Volle Breitseite Piano & Orgel-Sounds
Knapp vier Jahre ist es her, dass wir das Stagepiano Kawai MP 11 testeten. Vor einigen Wochen kam dann die Ankündigung, dass sowohl das MP 11 als auch das kleinere Modell MP 7 ein Update erfahren und ab sofort als Kawai MP 7 SE und MP 11 SE verkauft werden. Die beiden Stagepianos ersetzen ihre Vorgänger und wir haben uns schnellstmöglich die ersten Modelle für einen Test gesichert.
Die beiden Stagepianos Kawai MP 7 SE und MP 11 SE ähneln sich optisch sehr, das MP 7 SE fällt jedoch etwas kleiner aus und ist mit 22,5 kg auch deutlich leichter als das MP 11 SE. Dieses bringt satte 34 kg auf die Waage. Der Grund ist schnell erkannt, das MP 11 SE verfügt über die „Grand Feel“ Tastatur aus Holz, das für unseren Test zur Verfügung stehende Kawai MP 7 SE kommt dagegen mit einer „Responsive Hammer III“ Tastatur aus Kunststoff daher. Daher ist das MP 11 SE auch deutlich tiefer, Holz braucht eben Platz und sorgt für Gewicht.
Auch technisch gibt es Unterschiede zwischen den beiden Modellen. Das MP 11 SE verfügt beispielsweise nur über 40 Sounds, das MP 7 SE über 256. Weitere Unterschiede gibt es u.a. bei den Effekten. Zum Lieferumfang des Kawai MP 7 SE gehören ein Haltepedal, Netzkabel, Notenständer und gedruckte Bedienungsanleitungen in mehreren Sprachen. Das MP 11 SE wird mit den gleichen Utensilien ausgeliefert, allerdings bekommt der Käufer hier das 3-fach Pedal GFP-3 mit dazu.
Tastatur und Anschlüsse
Wie bereits erwähnt, verfügt das Kawai MP 7 SE über eine „Responsive Hammer III“ Tastatur aus Kunststoff. Die Verarbeitung ist exzellent und die Tastatur spricht sehr gut und schnell an. Der Druckpunkt ist sehr gut spürbar, die Gewichtung fällt moderat aus, gegenüber Holztastaturen kommt man hier mit deutlich weniger Kraftaufwand zum Ziel.
Die Gewichtung ist aber auf keinen Fall zu leicht, sondern stellt einen sehr guten Kompromiss dar, denn letztlich soll hierauf nicht nur Klavier, sondern auch E-Piano-, Orgel- und Synthesizer-Sounds gespielt werden. Die Oberfläche der Klaviatur ist schön matt, hier kommt man auch bei schweißtreibenden Sessions nicht ins Rutschen.
Hinsichtlich der Anschlüsse bietet das MP 7 SE alles Notwendige. Jeweils ein Stereopärchen Klinkenbuchsen sorgt dafür, dass Signale entweder aus dem Stagepiano heraus oder auch hinein kommen. Bis zu vier Pedale (Damper, Foot Switch, Expression oder 3-fach Pedaleinheit GFP-3) lassen sich am MP 7 SE anschließen. Ein MIDI-Trio mit In, Out, Thru ist ebenso vorhanden wie ein USB-to-host Anschluss für die Computer-Verbindung, ein Kopfhöreranschluss sowie eine Netzbuchse samt Power On/Off.
Klangerzeugung
Für die Sounds des Kawai MP 7 SE sorgt wie gehabt die „Harmonic Imaging XL“ Klangerzeugung samt 88 Tasten Sampling. 256 Sounds sind an Bord, diese unterteilen sich ganz klassisch auf eine große Bandbreite von A- und E-Pianos über Orgeln, Streichern, Bläsern bis hin zu Gitarren, Bässen und Synthesizer-Sounds. Angeordnet sind die Sounds in acht Bänken samt acht Unterkategorien. Pro Unterkategorie gibt es dann vier Einträge, die man über die Buttons A-D aufrufen kann. So kommt das Kawai MP 7 SE gänzlich ohne Drehrad aus und die Soundauswahl gelingt trotzdem sehr schnell.
Der klangliche Unterschied zum Vorgänger MP 7 sind die Flügelsounds des Shigeru Kawai SK-EX. Diese sind nun Bestandteil sowohl beim MP 7 SE als auch beim MP 11 SE. Der Klang ist sehr detailliert und brillant und kann vor allem als Solo Piano-Sound sehr gut überzeugen. Der Sound verfügt über ausreichend Velocity-Layer, sprunghafte Übergänge sind nicht auszumachen, die einzelnen Samples fügen sich sehr gut in den Gesamtklang ein. Durch die verschiedenen Sound-Presets bietet das Kawai MP 7 SE genügend Ausgangsmaterial für unterschiedlichste Einsatzgebiete. Und sollte keiner der Sounds passen, gibt es bei Kawai ja immer noch den „Virtual Technican“, einen Piano-Editor, über den man viele Parameter wie Klangverhalten, Saitenresonanz, Hammergeräusche etc. anpassen kann.
