Moderner 1176-Style Kompressor/Limiter für das API500-Rack
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Wenn Fachleute aus der Studiobranche sich unterhalten, fällt schnell ein Kürzel, das wie kaum ein anderes für Kompression steht: 1176. Gemeint ist der UREI 1176 Peak Limiter, der 1967 von Bill Putnam entwickelt und vorgestellt wurde. Dieses Design wurde oft kopiert und das hat gute Gründe. Black Lion Audio hat den UREI 1176 Peak Limiter jedoch nicht einfach kopiert, sondern eine Neuinterpretation des Klassikers gewagt. Diese gibt es unter der Bezeichnung Black Lion Audio Seventeen für das 19“-Rack und als Black Lion Audio Seventeen 500 in einer Ausführung für das API500-Rack.
Black Lion Audio
Seit 2006 fertigt der Hersteller Black Lion Audio aus Chicago, USA, feinste Audiotechnik. Zunächst auf Modifikationen von analoger Hardware spezialisiert, entwickelte Black Lion Audio zügig eigenes analoges Outboard-Equipment zu günstigen Preisen. Preamps in unterschiedlichen Formaten, Kompressoren, Patchbays, Audiointerfaces, Wordclock-Generatoren und mehr gehören zum Portfolio des Herstellers. Im Vordergrund stehen bei der Entwicklung stets die Audioqualität und die Verarbeitung der Hardware.
Überblick zum Seventeen 500 Kompressor/Limiter
Schon mit dem Black Lion Audio Bluey Limiter hat man einen 1176-Style Kompressor/Limiter im Programm, der auf Basis des „Blue Stripe“ 1176 mit einer speziellen Modifikation für Toningenieur Chris Lord-Alge entwickelt wurde. Mit dem Black Lion Audio Seventeen entfernt man sich allerdings vom klassischen 1176 Sound. Was bleibt, ist das Design und die Funktionsweise der Regler, viel mehr aber auch nicht. Das hat schon der AMAZONA.de-Kollege Jörg Hoffmann in seinem Testbericht des Black Lion Audio Seventeen festgestellt und mit Klangbeispielen untermauert. Da es sich beim Seventeen 500 Kompressor/Limiter lediglich um eine Version des Seventeen für das API500-Rack handelt, empfehle ich, den Testbericht des Kollegen ebenfalls zu lesen.
Wie schaut er aus, der BLA Seventeen 500?
Alles drin, alles dran – so könnte man die API500-Version des Seventeen umschreiben. Alle Regler und Funktionen des Seventeen wurden für den Seventeen 500 komplett auf das API500-Format übertragen. Der Seventeen 500 Kompressor/Limiter belegt allerdings zwei 500er Slots im Rack, denn anstelle kleiner Regler wie bei so manchem Mitbewerber, setzt man bei Black Lion Audio auf schön große und griffige Regler. Auch zwischen den Schaltern ist genügend Abstand, sodass man nicht versehentlich zwei gleichzeitig betätigt.
Ein großes VU-Meter gibt Auskunft über das Pegelgeschehen. Neben dem VU-Meter sind links die vier Buttons für Ratio untereinander angeordnet (20, 12, 8 und 4), rechts vier Buttons für das Sidechain-Highpass-Filter, der Link-Schalter sowie der Kompressor-Bypass. Es folgen dann in der unteren Hälfte fünf Regler für Input, Output, Mix, Attack sowie Release. Außerdem ist hier auch die Link-Buchse für das Verkoppeln zweier Seventeen 500 für den Stereobetrieb zu finden.
Die Regler für Input, Output und Mix besitzen eine sehr feine Rasterung. Eine grobere Rasterung ist bei den Attack- und Release-Reglern zu finden, die sich aber auch auf Positionen zwischen die einzelnen Rasterungen stellen lassen.
Technische Werte und Komponenten
Beim Black Lion Audio Seventeen 500 Kompressor/Limiter haben wir es mit einem FET-Kompressor zu tun. Wie beim 1176 üblich, gibt es keinen Threshold-Regler und auch kein Makeup-Gain. Stattdessen verfügt der Kompressor über einen Eingangs- und einen Ausgangs-Verstärker bei einem festen Threshold. Mit diesen beiden Reglern verschieben wir den Einsatzpunkt des Kompressors und holen gleichzeitig den Pegelverlust auf.
Im Ausgang arbeitet ein Custom-Made Übertrager und drückt dem Signal zusätzlich seinen Stempel auf. Bestückt ist der Kompressor außerdem mit Nichicon Elektrolytkondensatoren, die für eine hohe Audioqualität stehen. Die Attack-Zeit erstreckt sich von 20 Mikrosekunden bis 800 Mikrosekunden, während Release 1.200 Millisekunden bis 50 Millisekunden umfasst. Damit reagiert der Kompressor extrem schnell. Zu erwähnen ist noch, dass die jeweils kürzeste Zeit bei Linksanschlag erreicht ist.
Das Sidechain-Filter filtert Frequenzen unter 100 Hz oder 200 Hz mit einer Flankensteilheit von 6 dB/Oktave. Damit agiert es sehr gutmütig.
