerbild Manual Presetverwaltung2

Für die Navigation in den Presets finden wir zwischen den beiden Preset-Strips zwei beleuchtete Taster, beschriftet mit BANK und LAYER. Jeder Oszillator hat vier Bänke: In diesen vier Bänken gibt es vier auch farbig angezeigte Layer: X (orange), Y (grün) und Z (blau). Jedes Layer hat 4 Preset-Slots, was summa summarum Platz für insgesamt 48 Presets für jeden Oszillator bedeutet. In einem Preset werden alle Reglerpositionen und auch alle Modulationsparameter gespeichert.

Norand Morphos Herstellerbild Manual Presetverwaltung

Die beiden Taster BANK und LAYER dienen gleichzeitig gedrückt und in der Beschriftung als TARE bezeichnet, auch als Reset. Hä? Reset für was denn? Ganz einfach: Nach einer Weile wilden Morphings stimmen natürlich die aktuell verarbeiteten Werte und die eingestellten Werte am Regler nicht mehr überein. Hier drückt man dann einfach die beiden Taster zusammen und alles ist wieder eins. Das funktioniert auch bei vollem Morphing und stoppt dieses. Mit diesen beiden Tastern wird auch das Copy and Paste von Presets durchgeführt und ist auch sehr einfach gelöst: Taster BANK gedrückt halten, zu kopierendes Preset auswählen, dann den Taster LAYER gedrückt halten und den Ziel-Slot für das Preset auswählen, fertig.

Userbild Presetstrips und VCO Detailbild

Für die weitere Preset-Verwaltung gibt es dann links und rechts außen unter den Preset-Strips auf zwei Tastern noch als Zweitbelegung die Funktionen DELETE und SAVE orange unterlegt. Ich denke, das erklärt sich von selbst: Presets löschen und speichern. Die Erstfunktion dieser beiden Taster ist für den linken Taster das SYNC. Hier wird bei gedrücktem Taster, der dann auch leuchtend seinen Zustand anzeigt, der zweite VCOs zum ersten VCO synchronisiert. Mit jedem Durchlauf einer Periode wird dabei die Grundschwingungsform des zweiten VCO, durch den ersten VCO zurückgesetzt, was im Endeffekt wieder zu neuen Grundschwingungsformen führt. Bei eingeschaltetem Taster TRACK, zu finden auf der rechten Seite folgt VCO2 der Tonhöhe von VCO1. Auch hier wird der Zustand des Tasters leuchtend visualisiert. Kleiner Hint: SYNC + TRACK gleichzeitig gedrückt, aktiviert den Dual-Morphing-Mode, in dem ein Event, egal ob über Control-Voltage oder Preset-Strip ausgelöst beide VCOs morpht.

Norand Morphos Userbild VCOs

Zwischen diesen beiden Tastern finden wir dann auf jeder Seite des Norand Morphos die vier Regler für die Parameter der beiden VCOs und damit auch in doppelter Anzahl. Der Regler FREQ sollte klar sein, regelt die Tonhöhe des VCOs in Semitone-Schritten von C0 bis C9. Der Regler DETUNE übernimmt dann die Verstimmung oder besser gesagt das Feintuning mit einer Range von plus/minus zwei Semitones. Das perfekte Tuning ist logischerweise in der Mittelstellung. Der Regler WAVE überblendet stufenlos im Regelweg die auszugebenden Grundschwingungsformen Sinus, Dreieck, Rechteck und Sägezahn. Dabei gilt zu erwähnen, dass Sinus und Dreieck nicht perfekt sind, sondern leicht verzerrt, dadurch haben sie einen etwas reicheren harmonischen Gehalt.

Userbild TZFM Regler im Fokus

Rechts daneben folgt dann der Regler TZFM, also die Intensität für die Through-Zero-FM. In Nullstellung erfolgt keine FM, nach rechts gedreht ist die Modulation positiv und nach links gedreht dann negativ, sprich: invertiert. Wie auch immer das technisch funktioniert, muss man gar nicht wissen, es fühlt sich richtig an und klar ist, je weiter sich der Zeiger des Reglers vom Nullpunkt entfernt, desto höher ist die Modulationsintensität. Weitere Besonderheiten wie Amplitudenmodulation oder gar Pulsbreitenmodulation gibt es hier dann aber nicht.

