Der Hals ist kerzengerade eingestellt und wird innen durch einen speziellen, H-Expander genannten, Halsstab stabilisiert. Wie der Name sagt, handelt es sich hier um einen patentierten Stab mit einem speziellen H-Profil zur Einstellung der Halskrümmung. H-Profile haben auf Grund ihrer statischen Eigenschaften in Bezug auf das Verhältnis ihrer Masse zur Festigkeit, im konstruktiven Ingenieurbau große Bedeutung erlangt. Was dort richtig ist, kann im Gitarrenbau sicher nicht falsch sein. Für die Bundierung der Deluxe-F wurden 22 Bunddrähte im Jumboformat in das Griffbrett eingesetzt, sauber abgerichtet und auf Hochglanz poliert.
Bei der Deluxe-F fällt sofort der geschwungene Saitenhalter ins Auge. Die Ballends der Saiten werden hierbei von unten in die verchromte Blechhalterung eingehängt, um dann LP-typisch, über einen Tune-o-matic-Steg geführt zu werden. Befestigt ist das Ganze recht stabil im hinteren Zargen des Korpus mit zwei Schrauben und dem Gurthalteknopf. Verziert wird der Saitenhalter mit einem aufgeklebten Hagstromwappen aus Kunststoff, welches für meinen Geschmack recht kitschig wirkt. Bei meiner Deluxe-F ist dieses Wappen bereits abgefallen, der verwendete Heißkleber sorgte hier nicht für die notwendige Haftkraft zwischen Metall und Kunststoff. Nach Information des Herstellers wird mittlerweile der Untergrund erst aufgeraut, und somit ist dieses Problem behoben worden.
Elektronik:
Die Tonabnehmer der Deluxe-F sind zwei sogenannte Custom 60 Humbucker, ausgestattet mit Alnico 5 Magneten. Verkleidet sind die Doppelspuler ganz klassisch mit Chromkappen. Die Pickups sind jedoch nicht identisch. Da aufgrund der kleineren Auslenkung der Saitenschwingung in der Position des Stegtonabnehmers die induzierte Signalspannung geringer ist, setzt man dort zum Ausgleich ein Exemplar mit einem etwas höheren Output als in der Halsposition ein. Die Pickups können, wie bei LP-Typen üblich, mit einem 3-fach Toggleswitch einzeln oder zusammen in gewohnter Weise angewählt werden. Über einen zusätzlichen Mini-Schalter, hinter dem Volume- und Ton-Poti angeordnet, können die außenliegenden Spulen der Humbucker deaktiviert und somit als Singlecoils betrieben werden.
Die beiden recht schwergängigen, aber stabilen Potis regeln die Volume- und Tonanteile der beiden Pickups gemeinsam; wirksam sind sie erst auf dem letzten Stück des Regelweges. Die E-Fachkammern sind mit Graphitlack ausgekleidet und die dazugehörenden Plastikabdeckungen an ihren Innenseiten mit Alufolie beklebt. Nur hat man vergessen, all das an Masse zu legen, somit sind die getroffenen Maßnahmen zur Abschirmung leider nutzlos. Ob es deshalb Beeinträchtigungen bei der Nebengeräuschempfindlichkeit gibt? Dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Praxis:
Zunächst jedoch ein paar Worte zum Handling der Gitarre. Die Hagstrom hängt sehr gut ausbalanciert am Gurt und zieht auch recht ordentlich mit ihren ca. 4kg Masse daran. Der Hals liegt griffig in der Hand und lässt sich angenehm leicht bespielen. Aufgrund der sauberen Einfassung und Abrichtung der Bundstäbe, gelingen alle erdenklichen Spieltechniken auf Anhieb, ohne großen Kraftaufwand. Die Saitenlage lässt sich übrigens bei Bedarf sehr flach und schnarrfrei einstellen, was der Ausführung von Hochgeschwindigkeitslicks sehr entgegen kommt. Auf Grund der kurzen 629mm Mensur, sollten sich auch kleinere Hände ohne übermäßige Anstrengungen schnell zurechtfinden.
Im akustischen Trockentest zeigt die Hagstrom eine schnelle, leicht perkussive Tonansprache mit einem langen und gleichmäßigen Sustain. Elektrisch verstärkt werden diese Eigenschaften durch die Custom 60 Tonabnehmer in ein strahlend höhenreiches Klangbild umgesetzt. Unverzerrte Sounds klingen selbst im Humbuckermodus recht drahtig und eignen sich durch die leichte Perkussivität vorzüglich für Funk-Vamps, mit leichtem Chorus aber auch für getragene, flächige oder jazzige Sounds. Im Singlecoil-Betrieb war ich gleich versucht einige Country- und Rockabilly-Riffs zu spielen; hier perlt es gehörig. Die erreichbaren klanglichen Varianten sind im Clean-Betrieb auf jeden Fall schon mal sehr vielseitig.
Endlich mal wieder ein Gitarrentest, der diesen Namen auch verdient! Einzige Verbesserungsvorschläge: Die Samples bitte ohne Effekte einspielen, Hals- und Stegpickup getrennt (jeweils clean und verzerrt – das ist aussagekräftiger als Stilrichtungen) und Angabe des verwendeten Verstärkers.