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Test: Framus D-Series Diablo Pro E-Gitarre

Black Beauty or Black Beast?

7. Juli 2020

Die Schöne oder das Biest? Die Framus D-Series Diablo Pro verspricht auf den ersten Blick beides. In mattem Schwarz lackiert schlüpft sie aus dem Gigbag und bringt für deutlich unter 1000 Euro ein paar wirklich schöne Features mit. Die Produktion in China macht’s möglich. Grund genug, sich das schöne Biest mal genauer anzuschauen.

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Framus D-Series Diablo Pro – Facts and Features

China soll’s also richten. Nach den Worten von Framus Chef Hans-Peter Wilfer habe man dort nun nach anfänglichen Schwierigkeiten eine adäquate Produktionsstätte gefunden, die sowohl niedrige Preise als auch konstante Qualität liefert.

3,8 kg sagt die Waage autoritär. Das ist leichter als vermutet, Out-of-the-box hätte ich sie auf deutlich über 4 kg geschätzt. Vielleicht wirkt sie auch nur so schwer, denn obwohl sie in abgewandelter Stratform daherkommt, wirkt der Korpus aus Linde erstmal klobig, ähnlich einer Telecaster. Das liegt an den gegenüber einer Stratocaster deutlich dezenteren Shapings. Sowohl der Rippenspoiler hinten als auch die Armauflage sowie die Konturen sind deutlich weniger gerundet. Dadurch wirkt der Korpus mächtig, wobei er im direkten Vergleich mit einer Strat sogar etwas kürzer ist. Nirvana Black Transparent Satin nennt sich die Lackierung und ist sehr ansprechend und tadellos ausgeführt. Der Hals besteht aus Ahorn und ist über die Framus eigene „Bolt-In“ Methode mit dem Korpus verbunden. Obwohl man nur 2 Schrauben und eine kleine, gebogene Halsplatte sieht, wird der Hals durch 2 weitere Schrauben durch die Pickup-Fräsung fixiert und somit stabil in der Halstasche verankert. Das gewährleistet eine sichere, stabile Verbindung und müsste, so die Theorie, diesem ominösen „Sustain“ zuträglich sein, von dem alle immer so ehrfürchtig reden.

Framus D-Series Diablo Pro

Der Framus eigene „Bolt-In“ Hals-Korpus-Übergang, der eine stabile Verbindung und bequemes Handling vereint

Der Hals selbst hat ein sattes C-Profil und ist aus drei Streifen Ahorn zusammengesetzt. An der Kopfplatte sind nochmals 2 Streifen angesetzt, um die Framus typischen Headstock Form zu bilden. Das Griffbrett besteht aus hochwertigem und optisch sehr ansprechendem Tigerstripe-Ebenholz, das tiefschwarz glänzt. Es ist mit kleinen Dots und 22 Jumbobünden bestückt. Die Kopfplatte ist  mit der mattschwarzen Framus Black Fiber Platte verblendet, diese trägt den Framus Schriftzug und eine edel wirkende Trussrod-Abdeckung aus Metall. Die Seiten laufen, leicht nach außen abknickend, vom Graphitsattel zu den Mechaniken. Letztere sind Standardausführungen von Framus ohne Locking-Funktion.

Framus D-Series Diablo Pro

Die Kopfplatte der Diablo Pro mit der mattschwarzen Verblendung und den Tunern aus eigener Produktion

Das hintere Ende der Gitarre bildet ein Wilkinson Vibratosystem, das auf zwei Bolzen gelagert von drei Federn in Waage gehalten wird. Der Hebel ist steckbar und wird von einer kleinen Madenschraube in der Gängigkeit justiert und fixiert. Einstellwerkzeug liegt der Gitarre bei. Werkseitig kommt die Framus Diablo Pro mit .010 auf .046er Saiten und ist perfekt eingestellt. Der Gitarre liegen dankenswerterweise Security-Locks von Warwick bei, einer meiner Lieblingskritikpunkte ist somit vom Tisch! Gut so, so will ich das von allen Herstellern sehen.

