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Test: Strymon Compadre, Kompressor-, Boost-Pedal

Olá, Compadre!

23. August 2020

Kompressor-Pedale sind eine Sache für sich: Viele machen einen großen Bogen drum herum, anderen wiederum ist es ein unverzichtbares Werkzeug in Sachen Klangformung, während andere darauf setzen, dass das Kompressor-Pedal spielerische Schwächen kaschiert. Ich selbst zählte mich zur ersten Riege – bis mich der Keeley Aria Kompressor und Overdrive von seiner Nützlichkeit überzeugte. Seitdem hatte ich eine Zeit lang das Pulp’n Peel von JHS auf dem Board – und hielt seitdem die Augen offen nach einem besonderen Kompressor und Overdrive.

Test Strymon Compadre Kompressor Overdrive Gitarrenpedal

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Nun, der Augenblick scheint gekommen zu sein. Wenn es eine Firma gibt, deren Erscheinungen prinzipiell von mir und vielen anderen mit großem Interesse verfolgt werden, dann sind es Strymon. Das Iridium halte ich bis heute für die stärkste Amp-in-a-box-Variante, die es auf dem Markt gibt. Seitdem ist gar nicht viel Zeit vergangen – das Compadre war seit Längerem angekündigt und seitdem auf meinem Radar. Jetzt liegt es vor – und regt erneut Gedanken zur Nützlichkeit eines Kompressors an sowie der Praktikabilität des Ganzen. Fakt ist: Diese Strymon-Neuheit kostet über 300,- Euro. Weshalb der passionierte Spieler das Compadre trotzdem in Erwägung ziehen sollte, obwohl es sich „nur“ um ein Kompressor- und Overdrive-Pedal handelt – das wird nun in unserem Review ausführlich dargelegt.

Strymon Compadre – wozu ein Kompressor?

Die Frage aller Fragen – wozu brauche ich ein Kompressor-Pedal? Der Chef-Designer von Strymon Pete Celi hat dafür eine einfache Phrase formuliert, die es perfekt auf den Punkt bringt:

„Compression is something that’s more easily felt than heard“

Dem kann man nur zustimmen. Kompressoren springen eurem Spielgefühl bei. Doch auf rein technischer Ebene dienen Kompressoren in erster Linie dazu, Transienten und Pegelspitzen zu kappen. Traditionell eher eine Angelegenheit bei der Abnahme von Schlagzeug, erfüllt die Kompression bei der Gitarre vorwiegend einen anderen Zweck. Beispielsweise kann sie euch helfen, euer Lautstärkespektrum während eines Songs anzupassen und beispielsweise Fingerpicking und cleane Passagen anzuheben. Traditionell sind vor allem Singlecoils empfänglich für die Funktionalität von Kompressor-Pedalen – sie reagieren besonders gut auf die Anhebung des Pegels und erlauben es so, beispielsweise einen Amp besser anzufahren. Ein Kompressor kann auch euren Noise reduzieren, euer Sustain erhöhen und die Dynamik eures Spiels einheitlich und frisch halten – all das neben der Herabsetzung der Pegelspitzen, die Kompressoren traditionell leisten.

Test Strymon Compadre Kompressor Overdrive Gitarrenpedal

Der Strymon Compadre scheint auf den ersten Blick all das zu können – und noch mehr. Die erdbeerrote Box besticht durch ein hochwertiges, stabiles Aluminiumgehäuse, das eine Kombination aus analogem und digitalem Schaltkreis beherbergt. Keine Sorge – hier wird klanglich nichts auf die digitale Schiene gelegt. Die digitale Seite des Comapdre beschränkt sich auf die Programmierbarkeit und MIDI-Kompatibilität. Der Signalweg ist vollständig analog. Erst geht das Signal durch den JFET-Transistor, der eine hohe Impedanz und damit niedrige Störanfälligkeit gewährleistet. Verarbeitet wird es weiterhin durch den hochwertigen, neutralen und transparent arbeitenden VCA-Kompressor, der das Signal an den Clean Boost weitergibt und dann den Dirty Boost, der zwei Clipping-Varianten kennt – Studio (weich) oder Squeeze (hart).

Darüber hinaus besitzt der Strymon Compadre auf der Stirnseite vier Eingänge: Je ein 6,3 mm Klinkenein- und Ausgang, ein Expression-Eingang mit VCA-Kontrolle, der euch es euch erlaubt, das Compadre zusätzlich als Volume-Pedal zu verwenden – und zwar als hochwertiges, mit gleichmäßigem Frequenzgang und ohne „Tone-Sucking“. Die Stereo-Klinke daneben erlaubt die erwähnte MIDI-Kompatibilität – dafür braucht ihr jedoch das Strymon TRS Interface, doch dadurch sind dann bis zu 300 Presets aufrufbar. Darüber hinaus kann das Pedal auch zwischen Buffered-Bypass und True-Bypass schalten.

