Moogs muntere Module
Die Moogerfooger Pedale sind zurück – als Moog Moogerfooger Plug-ins. Die ersten beiden Pedale wurden noch vom Herrn der Kaskadenfilter, Robert A. Moog, im Jahr 1998 höchstselbst entwickelt. 20 Jahre sollten sich die Pedale am Markt halten und sind damit die am längsten hergestellte Produktreihe in der gesamten Firmengeschichte.
Und nun, mit einem Paukenschlag, sind alle sieben Module wieder erhältlich als Moog Moogerfooger Plug-ins. Installierbar als AUv2, VST3 und AAX für macOS und MS-Windows Betriebssysteme warten die sieben Klassiker auf ein neues Zuhause, diesmal auf dem Rechner. Hier eine Übersicht und die bisherigen Testberichte.
- MF-101S Lowpass Filter
- MF-102S Ring Modulator
- MF-103S 12-Stage Phaser
- MF-104S Analog Delay
- MF-105S MuRF
- MF-107S FreqBox
- MF-108S Cluster Flux
Zufälligerweise gab es vom MF-104 Delay vor Kurzem erst einen Test hier auf AMAZOPNAS.de, vom DelayDude persönlich. Dass inzwischen irrwitzige Preise für die originale Hardware aufgerufen werden, war mir noch nicht bekannt.
Jetzt erschienen also ohne viel Tamtam und Federlesen die offiziellen Software-Versionen der großen Bodentreter von Moog Inc.
Installation der Moog Moogerfooger Plug-ins
Die Installation über iLok funktioniert tadellos, nachdem man einen Lizenzschlüssel auf der Moog-Website erworben hat. Natürlich muss man immer auch den Account und den Lizenz-Manager von iLok selber installieren. Eine Kritik habe ich dennoch. Standardmäßig werden die Lizenzen auf der iLok-cloud installiert – und das bedeutet, dass die Moog Moogerfooger Plug-ins von Zeit zu Zeit „nach Hause telefonieren“ um die Lizenzierung zu verifizieren. Ich frage mich wirklich, was das soll? Wenn ich einmal lizenziert habe, dann werde ich zwischendurch wohl kaum die Originale deinstalliert und Raubkopien installiert haben.
Problematisch wird das, wenn der Check nicht durchgeht – wenn etwa der Rechner mal nicht am Netz hängt. Genau das ist mir passiert und erst ein Neustart konnte Abhilfe schaffen. Ansonsten stürzte die DAW beim Aufruf eines Moog Plug-ins ab. Es gibt eine Lösung: Ich habe dafür die iLok-Cloud-Lizenzen auf den lokalen Rechner übertragen (einfach per Drag-n-Drop).
Die glorreichen Sieben: Moog Moogerfooger Plug-ins
Was genau die MF sind und was sie klanglich machen, kann man viel genauer in den oben verlinkten Testberichten nachlesen. Hier soll es um die klangliche Umsetzung und vor allem um die Interaktion der Moogerfooger mit ihrer Umgebung gehen. Denn damals war die Idee, Effektpedale mit CV-Verbindungen auszustatten, geradezu revolutionär.
Auch die Größe der Pedale war damals ein Novum, bei den Plug-ins setzt hier aber bereits ironischerweise ein Kritikpunkt an. Denn die Oberflächen sind nicht skalierbar und so haben auf einem Full-HD-Monitor zwar fünf Moogerfooger nebeneinander Platz, auf einem 4k-Bildschirm wird es aber fast unmöglich, irgendetwas von der Beschriftung zu lesen.
Das ist nicht meine einzige Anmerkung zur UI. Denn wir haben es hier mit einer liebevollen fotorealistischen Nachbildung zu tun, deren Fokus eben auf der Optik liegt. Die praktische Seite wurde vernachlässigt. Die Beschriftung ist mit ihrem Mittelgrauton und einer Größe von manchmal nur 8 Pixeln(!) nicht gut zu lesen. Dass Schatteneffekte diese teilweise sogar noch weiter verdunkeln, ist ein Griff ins fotorealistische … ähm Fauxpas.
Des Weiteren sind sich die Geräte von Aufbau und Optik größtenteils so ähnlich, dass man sie schwer auseinanderhalten kann. Anstatt „moogerfooger“ und „moog“ auf jedem Plug-in so prominent zu platzieren, hätte mir besser gefallen, die Typenbezeichnung größer zu machen. Oder zumindest jeder Typenbezeichnung eine eigene Farbe zu geben.
Außerdem wurde viel Bildschirmplatz verschwendet, nur um die Hardware exakt abzubilden. Im unteren Drittel ist z. B. außer den Fußtastern – nichts.
Auch die Einstellung der Regler ist nur über einen winzigen grauen Punkt abzulesen. Es mag ja eine historische Berechtigung geben für diese Darstellung – aber eine kontrastreichere zweite Oberfläche sollte auf jeden Fall angeboten werden. Schon allein der Barrierefreiheit wegen.
