Rolands Schweizer Messer für Effekte
Was ist ZenologyFX?
Rolands letzter Wurf in Sachen Cloud-Angebot führt ein mehr oder minder unscheinbares Dasein. Dabei haben wir hier ab dem Core-Abo ein MultiFX-Plug-in mit über 90 Effekten. Die Spannbreite reicht hier von Amplitudenverzerrung, Sättigung über Phaser, Flanger, Delay, Chorus. Zwischendrin fehlen allerdings die Reverbs. Persönlich empfinde ich dies als sehr schade. Aber wir hoffen, Roland nimmt sich auch dieser „Legenden“ an.
Dafür werden wir aber aussreichend mit Chorus von CE-1 bis SDD-320 oder den aus den Boss Geräten bekannten Tap- und Multitap-Delays entschädigt oder finden unter Flanger die Nachbildung des SBF-325 Flangers.
Generell bis auf die Ausnahme des ebenfalls separat erhältlichen JUNO Chorus, kommen alle FX unter einer einheitlichen Oberfläche daher. Das ist an dieser Stelle und im Sinne des Worklows gut. Freunde skeuomorpher Anwenderoberflächen haben hier die Ergonomie am Monitor im Auge.
Die Installation der Plug-ins
Wer schon ein Roland Cloud -Abo hat, weiß wie die Installation geht. Über die letzte Zeit hat Roland den Cloud-Manager weiter verbessert und einige ärgerliche Bugs behoben. Nach der Entscheidung über ein Abo-Modell und die Regristrierung erfolgt die Installation des Cloud-Managers, der dann entsprechend die Plug-ins bereitstellt. Nach einem Scan und AU-Validierung sind dann in Logic die Zenology FX im entsprechenden Kontext zu finden. Wie schriebt der Jim so schön: „Effekte aller Roländer, vereinigt euch!“
Generell gibt es bis hierhin keine Auffäligkeiten. Es muss jedoch angeführt werden, dass in Logic der Spurtyp immer unter Stereo stehen muss, sonst erscheinen die Zenology FX nicht unter Audio-Units. Ob das nun ein Bug oder Feature ist? Es sei dahingestellt, allerdings möchte der Anwender durchaus mal M/S verarbeiten oder eben L, M, R. Und dies gerne auch in Mono.
Die erste FX-Kette mit den Roland VSTs
Der Autor ist nun eher ein Vertreter der Halbleiter- und Synthesizer-Fraktion und stolzer Besitzer diverser Vintage-Effekte. Dementsprechend fallen einige FX heute unter den Tisch und auf der anderen Seite werden wir einige FX näher betrachten. Zwingend sind nun gute Chorus-Effekte, um die Messlatte hochzulegen. Ebenso Delay, da hier mit den Originalen von Boss und Roland verglichen werden kann. Dies gilt dann auch für den Juno-Chorus, der tatsächlich im Plug-in „rauschen“ kann. Was eigenlich unerwünscht ist, aber eben doch dazugehört. Ein weißer, brauner oder rosa Noisefloor hat durchaus Charme. Es ist wie mit dem Tuning- und Condition-Reglern in den Plugout Synth-Modellen von Roland massvoll eingesetzt, zaubert genau das Leben und ein Lächeln ins Gesicht.
Was Roland sehr gut geschafft hat, ist den Vibe der originalen Effekte einzufangen, sei es CE-1 bis zu Space-D. Sie kommen sowohl mit dem DRY-Signal zurecht und machen sich auch als WET „Geheimtipp“ hinter einem Reverb sehr gut. Was generell bei AUs unter Logic gegeben sein muss, die Parameter-Automatisierung im Channel-Kontext. Das funktioniert hier dank einheitlicher Bezeichnungen über alle FX sehr konsistent, so dass man hier einen Haken dran machen kann.
Die optische Gestaltung funktioniert trotz einiger Bedenken in einem Studio ohne Tageslicht sehr gut, gleichwohl wird es Beleuchtungssituationen geben, unter denen Grau, Violett und Minze als Farbtöne nicht optimal sind.
Vor- und Nachteile der Roland Zenology FX
Die Roländer sehen die Zenology FX in erster Linie als Intrumenten-FX. Das erklärt auch einige Eigenarten. Eine Aufsplittung und MultiFX sind nur in Form eines virtuellen „Floorboards“ möglich. Was aber in Zenology FX wirklich sehr gut gelöst ist, ist dass die MIDI-Assigns immer im unteren Bereich zu finden sind. Hiermit können über MIDI-CC entsprechende Controller und Befehle abgesetzt werden, um dem Sound mehr Ausdruck zu verpassen. Je nach FX ist das auch mal sinnvoll und lässt sich durchaus musikalisch einsetzen. Roland belegt hier die Standard-MIDI-CCs für Breath, Modulation, Pan und Level. Unter CTRL lässt sich dann Bend und Aftertouch finden.
