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Test: Dawesome Love 1.0.1, granulares Effekt-Plug-in by Tracktion

All love needs is you

7. Juli 2023
dawesome love test

Dawesome Love 1.0.1, granulares Effekt-Plug-in by Tracktion

Dawesome Love 1.0.1 ist der neuste Streich von Peter Vorländer, der unter dem Tracktion Label erscheint. Diesmal handelt es sich nicht um einen Synthesizer wie den Kult oder Novum, sondern um ein Effekt Plug-in. Dieses nimmt sich die Granularisierung von externen Audiomaterial vor, um aus jedem erdenklichen Klang eine Ambient-Atmosphäre zu erschaffen … und mehr.

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Installation von Dawesome Love 1.0.1

Dawesome Love 1.0.1 - UI Big

Zunächst einmal muss Dawesome Love 1.0.1 nach dem Kauf und dem Erhalt der Lizenznummer auf der Tracktion Website heruntergeladen werden. Dazu ist die Erstellung eines Tracktion-Accounts zwingend notwendig. Nach der Eingabe der Lizenznummer wird das Plug-in der Liste der erworbenen Plug-ins hinzugefügt und kann als Mac- oder Windows-Version heruntergeladen werden. Die Formate beschränken sich auf VST3 und AU.

Beim ersten Start der DAW wird kurz nach den Account-Daten gefragt und ab dann ist der Audio-Häcksler auch ohne Internetverbindung aktiviert. Dawesome Love 1.0.1 kostet regulär 56,- Euro und es kann 90 Tage lang in vollem Umfang getestet werden. Das bedeutet, dass man auch Presets während dieser Zeit erstellen und speichern kann – das ist bei Demoversionen anderer Anbieter nicht immer möglich.

Das PDF-Handbuch liegt ausschließlich in englischer Sprache vor und nimmt den Leser an die Hand und führt diesen durch die einzelnen Sektionen und deren Eigenheiten. Wie immer gut gemacht und angenehm zu lesen.

Oberfläche und Elemente des Granular-Effekt-Plug-ins Dawesome Love

Die Oberfläche begrüßt uns mit ihrer aufgeräumten Anordnung und im bekannt modernen Dawesome-Stil. Peter Vorländer ist es gelungen, alle Bedienelemente auf einer Seite unterzubringen. Keine versteckten Menüs, keine multiplen Seiten zur Einstellung von Parametern. Das GUI ist stufenlos verstellbar in der Größe, bietet aber auch drei voreingestellte Größen im Menü. Hier findet man ebenfalls die Preset-Verwaltung zum Speichern und Laden von eigenen Kreationen. Die Auswahl geschieht hier über seitlich kaskadierende Menüs. Im Preset-Fenster zur Anzeige des aktuellen Preset-Namens sind die Presets zudem noch in bestimmten Kategorien angeordnet und alle auf einem Blick zu sehen.

Leider kann nicht nach Presets oder Kategorien gesucht werden. Bei so einem mächtigen Effekt-Plug-in ein klarer Nachteil, gerade im Bereich Sound-Design. Der User-Presets-Ordner kann jedoch mit dem File-Explorer aufgerufen werden. Lege ich einen neuen Unterorder an, wird dieser von Dawesome Love 1.0.1 dann auch als Unterkategorie dargestellt.

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Der Menüpunkt „Adult 18+ Mode“ stellt keine Inhalte der Erwachsenenunterhaltung bereit, sondern bietet die Möglichkeit, die vorhandene Random-Funktion einzuschränken. Neben jeder Sektion des Dawesome Love 1.0.1 erscheint ein Schlosssymbol das, einmal aktiviert, verhindert, dass eben diese Sektion miteinbezogen wird.

Sektionen von Dawesome Love 1.0.1

Observieren wir also erst mal die Sektionen. Auf den ersten Blick ist klar: Dawesome Love 1.0.1 ist konzipiert für eine einfache Bedienung. Die Effekte Filter, Shimmer, Delay, Chorus, Cloud und Phaser haben je vier Parameter zur Einstellung und das war es – sieht man mal von der Sync- und PingPong-Option des Delays ab. Peter Vorländer hat dabei nach eigenen Aussagen mit allen Möglichkeiten gerungen, um mit einer minimalen Anzahl an Parametern eine maximale Klangausbeute erzielen zu können – ich denke, das ist gut gelungen.

