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Test: Modal Skulpt SE Pocket-Synthesizer

Frischzellenkur - Modal Skulpt SE

18. August 2021

Die englische Synthesizer-Schmiede Modal geht 2021 mit einer Neuauflage des durchaus erfolgreichen Skulpt Synths aus dem Jahre 2018 ins Rennen. Hier gibt es nun einen ausführlichen Testbericht für euch.

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Da die Änderungen am Skulpt SE eher moderat ausfallen, verweisen wir hier zusätzlich auf den ausführlichen Testbericht des Vorgängers.

Alles neu beim Skulpt SE?

Die offensichtlichste Veränderung der SE-Version ist das angepasste Farbschema. Das nun im klassischen Klavierlook gestaltete Keyboard lässt sich durch die gewohnten Farben einfacher und intuitiver spielen. Auch das Bedienpanel, das in der Neuauflage in einem helleren Grau ausgeführt ist, verspricht eine bessere Lesbarkeit der aufgedruckten Parameter.

Laut Hersteller wurde auch das Gehäuse überarbeitet und soll nun stabiler und hochwertiger sein. Leider wurden an Engine und Performance des Gerätes keine Veränderungen durchgeführt. Dafür gibt es aber 127 neue Patches.

Sound des Modal Skulpt SE

Wie auch der Vorgänger, überzeugt der Skulpt Synth SE mit modernem Poly-Sound vom Feinsten. Den Klang würde ich als rau, durchsetzungsfähig und kräftig bezeichnen. Für viele Anwendungen reichen die gebotenen 4-Stimmen sicherlich aus, doch hier bietet die Konkurrenz in vielen Fällen mehr. Ich gehe davon aus, dass der Grund dieser Einschränkung eine Limitierung der Leistung des (sicher ziemlich günstigen) Prozessors ist.

Die Engine bietet alles, was man von einem modernen Digitalsynth erwartet. Eine praktische und umfangreiche Modulationsmatrix mit 8 Slots und ausreichend Modulationsquellen und -Zielen lässt kaum Wünsche offen.
Über den integrierten 256 Steps unterstützenden Arp und Motion-Sequencer ist es möglich, bis zu vier Lanes Parameter zu automatisieren. Dies vergrößert das mögliche Spektrum an erstellbaren Sounds stark und ist ein super Feature.

Das verwendete zweipolige State-Variable-Filter klingt großartig und ermöglicht ein stufenloses Überblenden der verschiedenen Filtertypen. Die Resonanz klingt knackig und angenehm.
Abgerundet wird das Featureset mit Distortion- und Delay-Effekten mit reichlich Parametern, die allesamt klasse klingen.
Mit Version 2.0 der Firmware für den originalen Skulpt wurde die kleine Wunderkiste mit der Implementation von MPE-Support zukunftsreicher gemacht. Natürlich hat auch der Skulpt Synth SE dieses Feature von Tag 1 an an Bord.

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Hardware

Der beim SE weiß eingefärbte Deckel ist wie eh und je praktisch und macht die inzwischen obligatorischen Decksaver Covers obsolet. Besonders praktisch ist, dass das Cover eine feste Verbindung zum Gerät eingeht und so auch beim Transport im Rucksack ausreichend Schutz bietet.

Leider finden sich die bereits in unserem Test zum Vorgänger angemerkten Probleme teilweise auch in der SE-Version des Skulpt wieder.
Die Potis wirken wenig stabil und haben einen unterschiedlichen Widerstand beim Drehen. Dies liegt daran, dass wie auch beim Vorgänger Bauteile mit einem Schaft aus Plastik verwendet wurden, die wahrscheinlich auch nicht mit dem Gehäuse verschraubt sind. Bei dem vom Hersteller eingeforderten Preis müssen die Ansprüche natürlich relativiert werden. Der Dacia von meinem Onkel klappert auch. In England würde man sagen „You get what you pay for“.

Positiv anzumerken ist, dass beim Testgerät keines der Potis auf dem Gehäuse geschleift hat. Hier scheint Modal tatsächlich nachgebessert zu haben.

Die Schutzfolie um das Gehäuse, die auch schon im letzten Test für Verwirrung sorgte, ist auch beim SE so verklebt, dass es auf den ersten (und ggf. auch auf den zweiten, dritten und vierten) Blick wirkt, als wären die Ein- und Ausgänge nicht beschriftet.

Interface & Usability

Das Industrial-Design des Skulpt Synth SE scheidet wie auch schon beim Vorgänger die Geister. Der Designer in mir bewundert die Ästhetik des Gerätes, während der Musiker in mir an vielen Stellen verwirrt dreinblickt.
Auch wenn das Arrangement der Bedienelemente sich nicht verändert hat, spendierte Modal dem Skulpt Synth SE einen leicht veränderten Screen-Print. Statt einer Unterteilung der Sektionen mittels Trennlinien, gibt es nun Verbindungslinien, die einzelne Parameter optisch verbinden. Diese Anpassung erhöht die Erlernbarkeit der Benutzeroberfläche erheblich. Leider kompensiert dies das konfuse Arrangement der Bedienelement dennoch nicht.

Ebenfalls eine Herausforderung ist die schiere Menge an Tastenkombinationen für die Verwendung von Funktionen, die nicht auf der Benutzeroberfläche abgedruckt sind. Dem Paket liegt hierfür zwar eine Pappkarte bei, auf der diese abgedruckt sind, aber diese ist prädestiniert dafür zum richtigen Zeitpunkt am falschen Ort zu sein.

