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Test: API Audio Select SV12, API500 Kompressor

I'm feelin' blue!

17. Februar 2023
API Audio select sv12 test

API Audio Select SV12, API500 Kompressor

Der API Select SV12 Kompressor trägt ein schweres Erbe, denn dieses Modul im API 500er Format beinhaltet die originalen preisgekrönten Schaltkreise des Kompressors in einem Channelstrip einer API Paragon Console.

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Diese Legende wird in einem Atemzug mit den großen SSL 4000 Mixer und Rupert Neve 8108 Analogmischpulten genannt und wurde beispielsweise für Produktionen von Sting oder Johnny Halliday genutzt.

Ich mache jetzt mal eine kurze Pause, um Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich aus der ehrfürchtigen Erstarrung zu lösen. OK? Dann schauen wir mal an, ob das 500er Modul auch das Flair der Ahnen rüberbringt.

Welche Ausstattung bietet der API Select SV12?

Kompressor-Spezis werden beim Anblick des SV12 kurz nicken – man weiß Bescheid! Ganz oben eine LED-Kette mit vier Stufen für den Pegel und rechts daneben eine recht feingliederige Anzeige mit acht LEDs für die Gain Reduction – also das Maß der Kompression.

API_SV12_inbox_top

Darunter der Regler für den Threshold, der den Bereich von -40 dBu bis +15 dBu abdeckt. Darunter die Ratio von 1:1 bis 10:1 und schließlich der Gain-Regler (0 – 20 dB), um den Pegelverlust beim Komprimieren wieder auszugleichen.

API_SV12_inbox_mid

Des Weiteren finden sich vier Kippschalter auf dem 500er Modul

Soft/Knee verändert die Charakteristik der Absenkung im Bereich des Thresholds. Während bei Schalterstellung „Soft“ die Kompression schon vor dem eigentlichen Schwellwert langsam einsetzt und dann sanft zunimmt, haben wir in Stellung „Knee“ eine harte Kompression ab dem eingestellten Threshold-Wert. Beide Stellungen orientieren sich im Verlauf natürlich an der eingestellten Ratio: Eine „höhere“ Ratio ist ein steileres Abknicken der Gain-Reduction.

API_SV12_inbox_bottom

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Eine „Knee“-Charakteristik wird gerne bei sehr dynamischen Instrumenten wie Drums und Percussion eingesetzt. Auch Slap-Bässe profitieren vom harten Einsatz der Kompression. Bei Vocals oder akustischen Gitarren hingegen würde die Stellung „Knee“ sehr unnatürlich klingen. Hier bevorzugt man im Allgemeinen die klassische Soft-Charakteristik.

Der Link-Schalter aktiviert die DC-Steuerspannung mit anderen Geräten im Gehäuse der API 500-Serie. Achtung: Jeder SV12 mit aktivem Link steuert seine Gain-Reduction DC-Voltage-Control zu einem gemeinsamen Link-Bus bei, wobei die Bedienelemente auf der Vorderseite jedes Gerätes unabhängig voneinander bestimmen, wie viel Reduzierung jedes Gerät erzeugt. Zusätzlich wird bei jedem SV12 mit aktivem Link die Verstärkung um den Betrag der summierten Steuerspannung aller auf dem gemeinsamen Link-Bus aktiven Geräte reduziert (den Satz muss man vielleicht öfter lesen!). Dies ermöglicht die Verknüpfung mit einem gemeinsamen Steuerbus für Aufgaben wie die Aufrechterhaltung des Stereo- oder Surround-Bildes während der Kompression. Der Makeup-Gain-Regler kommt erst nach allen Link-Funktionen in den Schaltkreis.

API_SV12_inbox

Thrust/Flat klingt aufregender als es ist, denn diese Funktion finden wir in immer mehr Kompressoren, wie auch dem vor Kurzem getesteten Rupert Neve Designs 543. Durch ein aktiviertes Highpass-Filter vor dem RMS Detector wird verhindert, dass extrem impulsives und bassstarkes Material den Kompressor permanent triggern und so Midrange und Höhen in den Hintergrund rutschen. Flat deaktiviert dieses Filter.