Im Gegensatz zu den Effektsektionen in den Software-Synthesizern von Dawsesome gibt es bei Dawesome Love 1.0.1 keine Möglichkeit, die Reihenfolge oder generell das Routing der Effekte anordnen zu können. Auch das ist der simplen Bedienung geschuldet, die auch Anfänger ansprechen soll. Ich konnte Peter aber noch entlocken, dass irgendwann in der Zukunft sowohl eine Erweiterung der Effektauswahl als auch eine Kontrolle über die Anordnung auf dem Plan steht.

Den eigentlichen Grain-Generator gibt es in drei Variationen: Swarm, Chop und Robot.

Jeder Generator geht dabei etwas anders zu Werke, um die Grains zu erzeugen. Und obwohl drei Parameter exklusiv für jeden Grain-Generator sind, teilen sie sich doch sieben andere Parameter.

Diese sind im einzelnen:

  • Offset bestimmt, wie lange gewartet wird bis die Zerstückelung einsetzt, eine Art Pre-Delay
  • Trans quantized und unquantized bestimmt die Transposition der einzelnen Grains
  • Oct bestimmt die Häufigkeit, mit der ein Grain eine Oktave über oder unter dem Original erklingt
  • Tune ist für das Fine-Tuning der Grains bestimmt und kann über Tune-Jit verzufallt werden
  • Reverse stellt die Chance ein, dass ein Grain rückwärts abgespielt wird
  • Pan-Jit schließlich verteilt die Grains mehr oder weniger stark im Stereo-Panorama

Vor allem „Swarm“ ist gut geeignet, das eingehende Signal fließend zu zerlegen und steht für sich schon als Effekt. Die anderen beiden Optionen sind spezieller und fühlen sich mit den nachbearbeitenden Effekten wohler.

Chop kann dazu dienen, Klangmaterial rhythmisch zu zerlegen, wenn man den SYNC aktiviert und die BPM-Teiler entsprechend einstellt.

Robo macht eigentlich etwas ähnliches, nur die Abspielgeschwindigkeit der Grains ist diesmal im Audiobereich – das klingt nach dem typischen 50er-Jahre Robotereffekt, daher der Name.

SYN ist hier eine interessante Erweiterung, mit ihm kann man braven Signalen eine Art Sägezahncharakteristik aufstülpen. Deutlich hören und sehen kann man das bei einem Sinus als Eingangssignal.

Erreicht wird das über Phasenverzerrung und auf komplexerem Material wie z. B. Vocals oder Stems kann das eine echt verheerende Wirkung haben. Diese werden recht heftig verzerrt und können schon fast unangenehm klingen – und das ist auch gewollt. Peter Vorländer hat die Abstimmung absichtlich so vorgenommen, dass auch heftige Töne möglich sind. Und auch im Handbuch kann man den Tipp lesen, den Auswirkungen von SYN mit dem Filter entgegenzuwirken, um so eine geschmackliche Balance zwischen Verzerrung und Wohlklang zu finden.

Der große Regler, je mit einer anderen Farbe und einer anderen Hintergrundgrafik für die Generatoren und Effekte, bestimmt dabei den Dry/Wet-Anteil. Was ich zuerst als grafisch zu dick aufgetragen empfand, entpuppt sich als eine schnelle grafische Übersicht, mit der man den Klang schon optisch ungefähr beurteilen kann. Gehen wir die Effekte kurz der Reihe nach durch.

Filter

Das Filter ist ein resonantes Low-Pass-Filter mit einem Drive-Regler und einem extra Parameter „Anti“, dieser Funktioniert ähnlich wie der „Syn“-Effekt des Robo-Algorithmus ist.

Shimmer

Ein typischer Shimmer Effekt, mit dem über Pitch, der Tonhöhendrift der Iterationen eingestellt wird. „Unschöne“ Intervalle erzeugen sofort eine bedrohliche Atmopshäre. Um einem HF-Build-up entgegenzuwirken, gibt es noch ein resonanzfähiges Low-Pass-Filter.

Delay

Feedback, Rate, High- und Low-Pass sowie Sync und Ping-Pong-Modus … hier gibt es nichts zu sehen, bitte gehen Sie weiter.

Chorus

Den Chorus von Dawesome Love 1.0.1 empfinde ich als wohltuend oldschool. Gleichzeitig arbeitet er aber auch präzise und immer vorhersehbar. Über „Thick“ können die Anzahl der gegeneinanderlaufenden Stimmen von 1 bis 10 bestimmt werden.

