All in One: Class A- und Röhrenvorverstärker
Nachdem hier bei Amazona.de bereits die Audiobox Interfaces von Presonus getestet wurden, bringt der Hersteller nun mit dem Presonus Bluetube DP V2 das Update des zweikanaligen Mikrofonverstärker samt Röhre auf den Markt. Wir hatten eines der ersten Geräte zum Test.
Aufbau Presonus Bluetube DP V2
Beim Presonus Bluetube DP V2 handelt es sich um einen zweikanaligen Mikrofonvorverstärker, der pro Kanal sowohl über eine XMAX Class A Schaltung, als auch eine 12AX7 Röhre verfügt. Letztere kann nach Belieben dem Signal hinzugemischt werden. Der neue XMAX-Vorverstärker ist verglichen mit dem Vorgängermodell auch die größte Neuerung, die letztendlich zu einem besseren Klang führen soll. Ansonsten ist vor allem optisch nachgebessert worden, so dass Version 2 nun über eine gewölbte Frontblende verfügt, die dazu im schönen Blau erstrahlt.
Der Aufbau der beiden Kanäle ist genau gleich und bietet pro Sektion jeweils eine hinzuschaltbare 48V Phantomspeisung, einen Pad-,der das Signal um 20 dB absenkt, einen Schalter zur Drehung der Phase, ein 80 Hz High Pass Filter sowie Gain- und Tube Drive-Regler. Mit Hilfe des Gain-Reglers lässt sich das Eingangssignal um satte 80 dB anheben (Mikrofon: -30 bis +50 dB, Instrumente: -15 bis +65 dB) und der Komfort der Aufteilung der Regler in Gain und Röhrenverstärkung erlaubt die stufenlose Hinzumischung des Röhrensignals. Wer gar keinen Röhrensound möchte, dreht den Regler einfach komplett bis zum linken Anschlag, was einem kompletten Bypass entspricht. Zur Veranschaulichung der anliegenden Pegel verfügt jeder Kanal über ein VU-Meter sowie eine Clip LED, die bei +20 dBu anfängt zu leuchten.
Auf der Rückseite finden wir alle Anschlüsse des neuen Presonus. Eingangsseitig setzt der Hersteller auf XLR/Klinke-Kombibuchsen, während die Ausgänge des Verstärkers sowohl im Klinken- als auch XLR-Format vorliegen. Entgegen der Klinkenausgänge führen die XLR-Buchsen ein symmetrisches Signal. Den benötigten Strom zieht der Bluetube DP V2 über ein externes Netzteil, was dem Gerät beiliegt. Die Größe des Presonus beläuft sich auf 24,1 x 13,9 x 4,4 cm.
Die Verarbeitung des TubePre V2 ist insgesamt sehr gut. Das Gehäuse macht aufgrund der stabilen Rahmenkonstruktion aus Metall einen sehr guten Eindruck. Auch die Bedienelemente bestehen beim Presonus nicht aus billigem Plastik, sondern stabilem Metall. Die Drehregler weisen einen guten Widerstand auf, so dass genaue Einstellungen ohne Probleme möglich sind. Die Beleuchtung des Bluetube DP V2 ermöglicht auch eine Bedienung bei sehr schlechten Lichtverhältnissen. Die VU-Meter sind grundsätzlich immer hintergrundbeleuchtet, die einzelnen Taster der Phantomspeisung, Phasendrehung, Pad etc. erleuchten dagegen nur im aktiven Zustand. Es ist insgesamt alles etwas hochwertiger bei Presonus, was natürlich auf eine lange Lebensdauer hindeutet.
Vor dem Praxisteil hier noch ein paar technische Daten zum Bluetube DP V2. Die Eingangswiderstände belaufen sich bei den XLR-Buchsen auf 1,3k Ohm, während die Klinkeneingänge einen Wert von 1M Ohm aufweisen, sich also von der Anpassung her ideal zum Anschluss von E-Gitarre oder E-Bass eignen. Der Wert des Klirrfaktors beläuft sich bei Nutzung des normalen Transistorweges laut Presonus auf 0,005%. Mischt man die 12AX7-Röhre mit in den Signalweg, erhöht sich der Wert auf maximal 30%. Der Dynamikbereich liegt bei der Röhrenschaltung bei 107 dB, während es der XMAX Vorverstärker auf 115 dB bringt. Der Rauschabstand liegt bei 95 dB und unterscheidet sich vom Vorgänger damit um gute 5 dB (Bluetube Version 1: 90 dB).
Praxis
Hören wir uns den neuen Presonus zunächst einmal ganz clean an. Die Bedienung ist aufgrund der selbsterklärenden Funktionen und Bedienelemente des Bluetube V2 kinderleicht. Wer ein solches Produkt kauft, weiß auch, was er damit anzustellen hat.
Clean ist übrigens auch genau das richtige Wort für die Beschreibung der Transistor-Schaltung. Hier wird das Eingangssignal ohne Umschweife und ohne Klangfärbung ans Ohr gebracht, ganz so wie man sich das von einem neutralen Preamp wünscht. Dreht man dagegen den Tube-Schalter nach und nach auf, bekommt das Signal kurz nach der Bypass-Stellung eine recht subtile, aber durchaus wahrnehmbare satte Klangfärbung. Gerade der untere Regelungsbereich des Röhrenschaltung hat mir persönlich am besten gefallen, denn hier ist das Signal weiterhin sehr klar und die Auswirkungen auf Vocals oder akustische Instrumente zwar gut wahrnehmbar, ohne jedoch groß ins Klangbild einzugreifen.
Dreht man den Regler über die 12 Uhr Stellung hinaus, nimmt die Sättigung und Verzerrung des Signals deutlich zu. Aber auch in diesem Bereich, der vor allem für Gitarren und Bässe gut geeignet ist, bleibt der Verzerrungsgrad recht moderat. Bei Aufdrehen des Reglers bis ans rechte Ende erhält man schließlich einen guten, aber immer noch sehr brauchbaren Verzerrungsgrad. Die totale Verzerrung bis zur Unkenntlichkeit ist also nicht das Metier des Bluetube DP V2. Dafür schlägt er sich in allen anderen Bereichen sehr gut und bietet durch die Wahlmöglichkeit zwischen Class A- und 12AX7-Röhrenschaltung einen großen Einsatzbereich.
Da die beiden Ausgangspaare simultan genutzt werden können, kann man den Bluetube DP V2 theoretisch auch live nutzen, um sein Instrumentensignal ohne zusätzliche DI-Box zu symmetrieren und gleichzeitig den FOH-Mann und seinen eigenen Monitor mit Signalen zu versorgen.