Pole Position für den neuen Hörer
Hin und wieder hat man als Autor die Freude, ein Produkt exklusiv vor Verkaufsstart begutachten zu können. Diese Freude wurde mir heute zuteil, als ich das zukünftige InEar Monitoring SD-5 Monitor System erhielt. Das System wird erst zur Frankfurter Musikmesse 2018 erscheinen, daher gibt es z.Zt. weder Fotos oder Links zu dem Produkt. Schauen wir uns die Neuheit einmal im Detail an.
Besonderheiten der Konstruktion des InEar Monitoring SD-5
Generell als Info vorneweg, man muss zwischen zwei Konzepten bei InEar Systemen unterscheiden. Es gibt normale Standard-Systeme, welche eine einheitliche Passform der Hörer haben und sogenannte angepasste Systeme, bei dem vom Hersteller selbst oder aber einem Fachbetrieb wie z. B. einem Hörgeräteakustiker ein individueller Ohrabruck gefertigt wird, welcher als Rohling für die später gefertigten Hörer dient.
Der Sinn liegt zum einen im Tragekomfort, zum anderen versucht man das persönliche Gehör möglichst allumfassend von außen einfallendem Schall abzuschirmen, um den persönlichen Monitormix nicht durch den ungebremsten Lärm der Mitmusiker zu belasten. Beide Konzepte haben Vor- und Nachteile. Abgesehen vom Preis, welcher durch die individuelle Fertigung und die zumeist höherwertigen Komponenten der angepassten Systeme ein Vielfaches der Standard-Systeme betragen kann, ist es vor allem das Gefühl der Isolation vom Publikum, welches einige Künstler bei angepassten Systemen ein zuweilen ungutes Gefühl vermittelt.
Auch die Abstinenz des Direktschalls und die damit verbundene Auflösung der räumlichen Abbildung (die Bühne dreht sich bei jeder Körperbewegung mit), kann vor allem bei den ersten Shows für eine nicht zu unterschätzende Orientierungslosigkeit sorgen. Einige Hersteller versuchen dies mit Einsätzen zu kompensieren, welche einen fest eingestellten Wert an Außengeräuschen zum Gehörgang durchlassen bzw. man baut 2 oder mehrere Ambience-Mikrofone auf der Bühne auf und sorgt so für eine Kommunikation mit dem Publikum.
Alles in allem ein nicht zu unterschätzender Aufwand, zumal alle diese Maßnahmen den eigentlichen Mix in seiner Qualität wieder schmälern. Denn eins vorneweg gesagt, nichts ist mit der Klangqualität eines perfekten In-Ear Mixes in einem angepassten System zu vergleichen, vor allem wenn man sich seinen Monitormix selber machen kann. Nun denn, was unterscheidet das Stagediver System von InEar von den vielen mitgelieferten Ohrhörern, welche meist einer Funkstrecke beiliegen?
Um dies zu erläutern, muss man sich die Tatsache vergegenwärtigen, dass die Firma InEar aus vielen hundert ihrer angefertigten Systeme einen Mittelwert errechnet hat, welcher in 90% aller Fälle den Gehörgang des durchschnittlichen Anwenders optimal abschließt. Für besonders kleine Gehörgänge von jungen Künstlern oder zierlichen Frauen wurde vor einiger Zeit auch das „S“-System mit kleineren Abmessungen auf den Markt gebracht.
Man stellt sich also der Herausforderung, ein weit in das Gehör hinein reichendes System auf einer Wahrscheinlichkeitsstatistik basierend zu entwickeln, um dem ewigen Gerutsche der Stopfen-Billig-Variante zu entgehen. Mit den Versionen SD-1 bis SD-4 ist dies der Firma bereits gelungen. Die Formgebung hat sich als sehr flexibel etabliert und wird Einschätzungen zufolge von mind. 90% aller Kunden wegen ihres Passkomforts sehr geschätzt. Kommen wir nun zum klanglichen Aspekt.
Konstruktion des InEar Monitoring SD-5
Der InEar Monitoring SD-5 ist der jüngste Spross eine großen Produktfamilie. Abhängig von seiner Kennziffer wurden seine Vorgänger auf spezifische Instrumentengruppen hin konzipiert. Während der SD-1 noch eine einfache Ohrhörerversion darstellte, wurden spätestens ab dem SD-2, welcher durch seine Mittenausrichtung nach wie vor bei Sängern und insbesondere Gitarristen sehr beliebt ist, die Weichen für eine Individualisierung gestellt. Der Drums/Bass-Variante SD-3 mit starkem Basshub und dem Hochmitten-stabilisierten SD-4 folgt nun mit dem InEar Monitoring SD-5 eine möglichst klangneutrale Variante, welche dank neuem Mehrwegesystem und neuen Treibern allen Instrumentengattungen die gleiche Priorität in Sachen Frequenzen zukommen lässt.
Das neue System basiert nunmehr auf einem 3-Wege-System mit je 5 Treibern pro Seite, was erneut eine Aufstockung der Anzahl der Wege und der Treiber im Vergleich zum Vorgängermodell bedeutet. Laut Hersteller ermöglicht diese Konstruktion einen Frequenzgang von 10 – 20000 Hz, beeindruckende Zahlen, welche sich zwar schön lesen, aber in der Praxis maximal von 25 – 17.000 Hz eine Rolle spielen. Da überzeugt schon eher der maximale Schalldruck von 120 dB, welcher eine gute Impulsfestigkeit auch bei harter Kick oder Slapbass verspricht. Richtig klasse hingegen ist die Impedanz des InEar Monitoring SD-5 mit einem Wert von nur 13 Ohm, was z. B. eine sehr hohe Lautstärke im Studio ohne spezielle Kopfhörerverstärker ermöglicht.