Modulation aus gutem Hause
Modulationseffekte gehören zu den wichtigsten Effekten für Keyboarder und sind für die tastenspielende Zunft ähnlich essentiell wie Verzerrer für Gitarristen. Dabei arbeiten Phaser und Chorus/Flanger zwar prinzipiell unterschiedlich, doch sorgen sie beide für breite Klänge und verhelfen einfacheren Keyboardklängen zu mehr Durchsetzungsvermögen. Sowohl die klassischen String-Maschinen der 70er als auch die ersten bezahlbaren polyphonen Synthesizer wie Polysix oder Juno-6/60/106 verdanken einen Großteil ihres besonderen Klanges dem integrierten Chorus. “Große” Synthesizer von Oberheim, Moog oder Sequential Circuits hatten so etwas natürlich nicht nötig, da sie dank mehrerer Oszillatoren von Natur aus schon fett genug klangen. Für andere Instrumente, beispielsweise Rhodes E-Pianos, sind Modulationseffekte beinahe ein Muss und auch die legendäre Hammond verdankt einen großen Teil ihres eigenständigen Klanges der Leslie Box: ein etwas unhandlicher Modulationseffekt, basierend auf rotierenden Hörnern.
Das Angebot an Phaser- und Chorus/Flanger-Pedalen ist beinahe uferlos und manch ein Produkt wird gewiss von der Mehrheit der Musiker übersehen bzw. überhört. Doch wenn sich der namhafteste Bauer analoger Synthesizer an das Thema Modulationseffekte heranwagt, steigen die Erwartungen natürlich etwas an, zumal die Preise keinen anderen Schluss zulassen.
Die Moog Moogerfooger Reihe
Zumindest äußerlich gehören die Moogerfooger Pedale zu den auffälligsten Tretminen überhaupt. Nebst ihren vergleichsweise großen Abmessungen heben sie sich vor allem durch einen Aspekt von der breiten Masse an Konkurrenzpedalen ab: Modularität. Die Rückseite ist gespickt mit großen Klinkenbuchsen für Audio-Ein- und Ausgänge sowie zahlreichen CV-Anschlüssen. Beinahe jeder Parameter ist über CV steuerbar, zudem werden interne Steuerspannungen nach außen geführt. Moogerfooger Pedale lassen sich untereinander problemlos kreuz und quer verdrahten: Der LFO des Phaser-Pedals steuert die Cutoff des Filterpedals, dessen Envelope Follower die Frequenz des Oszillators aus dem Ringmodulator bestimmt, der die Resonanz des Phasers moduliert. Alles klar? Wer hier einmal Blut geleckt hat, möchte nicht so schnell wieder mit “normalen” Effektgeräten arbeiten. Solche Setups lassen sich mit keinen anderen Pedalen realisieren, im Vergleich dazu wirken klassische, seriell aufgebaute Pedalboards geradezu banal.
Moogerfooger MF-103 Phaser
Das Phaser-Pedal MF-103 stammt zusammen mit den Filter- und Ringmodulator-Pedalen aus der ersten Moogerfooger Serie und wird seit 1999 praktisch unverändert hergestellt. Es handelt sich dabei um einen 6- oder 12-stufigen Phaser mit integrierter Vorstufe und LFO mit Dreieckschwingung.
Das angenehm großzügig gestaltete Bedienfeld teilt sich in drei Bereiche: Pegel, LFO und Phaser. Das untere Drittel des Pedals ist für eine Funktion reserviert: den robusten Bypass-Schalter. Hier tritt man mit Sicherheit nicht daneben. In der Mitte befindet sich ein Drive-Regler zwecks Pegelanpassung des Eingangssignals, wobei auch angenehme Verzerrungen möglich sind. Hierzu ein Klangbeispiel: Ein monophoner Synthesizer dient als Klangquelle, der Effekt steht auf Bypass und der Drive-Regler wird langsam hochgedreht.
Der Drive-Regler deckt einen weiten Bereich ab, auch Mikrofonpegel können problemlos verarbeitet werden. Das Rauschen hält sich dabei in angenehmen Grenzen. Ausgesprochen praktisch ist der Output-Regler, für Bodeneffektgeräte eine Seltenheit. Drive und Output werden übrigens nicht über Bypass gesteuert, sondern sind dauerhaft aktiviert.
