Gemischtes Doppel mit Alto
Alto Bluetooth Total und Alto TX 10
Der wiederaufladbare Bluetooth Receiver mit XLR-Anschluss Alto Bluetooth Total wertet Aktivboxen oder Mischpulte gleichermaßen auf – und zwar auf einfachste Art und Weise: einstecken, einschalten, Receiver und Sender automatisch abstimmen lassen, schon steht dem drahtlosen Streaming von Musik und Sprache nichts im Wege.
Wenngleich immer mehr Geräte für Bühne oder Studio ab Werk mit Bluetooth ausgestattet sind, so sind es eben doch nicht alle. Und damit nicht auf die Vorteile der Datenübertragung via Bluetooth verzichtet werden muss, hat Alto einen kleinen Helfer am Start, der jede Aktivbox und jedes Mischpult schnell und einfach Bluetooth-fähig macht. Die Rede ist von einer Art „Stick“ mit der Bezeichnung Alto Bluetooth Total.
Mit der kompakten Aktivbox Alto TX 10 und dem analogen Kleinmischpult LAX1202D von LD Systems werde ich dem kleinen Blauzahn einmal auf den Zahn fühlen. Und weil die Alto TX 10 Aktivbox gerade vor mir steht, soll auch sie in einem Test beweisen, was sie drauf hat. Amazona.de bittet zum gemischten Doppel. Bevor es jetzt losgeht, richten wir unseren Blick zunächst einmal auf das Thema Bluetooth im Allgemeinen.
Was ist Bluetooth?
PCs, Notebooks, Tablets, Smartphones, ja vor allem mobile Geräte – Bluetooth-Technik begegnet uns überall. Mit Bluetooth wird der drahtlose Kontakt zu Headsets, Kopfhörern und Lautsprechern hergestellt. Selbst im Auto wird Bluetooth eingesetzt, um das Handy mit der Freisprechanlage zu verbinden. Bluetooth ersetzt die Kabel und lässt digitale Daten, die sonst zum Beispiel per USB-, Netzwerk- oder Audiokabel transportiert werden müssten, auf einfache Weise per Funk übertragen.
Bluetooth-Geräte senden Daten mit einer maximalen Übertragungsgeschwindigkeit von 1 Mbit/s auf dem lizenzfreien ISM-Band (Industrial-, Scientific-, Medical-Band). Die Sendefrequenzen liegen zwischen 2,402 GHz und 2,480 GHz, bis zu acht Geräte können zusammengeschlossen werden (Piconetz). Zwischen 10 und 100 Metern beträgt die Reichweite der Bluetooth-Verbindung, was von den Sendeleistungen abhängig ist. Hier gelten als Richtwerte 1 mW – bis 10 m; 2,5 mW – bis 50 m; 10 mW – bis 100 m. Bluetooth-Module benötigen wenig Energie, bieten integrierte Sicherheitsmechanismen und sind günstig in der Herstellung. Nicht zuletzt deswegen findet sich in unzählige Gerätschaften der integrierte „Blauzahn“ als Standardkomponente.
Mittlerweile gibt es Bluetooth in unterschiedlichen, zueinander kompatiblen Versionen. Aktuell ist Bluetooth 5. Die Verbesserungen in der neuen Version beziehen sich vor allem auf Bluetooth Low Energy (BLE). Außerdem hat man die maximale Reichweite der Geräte mit dieser Technik von bisher 10 auf 40 Meter vervierfacht und die Geschwindigkeit der Datenübertragung teils verdoppelt.
Woher kommt der Name Bluetooth?
Die Bezeichnung Bluetooth geht auf den Wikinger Harald Blatand (genannt Blauzahn) zurück, der im 10. Jahrhundert Dänemark zu einem Königreich vereinte. Das Bluetooth-Logo zeigt die Initialen HB in Runenform. Bluetooth wurde Ende der Neunziger Jahre von einem Firmenkonsortium entwickelt. So wie König Blauzahn einst weite Teile Dänemarks und Norwegens einte, sollte die Funktechnik die Computer- und Telekommunikationswelt zusammenführen und vor allem Infrarotverbindungen ersetzen, die immer wieder für Ärger sorgten, weil sie nur bei Sichtkontakt der zu verbindenden Geräte funktionieren.