Bei den E-Pianos ergibt sich ein ähnliches Bild, wobei mir hier viele der Presets ab Werk bereits mit zu viel Effekten angereichert sind. Ist allerdings nicht weiter tragisch, denn das Kawai MP 7 SE bietet 256 Speicherplätze für Setups, hier lassen sich neben eigenen Soundkreationen auch komplexe Setups abspeichern samt Tastaturzonen, Effekten und weiteren Parametern. Neben Rhodes und Wurlitzer Sounds bietet das Stagepiano auch schöne Klänge von glockigen DX7-Sounds, Clavinets oder Mallets.
Soundtechnisch bietet das MP 7 SE wie gesagt eine große Bandbreite, doch qualitativ sind die A- und E-Pianos der klare Fokus. Die Orgeln-Simulationen sehe ich zwar im guten Bereich, denn sowohl klanglich als auch hinsichtlich der Editierung bekommt man hier einiges geboten. Über neun virtuelle Zugriegel lassen sich die Sounds der Kategorie Drawbar editieren, zusätzlich gibt es verschiedene Einstellungen für Percussion und Vibrato/Chorus (6 Presets). Damit lässt sich schon einiges bewerkstelligen. Zusätzlich gibt es den „Virtual Technican“ auch für E-Piano und Orgel. Hier sind die editierbaren Parameter zwar überschaubar, dennoch eine gute Beigabe.
Allerdings fällt soundtechnisch alles, was danach kommt, aber qualitativ leider etwas ab. Die Streicher dienen gut als Layer, ab und an lassen sich sicherlich auch die Bläser mal einsetzen, bei Gitarren, Bässen und Synthesizer-Sounds gibt es jedoch nichts mehr Herausragendes.
Zonen, MIDI und Recorder
Das Kawai MP 7 SE bietet die Möglichkeit, die Tastatur in bis zu vier Zonen aufzuteilen. Jede Zone kann frei im Menü bestimmt werden und zur Anpassung der Lautstärke bietet das Stagepiano jeweils einen Fader sowie die Möglichkeit, die Zone von intern auf extern umzuschalten. Es lassen sich also völlig frei interne und über MIDI angesteuerte Zonen kombinieren und so zu einem großen Setup zusammenfassen. Für den Bühneneinsatz ungemein hilfreich.
Dabei ermöglicht es das MP 7 SE beispielsweise auch, MMC-Kommandos oder Bank-MSB/LSB und Programmnummern zu senden. Auch Oktavierungen/Transponierungen und MIDI-Kanal können eingestellt werden. Im Vergleich zu vielen anderen Stagepianos dieser Preisklasse ist das sehr ausgereift und praxisgerecht.
Auch einen Recorder bietet das Stagepiano. Neben WAV-Dateien kann das MP 7 SE auch MP3s aufzeichnen, MIDI geht ebenso und alles kann später per USB an den Computer transferiert werden.
Bedienung
Die Bedienung des Kawai MP 7 SE geht leicht von der Hand. Die meisten Funktionen, die man auf der Bühne benötigt, können direkt aufgerufen werden. Für weitergehende Einstellungen wird man ins Menü gebeten, hier findet man sich dank des 128×64 Pixel messenden LC-Displays gut zu Recht. Drum herum sind vier Potis und fünf Buttons untergebracht. Rechts davon zusätzlich Funktionstasten. Die rechte Seite wird mit einer Transportsektion/dem Recorder abgeschlossen.
Links vom Display befindet sich die Effektabteilung, der Zonen-Mixer, zwei frei belegbare Assignable Buttons, zwei Lautstärke-Fader für Gesamtlautstärke und Line In-Level sowie Pitch Bend- und Modulationsrad.
Effekte
Die Effektabteilung des Kawai MP 7 SE teilt sich in Hall und Multieffekte. Während es beim Hall sechs Presets gibt, bei denen man jeweils Time, Pre Delay und Depth einstellen kann, stehen bei den Multieffekten 129 Typen zur Auswahl. Bis zu 10 Parameter können pro Effekte editiert werden. Damit ist das MP 7 SE auch in diesem Bereich sehr gut ausgestattet und für vieles gewappnet. Die Qualität der Effekte ist im Schnitt sehr gut und brauchbar, da gibt es nichts zu kritisieren.
Bei der zusätzlichen Amp-Simulation stehen die fünf Verstärkertypen S.Case, M.Stack, J.Combo, F.Bass und L.Cabi zur Auswahl. Alle jeweils mit den Parametern Drive Level, 3-Band Equalizer, Mic-Type und Position ausgestattet. Neben leichten Anzerrungen lässt sich hiermit auch die volle Verzerrung realisieren, insgesamt sehr gut.
Die Klaviersounds sind sehr gut wie immer bei Kawai, E. Pianos sind nicht auch so toll, würde ich sagen. Aber die Orgeln, zumindest die Hammond, klingen ziemlich schrecklich! Nord ist hier unschlagbar, trotzdem bleiben die Kawai Pianos besser als die oft übergeschätzt Nords (nicht die e. Pianos aber)
Ist schon ein typischer Elektro Klavier Klang. Für den Bühnen Pianisten in der Band völlig in Ordnung. Echte Klaviere sind einfach anders. Ansonsten Fettes Teil! Gut dass Kawai lebt!
stimme völlig zu!