Metallische Sounds in Moog-Qualität
Moogerfooger MF-102: Stompmachine
An sich sind die Muh-gah-fuh-gah „Tretminen“, sie haben also eine bodenkompatible Bauform und einen Bypass-Schalter, der sich mit dem sockentragenden Körperteil sicher bedienen lässt. Eine LED zeigt dies durch rotes oder grünes Leuchtfeuer an. Was allerdings typisch für Tretminen ist: Netzadapter. „Wandwarzen“ werden auch hier verwendet. Aufgrund der Gehäusegröße aber käme ich auch auf keine andere Idee. Die Gehäuse sind aber stabil und sehen auch gut aus.
Das Layout und Design lassen unschwer erkennen, dass es nun doch keine gewöhnliche Tretmine sein kann: Holzseitenteile und vor allem die Schalter und Drehknöpfe haben gaaanz zufällig das altbekannte Retro-Minimoog-Design. Somit, auch für weniger Synthesizerbegeisterte, schon über das Kleinhirn intuitiv als „Moogprodukt“ erkennbar und als „das ist was Solides“ eingestuft. Recht hat es, das Kleinhirn.
Aussteuern
Synthesizer oder Gitarre einstecken (ja, ist leveltechnisch in Ordnung) und ein bisschen Krach machen: Die LED sollte gelb flackern und hat netterweise als Hilfe auch andere passende Farben (wo man sich pegelmäßig besser nicht aufhalten sollte). Jetzt kann man den Moogerfooger prima einschalten und schrauben. Der Drive-Regler (ein kleinerer Knopf als die anderen) dient der Verstärkung und auch der Verzerrung. Nein, es ist kein Verzerrer an Bord, gedacht ist dieser Knopf lediglich zum Einpegeln. Offiziell und amtlich. Aber man kann ja schon… ;)
Bedienung und Hintergrund der Ringmodulation
Damit sind wir bei den Knöpfen und Schaltern des MOOG MOOGERFOOGER MF-102 RINGMODULATOR. Ein Ringmodulator ist ja – wer gut aufgepasst hat – etwas, was nicht „typisch“ Moog ist. Viele Moog Modelle hatten keinen – bis auf wenige Ausnahmen, wie der Moog Liberation und die modularen Systeme, obwohl er gerade bei DIESEM Modell außerordentlich bemerkenswert ist. Also: Warum nicht einen externen originalen Moog Ringmodulator?
Ringmodulation? Hat das was mit heiraten oder Vogelkunde zu tun?
Ein Ringmodulator bildet aus zwei Eingangsignalen die Summe und die Differenz der Frequenzen der beiden Quellen – das Ergebnis: metallische und glockenartige Klangspektren. Es dient also der Dreckerzeugung auf sauberem deutschen biologisch abbaubaren Klangteppichen…
Es bietet sich also selbstredend an, den Moogerfooger MF-102 mit einem Synthesizer zu verwenden, es geht aber auch um spezielle „spacige“ bis „kranke“ oder „Roboter-Stimmeneffekte“ zu bekommen. Der Aufbau und das Aussehen ist bei den Moogerfoogern besonders mit dem MF101 (Lowpass-Filter) nahezu identisch. Dies ist aber lediglich eine Äußerlichkeit und die Schalter sind blau (wieder Minimoog-like, obwohl dieser ja bekanntlich keinen Ringmodulator hat).
Die Schalter und Knöpfe haben zudem ganz andere Funktionen, außer Drive, mit dem man das Eingangsignal bequem einpegeln kann (farbige LEDs weisen auch hier den Weg, wie im MF101, also keine Chance für ungesehene Übersteuerung). Eine Anzerrung ist bei genug Pegel machbar, wenn es auch nicht beabsichtigt ist. Aber eben möglich – logisch, dass eine Gitarre weniger Pegel hat und somit auch mit weniger Verzerrungs-Headroom auskommen muss.
Nun habe ich doch im Anfang von zwei Signalen gefaselt, die ein Ringmodulator braucht. Das ist auch tatsächlich so. Im MF103 arbeitet ein Sinus-Oszillator, der einen weithin regelbaren Bereich hat, denn er kann mittels Schalter von 2 Hz bis 4 kHz eingestellt werden: Es gibt einen niedrigen Frequenzbereich (OSC arbeitet als LFO, der aber in den Audiobereich hineinragt (130 Hz) und einen hohen Bereich, der bei 60 Hz startet und bei ebengenannten 4 kHz endet). Damit nicht genug, ein alternatives Signal kann außen durch den AUX-Weg in den Ringmodulator eingespeist werden. Man muss also nicht unbedingt den Oszillator benutzen.