Vorhang auf: Alto Bluetooth Total
Der wiederaufladbare Bluetooth Receiver Alto Bluetooth Total verwandelt Aktivboxen oder Mischpulte auf bequeme Art und Weise in drahtlose Empfänger. Das kompakte Modul mit nur 60 Gramm Gewicht und den Abmessungen 125 x 30 x 24 mm (L x B x H) wird mit seinem XLR-Anschluss einfach in den Eingang der Lautsprecherbox gesteckt oder in den Mikrofoneingang eines Mischpultes. Umständliches Verlegen von Kabeln gehört damit der Vergangenheit an. Musik- oder Sprachsignale können jetzt bequem zugespielt (gestreamt) werden. Beispielsweise vom Smartphone oder dem Tablet. Anwendungsbeispiele für den Einsatz von Bluetooth finden sich genug: Musikbeschallung bei Veranstaltungen; Einspielung von Pausenmusik, während sich die Band für das nächste Set bereitmacht; oder bequemes Musikhören auf der nächsten Party – und das alles drahtlos ohne lästige Kabel, die schlimmstenfalls als potenzielle Stolperfallen drohen. Mit zwei gekoppelten Alto Bluetooth Total ist sogar kabelloses Stereo-Playback möglich.
Einfach in der Handhabung
Der Bluetooth Empfänger hat nur wenige Bedienelemente. So finden sich neben dem On/Off-Schalter zwei LED-Kontrollen, die den Batterie-Ladestatus und die Stromversorgung anzeigen. Die Taste Pair mit blauer LED dient zum Koppeln der Geräte.
Ist die Verbindung hergestellt, leuchtet die blaue LED dauerhaft. Stereo-Link, ebenfalls mit blauer Kontroll-LED, verbindet zwei Bluetooth Total im Stereo-Modus. Sollte das zugespielte Signal zu stark sein, kommt der Schiebeschalter Pad ins Spiel, mit dem das Signal von 0 dB auf -10 dB abgeschwächt werden kann. Eingebaut in Bluetooth Total ist eine wiederaufladbare Lithium Ion-Batterie. Sie wird über die USB-Buchse geladen, die an der Kopfseite des „Sticks“ sitzt. Das USB-Ladekabel von 50 cm Länge gehört zum Lieferumfang. Mit seinem Output-Signal von +4 dBu liegt der Receiver im professionellen Bereich.
Auf der Rückseite des „Blauzahns“ finden sich zwei kurze Beschreibungen, die die Vorgehensweise zum Pairing und Stereo-Link erklären. So kann praktisch jeder auf Anhieb mit dem Alto Bluetooth Total umgehen, ohne nach einer Bedienungsanleitung suchen zu müssen.
Noch mal Alto – die TX10 Aktivbox
Der aktive Fullrange-Lautsprecher Alto TX10 ist mit einem 10-Zoll Basslautsprecher und mit einem 1-Zoll Neodym-Hochtontreiber bestückt. Wir haben es hier also mit einer typischen 2-Wege Box mit Bassreflexsystem im Kunststoffgehäuse zu tun. Mit unter 7 kg Gewicht und kompakten Abmessungen von 460 x 285 x 265 mm (H x B x T) ist die TX10 ein echtes Leichtgewicht. Also reicht ein einziger Tragegriff auf der Oberseite zum Transport auch vollkommen aus.
Die Class D Bi-amping Endstufen liefern 280 Watt Peak (140 Watt Dauerleistung) und ermöglichen einen Schalldruck von 116 dB @ 1 m. Der Frequenzbereich ist mit 75 bis 20.000 Hz angegeben und die Frequenzweiche sorgt bei 2,5 kHz für Arbeitsteilung. Mit einem Abstrahlwinkel von 90° x 45° (H x V) bewegt sich das Horn in gewöhnlichen Bereichen.