Framus D-Series Diablo Pro – die Elektronik

Für eine Gitarre aus China-Fertigung trägt die Framus D-Series Diablo Pro eine opulente Tonabnehmerbestückung zur Schau. Knapp 300 Euro müsste man für den Einzelkauf der Pickups berappen, ein Drittel des Anschaffungspreises der Gitarre. Die klassische H-S-H Bestückung mit einem Seymour Duncan SH-2n am Hals, einem TB-4JB am Steg und einem SSL-1 RW/RP dazwischen, wird über einen 5-Way-Bladeswitch verwaltet. Auf den Volume-Regler folgt ein Tone-Poti, das als Pull-Poti ausgeführt ist und die Humbucker splittet. Die Klinkenbuchse befindet sich an der unteren Zarge und macht einen sehr wackeligen Eindruck. Der Kontakt ist zwar immer gewährleistet, jedoch wackelt das Kabel ohne erkennbaren Grund in der Buchse hin und her. Das ist nicht schön!

Die Praxis – Handling und Bespielbarkeit

Das Halsprofil der Framus D-Series Diablo Pro liegt satt in der Hand, von Kopflastigkeit keine Spur. Der Korpus fühlt sich, aufgrund des sparsamen Shapings und der kantigen Konturen, eher nach Telecaster als nach Stratocaster an. Das ist kein Nachteil, nur eine Feststellung. Am Gurt hängt die Gitarre auch ausgewogen, jedoch fehlt mir das ausgeprägtere Shaping eines Stratocaster Bodys. Das ist aber natürlich Geschmackssache, für Les Paul Spieler ist diese Gitarre in puncto Bequemlichkeit wahrscheinlich eine Offenbarung…

Gestimmt ist die Gitarre schnell, die Tuner laufen sauber und mit angenehmem Widerstand. Schalter und Potis sind gut erreichbar, funktionieren einwandfrei und bieten keinen Anlass zur Kritik. Die rechte Hand fühlt sich mit dem Wilkinson Vibratosystem sofort wohl, da stört nichts. Das Auflegen des Handballens ist möglich, wenn man ob der Verstimmbarkeit eines solchen freischwebenden Systems weiß. Trotz der fehlenden Locking-Tuner bleibt die Gitarre auch nach intensiverem Einsatz des Hebels in tune, da wird wohl auch der Graphitsattel ein Wörtchen mitzureden haben. Trotzdem hätte ich mir Locking-Tuner gewünscht, ganz einfach weil das noch mal mehr Sicherheit gibt, den Saitenwechsel deutlich verkürzt und wesentlich weniger störungsanfällig ist. Bedient man das Vibratosystem, fallen sofort drei Dinge negativ auf:

  1. Die Federn machen deutlich vernehmbare Geräusche. Wohl wissend, dass andere freischwebende Systeme dies nicht tun, bin ich etwas verwundert. Im Studio könnte das direkt ein Ausschlusskriterium für diese Gitarre sein.
  2. Beim Hochziehen des Vibratosystems schlägt der hintere Teil auf den Lack. Da würde ein Filzstreifen helfen, wie ich ihn von der Music Man Luke her kenne. Kein Hexenwerk, aber sinnvoll und spottbillig. Verhindert Macken und ungewollte Geräusche.
  3. Nach unten setzt der Kontakt des Vibratoblocks mit dem Korpusholz dem Spaß schnell ein jähes Ende. Mit deutlich vernehmbarem „Klönk“ endet der Weg der Divebomb auf halber Strecke. Nun sind Divebombs keine Spezialität von Vintagestyle Vibratoren, aber der Wirkungsgrad des Systems könnte mit Hilfe kleinster Maßnahmen deutlich verbessert werden.

Ich habe ein kurzes Soundfile angefertigt, das die Nebengeräusche des Vibratosystems verdeutlichen soll. Erst hört man den Anschlag oben, dann unten, zuletzt die Federgeräusche bei relativ dezentem Betätigen des Hebels.

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Alles in allem vermeidbare Minuspunkte, die das bisher positive Bild der Framus Diablo Pro trüben. Doch kümmern wir uns um den Sound. Das trockene Spielgefühl ist gleich sehr positiv, die Tonentfaltung ist direkt und sauber, die Konstruktion der Gitarre lässt das auch vermuten. Das Sustain ist gleichmäßig und lang, nirgendwo auf dem Griffbrett finden sich ernstzunehmende Deadspots. Saitenziehen fällt aufgrund des moderaten Griffbrettradius von 12″ leicht.

