Binäre Echos
Das Hotone Binary EKO ist der Lieferant für Echosounds im neuen Effektquartett des chinesischen Herstellers. Das kleine im Querformat zu bedienende Pedal soll mit seinen 17 verschiedenen Delay-Engines keinen Wunsch offen lassen – von kurzen Slapbacks bis hin zu einer Verzögerungszeit von bis zu 4000 ms (!) reicht das Repertoire der kleinen Kiste, die wie seine Brüder und Schwestern der Binary-Serie zu einem verlockend günstigen Preis von nur 125,- Euro angeboten wird. Nachdem das Binary MOD bei uns im Test einschlug wie eine Bombe und unser begehrtes Best-Buy-Prädikat absahnte, folgte mit dem Binary AMP kurz darauf eher eine Ernüchterung, trotz der guten Ausstattung des Amp-Simulators konnten der Sound und die dynamischen Werte nicht überzeugen. Wollen wir also jetzt mal schauen, wie sich Hotone Binary EKO schlägt!
Hotone Binary EKO – Facts & Features
Alle vier Geräte der Hotone Binary-Serie besitzen eine absolut identische Hardware, lediglich der Farbaufdruck auf der Oberseite variiert. Ist es beim MOD ein grüner und beim AMP ein brauner Aufdruck, so zeigt sich das Binary EKO in einem hellen Blau. Zentraler Bestandteil des Designs ist auch hier wieder das mittig angebrachte OLED-Display, das zwar nicht sehr groß ist, dafür aber ein gestochen scharfes Bild abgibt und sofort in Aktion tritt, sobald eines der fünf Potis berührt oder einer der vier Knöpfe, die rund um das Display herum positioniert sind, gedrückt wird.
Hotone Binary EKO Gitarren Echo Pedal
Ansonsten aber informiert das Display stets über die momentan ausgewählte Bank (A/B) und das darin befindliche Preset (1-5) sowie über den benutzten Effekt. Die Auswahl ist reichhaltig, es erwarten uns 17 verschiedene Echotypen, die zum Teil auf Basis von Klassikern entstanden. Zu finden sind etwa Emulationen der Analogechos Maxon AD900, AD80 und AD999 sowie die eines EHX Stereo Memory Man. Der Großteil der Delays wurde von Hotone jedoch selbst erstellt und beinhaltet so ziemlich alles, was man je in Sachen Zeitverzögerung benötigen sollte. Die folgende Abbildung zeigt das Soundangebot des Hotone Binary EKO im Detail:
Wie man sieht, befinden sich im Angebot neben einfachen Echos auch solche, die mit Tremolo oder weiteren zusätzlichen Effekten gemischt werden können. Wenn auch die Editierung nicht haargenau bis ins kleinste Detail vorgenommen werden kann, so bieten die beiden Regler A und B dennoch einen Zugriff auf wichtige Parameter innerhalb der gewählten Delay-Engine. Das kann ein Lowpass-Filter beim Tape-Echo sein oder auch die Tiefe und die LFO-Frequenz bei den Emulationen der Maxon Delays. Die übrigen drei der blau beleuchteten Potis übernehmen mit Mix, Feedback und Time hingegen die Standardfunktionen eines Echopedals. Sie sind aber auch hier wieder direkt auf der Platine des Pedals angebracht, das war zu erwarten nach den Tests der ersten beiden Geräte der Binary-Serie. Sie wackeln also spürbar in ihrem Sitz, sind aber durch die beiden großen Metallschalter im unteren Bereich relativ gut geschützt. Die beiden Schalter wiederum sind Softklick-Typen und verschonen uns daher zum Glück mit überlautem Knacken bzw. einem übermäßig großen Widerstand beim Betätigen.
Das ist auch sinnoll, denn mit den beiden Schaltern lassen sich nicht nur die Sounds anwählen und das Pedal grundsätzlich aktivieren, der rechte der Beiden dient darüber hinaus zum Eingeben der Verzögerungszeit. Und das wäre mit einem mechanischen Schalter doch eher unpraktisch. Nicht zu vergessen sei natürlich die Möglichkeit, die Echos rhythmisch zu unterteilen (Subdivisions), auch das geschieht mit den Metallschaltern, genauer gesagt mit dem rechten (PATCH/TAP). Der lässt das Pedal nach einem kurzen Gedrückthalten in diesen Modus wechseln, die dort möglichen Optionen sollten kaum Wünsche offen lassen, wie man an der folgenden Grafik sehen kann:
Hotone Binary EKO – Anschlüsse
Die Anschlüsse des Binary EKO sitzen ausnahmslos an der Stirnseite. Erfreulich auch hier, dass die Signalführung komplett stereo ist, somit könnte das Pedal auch für den Einsatz im Studio oder bei der Tastenfraktion eingesetzt werden. Es existiert zwar auf den ersten Blick nur eine einzelne Input-Buchse, die ist jedoch in Wirklichkeit eine Stereobuchse und kann bei Bedarf ein TRS-Kabel aufnehmen, um so an dieser Stelle kein unnötiges Nadelöhr in einem Stereo-Setup zu schaffen. Für den Ausgang hingegen stehen zwei separate Klinkenbuchsen bereit.