Danach durchläuft das Signal den eigentlichen Phaser, der wiederum von einem LFO moduliert wird. Doch wozu das Ganze? Und vor allem: Was genau passiert hier eigentlich? Wir unterbrechen diesen Test für eine kurze technische Durchsage. Ein Auszug aus dem AAA (Anderssons Analog Allmanach):
Phaser, der: Im Phaser wird das Eingangssignal aufgeteilt und durch eine Reihe von Allpassfiltern geschickt. Letztere sind Filter, die alle Frequenzen durchlassen, wobei es zu Phasendrehungen einzelner Frequenzen kommt. Durch Mischung mit dem Originalsignal werden bestimmte Frequenzen ausgelöscht oder betont. Das Ergebnis nennt man “Kammfilter”.
Stages bezeichnet die Anzahl der Kammfilter, die das bearbeitete Signal durchläuft, während Sweep die Frequenz regelt, ab der die Phasendrehungen in den Kammfiltern einsetzt. Resonanz regelt eine Rückkopplung, weshalb dieser Parameter oft Feedback genannt wird.
Der LFO bietet ausschließlich Dreieckschwingung sowie einen ziemlich breiten Frequenzgang von 0,01 (100 Sekunden pro Zyklus) bis 250 Hertz. Über den Amount-Regler wird seine Wirkung auf den Sweep-Parameter gesteuert.
Praxis
Für meine ersten Gehversuche mit dem Moog Phaser beginne ich mit einem einfachen Sägezahnbass mit mittlerer Cutoff-Frequenz. Die ersten fünf Sekunden bleibt der Effekt ausgeschaltet, alles was danach passiert, ist einzig und allein dem Phaser zu verdanken, während der Synthesizer stur vor sich hin dröhnt.
Als nächstes beschäftigen wir uns mit dem Sweep-Parameter, der von Hand hochgedreht wird. Das Eingangssignal ist ein Rhodes Sample aus dem Hause Nord:
6 Stage, 12 Stage; 6 Stage mit Resonanz, 12 Stage mit Resonanz
Und hier das Gleiche mit Modulation: Bypass; 6 Stage; 12 Stage; 6 Stage mit Modulation; 12 Stage mit Modulation
Die Frequenz des LFOs wird langsam hochdreht: KBS 24
Ein schneller LFO ermöglicht glockenartige Klänge. Für einen klassischen Phaser vielleicht etwas ungewohnt, aber höchst willkommen:
Stimmt man den LFO auf den Grundton, ergeben sich je nach Intervall ganz eigene Klänge. Bei Minute 1:00 wird die Resonanz hochgedreht.
Zum Abschluss eine Session auf dem Rhodes:
Ich nutze von den Moogerfoogern den Phaser und den Ringmodulator zusammen mit einem 5U-Modularsystem. Es ist eine wahre Pracht die Pedale mit den Modulen zu verbinden, mal eben den LFO aus einem Fooger zu „leihen“ oder am Fooger ganze Sektionen des Synthesizers mit einem Regler in Wallung zu bringen.
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Was mir auch oft passiert: Ich lasse einen Synthesizer im Bypass durch den Fooger laufen weil das Drive so herrlich klingt.
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Hat wer einen Tipp wie ich den Drive-Sound des Moogerfoogers in einem separatem Pedal bekommen kann? Kann das das Minifooger Drive? Oder klingt der anders? Das Minifooger Delay war jedenfalls eine Enttäuschung für mich …
Hallo Thomas,
soll das Drive Signal erhalten bleiben und du willst parallel einen einen weiteren Signalweg aufmachen? Ich habe hierfür einen Millenium SP8 Splitter im Rack, der splittet 1 auf 4 oder 2 auf 8. Kostete 99€ hat sich aber mehrfach bezahlt gemacht. Bei einigen Mischpulten kannst du das auch über den Insert/Aux abziehen und dann auf einem anderen Signalweg bearbeiten und dann in einen anderen Channel wieder rein. An meinem ZED 420 würde ich einen Direct Out opfern und einen Channel. So hätte ich dann das Drive Signal und auf dem anderen Channel das weiter verarbeitete Drivepluseffekt Signal
@TobyB Oh, ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Sorry.
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Ich wollte ein Pedal haben das den Sound des Drives aus den Moogerfoogern hinbekommt. Also ein Pedal nur mit dieser Drive-Schaltung.
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Immer den ganzen Moogerfooger Phaser blockieren, nur weil dessen Drive so schön rund klingt ist irgendwie … overdone.
Hast Du’s denn schon mal mit dem Minifooger DRIVE probiert?
