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Test: Fredenstein Artistic Comp SE, API500, FET-Kompressor

Artistic Comp SE: gut und günstig?

21. August 2023
fredenstein Artistic Comp SE test

Fredenstein Artistic Comp SE, API500, FET-Kompressor

Der Fredenstein Comp SE ist der neue FET-Kompressor im API 500 Format. Ebenso wie der erst kürzlich getestete MicPre SE, gehört er zu den preisgünstigsten Modulen der Artistic Serie. Bereits im Februar 2019 hat unser Autor Chris Pfeil den größeren Bruder Artistic Comp Plus im Test gehabt und für gut befunden. Allerdings hat er dem rund 229,- Euro teuren Kompressor eine Tendenz zum Pumpen nachgesagt. Schauen wir doch mal, ob der kleine Bruder vielleicht sogar Vorteile hat – viel Spaß beim Lesen!

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Die Unterschiede zwischen dem Fredenstein Comp Plus und Comp SE

Na ja, „Unterschiede“ in der Mehrzahl ist eigentlich schon übertrieben, denn im Gegensatz zur Plus-Version hat der SE keine Fredenstein „Advanced OPA2 discrete Audio Operational Amplifier“. Auf gut Deutsch: Die günstige Version muss ohne Ausgangstrafo auskommen, was in der Praxis bedeutet, dass der Klang ungefärbt und ohne Vintage-Touch anliegt.

Fredenstein Artistic Comp Plus

Fredenstein Comp Plus mit OPA2 Operationsverstärker

Je nach Einsatzgebiet kann das von Vorteil sein, denn wenn man beispielsweise mit sanft und warm klingenden Neve Preamps arbeitet, dann sollte der Kompressor nicht noch zusätzlich „einweichen“. Ein ziemlich matschiges Klangergebnis wäre die Folge. Nur sehr ausgeklügelte und meist sehr teure Kompressoren, wie z. B. von Elysia, SSL, Manley oder SPL können aus dem warmen Klang eines Neve ein noch intensiveres Erlebnis zaubern. Aber die spielen in einer ganz anderen Liga. Ansonsten sind die beiden Geräte funktional und optisch identisch.

Die Ausstattung des Fredenstein Comp SE

Artistic Comp SE-Front

Wie schon beim ehrwürdigen Universal Audio (UREI) 1176 FET Kompressor, muss man beim Comp SE auf einen Threshold-Regler verzichten. Durch die Erhöhung des Inputs wird der Schwellwert getriggert und die Kompression entsprechend angepasst. Der Input-Gain kann von -10 dB bis +20 dB in 12 Schritten angepasst werden. Die Ratio, also der Wert, wie stark die Kompression ab dem Schwellwert einsetzt, kann von 2:1 bis 20:1 ebenso in 12 Stufen eingestellt werden. Und bevor ich Sie langweile: Auch der Release (von 70 ms bis zu 2,5 s), der Output (-10dB bis +10 dB) und der Mix (0 % – 100 %) haben 12 Reglerstufen. Offensichtlich hat man hier identische Regler verwendet.

Artistic Comp SE-top

Der Mix mag manchen Kompressor-Rookies vielleicht kein Begriff sein. Man spricht hier auch von Parallelkompression, was genau genommen nicht korrekt ist. Sei es drum: Mit dem Mixregler mischt man am Ausgang das Verhältnis von unkomprimiertem und komprimiertem Signal zusammen.
Des Weiteren findet man auf der ziemlich vollgepackten Frontplatte des Fredenstein Comp SE fünf Schalter: Erfreulicherweise haben wir auch beim kleineren SE eine Sidechain-Option. Hier kann man entweder ein externes Signal einspeisen (z. B. eine Bassdrum) oder den Detektor intern bei den Frequenzen 150 Hz oder 300 Hz setzen. So soll vermieden werden, dass der Kompressor bei zu starker Anregung – meist durch tieffrequente Impulse – ins Pumpen gerät und der Klang unnatürlich klingt. Für die externe Einspeisung des Sidechain-Signals wird eine kompatible Lunchbox benötigt, so wie die Fredenstein Bento 6.

Artistic Comp SE-mid

Der Link-Schalter ermöglicht die Multichannel-Synchronisation von zwei oder mehreren Fredenstein Comp SE Kompressoren. Eine Verlinkung mit anderen Gerätegattungen (Mic-Preamp) oder Fremdgeräten ist nicht möglich. Immerhin: Eine Mischung aus Artistic Comp SE und Comp Plus ist laut Hersteller möglich.

