Das Floorboard
Im Lieferumfang ist ein Floorboard enthalten, mit dem sich die vier Soundmodi Solo,Level und Reverb fernbedienen lassen. Die Verbindung zum Amp findet mittels Multipin-Kabel statt, wie wir es aus dem PC-Bereich kennen. Dieses Kabel ist für die Praxis leider ein wenig kurz geraten: Will man das Floorboard fußangelfrei anschließen, wird man recht nah an seinem Verstärker stehen müssen. Positiv anzumerken ist, dass eine Verlängerung oder auch Ersatz im Bedarfsfall problemlos im Computerhandel zu besorgen sein dürfte.
Die Boxen: MF-280 A & B
Um Leistung und Basspotential des »Mode Four« in bewegte Luft zu verwandeln, braucht’s auch angemessene Boxen, weshalb die MF-280-Modelle in gerader und in abgeschrägter Ausführung entwickelt wurden. Von den hinlänglich bekannten anderen Marshall-Cabinets unterscheiden sie sich durch eigens angepasste »Celestion-30«-Lautsprecher sowie größere Gehäusemaße, die der Box eine tiefere Resonanzfrequenz und somit druckvollere Basswiedergabe bescheren. Letztere wird auch durch die Verwendung einer Massivholzrückwand unterstützt, und die verzahnte Konstruktion verhindert, dass uns die Einzelteile der Box bei der Zugabe um die Ohren fliegen. Ansonsten gilt: »No Bull!« – eine Eingangsbuchse, keine Schalter, kein Stereo – das war’s. Und mehr braucht der Rocker auch nicht.
Die Boxen (A steht für die schräge, B für die gerade Ausführung) haben eine Impedanz von 16 Ohm, wer die volle Leistung des »Mode Four« aufs Ohr möchte, muss zwei MF-280 anschließen, denn erst an 8 Ohm bringt das Top seine vollen 350 Watt. Für diejenigen, die nur eine Box (also das so genannte »Halfstack«), aber das volle Brett wollen, bietet Marshall als Alternative die MF-400-Modelle: Die haben 8 Ohm und vertragen noch mehr Power als die MF-280.
Anwender von Halfstacks sollten übrigens bei der Wahl der Box nicht nur optische Kriterien einbeziehen: Gerade Ausführungen klingen üblicherweise druckvoller und runder in der Wiedergabe als abgeschrägte Modelle, diese allerdings bieten auf Grund ihrer Abstrahlcharakteristik oft bessere »Monitor«-Eigenschaften auf der Bühne.
Praxis und Sound
Die Schaltung des »Mode Four« soll laut Bedienungsanleitung dem Gitarristen die Soundmöglichkeiten von zwei komplett unterschiedlichen Verstärkern mit jeweils zwei Kanälen bieten. Marshall nennt diese Modi folgerichtig »Amp 1« (mit der Wahl zwischen »Clean« und »Crunch«) sowie »Amp 2« (mit den Optionen »OD1« und »OD2«). Marshall kann dabei in seiner Firmenhistorie auf genügend Verstärkerklassiker zurückblicken, um nicht in Versuchung zu geraten, Sounds anderer Hersteller zu kopieren. Vielmehr orientieren sich die ersten drei Soundmodes an eigenen Modellen der vergangenen vier Jahrzehnte, während OD2 „mehr Gain als jeder Marshall zuvor“ bietet. Oha!
Beim Auspacken gibt’s eine erste positive Überraschung: Anstelle der oft beigepackten Kabelimitationen legt Marshall Anschlusskabel für die Boxen bei, die ein gewisses Vertrauen vermitteln. Zwei Erfreulichkeiten lassen sich beim Aufbau des Stacks vermelden: Erstens lässt sich das Top dank seines Gewichts recht bequem auf die Box heben, zweitens sind die eingelassenen Kunststoffführungen, die das Top auf der Box in der Spur halten sollen, gummiert, wodurch das Top sehr sicher steht und nicht, wie man es von früheren Boxen kennt, darauf umherrutscht.
Etwa 20 Sekunden dauert es, bis die zwei ECC-83-Röhren der Vorstufe ihre Betriebstemperatur erreicht haben, und trotz der Leistung von 350 Watt bleibt es still (zumindest bis der erste Ton gespielt wird), denn der »Mode Four« produziert nur minimalste Nebengeräusche, was besonders für den Studiobetrieb erfreulich ist und auf hochwertige Bauteile, von der Schaltung bis zum leise summenden Lüfter, schließen lässt.
»Amp1« deckt im »Clean«-Modus eine große Bandbreite von unverzerrten bis angezerrten Sounds ab, die vom Grundcharakter mittiger und weniger komprimiert wirken, als man es zum Beispiel bei Fender-Combos erwarten würde, und in der Tat erinnert mich dies ein wenig an meinen alten 100 Watt-Marshall ohne Master-Volumen. Der »Crunch«-Modus von »Amp1« soll hingegen nach Marshalls JCM-800-Modellen geformt sein, und erinnert auch tatsächlich an diesen 80er-Jahre-Klassiker, bietet allerdings schon deutlich höhere Zerr-Reserven.