Winzling mit knackiger Ansprache
MXR, gegründet 1972 und bereits seit längerem in der Hand von Jim Dunlop, sind hauptsächlich für kompakte, oft spartanisch ausgestattete aber sehr hochwertige Effektpedale für Gitarre und Bass bekannt. Meine erste Begegnung mit der Firma ist sicher 15 Jahre her, als blutiger Anfänger fragte ich mich seinerzeit, wieso zum Teufel man eigentlich mehr als 100,- Euro für ein Pedal mit nur einem einzigen Drehregler ausgeben sollte – es handelte sich um das MXR Phase 90, natürlich eine absolute Referenz was Phaser angeht, das sich unser Gitarrist damals aufs Board geholt hatte. Heute schauen wir uns aber mal ein MXR-Gerät an, welches weniger für abgefahrene Sounds als für einen knackigeren Groundsound am Bass sorgen sollte – den neuen MXR Thump, intern als M281 bezeichnet.
Bei dem Gerät handelt es sich im Prinzip um eine Aktivelektronik für den Bass, welche aber nicht ins Instrument, sondern auf das Pedalboard installiert wird. Solche Lösungen gibt es einige am Markt, wie beispielsweise die kürzlich besprochenen aus dem Hause Sadowsky, und ich finde das Prinzip auch durchaus praktikabel. Die ganze Geschichte hat gegenüber dem Onboard-Preamp den Vorteil, dass man ohne Umbauarbeiten beliebig testen und tauschen kann und auch ein Gerät für mehrere Instrumente nutzen kann. Dagegen steht die Tatsache, dass man den Preamp zwar per Fußschalter an- und ausschalten kann, der fixe Griff zum EQ-Regler in der Hitze des Gefechts aber durch die Tatsache erschwert wird, dass der eben eine Etage tiefer auf dem Pedalboard sitzt und nicht griffbereit am Instrument selbst.
Beim MXR Thump handelt es sich um einen Preamp mit Dreiband-EQ, bei dem die Mitten halbparametrisch regelbar sind – verspricht also etwas mehr Flexibilität als die üblichen Zwei- oder Dreiband-EQs, die bei den meisten aktiven Bässen verbaut sind. Preislich bewegt sich das Pedal mit 169,- Euro in etwa der gleichen Region wie entsprechende Konkurrenzprodukte oder gute Onboard-Lösungen.
Facts & Features
In klassischem MXR-Stil kommt der MXR Thump kompakt, mit einfarbigem Metallgehäuse (olivgrün) und ohne Batterieanschluss daher. Versorgt wird das Pedal über einen 9V-Gleichstromanschluss der mit den üblichen Pedalboardstromversorgungen kompatibel ist. Geht man davon aus, dass das Ding auf ein ohnehin gut ausgestattetes Pedalboard kommt, ist das natürlich völlig in Ordnung, und auch die wirklich winzigen Abmessungen des Gehäuses (90 x 40 x 55 mm) legen nahe, dass es für solche Anwendungen ausgelegt ist. Was aber zu bedenken ist ist, dass riesige Pedalboards bei Bassisten immer noch eher unüblich sind (warum auch, es geht meist eben doch ums Fundament). Und gerade ein solches Preamp-Pedal dürfte sich des Öfteren in einer Situation vorfinden, wo es vielleicht das einzige Pedal im Live-Setup des Anwenders ist, und da wäre eine Batterieoption und gegebenenfalls größere Abmessungen wieder sinnvoll. Am Ende verschwindet das Ding noch auf Nimmerwiedersehen in einer Bühnenritze, oder wird vom über die Bühne tobenden Sänger gleich in einen offen stehenden Mund in der ersten Reihe gekickt und prompt verschluckt…
Für die Installation auf dem Pedalboard sind die kleinen Abmessungen aber wie gesagt ein Segen. Für die Bedienbarkeit hingegen eher nicht so. Auf dem MXR Thump finden sich fünf Regler, zwei große für Output und Mittenfrequenz, die easy zu bedienen sind, und drei kleinere für den EQ. Diese sind dankenswerterweise mit Mittenraste ausgestattet, aber erfordern doch etwas spitze Finger zum Einstellen.
Die Preamp-Schaltung basiert laut Werksangaben auf dem Vorverstärker des Dunlop Echoplex, einem alten Bandecho. Das Gerät wurde wohl in den 1970ern des Öfteren von Gitarristen als Preamp zweckentfremdet, weil es auch bei ausgeschaltetem Echo den Sound auf eine angenehme Weise verfremdete. Für den Bass hat man die ganze Geschichte mit dem erwähnten Dreiband-EQ mit semiparametrischem Mitten angepasst. Der Bassregler greift bei tiefen 40 Hz und erlaubt eine Anpassung um +/- 15 dB, der Höhenregler greift ebenfalls recht niedrig bei 4 kHz und kann um 10 dB anheben oder absenken. Die Centerfrequenz des Mittenbandes lässt sich zwischen 250 Hz und 1 kHz stufenlos regeln und erlaubt bis zu 16 dB Boost oder Cut.