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Artistic Comp SE-down

Wer den Attack-Regler am Fredenstein vermisst, der muss genau hinsehen: Ein dreistufiger Schalter ermöglicht die Attackwerte 0,5 ms, 25 ms und 5 ms. Das ist zugegebenermaßen nicht sehr feinfühlig – passt aber grundsätzlich zum Konzept des Gerätes: Der Fredenstein Artistic Comp SE ist kein Kompressor für Feingeister, sondern er packt ganz schön zu. Mehr darüber im Praxisteil.

Artistic Comp SE-Bento2

Unten rechts dann noch der Schalter für den Bypass und erfreulicherweise handelt es sich um einen echten „True-Bypass“, denn ein Relais schaltet bei Aktivierung den Ausgang und Eingang direkt zusammen.
Das auffälligste Element auf der Frontplatte zum Abschluss: Die insgesamt 13-teilige LED-Kette mit oben thronender CLIP-LED zeigt die Gain-Reduction sehr feingliederig an.

Die technischen Daten des Fredenstein Artistic Comp SE:

  • Frequency Response: 20 Hz – 20,000 Hz, +/-1 dB
  • Make-up Gain: +20 dB
  • Distortion : <0,05 %, no compression
  • Noise: <-90 dB, no make-up gain, Input Impedance : >5.000 Ohms
  • Max. Input Level: +26 dBu
  • Output Impedance: 600 Ohms
  • Max. Output Level: +26 dBu
  • Clip Indicator: +24 dBu
  • Input Gain Range: -10 dB to +20 dB
  • Side-chain Filter: 150 or 300 Hz (switchable)
  • Attack Time: 0,5, 5 und 25 ms (switchable)
  • Release Time: 70 ms bis 2,5 s
  • Compression Ratio: 2:1 to 20:1
  • Power Consumption: +/-16 V < +/- 75 mA (~2 W)

Der Fredenstein Artistic Comp SE in der Praxis

Das Modul ist insgesamt gut verarbeitet und wirkt gut gewappnet für alle kommenden Studioaufgaben. Obwohl die Drehregler nicht separat verschraubt wurden, sitzen sie stabil und eiern nicht. Die recht kleinen Schalter zeigen ihre Position klar an und man kann sagen, dass Fredenstein trotz der vielen Elemente ein übersichtliches Design gelungen ist. Einzig die etwas reduzierte Attack-Funktion bedarf der Aufmerksamkeit.

Wie auch schon der Artistic MicPre SE, ist das API500-Modul nicht gekapselt und man muss beim Einbau in die Lunchbox aufpassen, damit man die Platine und deren Bauteile nicht beschädigt. Preisbezogen ist der Comp SE von sehr guter Qualität.

Artistic Comp SE-open

 

Wie sieht es mit den klanglichen Eigenschaften aus? Kollege Pfeil hat dem großen Bruder wie erwähnt eine gewisse Tendenz zum Pumpen attestiert, die man mit Hilfe von Sidechaining und der Parallelkompression (Mix) etwas bändigen kann.

Zunächst fällt auf, dass der Comp SE keine Vintage-Züge zeigt und im Bypass-Modus oder ohne aktivierte Kompression recht nüchtern, aber dafür sehr dynamisch klingt. Das Weglassen des Ausgangsübertragers scheint die Handbremse weiter gelöst zu haben und so drückt der Fredenstein, dass es eine wahre Freude ist. Für hochkomprimiertes Musikmaterial, wie Elektro, ist der Comp SE eine echte Empfehlung. Bassdrums und fette Synthesizer werden hart geplättet und erzeugen den notwendigen Schub, um die Massen in den Dance-Halls zu begeistern. Dabei fehlt dem Fredenstein API 500 Modul anscheinend jeglicher Eigenklang oder „Charakter“, was ich bei den genannten Anwendungen gut finde.

Bei meinem Klangbeispiel habe ich ein Preset meines Roland Juno-X genommen und durch den Fredenstein Comp SE „gejagt“. Dann habe ich zur Demonstration der Wirkweise folgendes aufgenommen:

Die Ratio von 2:1 auf 20:1 erhöht und dann zurück auf moderate 3:1:

Dann der Release: hier der Sweep von 0,07 auf 2,5s und dann zurück auf 0,3:

Jetzt in dieser Einstellung den MIX von Wet nach Dry und wieder zurück auf 100 % und Wet:

Danach Attack, beginnend bei 0,5 auf 2,5 und dann auf 5,0 hochgeschaltet, wieder zurück auf 2,5:

Während der Klangbeispiele hatte ich die Sidechain-Funktion deaktiviert.

