Universeller 10-Zoll Einsteiger
Die amerikanische Firma JBL ist ja allerseits ein Begriff in der Beschallungsbranche. Ein guter Grund, der Einsteiger-Serie „EON“ genauer auf den Zahn zu fühlen. Eigentlich müsste ich „EON600-Serie“ sagen, da es noch kleinere, portablere Produkte mit der „EON-One“ beziehungsweise „206“ sowie „208“ gibt. Wer eine multifunktionale Aktivbox im unteren Preissegment sucht, kommt an JBL nicht vorbei. Der gelieferte Testkandidat ist die 10-Zoll/2-Wege Variante, genannt EON610, als kleinster Spross der 600er-Reihe.
Hardfacts der EON610
- Bestückung: 10″ Tief-/Mitteltöner und 1,5″ Hochtöner
- 2 Wege Bi-Amping: 700 W Tiefton + 300 W Hochton (Peak)
- Leistung: 500/1000 W (RMS/Peak)
- maximaler Schalldruckpegel: 124 dB
- Übertragungsbereich (-10 dB): 52 – 20.000 Hz
- Abstrahlwinkel: 110° H x 60°V
- Eingänge: 2x Mic/Line
- vier voreingestellte Presets, weitere Einstellungen über Bluetooth möglich
- 36 mm Flansch
- 3x M10 Flugpunkte
- Kunststoffgehäuse
- Abmessungen: 558 x 322 x 295 mm
- Gewicht: 11,8 kg
- Farbe: schwarz
Anschlüsse und Bedienfeld der EON610
JBL-typisch beziehungsweise analog zu den größeren Modellen gibt sich das Anschlussfeld. Zwei diskrete Neutrik Combo-Eingangsbuchsen, die in der Empfindlichkeit (Line/Mic) schaltbar sind, flankieren das Master-Poti mit Limiter-Anzeige. Ein „XLR-thru“- sowie Kaltgerätebuchse komplettieren das Angebot. Des Weiteren finden sich eine Menge Taster zum Einstellen der EQ-Presets sowie der Bluetooth-Konnektivität und der frontseitigen Status-LED. Das Ganze ist sehr übersichtlich und logisch gestaltet. Die Kappen der drei Potis sind auch gut geschützt, da sie versenkt zur hinteren Gehäusekante liegen. Mit der optionalen Schutzhülle ist auch ruppiger Transport somit relativ unkritisch.
Gehäuse der EON610
Das Kunststoffgehäuse macht einen guten, soliden Eindruck und bietet einige Optionen. Zum einen ist die JBL EON610 stapelbar, aber auch auf dem Hochständerflansch heimisch. Des Weiteren ist sie als Monitorbox mit einer gefühlten 45 Grad Schräge nutzbar sowie durch drei M10 Flugpunkte auch flugfähig. Es gibt übrigens ein Video auf YouTube, bei der die Gehäusequalitäten wie bei einem „Crash-Test“ aufs Härteste geprüft werden. Es ist in der Tat erstaunlich, was unser Kunststoff-Kollege so alles wegsteckt und vor allen Dingen danach noch spielt!
Klang und EQ-Presets
Durch immer günstigere DSP-Power kann man Aktivboxen optimal an Raum und Funktion anpassen. Man spart sich dadurch externes Equipment, wie zum Beispiel Equalizer oder Frequenzweichen sowie ganze Mischpulte. Die JBL EON610 verfügt über vier praxisorientierte Klang- beziehungsweise Funktions-Presets.
MAIN: Full-Range oder FoH-Anwendung mit linearem Charakter
MONITOR: leicht abgesenkte Bässe sowie angehobener Grundtonbereich
SUB: Low-Cut bei 100 Hz in Verbindung mit einem Subwoofer
SPEECH: für reine Sprachanwendungen mit abgesenkten Bässen und angehobener Präsenz
Wem das noch nicht genug ist, kann via Bluetooth noch einen „internen“ Equalizer bemühen. Dieser verfügt über einen festgelegten Hi- und Lo-Shelf sowie drei voll parametrische Mittenbänder. Prinzipiell klingt die JBL EON610 sehr warm und unaufdringlich, der Grundtonbereich ist gut wahrnehmbar und es sind erst mal keine wesentlichen Überhöhungen beziehungsweise Absenkungen die störend auffallen. Die oben beschriebenen EQ-Presets sind sehr nützlich, insbesondere wenn man den EON610 als Bodenmonitor nutzen will. Hier kann man beispielsweise auch mal das „SPEECH“-Preset alternativ nutzen.
Bluetooth Optionen
Mit der EON600 App kann man via Bluetooth mit iOS- oder Android-Endgeräten unseren Lautsprecher fernsteuern. Hierbei ist neben dem Umschalten der vier Presets noch die EQ+ Funktionalität sowie Master-Lautstärke und Delay einstellbar. Leider ist die App nicht ganz zu Ende gedacht worden. Das Master-Delay ist beispielsweise nur in „Fuß“ (Englisch 3,28 ft. = 1 m) einstellbar. Man kann leider Protokoll-bedingt auch immer nur eine Box editieren, was ich für etwas unpraktisch halte. Die EQ+ Einstellungen sind sehr „hakelig“ und langsam.
Des Weiteren fehlt mir die Option, Bluetooth global abschalten zu können. Hier kann theoretisch jeder (wenn auch eher unwahrscheinlich) auf die Box zugreifen und Spaß haben. Ich behaupte sogar, die JBL EON610 hat den EQ+ gar nicht nötig, da sie von Haus aus gut klingt. Ich weiß natürlich, dass neue Features auch immer Verkaufsargumente sind, jedoch ist vielleicht weniger manchmal mehr.
JBL EON610 in der Praxis
Die JBL EON610 ist übrigens die einzige Box ohne den patentierten Waveguide, den haben nur die größeren Kollegen. Da lohnt es sich übrigens, mal auf der JBL Homepage zu recherchieren. Interessant ist die EON610 auf jeden Fall für kleinere Bands, Verleiher, Vereine, DJs und so weiter, da sie einen äußerst unverwüstlichen Eindruck macht. Im heimischen Betrieb ist mir lediglich aufgefallen, dass die Rückseite, auch im Leerlauf, recht warm wird. Das war bei beiden Testkandidaten übrigens der Fall, Ausfälle gab es im übrigen keine. Hervorheben möchte ich an der Stelle noch die sehr gute Anleitung, was heute nicht immer selbstverständlich ist. Dafür fehlt leider eine genauere Info für die EON600 Bluetooth-App.