SPL De-esser
Beim De-esser handelt es sich, wie der Name auch schon unschwer vermuten lässt, um ein Gerät zur Reduzierung von störenden und zu scharfen S-Lauten, wie sie den meisten bei der Aufnahme von Stimmen schon einmal vorgekommen sein werden.
Der Optische Eindruck…
… ist, wie auch bei einem Gerät der Sound Performance Laboranten kaum anders zu erwarten, gut. Die Verarbeitung erscheint solide und die schwarz-blaue Frontblende schaut einfach schick aus. Alle Drehregler und Schalter sind leicht zu bedienen und die XLR- und Klinkenbuchsen auf der Rückseite sind von hoher Qualität.
Hardware-Ausstattung
Rückseitig verfügt der De-esser über symmetrische Ein- und Ausgänge. Diese sind jeweils in XLR als auch in Klinkenausführung vorhanden. Ein Spannungswahlschalter für die Anpassung an das jeweilige Stromnetz und ein Groundliftschalter zur Unterdrückung von Brummschleifen runden das rückseitige Bild ab.
Frontseitig findet der Anwender pro Kanal (von denen es zwei gibt) einen Drehregler zur Regulierung der S-Reduzierung, drei Schalter für Auto Threshold, Male/Female, Active und eine LED-Anzeige zur besseren Kontrolle der S-Reduzierung.
Test-Umgebung
Ich habe den SPL De-esser in Verbindung mit einem Mackie 1604 und Yamaha NS 10 Studio sowie über ein Rode NT 2 und ein AKG C 3000 getestet. Zum Testen habe ich mir einen befreundeten Sänger gegriffen, von dem ich aus der Vergangenheit wusste, dass er ein sehr scharfes S spricht. Darüber hinaus habe ich bereits aufgenommenes Material noch einmal mit dem SPL-De-Esser bearbeitet. Für die Soundsamples habe ich mich allerdings auf kurze, selbst gesprochene Passagen beschränkt, um auch denjenigen mit einem einfachen Modem (wie mir selber) die Möglichkeit des Hörens zu eröffnen.
Funktionsweise und Funktionalität
Diverse De-Esser arbeiten mit Hilfe von Kompressortechnik. Dabei wird zunächst die störende Frequenz festgelegt und anschließend mit Hilfe eines Kompressors im Pegel reduziert. Leider werden dabei unweigerlich auch angrenzende Frequenzen komprimiert und im schlimmsten Fall negativ beeinflusst. Das äußert sich dann häufig in einem nasalen Klang oder auch unangenehm klingenden F- und S-Lauten.
Der De-esser von SPL arbeitet nach einem anderen Prinzip. Er regelt sich automatisch auf die störenden S-Laute ein. Auch die bearbeitete Frequenzbreite wird automatisch geregelt und so weit es geht verengt. Wie dies im Einzelnen passiert und technisch realisiert wird, ist mir persönlich ein Rätsel. Dies ginge hier aber auch zu sehr ins Detail. Entscheidend ist wohl eher, dass es funktioniert. Und das tut es ausgezeichnet. Anschließend wird der vorbestimmte Frequenzbereich phasengedreht wieder dem Originalsignal beigemischt, so dass er sich am Ausgang des De-Essers auslöscht. Die störenden S-Laute und unerwünschte Zischgeräusche verschwinden ( ähnlich der Funktionsweise eines symmetrischen Kabels).
Zusätzlicher angenehmer Nebeneffekt ist, dass das lästige Suchen der störenden Frequenzen wegfällt, da dies alles automatisch vom SPL erledigt wird.
Für die Funktionalität bedeutet dies, das der De-esser sehr einfach und komfortabel zu bedienen ist; das Gerät ist sozusagen Narrensicher. Einfach den De-esser in einen Insert-Weg einschleifen, über den Active-Schalter aktivieren und am S-Reduction-Regler den Wert der S-Reduzierung einstellen. Sprich so weit aufdrehen, bis S-Laute nicht mehr stören. Dabei kann anhand der LED-Kette noch kontrolliert werden, wie intensiv die Reduzierung ausfällt.
Über den Male / Female Schalter kann das Gerät an eine männliche oder weibliche Stimme angepasst werden. Hier sollte man ein wenig experimentieren. Für dünne oder hohe männliche Stimmen kann die Female-Position nämlich durchaus einmal besser geeignet sein. Umgekehrt sollte man sich auch nicht scheuen, eine Frauenstimme einmal im Male-Mode zu deessen, ohne dass dabei qualitative Einbussen hingenommen werden müssten.
SPL wäre nun aber nicht SPL, wenn ihnen nicht noch etwas besonderes eingefallen wäre. So kann mit dem Auto-Threshold der sich verändernde Abstand vom Sänger zum Mikrofon ausgeglichen werden.
Bei anderen De-Essern besteht die Gefahr, dass das Gerät bei geringer werdenden Abstand zum Mikrofon immer stärker arbeitet (wer schon einmal direkt in ein vernünftiges Kondensator-Mikrofon hineingepustet hat, weiß, gegen was ein De-Esser immer stärker anzukämpfen versucht).
Die Auto-Threshold-Funktion wirkt diesem Effekt entgegen und sorgt dafür, dass der eingestellte Wert konstant erhalten bleibt. Die Gefahr, dass aus dem zu intensiven Eingreifen des De-Essers negative Klangveränderungen entstehen werden so wirkungsvoll verhindert.
Fazit
Mir persönlich ist schlicht und ergreifend kein besserer De-esser bekannt. Das Gerät arbeitet sauber und effektiv. Es ist einfach und schnell zu bedienen, und die klanglichen Veränderungen durch den Einsatz kann man getrost vernachlässigen, sofern man sie überhaupt wahrnimmt. Für mich gibt es zum De-esser von SPL keine Alternative.
Nachwort
Wahrscheinlich ist die wirklich gute Qualität dieses Geräts dann auch der Grund dafür, dass man es an überraschendsten Orten antrifft. So war ich doch etwas erstaunt einen SPL-De-Esser bei der Pressekonferenz des DfB zu dem Fußball-Länderspiel gegen die Färöer-Inseln zu sehen. Auf meine erstaunte Frage, warum das Gerät da am Tisch lehnt, bei Pressekonferenzen ist das dann doch eher untypisch, antwortete der Kollege mir, dass er den De-esser immer mitnimmt, wenn er Pressekonferenzen beschallt, bei denen Rudi Völler etwas zu sagen hat. Dieser sei nämlich ein besonderer Problemfall, was störende S-Laute anginge.
Ich habe die kleinen Lämpchen der LED-Kette flackern sehen, und mich hat kein Gezischel von Rudi gestört, und auch diejenigen, die nur vor dem Bildschirm arbeiten, müssen nicht auf den De-esser verzichten. Es gibt ihn als PlugIn (liegt Cubase SX bei) und auch hier erfüllt er seine Aufgabe voll und ganz.
PLUS
+ gute Verarbeitung
+ einfache Bedienbarkeit
++ erstklassiger Wirkungsgrad
++ keine Klangveränderungen
MINUS
– stolzer Preis
PREISE
Straßenpreis: ca. 555 Euro
UVP: 640 Euro
HERSTELLER
www.SoundPerformanceLab.de