Hinsichtlich der Stromversorgung verlangt der Black Lion Audio Seventeen 500 Kompressor/Limiter nach ±16 V.
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Praxiseinsatz des API500-Kompressors
Der Einbau des Kompressors gestaltet sich unproblematisch. Gleiches gilt für den Betrieb, der für Kenner eines 1176 Peak Limiter nahezu selbsterklärend ist.
Sehr gut gelöst ist der „All Button Mode“, der wohl berühmtesten Fehlbedienung des UREI 1176 Peak Limiters: Durch die Schalter, die im Gegensatz zum Original ohne Trickserei in jeder beliebigen Kombination oder einzeln schaltbar sind, ist der Black Lion Audio Seventeen 500 Kompressor/Limiter sehr vielseitig einsetzbar. Von sanfter Kompression bis zu heftigeren Resultaten ist alles möglich. Der Seventeen 500 arbeitet dabei bei niedrigeren Verstärkungen am Eingang eher unauffällig. Möchte man ein auffälligeres Eingreifen des Kompressors und eine stärkere Klangfärbung, muss man ihn am Eingang etwas quälen und zugleich etwas höhere Ratio-Werte wählen. Hier lohnt es sich, mal mit den verschiedenen Ratio-Einstellungen von 4:1 über 8:1 und 12:1 bis 20:1 sowie deren Kombination(en) zu spielen.
Mit dem Comp-Mix-Regler setzt sich der Black Lion Audio Seventeen 500 Kompressor/Limiter deutlich vom UREI 1176 ab, denn letzterer ermöglicht keine parallele Kompression ohne externe Hilfsmittel wie sein moderner Nachfahre. Beim Seventeen 500 genügt ein Dreh am Comp-Mix-Regler, um das Verhältnis zwischen komprimiertem und Originalsignal einzustellen. Sehr gute Ergebnisse bekommt man zum Beispiel, wenn man ein sehr stark komprimiertes Signal dem Originalsignal sanft zumischt. So bleiben Transienten erhalten und das Resultat ist ein angedicktes Audiosignal mit etwas höherer Lautheit. Sehr gerne nutze ich diese Form der Kompression bei perkussiven Signalen oder beim Einsatz des Kompressors auf einem Bus.
Mit den beiden Sidechain-Filtern lässt sich Pumpen des Kompressors beim Einsatz auf einem Drum-Bus wirkungsvoll unterdrücken.
Ausprobiert habe ich den Black Lion Audio Seventeen 500 Kompressor/Limiter mit verschiedenen Audiosignalen. Die Klangergebnisse sind deutlich subtiler als die eines UREI 1176, wie bereits Kollege Jörg Hoffmann beim Test des Seventeen festgestellt hat. Insgesamt klingt der Seventeen 500 etwas aufgeräumter und klarer als ein 1176, was ihn zur perfekten Ergänzung zum Black Lion Audio Bluey 500 FET Limiting Amplifier macht, der einen typischen 1176 Sound bietet, allerdings ebenfalls über moderne Features wie den Comp-Mix-Regler für parallele Kompression verfügt.
Da der Seventeen 500 baugleich zum Seventeen ist und im zugehörigen Testbericht zahlreiche Klangbeispiele zu finden sind, verzichte ich an dieser Stelle auf allzu viele Beispiele und zeige stattdessen den etwas heftigeren Einsatz des Kompressors. Dazu habe ich eine Schlagzeugaufnahme verwendet und deren Monomix durch den Seventeen 500 Kompressor geschickt. Ihr hört den Kompressor unter Einsatz des Sidechain-Filters zunächst bei 100 Hz und längerer Attack- und Release-Zeit im All-Buttons-Mode. Zunächst hört ihr nur das Originalsignal, dann regele ich den komprimierten Anteil langsam hinzu, bis schließlich nur noch das komprimierte Signal erklingt.
Achtet insbesondere auch auf den Klang der Snare. Sobald ich das heftig komprimierte Signal dem Originalsignal zumische, entwickelt sie sich zu einer mächtigen und lang nachklingenden Snare, wie die von Max Weinberg beim Song „Born In The USA“ von Bruce Springsteen.
Im Anschluss spiele ich mit den einzelnen Reglern des Kompressors. So könnt ihr zum Beispiel die Wirkung von Attack und Release schön hören. Zum Schluss wechsele ich die Sidechain-Einstellung auf 200 Hz und schalte die verschiedenen Ratio-Buttons durch. Immer wieder wird über den Mix-Regler zwischen komprimiertem und nicht-komprimiertem Signal übergeblendet. Die ganze Zeit über werden Eingang und Ausgang ordentlich gequält, was den Sound ordentlich andickt.
Vielen Dank für den Bericht, interessantes Gerät! Bei mir hängt ein IGS Audio Volfram im Rack, der ja etwas ähnliches verspricht: „saubererer“, modernerer 1176 Sound, erweiterte Features (Stereo Link, Parallell-Kompression, Sidechain-Filter). Ich mag den Volfram sehr, im Bass-Bereich schneidet er mir allerdings etwas zu weit oben ab, wodurch der Sound etwas an „wumms“ verliert. Ein Vergleich mit dem Seventeen wäre durchaus Interessant!