Zwischenfazit
Im Prinzip ein schnörkelloser Preamp mit etwas erweitertem EQ, MXR-typisch im Westentaschenformat, klein aber schwer, solide verarbeitet. Dadurch findet der MXR Thump auch auf vollgestopften Pedalboards noch Platz, darunter leidet aber die Bedienbarkeit geringfügig. Die Auslegung mit parametrischen Mitten und relativ starken Reglerhüben, zusammen mit der Vorgeschichte als Echoplex-Preamp, lässt erwarten, dass das MXR Thump eher färben und shapen als quasi-neutral agieren soll. Entsprechend interessant wird der Praxistest.
Praxis
Zum Praxistest habe ich dieses Mal einige verschiedene Bässe verwendet, schließlich ist einer der Vorteile einer solchen Aktivelektronik fürs Board ja, dass man sie ohne Basteln auch mit verschiedenen Instrumenten verwenden kann. Dank meiner Vorliebe für Precis sind sich die Bässe auf den ersten Blick sehr ähnlich – der klassische Ahorngriffbrett-PJ, mit dem ich auch sonst die Hörbeispiele mache, der absurde 1983er Matsumoku-Neckthrough-Preci mit Quarterpounder, der Billo-Korea-Preci Marke Biscayne von 1995 mit Flatwounds, und mein passiver Sandberg California fretless. Die klingen, wie man hören wird, aber derart deutlich anders, dass man auf jeden Fall erkennt wohin die Reise mit dem MXR Thump geht. Alle Hörbeispiele bestehen aus drei separaten Tracks, dem Bass vor dem Pedal, dem Signal das aus dem MXR Thump kommt, und das Ganze nochmal mit einer Ampsimulation versehen, wie ich sie im Moment corona-bedingt des Öfteren zum Aufnehmen für meine Bands verwende.
Was mich zunächst verwirrte, aber kaum Praxisrelevanz haben wird – der MXR Thump dreht die Phase des Eingangssignals. Kommt man auf die Idee, das Ausgangssignal mit dem unbearbeiteten Signal zu mischen, klingt das nach nichts. Eigentlich bei Basseffekten keine gute Idee, da man den MXR Thump aber in der Regel am Anfang der Kette hat und es auch kaum Sinn macht, das Thump-Signal mit dem Direktsignal zu mischen, nicht weiter schlimm. Wohl ein Erbe seines Großvaters, des Dunlop Echoplex…
Auch ansonsten verhält sich der MXR Thump ungefähr so, wie man es von einem Enkel des Echoplex erwarten würde. Mit allen Reglern in Mittelstellung klingt der Preamp nicht neutral, sondern komprimiert leicht und reichert vor allem die Hochmitten etwas an. Das hört man im ersten Beispiel mit dem P-Pickup des PJ sehr gut.
Entsprechend lassen sich, Beispiel 2, auch Höhen und Bässe noch etwas anblasen, um aus dem Preci-Tonabnehmer etwas brilliantere Slapsounds herauszuholen. Anders kann man aber auch, Beispiel 3, die Mitten an einem Stegtonabnehmer gezielt noch etwas giftiger „knölen“ lassen, wenn man den Sound mag.
Überhaupt ist der Mittenregler zwar ein mächtiges Werkzeug, will aber gezielt eingesetzt werden – man kann hier zum Beispiel einem Preci etwas den Dreck nehmen, oder zum Beispiel den Stegtonabnehmer eines Jazz Bass mit einem leichten Boost in den Tiefmitten nach Preci klingen lassen. Oder, wie im nächsten Beispiel, das Mittenspektrum meines doch recht charakteristischen Neckthrough-Precis so bearbeiten, dass man in Kombination mit der inhärenten Charakteristik des MXR Thump einen ordentlichen Slapsound heraus bekommt – in diesem Fall sogar mit nicht mehr ganz taufrischen und vor allem ziemlich dicken Saiten.
Auch den alten Korea-Preci mit Flatwounds kann man mit dem MXR Thump etwas aufwerten – allerdings fällt hier auch das einzige Haar in der Suppe direkt auf. Der Tonabnehmer des Instruments ist ziemlich overwound, wohl um den eher flachen Klang etwas zu kaschieren. Zu laute Eingangssignale mag der Thump aber überhaupt nicht – es zerrt, und anders als mit einem Griff zum Volumeregler am Bass wird man das auch nicht los. Unangenehm, wenn man Bässe mit fetten Humbuckern hat – Aktivbässe wird man wohl kaum nochmal durch den MXR Thump jagen, aber auch ein (zu) fetter passiver Pickup scheint dem Ding Probleme zu bereiten.
Zuletzt noch ein Beispiel mit meinem passiven, bundlosen Sandberg California VS – also einem „Imprecision Bass.“ Dem kann man mittels des MXR Thump etwas mehr Jaco-artigen Biss verpassen, den ein fretless Precision ja im Gegensatz zum Jazz in der Regel nicht liefern kann. Auch hier hört man aber leider auf der tiefen Saite etwas die Zerrproblematik…