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Test: G&L Skyhawk, E-Gitarre

G&L - Made in Fullerton/USA

26. April 2020
G&L Skyhawk E-Gitarre

G&L Skyhawk E-Gitarre

Nachdem wir in letzter Zeit eine Reihe der Instrumente von G&L aus indonesischer Produktion begutachten durften, ist es nun doch mal an der Zeit, sich ein Instrument aus amerikanischer Fertigung des Herstellers genauer zu anzuschauen. Stellvertretend dafür erreicht unsere Redaktion die G&L Skyhawk – ein Modell, das es bereits zu Beginn der 80er Jahre schon einmal gab und nun quasi wiedergeboren wurde. Die optischen Ähnlichkeiten zu Leo Fenders Meisterstück, der Stratocaster, sind nicht zu leugnen, doch was steckt im Innern dieser in Fullerton/USA gefertigten E-Gitarre? Kann sie die gute, alte Strat vielleicht sogar noch toppen? Machen wir den Test!

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G&L Skyhawk – Facts & Features

Ausgeliefert wird die G&L Skyhawk in einem hochwertigen Koffer, in dem sich neben den üblichen Werkzeugen auch ein Echtheitszertifikat sowie eine Auflistung der verwendeten Hölzer und der weiteren Bauteile der Gitarre befinden. Demnach haben wir es hier mit einem einteiligen Erlenkorpus zu tun, der mit seinem Tobacco-Sunburst-Finish und dem Tortoise-Pickguard eindeutig die Fans des klassischen Designs ansprechen soll. Schon beim Herausnehmen aus ihrem Behältnis macht die Skyhawk einen verdammt wertigen Eindruck, sowohl die Lackierung als auch die Chromschicht der aufgeschraubten Hardware machen schnell klar, dass es sich hier nicht um ein gewöhnliches Fernost-Modell von der Stange handeln kann. Manch einer von uns gerät sicher jetzt schon ins Grübeln ob des Preises dieser E-Gitarre: Klar, Begriffe wie USA-Modell, Echtheitszertifikat und hochwertiger Koffer klingt erst mal nach verdammt viel Kohle, dabei kostet die Skyhawk aber lediglich rund 1400,- Euro. Überraschung gelungen?

Einteiliger Ahornhals – ohne klebrige Rückseite

Die weit ausgesägten Cutaways im Korpus bieten eine gute Erreichbarkeit der oberen Lagen des eingeschraubten Halses, der selbstverständlich aus einem Stück Ahorn besteht und ein etwas kräftigeres C-Profil besitzt. Es ist also genügend „Fleisch“ vorhanden, dennoch ist dieses Stück Holz sehr gut bespielbar, trotz der Lackierung, die sich auf der Halsrückseite befindet. Hier sehe ich erneut bei einigen unter uns die Augenbrauen nach oben wandern, doch die Befürchtung, dass man hier mit dem gefürchteten Ankleben der Greifhand rechnen muss, zerstreut sich bereits nach wenigen Sekunden, in denen man dieses Brett angespielt hat. Selbst bei feuchter Hand bremst nichts den Spielfluss, allenfalls die Kreativität des Benutzers könnte dies tun.

Auf den Hals aufgeleimt wurde ein Griffbrett aus karibischem Palisander, das einen eher ausgeprägten Radius von 9,5 Zoll besitzt. Einfache Dots aus Perlmutt weisen den Weg über die 22 Bünde, die Kanten und Oberflächen der Bundstäbchen wurden perfekt abgerichtet bzw. poliert und bieten keinerlei Anlass zu Kritik. Ebenso penibel eingesetzt wurde der Sattel, der eine Breite von knapp 43 mm aufweist und die Saiten sauber zu den Mechaniken führt. Die Mensur der G&L Skyhawk beträgt übrigens 648 mm und ist damit identisch zu den Brüdern und Schwestern aus dem Fender-Lager.

Skyhawk E-Gitarre Headstock

G&L Skyhawk Headstock

Hardware vom Allerfeinsten!

Das bislang sehr positive Bild bei der Auswahl und der Verarbeitung der Hölzer ändert sich auch nicht beim Betrachten der Hardware. Das Dual-Fulcrum-Vibrato ist eines von Leo Fenders letzten Glanzstücken während seiner Schaffenszeit und bietet neben einer geschmeidigen Funktion eine äußerst beeindruckende Stimmstabilität, trotz der nur „einfachen“ Mechaniken an der Kopfplatte und der frei schwebenden Einstellung. Das Wort „einfach“ bezieht sich hier darauf, dass es sich bei den sechs Tunern nicht um Typen mit Klemmmechanismus, sondern um ganz normale Stimmmechaniken handelt. Sie laufen wie in Butter getaucht auf ihren Achsen und besitzen keinerlei Spiel, was das Stimmen zu einer schnell erledigten Sache macht. Wenn es überhaupt mal dazu kommt: Während der Testphase von rund 2 Wochen musste ich diesbezüglich kein einziges Mal eingreifen, dermaßen stabil und robust kommt dieses System rüber! Der Vibratohebel wird nur einfach eingesteckt, sitzt ganz locker in seinem Schaft und geht somit der rechten Hand nach der Benutzung sofort aus dem Weg. So soll es sein!

G&L Skyhawk E-Gitarre Vibrato

Das Fulcrum-Vibrato der G&L Skyhawk

Pickups & Elektronik

Von keinem Geringeren als Leo Fender selbst wurden die drei Singlecoil-Pickups konstruiert. So wie bei der Strat sitzt der hintere Tonabnehmer etwas schräg an seinem Platz, um den Basssaiten etwas die Härte im Klang zu nehmen und den hohen Saiten gleichzeitig noch mehr Durchsetzungskraft zu verleihen. Einige Besonderheiten bietet die elektrische Schaltung: Was auf den ersten Blick wie die Elektronik einer gewöhnlichen Strat erscheint, entpuppt sich in der Praxis als eine passive Klangregelung für Bässe und Höhen, die G&L als „PTB-System“ bezeichnet und die sogar in einem Großteil der günstigeren Serien des Herstellers verbaut wird.