Die Modulationsabteilung des Norand Morphos

Mit einem beherzten Sprung nach ganz unten sind wir dann auch schon in der Modulationsabteilung des Norand Morphos angelangt. Auch diese ist identisch für jeden VCO, also zwei Mal vorhanden. Von links nach rechts finden wir dann einen Eingang für die Frequenzmodulation (FM In) durch externe Quellen und die Eingangsbuchsen für das dynamische Morphing via externer Control-Voltage über die Achsen X, Y und Z. Über den Ausgang OUT muss ich wohl keine großen Worte verlieren, hier entweicht dann der kreative Erguss des Nutzers.

Userbild Modulationsabteilung im Fokus

Darüber finden wir dann die Eingänge zum dynamischen Ansteuern via externer Control-Voltage für folgende VCO-Parameter: WAVE, V/OCT, TUNE und TZFM. Und jetzt wird es interessant, denn über diesen Eingängen finden wir jeweils einen Taster, der gemeinsam mit den Reglern und Tastern der mittig zu findenden MOD-Sektion auf den entsprechenden Parameter einwirkt.

Bewegung im Sound durch Contextual Modulation

Mit diesen Tastern können wir nun verschiedene Modulationsmodi für die vier VCO-Parameter wählen. Je nach Modus erstrahlt der Taster dann auch in einer anderen Farbe, sodass man den aktuell gewählten Modus prima ablesen kann. Aber auch die Regler der MOD-Sektion passen sich in ihrer Funktionalität und Zeigerfarbe dem gewählten Modulationsmodus an.

Norand Morphos Userbild im System gepatcht mit LFOs

Der erste Modus mit matt leuchtendem Taster ist noch einfach: UNSELECTED, sprich: Kein Modulationsmodus ist gewählt. Drückt man den Taster ein erstes Mal, erstrahlt er in hellblau/weiß und wir sind im ganz normalen und altbekannten ATTENUATOR-Modus. Praktischerweise leuchtet dazu in der MOD-Sektion auch nur der Regler AMOUNT, mit dem man dann ganz normal die Modulationsintensität bipolar steuert. Die mittige Reglerstellung bedeutet also keine Modulation, rechts positiv, links invertiert.

Norand Morphos Userbild im Doepfercase gepatcht

Eine Besonderheit bietet hier der V/OCT-Eingang. Er bietet fünf quantisierte Microtonal-Modi, die mit dem Regler AMOUNT in der MOD-Sektion ausgewählt werden. In Mittelstellung folgt der Eingang der klassischen 1 V/Okt.-Spreizung, Links davon gibt es den 0,5 V/Okt.- und den 0,25 V/Okt.-Modus. Die rechte Seite des Reglers bietet dann die Spreizung über 2 V/Okt. und 4 V/Okt. Zeit für Experimente? Wir haben die an dieser Stelle leider nicht und widmen uns nun dem Modulator-Modus der Modulationsabteilung.

Userbild Detailbild Modulationsabteilung in Orange

Den Modulationstaster ein zweites Mal gedrückt und er leuchtet nun, genau wie die Bedienelemente der MOD-Sektion in schönem Orange. Wir befinden uns nun im MODULATOR-Modus. In diesem Modus wird der interne Modulationsoszillator für den ausgewählten Parameter aktiviert. Mit dem Taster TYPE in der MOD-Sektion stellt man zwischen LFO und VCO-Modus um, mit WAVE wählt man eine der auch im VCO vorhandenen Grundschwingungsformen aus und mit den Reglern RATE (Geschwindigkeit) und AMOUNT (Intensität) passt man nun die interne Modulation für den gewünschten Zielparameter an. Wenn an der entsprechenden Eingangsbuchse ein CV-Signal anliegt, wird damit der Betrag der eingestellten Intensität am Regler AMOUNT skaliert.

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Der letzte Modulationsmodus ist dann die PING ENVELOPE. Klar, eine Hüllkurve hat ja noch gefehlt – oder? Dieser Modus verwandelt den internen CV-Modulator in einen Decay-Hüllkurvengenerator, der durch ein 5 V Trigger-Signal am entsprechenden CV-Eingang ausgelöst werden kann. Die Intensität der Hüllkurve wird in der MOD-Sektion mit dem Regler AMOUNT und das Decay, also das Abklingverhalten mit dem Regler RATE eingestellt. Hier eröffnet sich dann die Spielwiese für Drums und glockenartige Klänge. Damit sind wir mit unserem Rundgang über die hübsche Frontplatte auch schon durch und es wartet schon gleich das nächste Highlight des Norand Morphos.