Dank integrierter Monitorschräge kann die Alto TX10 auch als Wedge eingesetzt werden. Für den Betrieb auf Hochständer oder Distanzstange gibt es an der Unterseite den obligatorischen 35 mm Boxenflansch, er ist ohne Feststeller.
Anschlüsse
Viele Bedienelemente und Anschlüsse gibt es auf der Rückseite nicht: eine symmetrische XLR-Eingangsbuchse und ein symmetrischer XLR-Link-Ausgang. Zwei LEDs signalisieren normalen Betrieb beziehungsweise Signaleingang oder Clipping. Der Lautstärkeregler regelt in der ersten Hälfte des Drehbereichs die Stärke für Line-Signale und wechselt danach in die Verstärkung für Mikrofone. Also können an die Alto TX10 auch dynamische Mikrofone direkt angeschlossen werden, was sie zu einem Partner für schnelle Durchsagen macht. Netzbetrieb wird auf der Vorderseite auch mit einer blauen LED signalisiert.
Sound
Überrascht hat mich auf Anhieb der hervorragende Klang der Lautsprecherbox – und laut kann sie obendrein auch noch. Der Sound ist sehr natürlich mit recht konturierter Basswiedergabe. Beim alten Klassiker “Walk on the Wild Side“ kommt das Schnarren der Basssaiten richtig cool rüber und die Stimme von Lou Reed steht wie eine Eins im Raum.
Mit dem 80er Jahre Hit „Carbonara“ gehörte die Gruppe Spliff zu den erfolgreichsten Bands der Neuen Deutschen Welle und ihr „Carbonara“ hört sich über die Alto TX10 richtig gut an. Die Instrumente und der Gesang sind sauber in der Tiefenstaffelung im Raum zu orten. Auch die Guano Apes – wer kennt sie noch – oder der Blueser Robert Cray klingen klasse mit dieser kleinen Box. Bei der Komposition „Also sprach Zarathustra“ (Strauss), auf einer historischen Kirchenorgel gespielt, streichen manche Lautsprecherboxen die Segel. Nicht so die Alto TX10, die auch diese Prüfung souverän wegsteckt.
Messungen im normalen Raum
Mit meinem PAA3 von Phonic geht es an Messungen im normalen Raum (keine klinischen Tests in schalltoter Umgebung, sondern vielmehr gewöhnliche Abhörsituationen). Zu den Messungen wird Rosa Rauschen eingespielt, das Messmikrofon befindet sich in etwa einem Meter Entfernung zur Lautsprecherbox.
Aus vielen verschiedenen Messungen habe ich eine repräsentative Messkurve ausgewählt.
Zu sehen ist bei 86,5 dB SPL ein ausgewogener Frequenzgang mit zwei Ausnahmen. In den Bässen gibt es eine Betonung der Bereiche 100, 80 und 63 Hz. Darunter, also bei 50 Hz, ist ein kräftiger Roll-off auszumachen. Ein weiterer Peak ist bei 10 kHz zu sehen, ebenso eine leichte Anhebung in den Frequenzen darüber. Von „Badewannen-Abstimmung“ würde ich in diesem Zusammenhang nicht unbedingt reden, aber die Abstimmung der Alto TX10 folgt offensichtlich dem Zeitgeist. Was auf keinen Fall als negative Bewertung zu verstehen ist.