Andererseits geht es mit bei Sprache oder akustischen Musikinstrumenten zu ruppig zu. Der Kompressor ist schnell, aber das Handling der Oberwellen wirkt etwas grobschlächtig. Das Sidechaining hilft hier nur begrenzt: Auch wenn man die tiefen Frequenzen am Detektor vorbei leitet, so bleibt eine gewisse Sterilität erhalten. Erst der Mixregler bringt das Ganze wieder zusammen. Das Mischen von komprimiertem und unkomprimiertem Material erweist sich beim Comp SE als Möglichkeit, den Track zusammenzukleben und zu einem harmonischen Ganzen zu machen.

Artistic Comp SE-Bento2

Conclusio

In Kombination mit dem Fredenstein MicPre SE braucht es zwar einiges an Abstimmung mit dem Gainstaging, aber insgesamt bekommt man so eine sehr preisgünstige Kombination, die insbesondere in der neuen Bento 2 PA eine ausgesprochen gute Figur macht. Mit der passenden Bento 2 Expansion Lunchbox kann man dann noch zwei weitere Module nutzen und hat einen attraktiven Channelstrip im API 500 Format.

Leider macht die Preisgestaltung der Bento 2 PA & Expansion Lunchboxes hier einen Strich durch die Rechnung – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit 299,- Euro für die Bento 2 Pure Analog und weiteren 195,- Euro für die Erweiterungsbox liegt man mit 494,- Euro preislich deutlich über der Bento 6S und sogar noch 20,- Euro über einer Bento 8 Pro Pure Analog – mit 8 Steckplätzen! Dazu haben Bento 6S und 8 noch AUX Ein- und Ausgänge und weitere Funktionen, die man an den kleinen Bento 2 Lunchboxes vergeblich sucht.

Artistic Comp SE-back

Als Argumentation mag ich zur Ehrenrettung von Fredenstein hier den Möbelkauf als Vergleich heranziehen. Kostet eine 3-sitzige Couch zum Beispiel 1.000,- Euro, so muss man meist für den passenden Sessel immer noch 800,- Euro bezahlen. Denn der Produktionsaufwand ist für beide Möbel identisch und so wird es sich auch bei Lunchboxen verhalten. Das reine Material macht hier den geringeren Teil aus.

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Fazit

Der Fredenstein Artistic Comp SE ist ein sehr preisgünstiger und empfehlenswerter Kompressor im API500 Format. Er ist durch die FET-Technologie extrem schnell und verzichtet auf jegliche Klangfärbung. Ein klanglicher Feingeist ist er zwar nicht, aber für Elektro und Techno ist er für den Einstieg in die meist viel teurere API500 Welt eine echte Empfehlung. Die passenden mobilen Lunchboxen liefert Fredenstein mit der Bento 2 PA und der Erweiterungsbox auf Wunsch dazu – allerdings scheinen diese für das Gebotene zu teuer. Die größeren Fredenstein Boxen sind hier der bessere Deal.

Plus

  • dynamischer und neutraler Klang
  • sehr preisgünstig
  • gut verarbeitet
  • ordentlich ausgestattet

Minus

  • Attack nur in 3 Stufen regelbar
  • könnte ein wenig feinfühliger arbeiten

Preis

  • 145,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    0dB

    Hi Jörg
    Ist bei den Klangbeispielen was schief gelaufen, oder ist das so beabsichtigt? Falls ja, was soll das dann aussagen?
    Grüße, Stefan

  2. Profilbild
    Jörg Hoffmann RED

    Hallo Stefan, nein, das soll so sein. Ein Bass als Fundament und dann eine trockene Bassdrum drüber. Das zeigt in den Beispielen die Wirkweise im Ratio, den Attacks, dem Sustain und dem Weg/Dry Regler.
    Gruß, Jörg

    • Profilbild
      0dB

      @Jörg Hoffmann Hi Jörgt
      Die Wirkweise mag das erklären. Ich fände es schön, wenn die Klangbeispiele auch was zeigen, wie der Kompressor bei halbwegs üblichen Einstellungen mit halbwegs üblichem Material umgeht. So kann zumindest ich keine Rückschlüsse auf die Klangqualität und Art des Eingriffes heraushören. Das ist mir zu theoretisch.

      • Profilbild
        Jörg Hoffmann RED

        @0dB Danke Dir – ich nehme das für mich gerne konstruktiv auf. Nur zur Erläuterung: Gerade bei Kompressoren fällt es uns Autoren immer wieder schwer die Audiobeispiele so zu gestalten, dass die Wirkweise gut nachvollziehbar ist. Die Bandbreite der Kommentare geht hier von „Ich hör keinen Unterschied“ bis zu „Wow, der Pumpt ja ganz schön“. Ich kann natürlich verstehen, dass „Testtöne“ vielleicht nicht die optimale Methode sind.
        Danke und Grüße
        Jörg

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