Das 3D Morphing mit dem Norand Morphos

Aufmerksame Leser werden es schon bemerkt haben. Es gibt noch einen vierten, weißleuchtenden Layer, den ich in den vorigen Abschnitten einfach unter den Tisch fallen ließ. Dieser Layer ist ein Multidimensional Morphing Layer, quasi ein Performance-Modus und nur für das 3D Morphing-Feature des Norand Morphos reserviert. Dieses Performance-Layer lässt demnach auch keine Preset-Bearbeitung in ihm zu. In diesem Modus kann man dann einfach auf allen Achsen des Preset-Strips quer durch die benachbarten, hoffentlich belegten Presets aller Layer surfen.

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Die Preset-Strips zu diesem Zweck feinfühlig zu bedienen, will aber schon geübt sein und dabei gelang es mir mit meinen Wurstfingern auch immer wieder, den FREQ-Regler des VCOs zu verstellen, was in der Live-Situation natürlich der absolute Horror ist.

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Hier bieten sich für die genaue Kontrolle über das Morphing externe CV-Controller an, wie zum Beispiel das auch bei uns getestete Doepfer A-174-4 3D Joystick. Mit diesem kann man dann die einzelnen Presets des Norand Morphos bei entsprechender Feinjustierung auch ganz gezielt anfahren.

Die Bedienung des Norand Morphos

Das interaktive Manual sollte man als frisch gebackener Nutzer schon einmal gelesen, durchgespielt und am Anfang auch in Griffnähe, sprich in den Favoriten des Browsers seiner Wahl gespeichert, parat haben. Das liest sich als Vorsichtsmaßnahme vielleicht abtörnend, klingt aber schlimmer, als es ist. Für eingefleischte Eurorack-Modularisten werden hier keine unüberwindbaren Hürden aufgebaut, alle Zusammenhänge sind durch die hervorragende Benutzerführung ohne einschränkende Doppelbelegung von Bedienelementen und auch durch die farbliche Visualisierung der Zustände an den Reglern und Tastern sofort intuitiv erfassbar.

Userbild im NiftyCase gepatcht mit MI Modulen

Spielen wir doch einfach mal eine typische und hier bewusst einfach gehaltene Anwendung des Norand Morphos im Kopf durch, dann wird schnell ersichtlich, dass das hier bisher geschriebene in der Theorie komplizierter klingt, als es dann in der Praxis beim Schrauben ist. Wir stellen uns also mit den vier Reglern der VCO-Sektion einen hübschen Sound ein und legen ihn auf der ersten Bank in Layer 1 auf Preset 1 ab, dann editieren wir den Sound noch ein klein wenig weiter, sodass er sich vielleicht ein wenig öffnet und legen diese Variante auf Preset 2 ab. Danach noch eine dritte Variante, die schon stärker abweicht auf Preset 3 und dann die radikale Variante auf Preset 4.

Norand Morphos Userbild im NiftyCase gepatcht

Wie schon erwähnt, werden im Preset auch die Modulationen gespeichert, sodass man zum Beispiel in den Presets 1 bis 3 mit einem sanft einschwingenden LFO beginnen kann, dann aber für Preset 4 zum Beispiel mit einer Ping-Envelope ein anderes Verhalten im Sound einstellt, sich also vielleicht  der Sound von sanft einschwingend zu snappy-knallig verändert? Und nun kommt der Preset-Strip ins Spiel, auf dem wir nun zwischen den vier gerade eingestellten Presets auf der X-Achse per leichtem Druck auf die Taster hin- und hermorphen. Wenn es jetzt im Song darum geht, Betonungen zu setzen, wählen wir das Preset 4. Unsere Live-Modularisten haben jetzt sicher schon ein heftiges Kopfkino – oder? Und unsere Studiofrickler patchen geschwind einen Ausgang eines resetbaren LFOs in den Eingang der X-Achse, sequenzieren und arbeiten das nun per Control-Voltage automatisierte Morphing auf der X-Achse bis ins letzte Detail aus.

