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Test: Koch Amps Little Gristle, Gitarrenverstärker

Ein Vollröhren Einkanaler der puristischen Art!

14. Februar 2023
Koch Amps Little Gristle Test

Koch Amps Little Gristle, Profil

Die Wege einer erfolgreichen Markenplatzierung erscheinen immer wieder unergründlich. Es gibt Firmen, welche über Jahrzehnte mit herausragenden Produkten glänzen und denen dennoch immer noch der Hauch eines „Geheimtipps“ anhaftet. Die Firma Koch Amps aus den Niederlanden muss zweifelsohne zu dieser Kategorie gezählt werden. Seit knapp 34 Jahren auf dem Markt und mit zahlreichen High-End-.Verstärkern im Bereich Blues, Rock und Hard’n’Heavy im Portfolio gesegnet, überzeugen die Holländer nahezu jeden Gitarristen, welcher einmal sein Instrument an die Produkte Twintone, Powertone, Classictone oder Studiotone angeschlossen hat. Durch den Signature-.Amp „The Greg“ für Ausnahmegitarrist Greg Koch (nicht verschwägert oder verwandt mit Firmengründer Dolf Koch) erlangte die Firma zwar eine größere Reichweite unter den Musikern, allerdings wissen nach wie vor nur vergleichsweise wenige Gitarristen, dass zum Beispiel der Powertone Head es klanglich mit den besten Heads im Bereich Hard’n’Heavy aufnehmen kann. Dass die Firma Koch schon immer eine starke Verbindung zu puristischen Vollröhrenamps hatte, sieht man nicht zuletzt an dem neuesten Sproß der Firma, dem Koch Amps Little Gristle, welcher in mehrerlei Hinsicht auf sich aufmerksam macht.

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Die Konstruktion des Koch Amps Little Gristle

Wer einen flüchtigen Blick auf den „kleinen Knorpel“ wirft, fühlt sich zweifelsohne an das große amerikanische „F“ erinnert, welches es als einzige Firma weltweit geschafft hat, es sowohl im Instrumenten-, als auch im Verstärkerbau zu Weltruhm gebracht zu haben. Es ist wahrlich schwer, ein mit Tweed bezogenes Gehäuse auf den Markt zu bringen und nicht die Produkte Bassman, Twin, Deluxe, Champ oder andere vor dem geistigen Auge vorbei ziehen zu lassen. Im Gegensatz zu den Fender Protagonisten wirkt der Bespannstoff des Koch Amps Little Gristle etwas glänzender, als ob er mit einer dezenten Schutzschicht überzogen wäre. Wahrscheinlich lässt sich dieser Bespannstoff etwas leichter reinigen als der Fender Textilstoff, welcher jegliche Form von Dreck geradezu aufsaugt.

Ein Blick auf das Steuerpanel, welches in der „bequemeren“ Frontansicht verbaut wurde, zeigt unmissverständlich, für welchen Kundenkreis der Koch Amps Little Gristle konzipiert wurde. Gerade einmal 4 Regler steuern den Vollröhrencombo, welcher mit nur einer 12AX7 Vorstufenröhre und einer Single-Ended EL34 als Leistungsröhre aufwartet, wobei ein Regler bereits die intern verbaute Hallspirale regelt. Puristischer kann man einen Amp kaum auslegen, Gristle (Vorstufe), Tone (Tonblende), More (Endstufe), fertig. Über einen Minischalter lässt sich die Vorstufe noch etwas boosten, das war es dann aber auch mit den Regelmöglichkeiten. Über eine Trioden/Pentoden-Schaltung lassen sich aus dem Amp wahlweise 12 bzw. 4 Watt herauskitzeln, was jedoch deutlich mehr Lärm erzeugt, als es die Zahlen vermuten lassen. Nicht vergessen, ein 12 Watt Amp ist gerade einmal halb so laut wie ein 120 Watt Amp! Insbesondere im 12 Watt Betrieb reicht die max. Lautstärke locker aus, um eine typische Club-Bühne zu beschallen und bei einem moderat spielenden Drummer in Sachen Dynamik mitzuhalten.