Konnektivität und Optionen der Moog Moogerfooger Plug-ins
Da ich mich meiner Kritik nun entledigt habe, kommen wir zum Spaßfaktor der sieben Moog Moogerfooger Plug-ins. Zunächst eimal ist der Klang ziemlich satt und „moogig“. Ein Vorteil der virtuellen Pedale: Die meisten kommen mit Stereo-Optionen, um sie optimal in die DAW einbinden zu können. Überhaupt bieten die jeweiligen Einstellungen teilweise üppige Möglichkeiten.
Diese Einstellungen werden auch mit den Presets abgespeichert. Die Preset-Verwaltung findet man ganz oben im Plug-in-Fenster. Es ist eine sehr einfache Drop-Down-Liste; Schlagwörter oder Suchfunktion werden nicht angeboten. Dafür kann man die Factory-Presets ausblenden und Presets an einen beliebigen Ort exportieren.
Der MF-105S MuRF kann z. B. User-Patterns speichern. Falls man den Überblick verliert, führt ein Klick auf „Open Manual“ einem direkt zur entsprechenden Website. Ja, auch hier gibt es keine PDF-Anleitung mehr. Wenigstens befindet sich die Anleitung auf einer langen Seite, so dass man sich selber ein PDF erstellen kann.
Moogerfooger Plug-ins: CV-Steuerung
Damit kommen wir zum High-Light der Moog Moogerfooger Plug-ins, der CV-Steuerung. Über den CV-Button oder einen Klick auf die virtuellen Klinkenbuchsen klappen diese aus und es erscheint ein Routing-Menü. Nicht alle Parameter sind modulierbar, aber immer die für die Klangerzeugung wichtigsten. Beim MF-101S Lowpass-Filter sind das z. B.: Cutoff, Resonance, Env-Ammount und Mix. Unter den jeweiligen Eingängen finden sich Attenuverter, die aber zunächst keine Funktion zeigen. Die einfachste Art der Steuerung ist „DC“. Damit kontrolliert man mit dem Attenuverter die Stellung des Parameters. Wo sich der Wert dann befindet, kann man dann an einem hellen Ring am betroffenen Parameter-Poti sehen. Er ist zwar nur hauchdünn, aber dennoch einigermaßen gut zu erkennen.
Als nächstes können zwei Signale der Sidechain genutzt werden. Alle Moogerfooger Plug-ins haben vier Eingänge, zwei Audioeingänge und zwei Side-Chain-Eingänge. Diese Side-Chain-Eingänge erwarten digitale DC-Signale, können aber auch mit Audio gefüttert werden. Digitale DC-Signale bedeuten hier einfach, dass feste Werte angelegt werden können. Viele DAWs bieten so etwas an, z. B. Ableton Live mit seinen LFOs oder Reaper mit der Parameter-Modulation.
Richtig interessant wird es aber, wenn dazu spezielle DC-Plug-ins um Einsatz kommen. Ich habe mit sehr gutem Erfolg die SilentWay-Plug-ins von ExpertSleepers genutzt, um damit so einiges anzustellen, dazu später mehr. Schade nur, dass es lediglich zwei Side-Chain-Eingänge gibt.
Aber hier ist noch lange nicht Schluss. Die Plug-ins erkennen sich in einem Projekt gegenseitig. Und so werden bestimmte Ausgangsparameter des einen Plug-ins von einem anderen als Eingangsmodulation akzeptiert. Und das egal, ob sie auf der selben Spur liegen oder auf einer anderen. Dazu ein Beispiel.
Im Bild kann man sehen, dass dem aktuellen MF verschiedene Quellen von fünf anderen Pedalen zur Verfügung stellen. So kann dann der LFO des Ringmodulator die Cutoff-Frequenz des Filters steuern. Über den Attenuverter bestimmt man die Stärke; der Modus Bipolar moduliert dann in beide Richtungen, also unter und oberhalb des eingestellten Wertes.
Auch hier muss ein wenig an der UI herummäkeln. Statt den Geräte-Nummern und den kryptischen Vier-Buchstaben-Bezeichnungen, hätte ich dort lieber den eigentlichen Namen des Pedals gesehen. Die vier Buchstaben repräsentieren dabei die Seriennummern der Pedale, soll heißen, man kann auch mehrere Moogerfooger Plug-ins eines Typs nutzen und diese so unterscheiden.
Was soll ich sagen – das ist eine wunderbare Spielwiese für allerlei Experimente und kreative Verkabelungen. Bietet die DAW das Abspeichern von Effektketten oder Track-Templates an, kann man diese Gesamt-Effektgeräte auch abrufbar machen. Hier wird einem nicht so schnell langweilig.
Allerdings scheint die Sample-Frequenz der virtuellen CV-Eingänge der Moogerfooger Plug-ins nicht ganz so üppig zu sein. Moduliere ich das Filter mit dem LFO des Ring-Modulators, kann ich ab ca. 10 Hz hören, dass sich ein Aliasing-Effekt einstellt. Das passiert, weil die Abtastungsfrequenz an diesem Eingang geringer ist als die eingehende CV-Frequenz. Optisch kann man das mit dem sich scheinbar rückwärts drehenden Rad an einem PKW vergleichen – kann und muss nachgebessert werden.