Clouds

Sicherlich sind ein Shimmer und ein Cloud-Effekt die Hauptzutaten für dicke, tragende Klangegebilde. Die vier Parameter Size, Space, Early und Lush sind dabei alles, was gebraucht wird, um genau das zu erreichen. Lush ist dabei der Parameter, der für die Verschwurbelung des Nachhallsignals sorgt. Hier kann die wahrgenommene Direktheit sehr gut eingestellt werden.

Phaser

Auch dieser Effekt des Dawesome Love Effekt-Plug-ins ist gleichzeitig vintage und modern. Er erinnert mich sehr an den Phaser auf dem Jean Luc Ponty Album „Enigmatic Ocean“, gut zu hören im Intro des Songs „Mirage“. Ab jetzt definitiv mein Lieblingsphaser in meinem virtuellen FX-Arsenal. Da ein Phaser nur hörbar ist, wenn auch das Original-Signal beigemischt ist, ist die maximale Stellung bei der Hälfte des grafischen Reglers.

Gain-Staging des Dawesome Love 1.0.1

Auch hier hat man einige Optionen. Es ist gut möglich, den Gain am Eingang voll aufzuziehen und den Ausgang herunterzuziehen, um das Signal heftig zu verzerren. Im Gegenzug bedeutet das aber auch, dass es auch mal ungewollt zu Verzerrungen kommen kann, die nicht schön klingen. Dann muss der Gain heruntergeregelt werden. Bei den meisten Signalen habe ich -12 dB als Ausgangseinstellung gewählt.

Manche Effekte, z. B. der Phaser, können auch überdreht werden, wenn man dort das Feedback voll aufdreht. Dann ist ein Nachregeln der Ausgangslautstärke angesagt.

Manchmal ist es einfach zu viel des Guten und dafür existiert der Totenkopf-Button. Er schaltet alles aus, was aus Dawesome Love 1.0.1 kommt und löscht die Puffer.

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Fazit

Wie schon Kult, ist auch Dawesome Love ein Plug-in, das ich erst nach einer Weile zu schätzen gelernt habe. Sicher, die Effekte klingen alle gut und die Auswahl von gleich drei Grain-Algorithmen ist komfortabel und der jeweiligen Situation anpassbar. Aber das Fehlen einer Modulation oder die festeingestellte Reihenfolge der Effekte?

Auf der einen Seite sind aber alle Parameter über eine DAW-Automation oder DAW-Modulatoren steuerbar und reagieren auch hervorragend darauf – kein Gezippe und Gecknackse. Außerdem sind in einer nicht näher bestimmen zukünftigen Version mehr Effekte und eine Veränderung deren Reihenfolge geplant.

Auf der anderen Seite ist die Erzeugung von bauschigen Ambient-Wolken sehr einfach und gerade heraus. Und da nicht jede Einstellung in Leitplanken eingefasst ist,  kann Dawesome Love auch richtig krachig und brachial tönen – wenn das gewollt ist.

So komme ich letztendlich wieder mal zu einer sehr guten Bewertung eines Dawesome Plug-ins, diesmal im Form von Dawesome Love.

Plus

  • umfangreiche klangliche Möglichkeiten
  • einfache Bedienung

Minus

  • rudimentäre Preset-Verwaltung

Preis

  • 56,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    cbsound

    Danke für den Artikel, habe mir das Plug In direkt bei der Veröffentlichung gekauft, selten war es so einfach jedes Signal in eine wirklich schöne Klanglandschaft zu verwandeln!

  2. Profilbild
    Stratosphere AHU

    Mir gefällt das PlugIn ausgesprochen gut. Insbesondere, da sich alle Elemente (Granular Engine, Filter, Chorus, Phase, Shimmer, Delay und Clouds) einzeln (de)-aktivieren lassen. Somit kann ich zB. auch nur Shimmer zusammen mit Chorus verwenden. Das macht Love äußerst vielseitig.
    Warum der Parameter Lock ‘Adult 18+ Mode’ genannt wird, ist mir ein Rätsel. Das finde ich komplett daneben.
    Ansonsten lässt sich sehr effizient damit arbeiten. Die akustischen Resultate haben meine Erwartungen erfüllt.

  3. Profilbild
    Joerg

    LOVE auf den ersten Blick bzw. Versuch!
    Mittlerweile schick ich mein(en) Streichfett (Vst und Hardware) nur noch da durch.
    Sphääääre it…. 👍

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