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Weiterhin sorgt ein kleiner Minischalter dafür, dass ma  unabhängig der Position des Fünfwegeschalters  alle Pickups auch gleichzeitig betreiben kann. Die Bedienelemente (Schalter und Regler) sitzen auf einer Chromblende und stehen der übrigen hochwertigen Qualität in nichts nach: Der Fünfwegeschalter rastet sauber und ohne Spiel in seinen Positionen ein, gleiches gutes Bild geben der Minischalter und die drei Regler ab, die mit griffigen Metallknöpfen versehen wurden. Einziges Manko ist die Position der Klinkenbuchse, denn die sitzt ebenfalls mit auf der hübschen Chromblende, bei eingestecktem Kabel und einem ungewollten Tritt auf dieses könnte vielleicht ein Unglück geschehen. Also am besten immer ein Schleifchen durch den Gurt legen!

G&L Skyhawk E-Gitarre Elektronik

Solide Hardware ist auch bei der Elektronik der Skyhawk zu finden

In der Praxis!

Akustischer Grundsound/Handling

Perfekt eingestellt erreichte uns das Testinstrument, an der Saitenlage gibt es nichts zu meckern, obwohl auch aufgrund des Halsprofils, der Pickup-Bestückung und nicht zuletzt auch des Designs insgesamt klar sein sollte, dass die G&L Skyhawk nicht unbedingt ein Instrument für den High-Gain-Shredder ist. Der Classic-Rocker oder der Bluesspieler findet hier einen Arbeitsplatz vor, wie er besser kaum sein könnte. Der akustische Grundsound ist extrem ausgewogen und im Gegensatz zur Strat deutlich weniger Mitten/Höhen betont, dafür aber mit spürbar mehr Sustain ausgerüstet. Die Intonation auf der gesamten Länge des Halses ist nahezu perfekt, Deadspots oder irgendwelche anderen Artefakte, wie schwirren, surren oder rasseln sind nicht festzustellen.

Elektrischer Sound

Die Krönung sind jedoch zweifellos die drei MDF-Singlecoils, dazu kann man Leo Fender posthum nur gratulieren! Sie liefern ein sehr flexibles Klangbild, mal knurrig, mal drahtig oder auch gerne cremig und weich und überraschen zudem mit extrem wenigen Nebengeräuschen. Ja, ich möchte an dieser Stelle sogar behaupten, dass ich bislang keine Gitarre mit drei Singlecoil-Pickups gespielt habe, die sich dermaßen ruhig verhielten und auch bei saftigem Overdrive den Charakter des Instruments derart gut an den Amp lieferten, ohne dabei den Sound zu verwaschen oder gar schrill klingen zu lassen. Das ist einfach großartig und verdient tiefsten Respekt. Leo Fender wusste eben genau, was er tat und hier ist ihm mit dem MDF-Singlecoil zweifellos eine echte Meisterleistung gelungen. So wie auch mit dem Fulcrum-Vibrato, das man bedenkenlos nach oben und unten ziehen kann, ohne danach gleich nach den Mechaniken greifen zu müssen.

Die Klangbeispiele

Für die nun folgenden Klangbeispiele habe ich die G&L Skyhawk an meinen Referenz-Amp Orange Micro Dark mit angeschlossener 1×12″ Celestion Vintage 30 Box eingeklinkt. Vor der Box wurde ein AKG C3000 Mikrofon platziert, ehe das Signal in Logic Audio aufgenommen wurde. Effekte wurden nicht benutzt, lediglich der obligatorische Limiter auf der Summe kam zur Anwendung, um die breite Dynamik der drei MDF-Singlecoils möglichst gut einfangen zu können.

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Fazit

Leo Fender wäre ganz sicher stolz auf das, was seine Firma G&L mit dieser E-Gitarre an den Start bringt. Eine tolle Verarbeitung und ein wunderbarer Klang zeichnen die G&L Skyhawk aus, dazu kommt ein wirklich funktionierendes Vintage-Vibrato, eine exzellente Bespielbarkeit sowie eine Optik, die Fans von Retro-Designs die Herzen höherschlagen lässt. Eine mehr als würdige Alternative zur herkömmlichen Strat, ja in einigen Punkten sogar mehr als überlegen. Volle Punktzahl, auch wegen des sehr attraktiven Preises!

Plus

  • Verarbeitung
  • flexibler Klang
  • hervorragende Pickups (!)
  • schöne Vintage-Optik
  • hochwertiger Koffer im Lieferumfang

Minus

  • Position der Klinkenbuchse

Preis

  • ca. 1400,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    uelef

    Danke für den Test, Stephan. Was mich jenseits der Gesamtoptik, die mich jetzt nicht so ganz anmacht, stören würde, sind Vibrato/Bridge, die fast in der Mitte des Korpus sind. Käme natürlich auf einen Test an … Aber ich finde das optisch nicht ansprechend und vermute, dass es mich beim Spielen leicht stören würde.
    Was ich übrigens toll fände: wenn ihr bei den Gitarretests die Gitarre auch mal auf eine Waage stellen würdet. Für mich ist das Gewicht inzwischen ein Ausschlussgrund, mich für manche Gitarren zu interessieren. Ich habe eine Elite Stratocaster, die mir nach kurzem Spielen im Stehen immer Rückenprobleme macht, weil sie dermaßen schwer ist …
    Viele Grüße, Ulf

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