Anschlüsse
Die Anschlüsse sind auch beim MF103 sehr komplett und erlauben sogar ein Abgreifen des internen LFOs. Die Geschwindigkeit und Stärke des LFOs, wie auch der Mix zwischen Trockensignal und Ringmodulator, ist ebenfalls von außen per Steuerspannung oder Pedal steuerbar (Modularsysteme freuen sich, denn auch der Oszillator ist rausgeführt (Carrier out).
Ja, LFO?
Damit sind auch weitere der schönen „Altretro-Moog“-Drehregler schon erwähnt und leicht beschrieben: LFO-Geschwindigkeit und -Stärke, der natürlich auf den Oszillator wirkt (zartes Tremolo bis Monstermodulation inbegriffen). Mit dem Kippschalter kann man die Schwingungsform des LFOs zwischen Sinus und Rechteck umschalten.
Gerade bei einem (analogen) Ringmodulator will ich kurz noch einmal den vollen, runden und artefaktfreien Klang empfehlen, den man so meist eben nicht mit digitalen Geräten erzeugen kann. Gerade auch bei Synthesizersounds bietet dieser Ringmodulator interessante klangliche Möglichkeiten. Bei Stimmen kann man die machbaren Effekte von „Zerhacken“ bis „Verfremden“ oder „Tremoloisieren“ nur annähernd beschreiben. Eine – einmal andere – Variante zu Pitchshiftern: Man kann mit den entsprechenden Reglerstellungen einen unmenschlichen bis niedlichen Sound für die Stimme hinbekommen (schneller LFO, aber tiefe/hohe OSC-Frequenz).
Also vom „riesigen elektrischen Generator“ für Humanoiden, die gerne einmal „die Stimme der Energie“ sein wollen bis zu „ärgerlichen“ Robotern, die sich Musikstile wie EBM, Industrial, Experimental-Electro, Synthpop erwählt haben, wird einiges geboten. Auch in der „friedlichen“ Nutzung gibt es Anwendungen, wenn man den Trägeroszillator ein wenig höher dreht … und mit dem LFO in niedrigeren Bereichen ein wenig experimentiert.
Und dies sind nur EINIGE der Möglichkeiten … Denn es gibt ja auch noch Drumloops und Synthesizersound oder Gitarren oder …?
Beispiel? Eine 303 bekommt durch den Moogerfooger MF-102 einen wirklich „modernen“ Klang und verliert seine Altbackenheit (303-Fans mögen mir verzeihen).
Ein Drumloop bekommt durch den Moogerfooger MF-102 einen anderen Charakter aufgeprägt, ohne seinen eigentlichen Groove zu verlieren; es klingt einfach weniger geklaut (falls man es nicht so macht wie ich und fremde Loops verwendet, könnte das Besondere interessant sein, um ein wenig persönliche Note hineinzubringen).
YT-VIDEO
Zum Abschluss noch ein YT-Video mit Klangbeispielen:
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„sockentragenden Körperteil “ — wieso geht bei mir jetzt das Kopfkino an und ich sehe ein einschlägig bekanntes Promobild der Red Hot Chili Peppers vor mir…?
Der Artikel stammt von 2000 oder 2001 oder so, ist vermutlich vom System republished worden.
Da war eine harte Sprache noch okay und Socken, hmm, also war auch ok. Die Welt ist schön. Aber das ist alles so lange her. Heute dürfen Kinder nicht mal mehr Laternen befeuern, weil ist ja so gefährlich. Fahrradhelm und Führerscheine für Drones .. die Gefahr lauert ja überall. Vielleicht ist auch ein Dalek im Moogerfooger untergebracht, man darf nicht zu harsch hineinsprechen, er könnte wach werden.
@moogulator Korrekt. Der war duch schlecht aufgelöste Mini-Bilder und eine füchterliche Formatierung total verhunzt. Außerdem stand da noch was von 800 DM!!! Da es das Teil aber noch gibt, haben wir ihn überarbeitet und neu aufgelegt :-)
Heidewitzka, 800 DM…. ja, das war dann wirklich schon ein Paar Jahre her.
Wobei… ich weiß nicht, wie es anderen geht… aber ab und zu erwische ich mich immer noch dabei, wie ich im Kopp umrechne in 2:1 oder umgekehrt (obwohl es ja absoluter Quatsch ist).
Es gab ja mal ein Keyboards-Feature und Video mit einem seltsamen Herrn, die den Einsatz (oder Ersatz) von Modular-Systemen zeigte (Oh, das hat ja V/Oct-Charakteristik). Das hat mich neugierig auf die MF-Pedale gemacht; mittlerweile gibt’s ja auch abgespeckte Minifoogers, wem die 800,-DM zu teuer sind.
Seit gestern habe ich so einen Teil, und ich bin total Beeindruckt. Auch weil der Moogerfooger (anders als die „abgespeckten“ Minifooger) genügend Regler und Eingänge haben um sehr detailliert am Klang zu drehen. Eine Offenbarung für jeden Soundtüftler, und eine echte Bereicherung in einem modularen Umfeld …