Norand Morphos Userbild im System gepatcht rote Kabel

Wie gesagt, das war nur eine minimale Anwendung, die tatsächlichen Möglichkeiten grenzt hier nur der eigene kreative Horizont ein. Man könnte zum Beispiel auch einen Sound basteln, der sich in den Presets nur durch die Tonhöhe unterscheidet und dann kleine Melodien oder Basslines spielen. Oder man belegt die Presets mit vier unterschiedlichen Effekt- oder Drum-Sounds.

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Die Bedienung geht dabei sehr schnell in Fleisch und Blut über und die ersten Ergebnisse der eigenen Klangforschung am Norand Morphos machen dann auch gleich Mut und Lust auf mehr. Auch hier gibt es also weitere dicke Pluspunkte.

Wie klingt das Sound-Chamäleon denn nun?

Ja ganz einfach: Spektakulär! In der Form hat der Eurorack-Kosmos bisher wohl noch nichts Vergleichbares zu bieten oder das entsprechende Modul ist völlig an mir vorbeigegangen. Beim Norand Morphos ist auf Oszillator-Ebene schon derart viel Bewegung im Sound möglich, dass man auf viele andere nachgeschaltete Module verzichten kann, was den Preis des Sound-Chamäleons dann in durchaus faire Regionen rückt.

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Am Anfang der Modular-Nahrungskette kann der Norand Morphos mit seinen soliden Grundschwingungsformen natürlich auch als stinknormaler und sehr gut klingender Dual-VCO für die analoge Synthese genutzt werden, aber das wäre fast schon Perlen vor die Säue geworfen. Epische sich bewegende Klanggebilde machen das hübsche Modul für unsere Werbejingle- und Filmmusik-Komponisten auf jeden Fall interessant. Wenn die Presets dann von sanft angespielt zu brachialer Verwüstung wechseln, fahren vor dem eigenen Auge schon ganz automatisch Filme ab.

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Aber das soll an dieser Stelle natürlich nicht heißen, dass der Norand Morphos auf diese, doch eher kleine Nische beschränkt ist. Im Gegenteil: Von lebendigen Sounds können wir doch alle nicht genug bekommen – oder? Machbar sind auf jeden Fall satte Bässe, durchsetzungsfähige Keys, FM-bedingt einfach alles, was metallisch oder glockig klingt, röchelt oder faucht, heftige Drones, Effektsounds und natürlich alle Arten von Drum- und Percussion-Sounds.

Und so bietet sich dieses wirklich gut klingende Modul für jeden kreativen Soundbastler an, der fließende oder bewegte Klänge bei einfachster Bedienung in seinen Tracks nutzen möchte – und da dürfen sich die Studiofrickler genauso angesprochen fühlen wie unsere Live-Modularisten. Der Norand Morphos ist zwar nicht ganz billig, aber gut investiertes Geld – unbedingt antesten!

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Fazit

„Gleich das Erstlingswerk für das Eurorack ein großer Wurf!“, würde ich sagen. Der Norand Morphos bietet als komplexer Dual-Oszillator mit einem sehr guten Grundsound, seinen umfangreichen Modulationsmöglichkeiten und der umfassenden Einbindungsmöglichkeit in bereits bestehende CV-Systeme eine sehr gute Basis für vielseitig nutzbare, dynamisch bewegte Klänge. Eine sehr wertige Verarbeitung, die ergonomische und leicht erlernbare Bedienoberfläche und der sehr hohe Spaßfaktor runden die in meinen Augen und Ohren nötige, sehr gute Bewertung rundum  positiv ab. Von der Größe der Frontplatte sollte man sich hierbei nicht abschrecken lassen, denn durch die vielen internen Modulationsquellen, spart man hier auch gleich noch den Platz und klar, das Geld für weitere Module für Modulationen wieder ein. Ich konnte in meinem Test kein Haar in der sehr köstlich angerührten Suppe finden, daher mein Tipp: Soundbeispiele anhören, Videos anschauen oder noch besser: selbst antesten – klare Kaufempfehlung!