Zurück zum Anfang
Wie steht es jetzt mit dem Drahtlos-Empfänger Alto Bluetooth Total? Die Geschichte ist schnell erzählt, in einem Wort: super. Die Bedienung ist wirklich ganz einfach, sehr intuitiv, und es macht eine Freude, ganz ohne Verbindungskabel Musik zu hören. Die Reichweite hängt natürlich vom Sender ab, also vom Zuspieler, und beträgt in meinem Fall mit dem Smartphone etwa zehn Meter. Besonders die Möglichkeit, ein Mischpult mit Bluetooth aufzurüsten, finde ich sehr gelungen. Ich denke hier an meine kleinen Bandauftritte, bei denen ich ohne Tontechniker im Hintergrund selbst für den Sound zuständig bin. Mal schnell in der Pause vom Tisch aus den Pausensong wechseln ist eine tolle Sache. Alto Bluetooth Total macht’s möglich.
Die Akkulaufzeit wäre noch eine intererssante Größe …
@grobmotorik … oder ob sich der Stick mit 48V Phantom Power betrieben liesse. Fast jedes Mischpult liefert die.
Nein, mit Phantom Power lässt sich der Stick nicht betreiben.
@grobmotorik Bis zu sechs Stunden sagt der Hersteller, bei mir war nach über vier Stunden noch kein Abbruch festzustellen.
Müsste man einen Bluetooth-Receiver nicht einem umfangreichen Stresstest aussetzen, um herauszufinden, ob er störungs- und aussetzerfrei funktioniert? Bei fast jedem Gerät liest man in Käuferrezensionen von Verbindungsabbrüchen. Oder ist das nur mein subjektiver Eindruck?
@Chick Sangria In meinem Umfeld hat der Empfang gut funktioniert. Selbst mit mehreren Routern in unmittelbarer Umgebung.
Danke übrigens für die Info, dass das Bluetooth-Logo Runenschrift ist. Das muss also nicht immer mit Nazis zu tun haben.
Auch interessant, was Wikipedia sagt:
„The Bluetooth communications protocol in these devices is named after the king, because he unified Denmark and Norway much like the technology whose goal was to unify computers and cellular phones“
Mal sehen, ob das so bleibt. Was mit Dänemark und Norwegen passiert ist, lässt befürchten, dass das nicht ewig hält ;)
Was ist mit Latenz? BT kann doch (noch) nicht ohne, oder?
Schon der zweite Test innerhalb kurzer Zeit, bei dem das nicht berücksichtigt wurde. Das sollte eigentlich prinzipiell getestet werden. Ist doch schade, wenn sowas nicht drinsteht.
Latenz spielt bei der Übertragung von Musik doch eher eine untergeordnete Rolle.
@p.ludl Wenn das für Livemusik benutzt werden soll, doch wohl schon, oder?
@Chick Sangria Wie würdest du das denn bei Livemusik einsetzen wollen? Habe bisher nur an Musikuntermalung gedacht.
@p.ludl Naja, anstelle eines Kabels eben ;)
Musikquelle in PA eben. Oder ist das total abwegig?
@Chick Sangria Ne, ne, genau so. Musikquelle (Zuspieler) in PA.
Das meine ich ja. Und da spielt die Latenz eben eine untergeordnete Rolle.
@p.ludl Aber wenn ich selbst etwas spiele und mich drahtlos an die PA anschließe, möchte ich doch keine Latenz haben.
@Chick Sangria Stimmt. Das ist genau richtig.
Aber dafür ist das Teil nicht gemacht. Es ist zum Zuspielen von Musik gedacht und nicht als Funkstrecke. Dafür kostet es doch auch nur ein paar Euros.
@p.ludl Ah, jetzt hab ichs gerafft.
@p.ludl Na ja, wer das Teil mit einem Lautsprecher, der (zumindest auch) als Monitor-Box daherkommt bespricht, der will doch auch, dass es als Monitoring-Lösung benutzt werden kann, oder? Und Monitoring ist echtzeitbedürftig, würde ich sagen…
Ey, wie willst du das denn besprechen? Diese Möglichkeit müsstest du mal erklären.
Das wichtigste habe ich wohl überlesen: Was kann denn der totale Bluetooth? USB 4.0 oder doch schon 5.0? AptX? AptX-HD?
@robertprinz Meist du vielleicht die Bluetooth Version?
Es ist: Bluetooth Version 2.0 A2DP