Letztlich haben wir die Bypass-Funktion: In der oberen Position (IN) wird der Ton durch die Kompressorsteuerung des SV12 geleitet. BYPASS ist ein harter Relais-Bypass. Wenn das Gerät die Stromversorgung verliert, wird es standardmäßig in die Bypass-Position geschaltet. Dieser Schalter ist nicht Teil des Link-Modus, so dass Sie weiterhin jeden Kanal unabhängig ein- und ausschalten können.

Technische Daten und Verarbeitung

Natürlich lässt sich API hier nicht lumpen: Alle Werte sind exzellent und auch in der Praxis ist der API SV12 extrem rausch- und verzerrungsarm. Egal, ob sanft oder heiß angefahren bleibt der Kompressor sehr gutmütig und verrichtet stoisch seinen Job. Ein sehr gutes Studiowerkzeug:

  • Input lmpedanz: >20 KOhms Balanced
  • Bandwidth: +/- 0,5 db, 20 Hz – 30 kHz
  • THD+N @ 1 kHz, +4 dBu: <0.03%
  • Maximum Level: +24 dBu
  • Signal-to-Noise Ratio: 112 dB
  • Meter: -20 to +22 dBu Output Level, 0 to -16 dB Gain Reduction

Das knapp 500 g leichte Modul schützt seine Platine durch das geschlossene Boxdesign mit stabilen Seitenwänden. Insgesamt wirkt das API 500 Modul schlicht und sehr wertig. Die blaue Farbe ist ein Blickfang und alle Schalter und Regler sind stabil und gut zu bedienen.

API_SV12_side

Leider fehlt mir auch hier (wie beim Tegeler Myth 500 Equalizer) eine schlichte Power-LED: Ja, die Lunchbox zeigt an, ob sie aktiviert ist, aber ich fände es angenehm, wenn ein optisches Signal den Betriebszustand anzeigen würde. Und wenn wir schon beim Meckern sind: Ein wenig mehr Skalierung an den drei Drehreglern würde schon sinnvoll sein. Da man durch die Link-Funktion einen mehrkanaligen Betrieb in Aussicht stellt, wäre es doch sinnvoll, identische Werte für zwei Kanäle einzustellen.

API_SV12_back

Mit der reduzierten Skalierung möchte man vielleicht hinweisen, dass man besser nach Gehör komprimiert (was grundsätzlich eine gute Idee ist), aber in Zeit von DAW-Producing und Projekt-Sharing wäre eine klare, nachvollziehbare Einstellung schon wünschenswert. Dass die Regler nicht gerastert sind, macht die Sache auch nicht einfacher.

Übrigens ist der API Select SV12 der günstigste Kompressor von API Audio. Im 500er Format haben wir noch die Modelle API 525 und 527A, die jeweils fast doppelt so viel kosten wie unser SV12 Modul.

API_SV12_frontspark

Eine weitere „Eigenheit“ der API 500 SV12 Kompressoren von API ist das Fehlen von Attack- und Release-Regler. Hier muss man sich auf die Automatikfunktion verlassen, die signalabhängig arbeitet und einen Attack von 10 – 40 Millisekunden und einen Release von 30 – 400 Millisekunden wählt. Ein echtes Soundshaping oder De-Essing ist mit dem SV12 also nicht möglich. Hier muss man auf die teureren Modelle zugreifen.

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API Audio Select SV12 Compressor
API Audio Select SV12 Compressor Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Wie klingt der API Select SV12?

Die sehr reduzierten Einstellungsmöglichkeiten machen den API Select SV12 zum perfekten Gegenspieler zum SSL G Bus Kompressor auf meinem SSL SiX Analogmischpult. Dieser verfügt sogar nur über einen Drehregler für die Kompressionsrate und einen Regler für das Makeup-Gain.

Bei meinem folgenden Sprachbeispiel habe ich den API Select SV12 in den Insert eines Superanalogue Channelstrips geschaltet und dann im Vergleich den G Bus Kompressor aktiviert. Natürlich habe ich die Ratio des SV 12 auf 4:1 angepasst, denn das ist die Standardeinstellung des SSL Kompressors. „Thrust“ ist beim SV12 ebenfalls aktiviert, denn auch hier arbeitet der G Bus von SSL mit einem Highpass-Filter ab 50 Hz.