Damit wir nicht den Überblick verlieren, zeigt ein Klick auf Assign die jeweiligen Zuweisungen als Linie von A nach B an. Ebenso wird bei der Zuweisung eine Linie gezogen.
Die Automatisierungen werden dann innerhalb von Logic entweder über die Spurautomatisierung als Kurven gezeichnet oder können über die MIDI-Eventlisten-Editor eingestellt werden. Möchte man diese Mappings nun wieder loswerden, klickt man auf Menu und wählt Clear-MIDI-Mapping.
Etwas sparsam ist noch die Sektion JD Multi, die bis dato mit einem Preset daher kommt. Roland stellt hier die Möglichkeit vor, Kombinationen zu verketten. Soweit, so gut. Es gibt bisher nur ein Preset und dies richtet sich mit Overdrive und Phaser nicht besonders an die Tastenfraktion.
Bleibt zu hoffen, dass JD Multi noch eine Aufwertung durch eigene FX-Ketten und mehr Presets erhält. Das Potential ist hier ja vorhanden.
Die Zielgruppe für Roland Zenology FX
Mit Multieffekten innerhalb einer DAW ist das immer so eine Sache. Die einen arbeiten hybrid und schleifen ihr Outboard als Send und Return ein. Ob nun mit Patchbay oder nicht, sei dahingestellt. Andere schwören nun auf in the Box. Beide Ansätze haben ihre Besonderheiten. Und beide müssen sich nicht auschließen. Der Ansatz von Roland, eine Vielzahl von Effekten unter einem Dach zu vereinen, ist nicht von der Hand zu weisen. Roland hat an fast alles gedacht: Looper, Mid-Side-Compressor, Transienten-Designer, Crusher und Lofi-Compressor. In Verbindung mit den klassischen Roland Flangern, Chorus und Delay stimmt das Paket. Die Integration von MIDI-CCs rundet dies ab.
Der Spagat zwischen Studio und Performance passt. Die FX laufen sehr sparsam unter Logic und lassen sich ebenso unter MainStage einbinden. 32 Instanzen erzeugen auf einem M1 Mac gerade mal 5 % Systemlast unter MainStage und Logic. Damit kann man arbeiten. Somit empfiehlt sich Zenology FX für den Musiker im Studio und auf der Bühne, egal ob nun Tasten oder Saiten.
Presets der Plug-ins
Neben der Möglichkeit „Werkseinstellungen“ aufzurufen, der Preset-Browser ist wieder dabei, klönnen die Presets mit samt der MIDI-Zuweisungen auch gespeichert werden. Was dann wieder Live und oder im Studio ein nicht zu unterschätzendes Feature ist.
Für einen ersten Test hat Roland hier entsprechend gut vorgelegt, mögliche Verbesserungen sollte Roland aber zumindest bedenken. Dass es unter JD Multi nur einen FX derzeit gibt, ist ein bisschen verschenktes Potential. Dass man sich dies im Channel- und Bus-Kontext auch selber bauen kann, ist eine Möglichkeit, wenn auch nicht die übersichtlichste Variante. Aus meiner Sicht fehlen definitiv auch noch die Reverbs. Wenn man einen Space-D und SDD-320 kann, sollte ein DEP-5, SRV-2000 möglich sein. Manchmal möchte man halt einen Non-Linear-Reverb und einen Space-D Chorus kombinieren und hätte gerne einen zeitgemäßen Dynamikbereich.
Zusammenfassung
Kritikpunkte gibt es wenige. Und selbst diese sind angesichts der Vielzahl an FX ein Jammern auf hohem Niveau. Roland punktet hier beim Sound, den MIDI-Zuweisungen. Das Fehlen von Reverbs ist schade, dafür überzeugen Delay, Chorus und Flanger sehr und entschädigen dann doch.
Die Klangbeispiele fokussieren sich auf Chorus, Flanger und Delay. Hier und dort wurden sie als Instrumenteneffekte oder Spureffekte eingesetzt.
Keine Reverbs?
Das wäre ja dann wie ein Schweizer Taschenmesser, bei dem der Korkenzieher fehlt…
@mort76 Das hat mich in der Tat auch verwundert, zumal ja in den Instrumenten Reverbs drin sind. Ich hoffe doch das da noch was kommt.
„Roland Zenology FX, Multieffekt Plug-ins VST“
VST2 oder VST3?
VST3