Verstärkt beginnen wir die Klangbeispiele wie immer mit einem cleanen Sound, beginnen am Hals und arbeiten uns zum Steg vor. Der Hals-Pickup klingt gesplittet schön drahtig und knackig hohl, eignet sich somit ganz hervorragend für Rhythmusspiel. Ungesplittet wird die Wiedergabe dicker und basslastiger, die Definition im Bassbereich geht verloren. Die beiden Zwischenpositionen, jeweils mit gesplitteten Singlecoils, sind wunderbar perlig „knopflerig“ und laden auch zu funky Licks und Rhythmus ein. Der Bridge-Pickup macht als Singlecoil ein knalliges Fass auf, während er ungesplittet mit sattem Bassfundament daherkommt

Bisher macht die Gitarre, was den Sound angeht, wirklich Spaß. Mal schauen, was sie zu bieten hat, wenn man den Amp etwas übersteuert und crunchige Sounds hervorzaubert. Der Hals-Pickup beginnt im Splitmodus zu singen mit straffem Bassfundament und silbrigen Höhen. Sehr schön und brauchbar. Schaltet man beide Spulen ein, geht die Definition des Tons etwas verloren, die Bässe werden etwas überrepräsentiert und muffelig. Für den Kollegen am Steg gilt grundsätzlich das Gleiche. Gesplittet schön ausgewogen und praxistauglich, als Doppelspuler zunehmend undifferenzierter. Vor allem bei Dissonanzen auf den Basssaiten wird’s jetzt schon tendenziell unsauber und rumpelig.

Dann wollen wir mal hoffen, dass sich im Highgain-Bereich alles zum Guten wendet. Leider setzt sich aber das fort, was ich schon im angezerrten Bereich befürchtet habe. Beide Humbucker klingen undifferenziert, trennen die Töne nicht sauber und können mit Dissonanzen nicht wirklich etwas anfangen. Die Humbucker-Sounds gehören leider nicht zur Stärke der Gitarre. Schaltet man für einen Highgain-Rhythmus eine Spule des Steg-Pickups ab, fühlt man sich auf der Gitarre gleich wieder wohl. Auch komplexere Akkorde dringen differenziert ans Ohr. Die Schwäche der Humbucker im Rhythmusspiel wandelt sich dann aber bei Leadsounds zur Stärke. Da drückt’s kräftig, die Dosierung der Bässe passt hier wunderbar. Schmatzenden, ausdrucksstarken Anschlag sucht man bei dieser Gitarre allerdings vergeblich. Aber wir wollen die Kirche im Dorf lassen, denn durch irgendwas müssen sich ja doppelt und dreifach so teure Gitarren noch profilieren können.

Mein ausführliches Review findet Ihr hier:

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Fazit

Chinesische Produktion macht einiges möglich, vor allem im Preis. Leider sind aber auch kleinere Fertigungsmängel zu beklagen, so zum Beispiel die wackelige Buchse oder die Geräusche aus der Federkammer. Ein klassischer Konstruktionsfehler ist aber die eingeschränkte Beweglichkeit des Vibratosystems. Die Tonwandlung zeigt ein paar Schwächen im Bereich der Humbucker, die man sicherlich mit dem EQ am Amp ausgleichen kann. Aber wie immer: Besser ist es, wenn schon ein sauberes Signal aus der Gitarre kommt. Es bleibt, angesichts des günstigen Preises und der im Gesamtbild gut verarbeitete Gitarre, bei einem Testurteil mit der Note „gut“

Plus

  • Preis
  • Verarbeitung
  • cleane Sounds
  • verzerrte Sounds im Singlecoil-Betrieb
  • Security-Locks im Lieferumfang

Minus

  • Humbucker undifferenziert bei Distortion-Sounds
  • Vibratosystem (Federgeräusch und Wirkungsgrad)
  • Klinkenbuchse wackelig
  • keine Locking-Tuner

Preis

  • 877,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Kann den Eindruck zum überfetten, matschigen Bassbereich im Video teilen. Mag ja für die böseren Spielarten des Metal ganz okay sein. Aber ansonsten muss man im Mix ordentlich mit dem EQ was rauskloppen davon vermutlich.
    Verarbeitung – nicht wirklich der Kracher.

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