Koch Amps Little Gristle Test

Koch Amps Little Gristle Netzschalter

Wer den Amp ohne Lautsprecher betreiben möchte, hat zusätzlich die Möglichkeit, den intern verbauten 8 Ohm, 12 Zoll Lautsprecher aus eigener Fertigung bei gezogenem Lautsprecherkabel zu deaktivieren, über einen internen Powersoak den Amp vor Unterlast zu schützen und eine Speaker-Simulation zu nutzen. In Sachen Gewicht ist der Combo für einen Vollröhrenverstärker vergleichsweise leicht ausgelegt. Mit den Abmessungen 54 x 27,5 x 46 cm (B x T x H) und einem Gewicht von 16,25 kg lässt sich der Combo vergleichsweise leicht transportieren. Der massive Tragegriff trägt seinen Teil dazu bei, den Combo ohne größere Probleme anheben zu können. Inwieweit der Tweed-Stoff einem normalen Transport-Alltag widerstehen kann, wird die Zeit zeigen, allerdings kann ich nur empfehlen, sich zumindest eine gepolsterte Hülle für den Combo zuzulegen. Der ambitionierte Musiker wird sich ohnehin ein Hauben-Case für den Amp zulegen, in dem ein Röhrenamp immer noch am besten zu transportieren ist.

Von der Verarbeitung her befindet sich der Koch Amps Little Gristle auf höchstem Niveau. Nichts, was in irgendeiner Form halbherzig ausgeführt oder aus Kostengründen gestrichen wurde, obwohl es für eine optimale Performance nötig gewesen wäre. Das gesamte Konzept ist schlüssig und holt die anvisierte Zielgruppe dort ab, wo sie abgeholt werden möchte. Aber wie genau macht der Amp das nun?

Koch Amps Little Gristle Test

Koch Amps Little Gristle Housing

Der Koch Amps Little Gristle in der Praxis

Wie gesagt, wer eine Bedienungsoberfläche wie die des Koch Amps Little Gristle anbietet, geht davon aus, dass der Künstler weiß, was ihn erwartet. Wollte man daher den Einsatzbereich des Koch Amps Little Gristle in eine Stilrichtung pressen wollen, so würde unter dem Strich das Wort „Blues“ stehen. Warum ist dies der Fall bzw. was macht einen guten Blues Amp aus?

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Nun, gleich mehrere Komponenten zeichnen, abgesehen von handwerklichen Fähigkeiten des Musikers, für einen guten Blues-Ton verantwortlich. Zum einen bedarf es keiner hohen Gain-Struktur, weshalb der Koch Amps Little Gristle auch nur mit einer einzigen Vorstufenröhre daher kommt. Zu hohe Gain-Reserven komprimieren den Ton zu stark und sorgen bei einem Einkanaler für einen zu eindimensionalen Sound, welcher sich auch nicht unbedingt mit dem Volume-Regler der Gitarre in den Griff bekommen lässt. Hier greift man besser zu seinem favorisierten Overdrive-Pedal, welches sehr wahrscheinlich mit dem Koch Amps Little Gristle sehr gut harmonieren wird. Der spartanische Aufbau und die Vollröhrenkonstruktion bieten eine sehr gute Basis für Booster- und Overdrive-Pedale aller Art.

Koch Amps Little Gristle Test

Koch Amps Little Gristle Gain

Als Zweites bedarf es für einen guten Blues Amp eine möglichst hohe Dynamik im Amp, gerne gepaart mit einem leichten Crunch im Peak-Bereich, welcher sich dann mit dem Volume-Regler der Gitarre bis auf Clean herunterregeln lässt. Hier punktet der Koch Amps Little Gristle ganz besonders, insbesondere wenn man seine persönliche optimale Abstimmung zwischen Vor- und Endstufe gefunden hat. Es ist wirklich erstaunlich, was man klanglich alleine mit diesen beiden Reglern alles auf die Beine stellen kann und wie stark diese Abstimmung ins klangliche Geschehen eingreift. Wer diesen Amp nach dem Motto Vorstufe > Gain-Faktor finden > Endstufe > Endlautstärke finden einstellt, wie man es gerne bei High-Gain-Amps praktiziert, bringt sich um jede Menge Klangqualität, welche der Amp bietet.

