Praxis
Setzt man sich nun einmal für eine Weile mit dem Shredneck Bassneck auseinander, so fallen schnell die Schwächen des Übungsgerätes auf.
Aufgrund der geringen Länge des Halses und somit auch der Saiten, lässt sich keine normale Stimmung umsetzen. Die Tuner an der Kopfplatte haben lediglich die Funktion, die Saitenspannung auf ein realistisches Maß einzustellen. Somit hört man beim Spielen neben dem Klicken der Saiten auf den Bünden irgendwelche Töne, die rein gar nichts mit dem eigentlich gegriffenen Ton oder den Intervallen zu tun haben. Dies ist verwirrend und nicht gerade förderlich für den Lerneffekt, da man in keinster Weise hört was man eigentlich gerade spielt.
Natürlich ist es nicht möglich, über nur sechs Bünde die Vielfalt eines 24-bündigen Basses umzusetzen, da in erster Linie Bewegungsabläufe und Griffe mit dem Shredneck Bassneck geübt und verinnerlicht werden sollen. Nur sollte man sich dabei die Frage stellen, inwiefern man etwas Musikalisches verinnerlichen kann, was man nicht hört.
Ein weiterer Schwachpunkt ist die geringe Anzahl der Bünde. Für Akkordarbeit vielleicht ausreichend, aber um Tonleitern über mehr als eine Oktave zu üben eher ungeeignet. Die Vorstellung, dass sich Bassläufe nur über sechs Bünde erstrecken, ist ziemlich naiv. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass diese sechs Bünde die ersten sechs Bünde eines normalen Basshalses nachahmen, die für das Akkordspiel beim Bass kaum Anwendung finden. Die Bünde sind im Vergleich zu den höheren Bünden ziemlich breit, und die daraus resultierenden tiefen Frequenzen in diesem Bereich sind für Akkorde nicht sonderlich brauchbar.
Ist es denn gar nicht möglich in Quarten zu stimmen? Muss ja nicht unbedingt EADG sein, Hauptsache die Quinte stimmt. Dann sind die Töne zumindest RELATIV richtig.
Aber selbst wenn nicht würde ich das Teil gar nicht so negativ sehen, man muss sich nur darüber klar sein dass man eben nicht alles mit dem Ding üben kann. Man kann mit Spreizfinger-Grooves seine Greifhand auf Trab halten, man MUSS ja nicht anschlagen (mache ich auf einem richtigen Bass zu Übung auch nicht immer).
Saitenskipping und Betonungen der rechten Hand kann man damit auch üben. Alles motorische Sachen die ich ohne das Teil nicht üben könnte. Oder ist das selbst dafür nicht geeignet?
Ich denke die genannten Probleme ließen sich fast nur dadurch erreichen wenn das Teil größer würde, dann wäre aber auch der kompakte Vorteil für die Katz.
@Charmaquest Hallo Charmaquest,
erstmal vielen Dank für deinen Kommentar und dein Interesse für den Artikel.
Bei dem im Test eingesetzten Shredneck habe ich sogar versucht eine relative Stimmung der Saiten untereinander herzustellen, was mir nicht gelungen ist.
Produktbedingt sind die Saiten ja schon sehr kurz, was es sehr schwer macht die Saiten auf eine realistische Spannung zu bringen und gleichzeitig ein natürliches Spielgefühl herzustellen. Zudem haben selbst kleinste Änderungen an den „Stimmmechaniken“ eine große Auswirkung auf die Saitenspannung und das damit verbundene Tuning der Saite.
Außerdem schwingen die Saiten sowieso nicht frei, sobald man einen Bund greift, da die Saite auf weiteren Bundstäbchen aufliegt und eher ein Schnarren zu vernehmen ist. Eine Brücke gibt es ja leider nicht beim Shredneck, um dieses Problem mit der Erhöhung der Saitenhöhe zu beheben.
Du fasst das ja auch sehr gut zusammen. Man kann eben nicht alles mit dem Shredneck üben. Wem ein Spielraum über sechs Bünde reicht, der kann vielleicht auch etwas damit anfangen. Allerdings sehe ich weitaus mehr Potential in einem Übungsgerät mit mehr Bünden, da sich dadurch die Anwendungsmöglichkeiten um ein Vielfaches erhöhen würden. Nur kommt man dann schon schnell in die Kategorie eines „Paddle“ Bass und man hätte damit sogar einen vollfunktionsfähigen E-Bass.
Außerdem sehe ich in diesem Übungsgerät die Gefahr sich falsche Spielgewohnheiten anzueignen. Man hält das Shredneck ganz anders als einen normalen Bass. Somit ändert sich auch die ganze Haltung des Körpers und der Greif- bzw. Anschlaghand.
Wenn du einen Blick auf das erste Bild im Test wirfst, kannst du außerdem im Bereich für die Anschlaghand deutliche Unterschiede im Saitenabstand erkennen, was auch beim Testmodell der Fall war. Meiner Meinung nach ist dies ein ziemlicher Verarbeitungsmangel und nicht gerade dienlich beim Üben.