@Martin Andersson Nein. Wenn jemand beides kennt, vielleicht kann er sagen ob der Klang passt?
Die Frage steht hier zwar schon etwas länger, vielleicht hilft es trotzdem noch. Ich habe abgesehen vom Murf alle Moogerfooger und Minifooger Pedale in Gebrauch. Der MF Drive könnte für das, was du willst schon fast zu viel sein, auch wenn er in meinen Augen ein genialer Verzerrer ist, ganz dezent eingesetzt könnte es auch funktionieren. Was in meinen Augen besser klappen würde ist der MF Boost, der ist sehr viel dezenter in der Verzerrung und kann auch sehr gut „nur“ boosten. Allerdings hat er zwei settings, von denen das zweite eher Richtung Verzerrung geht, aber eben immer noch sehr subtil. Das ist genau der Sound, den ich bei den Moogerfooger beim Drive höre, zumindest mit meinen Ohren.
Ich liebäugele ja schon länger mit einem Ring-Modulator für meine Mother-32, kann mich aber nicht so recht entscheiden, mich mit dem Minifooger Ring zufrieden zu geben oder gleich in die Vollen zu greifen mit dem MF-102. Die großen Moogerfooger sind ja einfach sehr verlockend für Modular-Freaks Aber auch der MF-103 weckt Begierden; mit nur einem Monacor PZ-100 bin ich Phaser-mäßig etwas schwach ausgestattet (ansonsten wird ein Multi-FX bemüht). Der Cluster-Flux liegt leider weit außerhalb meiner Mittel…
@Son of MooG Wenn Du gerne modular arbeitest, wirst Du mit den Minifooger Pedalen auf die Dauer nicht glücklich werden. Mein Ratschlag wäre deshalb: such Dir ein Moogerfooger auf dem Gebrauchtmarkt. Diese Dinger halten gut. Besitze selbst ein MF-101 Filter aus der allerersten Serie (Seriennummer 00035!). Das ist etwa 20 Jahre alt und funktioniert tadellos.
@Son of MooG Ich mag Ringmodulatoren nicht. Der aus meinem alten MS-20 war furchtbar. Und auch andere „Rings“ haben es IMHO nicht gebracht. Völlig unbrauchbare Schaltung.
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Aber nach Mick Irmers Amazona-Artikel zum Moogerfooger Ringmodulator habe ich es doch mal versucht. Wow. Auf ein mal wird einem klar was ein Ringmodulator leisten kann. Seit dem ist er ein Lieblingswerkzeug neben meinem Little Phatty und wird als Ausdrucksmittel in Solos live ge-tweakt. Habe ich sonst noch nirgends gesehen. Macht echt was her.
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Man könnte sagen, den Ringmodulator kann ich empfehlen … ;-)
Mhm dann sollte ich den Ringmod doch mal testen.
Ich kann den Phaser empfehlen.
Hatte ihn schon mal vor vielen Jahren, dann verkauft wegen eines Synths…dann den Verkauf bereut und jetzt hab ich ihn wieder ;-). Warum kauft man 2x den gleichen Effekt wenn er nicht geil wäre?
Der bleibt diesmal aber sicher.
( Der besagte Synth ist übrigens nimme da…)
Off topic: Ich habe die Klangbeispiele des Chorus und Flanger ca 20min durchgehört und dachte „verdammt, dieser Chorus ist wirklich extrem subtil“, bis ich gemerkt habe dass das daran lag, dass ich bei meinem iPhone „Mono-Audio“ aktiviert habe (weil ich nicht gut höre auf einem Ohr). Sobald ich das deaktivierte, war die Modulation ganz deutlich zu hören. Also Mono-Audio -> nur dry signal, Stereo-Audio -> dry + wet signal, und das auf beiden Kopfhörern.
Kann mir jemand erklären woran das liegt? Frage mich gerade ob ich womöglich beim Hören mit Kopfhörern immer die Chorus und Flangereffekte verpasse! Danke :)
@juliancoolian Meiner Erfahrung nach liegt das daran, dass im Stereobetrieb der Choruseffekt auf beiden Kanälen phasenverschoben ist und sich somit gegenseitig auslöscht, sobald beide Spuren zu einer Monospur zusammengemischt werden. Mir ist das einmal mit dem SCF von TC-Electronics passiert: Stereo Ausgänge über ein Mischpult abgehört, dessen Summe aus Versehen auf Mono geschaltet war. Vom Effekt war kaum etwas zu hören.