Sound/Praxis
Zum Soundcheck steht uns eine 4×12″-Box mit Celestion-Speakern zur Verfügung. Beginnen wir die soundtechnische Exkursion mit Voicing I. In dieser Betriebsart liefert der DT25 einen sehr schönen und warmen Clean-Sound, welcher eher in die weiche und säuselnde Blues-, denn in die knackig-perkussive Funk-Richtung geht. Der Klang ist herrlich offen und dynamisch und zusammen mit dem gut gelungenen Reverb-Sound, kommen hier wirklich Erinnerungen an die legendären Fender Blackface-Modelle auf. Speziell mit einer Gitarre mit einem Humbucker in der Halsposition bekommt der Ton einen sehr schönen weichen, fetten und singenden Sound. Lediglich beim Aufdrehen des Drive um mehr als Dreiviertel entstehen erste Verzerrungen, welche dann schon eher digital und weniger nach „altem Röhrenamp“ klingen. Bis dahin ist aber alles wohlklingend und gehört auf jeden Fall zum besten Cleansound, den ich persönlich von einem Line6-Gerät bis dato gehört und gefühlt habe.
Voicing II bietet sich ideal für Riffs und erste Soli an. Auch hier gibt es nur Positives zu berichten. Von leicht angezerrten Voicings, bis hin zu Riffs im Stil von AC/DC, bietet dieser Grundsound alles, was man für einen perfekten Rhythmus-Sound benötigt. Auch die Preset-Einstellungen des Equalizers wurden von Line6 gut gewählt, wenn gleich man beim Benutzen des Equalizers auch eine leichte Latenz bemerkt und dies somit Rückschlüsse auf die Verwendung von digitalen Komponenten im Signalweg zulässt. Erstaunliche Ergebnisse fördern auch die Benutzung der Class A/Class AB- und der Pentode/Triode-Switches zu Tage, welche dem Sound im Punch und in der Dynamik noch zusätzliche Möglichkeiten bieten.
Voicing III hingegen klingt dem zweiten Grundsound sehr ähnlich, wenn gleich es auch hier mit einem deutlich weniger ausgeprägten Mittenbild zur Sache geht. Wenn es bei Voicing II noch eher in die Rockrichtung geht, so ist dieser Grundsound eher für die Heavy-Fraktion ausgelegt. Wenig Mitten und strammere Bässe und Höhen bestimmen diesen Sound, der aber auch bei voll aufgeregeltem Drive immer noch recht zahm daher kommt und keineswegs zum Matschen neigt. Allerdings ist die Dynamik doch recht eingeschränkt und erinnert stark an die Algorithmen der POD-Geräte, welche in der Regel ja nicht unbedingt mit einem weiten, offenen und dynamischen Ton glänzen.
Ein wahrer „Volltreffer“ ist allerdings Voicing IV, welches mit seinem Grundsound stark an die US-Edelteile wie Boogie, Soldano oder eben Bogner erinnert. Es scheint so, als habe Reinhold Bogner hier ganz genau hingeschaut bzw. gehört und dem DT25 genau hier seine persönliche Handschrift verpasst. Der Sound ist einfach umwerfend gut, sahnig und weich in seiner Verzerrung und lässt sich hervorragend dynamisch spielen. Auch hier empfiehlt sich dringend das Ausprobieren mit den Class A/AB- und den Pentode/Triode-Switches, welche auch bei diesem Grundsound nochmals zusätzlich den klanglichen Horizont erweitern!
Selbstverständlich lassen sich sämtliche Voicings in ihren EQ- und Lautstärkeeinstellungen abspeichern. Einfach gewünschten Sound im entsprechenden Kanal einstellen, fertig. Ein Abspeichern durch irgendwelche Knöpfe länger drücken oder ähnliches bleibt dem User erspart und unterstreicht so die analoge Bedienung eines fast analogen Gitarrenverstärkers. Und wer schon einmal 25 Watt Röhrenpower gehört und gefühlt hat, kann an der enormen Lautstärkeabgabe des DT25 nicht zweifeln. Gerade in Verbindung mit einer 4×12″-Box sollten diesbezüglich keinerlei Bedenken aufkommen, egal ob im Proberaum oder auf der Bühne.