Ebenfalls wieder mit an Bord befindet sich eine Buchse zum Anschließen eines Expression-Pedals, dem fünf verschiedene Parameter zugewiesen werden können. Neben dem Einpegeln des Mischverhältnisses zwischen Original- und Effektsignal besteht weiterhin die Möglichkeit, mittels Pedal die Einstellungen der beiden Potis A und B zu steuern, die Verzögerungszeit des Echos zu beeinflussen oder mit dem ausgewählten Parameter „Feedback“ bis zur Selbstoszillation zu treiben.
Das Hotone Binary EKO lässt sich nicht mit Batterien betreiben, aus dem Grund finden wir auch den Anschluss für ein Netzteil an der Stirnseite des Pedals. Ein Netzadapter wird nicht mitgeliefert, das Binary EKO folgt aber ganz brav dem Ibanez/BOSS-Standard und gibt sich mit einem handelsüblichen 9-Volt-Adapter vollkommen zufrieden. Was aber mitgeliefert wird, ist ein USB-Kabel, mit dem man das Pedal mit dem Computer verbinden und dann mit dem dazugehörigen Editor bequem editieren kann. Den Editor gibt es auf der Website von Hotone gratis als Download, er ermöglicht neben dem Einstellen der Sounds auch eine Organisation und zudem ein Abspeichern der (erstellten) Presets als Datei auf der Festplatte des Computers. So kann man sich quasi eine eigene Library erstellen und diese dann bei Bedarf in die 10 Speicherplätze des EKO laden.
Hotone Binary EKO – Sound & Praxis
War das Binary MOD eine Granate und der Binary AMP eher eine Ernüchterung, so kann man das Hotone Binary EKO wohl irgendwo dazwischen einordnen. Zunächst zu den positiven Punkten, die werden angeführt von einem sehr niedrigen Rauschspektrum und einer sauberen und zugleich transparenten Signalführung. Weiterhin ist die einfache Bedienung hervorzuheben, ein Blick in das Handbuch, ob online oder aber in gedruckter Form aus dem Karton, ist kaum nötig, so einfach ist die Benutzerführung gelungen. Zusammen mit dem zwar kleinen, aber gestochen scharfen Display ist man jederzeit Herr der Lage im Parameterdschungel, der Workflow insgesamt ist somit sehr gelungen, alle Bedienelemente tun anstandslos genau das, was man von ihnen erwartet!
Eigentlich gibt es auch an den gebotenen Sounds nicht auszusetzen – wenn sie denn nicht alle sehr ähnlich klingen würden. Beim Durchhören der 17 Delay-Engines fallen keine gravierenden Unterschiede auf, lediglich durch Hinzufügen der weiteren Modulationseffekte ist es machbar, die eigentlich von Natur aus komplett unterschiedlichen Delay-Typen voneinander abzugrenzen. Nicht dass ich an dieser Stelle falsch verstanden werde: Die Qualität des Gebotenen ist schon ziemlich gut, nur eilt die Quantität, nämlich 17 verschiedene Delaysounds unter einem Dach zu besitzen, der Realität doch ein gutes Stück voraus.
Kommen wir zu den Klangbeispielen. Dafür habe ich das Hotone Binary EKO aus den Stereoausgängen direkt an mein UAD-Interface angeschlossen, so lässt sich die Klangqualität am besten beurteilen.
Im ersten Beispiel hören wir die Delay-Engine PURE EKO, ein absolut frequenzneutrales Digital-Delay. An der Klangqualität gibt es rein gar nichts auszusetzen, das Effektsignal ist sauber, dicht und transparent zugleich.
Im nächsten Klangbeispiel ist der Typ SWEEP EKO zu hören – ebenfalls ein Digital Delay, nun aber mit einem modulierten Filtereffekt. Das macht schon Spaß!
Klangbeispiel 3 zeigt den Sound des Echos PING PONG.
DREAM EKO heißt der Sound im nächsten Klangbeispiel – die Emulation eines klassischen BBD-Echos.
Abschließend im fünften Klangbeispiel die Delay-Engine VINTAGE RACK. Achtung: Das Kratzen und Rauschen im Effektsignal ist so gewollt, hier wird die Samplerate des Echos deutlich reduziert.