Mein persönlicher Ansatz gestaltete sich tatsächlich umgekehrt zum globalen Ansatz, das heißt, ich hatte meine maximale klangliche Ausbeute, indem ich die Endstufe auf Anschlag stellte, mit dem Tone-Regler eine Mittelstellung und mit dem Gristle-Regler die finale Lautstärke wählte. Es ist wirklich unglaublich, wie dynamisch der Class-A in dieser Einstellung arbeitet, insbesondere wenn man einen dynamische Spielstil wählt und mit dem Volume-Regler der Gitarre umzugehen weiß. Eine geradezu weiche Sättigung mit stark gesteigertem Sustain war die Folge, was selbst den Hals-Pickup einer Strat zu einem stark verlängertem cleanen Ton bewegte, ohne an Dynamik einzubüßen.

Die dritte Besonderheit eines guten Blues-Tons ist die direkte und ungeschönte Interaktion mit der Gitarre und ihren Besonderheiten. Natürlich klingen unterschiedliche Instrumente im Bezug auf Gesamtklang auch am Verstärker unterschiedlich, aber wer die Möglichkeit hat, einen Amp wie den Koch Amps Little Gristle im direkten A/B-Vergleich zu dem cleanen Kanal eines Multi-Channel-Vollröhren-Combos zu testen, der sollte dies unbedingt einmal tun. Nur selten kann man die diametrale klangliche Ausrichtung von Hölzern, Mensuren und Hardware zum Beispiel zwischen einer Strat und einer Paula so intensiv wahrnehmen wie bei diesem Amp. Nahezu jede Feinheit, welche in Internet-Foren heiß diskutiert werden, aber nur selten jemals gehört wurde, lassen sich auf dem Koch Amps Little Gristle wahrnehmen.

Wenn man überhaupt einen Nachteil dieses direkten und unverfälschten Klangs wahrnehmen kann, dann ist es die ebenfalls ungeschönte Wiedergabe aller Spielfehler und Unsauberkeiten des Künstlers, welche sonst auch gerne einmal im Vorstufen-Gain versteckt werden. Wenn dir hier der Ton absäuft, hilft dir kein Stacking mehr, die gewählte Note noch irgendwie mit Hängen und Würgen nach Hause zu bringen. Aber wehe, du triffst den Ton mit voller Kraft, dann entwickelt der Amp eine Durchschlagskraft wie ein Dampfhammer.

Koch Amps Little Gristle Test

Koch Amps Little Gristle im Studio

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Fazit

Mit dem Koch Amps Little Gristle hat die niederländische Firma einen sehr hochwertigen Einkanaler im Programm, welcher in vielerlei Hinsicht überzeugt. Der puristische Vollröhrenamp verfügt über alle Attribute, welche man sich von einem echten Blues-Amp wünscht und reizt diese bis zum Anschlag aus. Hohe Dynamik und eine sehr große Interaktion zwischen Instrument und Verstärker prägen die Klangkultur des Combo und ermöglichen so ein sehr direktes Spielgefühl für den Musiker.

Wer einen klanglich hochwertigen Einkanaler als Combo sucht, sollte den Koch Amps Little Gristle auf jeden Fall einmal testen.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • detailgetreue Wiedergabe
  • Gewicht
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Klangbeispiele
Forum
    • Profilbild
      Thomas Weber RED

      @Schuli Der Amp ist so neu, dass es noch keinen finalen Preis gibt, aber die Gerüchteküche munkelt etwas von ca. 1.200,- €.

  1. Profilbild
    Gomes21

    Hätte mir mal fast einen kleinen Koch gekauft, am Ende ist es doch ein Fender Bassbreaker geworden. Aber der kleine Koch hatte einen wirkich fantastischen Klang und viel Power.

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