Moog Moogerfooger Plug-ins als Synthesizer?
Die MF-107S FreqBox beinhaltet ja einen regulären Moog-Oszillator. Und auch in der Anleitung wird die Idee angesprochen, dass man damit ja auch tonal spielen könnte. Allerdings mit der Warnung, dass das Tracking nicht besonders sein wird.
Und hier kommen die SilentWay Plug-ins ins Spiel. Besser gesagt der VoiceController. Dieser bietet in einem Plug-in alles, was man zur Steuerung eines Synths benötigt. V/Okt, Gate, und 3 unabhängige Hüllkurven, die auf ihren eigenen Kanälen ausgespielt werden. Nach ein wenig Routing und der Kalibirierung, die ganz automatisch vonstatten geht, wenn man das Ausgangssignal der FreqBox an das VoiceController-Plug-in zurückleitet, hat man tatsächlich einen spielbaren Synth.
In Kombination mit dem Filter und den anderen Moog Moogerfooger Plug-ins lassen sich interessante Sachen anstellen – als ob man ein modulares Moog System vor sich hätte.
Wie klingen die Moog Moogerfooger Plug-ins?
Zum Klang kann ich nur sagen, dass er mir gefällt. Vor allen die Stereo-Optionen bringen eine Menge und auch die FreqBox kann Stereo. Die beiden Oszillatoren sind dabei leicht gegeneinander verstimmt und klingen ziemlich breit und ausladend. Der Klang aller Moog Moogerfooger Plug-ins wirkt nicht so statisch wie bei manch anderen Effekten, er hört sich einfach lebendiger an. Obwohl ich auch schon bessere Emulationen gehört hab.
Ein kurzer Test verfestigt diesen Eindruck. Lege ich mehrere Durchgänge einer Aufnahme übereinander, so lassen diese sich nicht durch eine Phasenumkehr stummschalten. Zumindest laufen die Oszillatoren der FreqBox also frei.
Mich würde an dieser Stelle ein Eins-zu-Eins-Vergleich mit den Pedalen brennend interessieren.
Die 179€ sind tatsächlich noch im Rahmen des machbaren und ich hätte tatsächlich eher „ab“ diesem Preis gerechnet. Bei aller Begeisterung für die Moogerfooger als Plug-in. Es wäre sicherlich für viele schön, wenn sie auch die Hardware Moogerfooger wieder auferlegen würden.
@Filterpad Vielleicht erbarmen sich ja AJH-Synth.
Ein modularer „MODaFUCK…“ äh „MODaFOGGA“ 😂
Bitte Hardware, bitte zu einem Preis der kompatibel ist.
@Anjin Sun Das müsste dann Behringer erledigen. Etwas hart formuliert. Diese nennen sich dann Behrifooger und kosten 199€/Stück. Nur als Gedankenspiel verstehen.
@Filterpad Naja, zumindest den 104 hat Behringer ja anscheinend schon in der Pipeline.
Da gab es hier im März einen Hinweis.
Mal abwarten…
@Filterpad Der 2600 ist u.a. diesbezüglich eine „gekonnte“ Aussage, welche den Wettbewerb/Markt übergreifend hoffend belebt.
Die GUI ist echt schlecht. Fotorealismus bei PlugIns war doch vor 20 Jahren durch. Nicht skalierbar, no-go. Holzseitenteile: oh Herr, lass Hirn vom Himmel fallen!
@Tai Normalerweise bedeutet das ja (massive Unterschiede), dass sie die Hardware besser finden. War das bei dir auch so? Wurde die evtl. entscheidenden Punkte mono > stereo mit berücksichtigt? (Ich kenne die Hardware nicht) Ich kann nur sagen, dass meine drei virtuellen Moogs (Mini, Model 15 und Animoog Z, alles iPad) sehr überzeugend sind und alleine durch integrierte Effekte und gute Presets die Hardware (trööööt) bei Erstkontakt erstmal abstinken lassen.
@Tai Ich nehme es einfach viel zu oft zähneknirschend hin, wenn etwas nicht skalierbar ist. Eigentlich ist es frech dem Kunden gegenüber und müsste zum Boykott führen. Der Nutzer wird sich beizeiten über diesen Makel ärgern und der Entwickler nimmt es arrogant in kauf. Unschön
Finde es merkwürdig, dass die Plugins nicht skaliert werden können. Die von gaffer genannten Minimoog, Model 15 und Animoog Z laufen ja auch auf dem Mac als Plugin und sind alle skalierbar. War hier vielleicht ein anderes Entwicklungsteam am Werk? Die sollten sich vielleicht mal austauschen …
Danke für den tollen Test, Thilo! Ich habe schon seit der Ankündigung mit dem Gedanken gespielt, die Plugins zu kaufen und war hin und hergerissen .. nun bin ich hingerissen .. Download läuft. :)
@Dirk E. aka Xsample Viel Spass mit den modularen Moog Maschinen; mögen mannigfaltige Machwerke emmanieren (ja ich weiß, aber immerhin fast ;)