Im täglichen Einsatz würde ich die Verwendung des Synthesizers mit den mitgelieferten Apps (siehe unten) empfehlen.

Connectivity

Im Norden nichts Neues. Auf der Rückseite hat sich nichts geändert. Geboten werden, wie beim Vorgänger MIDI I/O, zwei Sync-Ports (analog clock) und zwei Audioausgänge für Kopfhörer und Line. Strom gibt es entweder über den Mini-USB-Port, an den auch eine handelsübliche Powerbank angeschlossen werden kann oder über 6 Batterien vom Typ AA.

Wie beim Vorgänger ist der Audioausgang leider nur ein Dual-Mono-Port. Hier wurde am falschen Ende gespart. Um das Gerät an ein Mischpult anschließen zu können, wird aufgrund der genutzten 3,5 mm Klinkenausgänge ein entsprechendes Kabel benötigt.

Ein cooles, wenn auch nicht ganz neues Feature, ist die Möglichkeit, mehrere Skulpt Synths zu kaskadieren. So können mit vier Geräten bis zu 16 Stimmen erzeugt werden. Das funktioniert natürlich auch mit den alten Geräten.

MODALApp

Wie es sich für einen modernen digitalen Synth gehört, gibt es von Modal einen Satz wirklich nützlicher Software. Wem die Benutzeroberfläche trotz der Verbesserungen immer noch zu frickelig ist, dem seien diese Tools ans Herz gelegt.

Auf wesentlich übersichtlichere Weise können alle Parameter des Synthesizers ferngesteuert werden. Natürlich ist die UI wesentlich aufgeräumter. Mit der mobilen App, die es für Android und iOS gibt, kann der Synth auch ohne einen Computer gesteuert werden. Sogar die Firmware kann bequem aktualisiert werden.
Die App bietet ebenfalls eine übersichtliche und praktische Verwaltung der Presets auf dem Gerät. Hier bleiben wirklich keine Wünsche offen und Modal hat ganze Arbeit geleistet.

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Fazit

Meiner Meinung nach hat es Modal an vielen Stellen verpasst, der großartigen Engine eine bessere Hülle zu spendieren. Das offensichtliche und relativ einstimmige Feedback für die Vorgängerversion hätte für den SE durchaus (und auch ohne signifikante Erhöhung des Preises) umgesetzt werden können. An den meisten Stellen wirkt das Update allerdings mehr wie ein Running-Change. Dies ist die Behebung von kleineren Produktionsproblemen, die viele Hersteller in der Lebenszeit eines Produktes, ohne neuen Namenszusatz durchführen.

Positiv anzumerken ist, dass der äußerst günstige Preis von 199,- Euro für den Skulpt Synth SE gehalten werden konnte.
Was bleibt, sind natürlich auch die Stärken des Vorgängers. Der Sound ist klasse und die VA-Synthese wurde auf hohem Niveau umgesetzt. Wer also über die beschriebenen Usability-Probleme hinwegsehen kann, dem sei der Kauf des Modal-Synthesizers wärmstens ans Herz gelegt.

Plus

  • coole Soundengine
  • leichtes und kleines Gehäuse
  • niedriger Preis
  • leistungsfähige App
  • praktischer Deckel

Minus

  • kein Stereoausgang
  • unlogische Benutzeroberfläche
  • wacklige Potis
  • Keyboard

Preis

  • 199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    Und jetzt noch die Tonerzeugung mit in’s iPad und drei der vier Minuspunkte sind weg. Der Preis fällt auf einen Bruchteil und den Deckel brauche ich auch nicht mehr.

    Ich finde ihn eigentlich schön, aber er ist wahrscheinlich nicht zum Ansehen gemacht. Bei den grösseren Modellen der Firma siehts ja, soweit ich das mitbekommen habe, deutlich besser aus.

    • Profilbild
      mort76

      @Tai Der Argon8 ist jedenfalls solide, vor allem in Anbetracht des Preises….da gibts nichts zu meckern.

  2. Profilbild
    Emmbot AHU

    Ich wollte den schon auf Kickstarter unterstüzen für 300 Euro puh. Auf der Superbooth habe ich die Kiste (nicht SE) mal angecheckt. Die ist größer als gedacht, aber ich finde Sie immernoch interessant. Ggf. werde ich mal die SE testen.

  3. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    Für mich persönlich ein merkwürdiger Trend, diese sehr bescheidenen Synthesizer. Wenn man diesen vergleicht mit einem Plug-in in dieser Preisklasse, runzelt mir die Stirn! Der Klang hat mich auch beim ersten hinhören überrascht, aber beim zweiten ist er mir doch zu „einfach“ gehalten. Was man aber nicht auf den ersten Blick sieht, sind die enormen Gestaltungsmöglichkeiten unter der Haube. Sprich: Der obligatorische Pappkarton. Das tiefe abtauchen in die Klangsynthese mit Walgesang durch Menüdiving. Dadurch macht selbst ein bißchen Haptik mehr Spaß als ein Plug-in, allein schon durch das mitnehmen wegen dem Batteriefach. Da wird die furchtbar lange, trockene Zugreise doch gleich viel angenehmer. In der Tat ein günstiger Tauchkurs für inzwischen 179-199€.

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