SSL-SiX_BusComp

Der G-Bus Compressor des SSL SiX

Die daraus resultierenden klanglichen Veränderungen sprechen eine sehr klare Sprache und eigentlich auch die vorher gesteckten Erwartungen an die jeweiligen Hersteller:
SSL ist grundsätzlich als recht neutral, schnell und transparent bekannt – wobei der G Bus Kompressor schon immer eine Ausnahme war: Er erzeugt eine SSL untypische Wärme und fügt dem Klang viel Punch und Charakter hinzu.

API liegt klanglich näher bei Neve und hat schon eine recht charakteristische warme Färbung, die als Signature-Sound dieser Marken bekannt und beliebt ist. Beim Klangbeispiel scheinen die Karten aber neu gemischt: Bei meiner recht tiefen sonoren Stimme übertreibt der G Bus Kompressor schon beinahe, während der API hier auf dem Punkt ist. Eine saubere Kompression ohne Artefakte und mit allen Details und genügend Transparenz. Die Thrust-Schaltung ist offensichtlich effektiver als das „simple“ Hochpassfilter des SSL G Bus Kompressors.

Auch meine weiteren Tests mit dem API Select SV12 haben dem 500er Modul ein ausgezeichnetes Zeugnis ausgestellt. Bongos, akustische Gitarre oder Synthesizer-Klänge: Wer reines Komprimieren ohne spezielles Soundshaping durch Attack- und Release-Regler sucht, der findet im SV12 eine ausgezeichnete Lösung. Unauffällig, aber trotzdem mit dem nötigen Schmelz, erfreut das 500er Modul mit bester Klangqualität.

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Fazit

Sie suchen einen einfach zu bedienenden, sehr gut klingenden Kompressor für Ihre API 500 Lunchbox? Voilà: Der API Select SV12 ist perfekt für Sie. Ein sehr warmer, voller Klang mit dem typischen API-Charakter, eine ordentliche Ausstattung, sehr gute Verarbeitung und nicht zuletzt die markentypische blaue Frontplatte. Preisgünstig ist das Modul mit 749,- Euro nicht, aber dafür bekommt man ganz viel Legende und das Wissen, das originale Kompressormodul der berühmten API Paragon Console zu nutzen – sehr gut!

Plus

  • sehr guter, markentypischer Klang
  • einfache Bedienung
  • sehr gute Verarbeitung

Minus

  • nicht preisgünstig
  • magere Skalierung der Drehregler

Preis

  • 749,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Bill Clark five

    Danke für das Sound Beispiel im Vergleich zum SSL Six Kompressor. Da ich selbst Einen benutze ist das natürlich super !
    Der sv12 ist bestimmt ein tolles Teil aber fast 800 Tacken …… ich geh dann mal zum Lotto Laden.
    Die Photos sind auch super und vor allen Dingen ein hervorragendes Beispiel dafür was passiert wenn man einen zu kleinen Schraubendreher benutzt. 😉
    Nichts für ungut, war nur halt das erste was mir ins Auge fiel…. mehr solche Tests bitte!

  2. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Es gäbe haufenweise Alternativen dazu. Natürlich entscheidet der Sound. Ich denke aber, dass viele Aufgaben auch von anderen Kompressoren (günstiger und) gut abgedeckt werden können. Der Vergleich mit dem Mischpult-Kompressor ist für mich nicht aussagekräftig ohne weitere Kandidaten und vor allem Material (Gitarre, Percussion, Gesang etc.) gehört zu haben. Auch Software-Vergleiche sind an so einer Stelle nicht verkehrt, finde ich. Hier verspielt der Autor Potential. Die hörbaren Unterschiede im Sprachmaterial sind z.T. auf Lautheitsunterschiede zurückzuführen (laut=besser), daher leider auch nicht wirklich brauchbar. Trotzdem danke für den Test.

    • Profilbild
      Jörg Hoffmann RED

      @Marco Korda Hallo Marco, der Bus Kompressor im SSL Six ist nicht nur „irgendein“ interner Mischpult Kompressor, sondern er ist technisch nah am legendären G-Bus Kompressor von SSL. Dazu ist es ein ähnliches Prinzip mit der „Two-Knob“ Bedienung. Klar, es wäre immer optimal auf ein Arsenal passender Vergleichsgeräte zurückzugreifen, aber der SV12 ist hier in einer dedizierten Nische.
      Gruß, Jörg

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