Plus

  • sehr gute Benutzerführung mit Visualisierung von Modis und Zuständen an Reglern und Tastern
  • ergonomische und intuitiv erfassbare Bedienoberfläche
  • sehr gute Einbindung in bestehende Setups
  • viele interne Modulationsquellen
  • sehr wertige Verarbeitung
  • Grundklang, Sound
  • Spaßfaktor

Preis

  • 333,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    [P]-HEAD AHU

    Cooler praxisnaher Artikel! Ich finde 333 EUR jetzt nicht als teuer, sondern durchaus fair. Beim lesen des Artikels sind mir dann eher 400-500 EUR vor dem inneren Auge vorgeschwebt. Daher war ich überrascht, das es doch „nur“ 333.- EUR sind, und auch noch lieferbar. So machen die Testberichte mit Überraschungsfaktor Freude.

    • Profilbild
      tomeso

      @[P]-HEAD „Beim lesen des Artikels sind mir dann eher 400-500 EUR vor dem inneren Auge vorgeschwebt.“

      Tatsächlich liegt die UVP des Herstellers bei 429 EUR und damit in dem Preisbereich, den Du intuitiv vor Augen hattest. Die aktuellen 333 EUR sind eher als Kampfpreis einiger Händler zu sehen.

      • Profilbild
        Dirk E. aka Xsample RED

        @tomeso Danke für Dein Lob Steffen. Als ich den Artikel geschrieben habe, war der Preis tatsächlich noch bei 399 Euro. Von daher: Schnäppchen-Alarm! :)

          • Profilbild
            Dirk E. aka Xsample RED

            @[P]-HEAD Ja wirklich, ich habe extra nochmal in meinem Manuskript nachgeschaut, weil ich mich auch gewundert habe, dass ich im Test von „nicht ganz billig“ schrieb. 😅

  2. Profilbild
    Wursthaut

    Dieser Norandsound klingt in meinen Ohren allgemein extrem fett und analog. Den Entwickler finde ich auch extrem sympathisch. Der Preis ist für Eurorackverhältnisse mehr als ansprechend. Verwundert hat mich jedoch der Stromverbrauch, welcher fast ein ein halbes Ampere beträgt.

  3. Profilbild
    Pygman

    Ich hatte im pre-order 319€ für den Morphos gezahlt.
    In der ersten Charge waren die Löcher nicht genau, also nur im sliding nuts case zu verschrauben.
    Und die TZFM-regler haben immer bleed, also der andere Oszillator moduliert immer mit. Man kann nie einen reinen Oszillator hören.
    Als die Prototypen an Tester verschickt wurden, war das keinem aufgefallen oder es hatte keinen gestört.
    Falls ihr also einen gebrauchten aus der ersten Charge einmal kaufen solltet und es euch stört, dann könnt ihr euch bei Norand melden und für 20 oder 40euro es von ihnen beheben lassen.
    Mich hat beides nicht gestört, daher habe ich es nicht machen lassen und wie es bei den neuen Chargen aussieht weiss ich nicht.
    Eine neue Firmware liegt auch schon in den Startlöchern, sollte schon im Februar erscheinen aber wenn ihr noch ein bisschen wartet dann sollten die neuen Auslieferungen die schon haben.
    Das Norand-Forum wird sehr stiefmütterlich gepflegt aber bei email-verkehr antworten sie immer innerhalb einer Woche.

    Ach ja, 1v/o tracking ist gut aber nicht so gut wie der 3body von schlappi, aber der ist auch digital und sollte daher auch besser tracken.
    über mehrere Oktaven hat man ein ganz klein wenig drift. Es kann aber auch sein, dass das wieder ein Ding mit ersten Charge war und es jetzt besser ist. Nichts schlimmes nur nicht so rein wie der 3body.

  4. Profilbild
    syrinx

    Auch von mir ein großes Lob für den Bericht. Da ich ein großer Fan vom Norand Mono bin (habe mittlerweile 3 im stetigen Einsatz), waren die 320,– für mich als Preis für die erste batch ein no brainer. Und dann…. nachdem ich das Handbuch auswendig gelernt hatte und alle Videos kannte, hatte ich trotzdem nicht das geile Zeug aus dem Gerät zaubern können. Für den Einstieg kann ich daher das Video von Norand empfehlen, wo er Synth und Drums gleichzeitig spielt (A+B) – als Sequenz. Für mich war es hilfreich. Ich hatte nämlich sofort angefangen LFOs reinzudreschen und das Teil auf FM zu drehen, damit konnte ich anfangs nicht das Potential erkennen. Aber sobald man Sequenzierung verstanden hat, laufen complexe OSCs von alleine. 😀

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