Strymon Compadre – Facts, Features & Panel

Vier Regler, zwei Kippschalter, zwei Fußschalter, ein Schalter auf der Stirnseite – das Strymon Compadre ist vergleichsweise einfach aufgebaut. Schauen wir uns die Regler und Schalter mal genauer an:

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  • Boost: Erlaubt es, das Ausmaß an Boost einzustellen – gängig ist das Einpendeln bei ca. 14 dB + im Clean-Setting.
  • Compressor: Erlaubt es, den Threshold bzw. Grenzwert einzustellen, ab dem der Kompressor greift. Ganz links wird maximale Kompression und ein besonders knackiger Attack erzeugt, ganz rechts wird keine Kompression geleistet.
  • Dry: Der Compadre fährt parallel, das heißt: Er erlaubt es euch, das unbearbeitete Signal zum komprimierten dazuzumischen, was die klangliche Flexibilität noch mal erheblich erhöht.
  • Level: Der Ausgangspegel des Pedals kann hier zwischen -6 und +6 dB eingestellt werden.

Test Strymon Compadre Kompressor Overdrive Gitarrenpedal

Kein Kompressor-Pedal ist vollständig ohne seine EQ-Optionen. Beim Strymon Compadre wird das mit einem einfachen Kippschalter gelöst – er erlaubt es euch einzustellen, ob ihr die Höhen, Mitten oder den gesamten Frequenzgang mit dem Boost betonen wollt. Generell gilt: Mitten für eine „Verfettung“ des Sounds, Höhen für die Hinzunahme eines „Twangs“. Wie bereits erwähnt, besitzt der Strymon Compadre auch zwei verschiedene Clipping-Varianten für den Boost. Studio und Squeeze erlauben entweder warme Zerre oder harschen Drive. Wer längeres Sustain für seine Stratocaster bei anhaltender Kompression will – der Squeeze-Schaltkreis leistet genau das. Das Studio-Clipping ist weicher und wärmer und vor allem transparenter. Doch das Clipping muss nicht Bestandteil des Boosts sein – ihr könnt die Anhebung eures Pegels vollständig sauber fahren und die Verzerrung dabei außen vor lassen. Dafür ist der Kippschalter auf der Stirnseite des Strymon Compadre zuständig, der euch zwischen Clean- und Dirty-Boost wählen lässt. Alles in allem also eine sehr runde Angelegenheit. Es kommt darauf an, wie sich das Pedal in der Praxis bewährt – und das schauen wir uns jetzt an.

Strymon Compadre – in der Praxis

Für ein Kompressor-Pedal kommt das Einspeisen in einen Modeling-Amp oder Profiler nicht in Frage – wichtig ist es einzuschätzen, wie der Kompressor und Overdrive mit regulären Röhren auskommt. Also haben wir das Strymon Compadre stattdessen mithilfe des Sono Audient Interfaces und einen Laney Lionheart Kombo aufgenommen – und dabei auf eine Fender AM Original 60 Jazzmaster gesetzt, die klanglich zwischen dem Paula Low-End und der Helligkeit einer Stratocaster angesiedelt ist. Ebenfalls nutzen wir eine Düsenberg Paula, um zu schauen, wo da die Unterschiede liegen. Als Mikrofone nutzen wir ein Shure SDM58 und ein SDM57 – nachbearbeitet wurde nichts. Wie wirkt sich der Compadre auf Sustain und Dynamik aus und wie ist die Verzerrung einzuschätzen?

Test Strymon Compadre Kompressor Overdrive Gitarrenpedal

 

Strymon Compadre – Paula Singlecut Praxis

Die Düsenberg hat einen kraftvollen, bissigen, sehr tiefenbetonten Klang. Traditionell ist es bei solchen Bretter-Gitarren ein bisschen problematischer, einen Kompressor wirklich zur Geltung zu bringen und sinnvoll zu nutzen, also konzentrieren wir uns bei der Paula in erster Linie auf den Boost. Für ein paar Durchläufe lassen wir pro Beispiel den Compadre ausgeschaltet, um eine Referenz zu ermöglichen. Speziell der Treble-Boost bleibt trotz seiner Bissigkeit bemerkenswert klar – der Vintage-Charakter des Compadre ist nicht von der Hand zu weisen. Das heißt nicht, dass es „muffig“ wird – eher im Gegenteil.

Wir nutzen den Mitten-Boost sowohl für Hals und Steg als auch den Stegtonabnehmer alleine. Darüber hinaus steuern wir noch den Treble-Boost auf die gleiche Weise an. Speziell der Dirty-Boost für die Höhen steht der Paula gut zu Gesicht. Er bringt den nötigen „Dreck“ in den Sound, ohne die Frequenzen zu verwaschen, wie es viele Boosts gerne tun.

Strymon Compadre – Fender Jazzmaster Praxis

Kommen wir zur Jazzmaster, die traditionell für einen Boost sinnvoller ist. Wir nutzen den Halstonabnehmer zunächst und probieren einzig und allein den Höhen-Boost aus.

Kommen wir zum Kompressor. Im ersten Beispiel schalten wir zunächst den weicheren Studio-Kompressor ein, ehe wir den Mid-Clean-Boost dazuschalten. Wir nutzen beide Tonabnehmer und schalten den Studio-Kompressor im zweiten Beispiel alleine ein. Tatsächlich bewirkt der Compadre hier kleine Wunder – der Sound verdickt sich, bleibt bissig und bewahrt sich seinen Jazzmaster-Charakter, wird aber deutlich angehoben und geht ordentlich nach vorne. Besonders schön kommt das durch, wenn der Squeeze Kompressor durch den Treble-Boost gejagt wird. Was der Squeeze Kompressor mit der Soundpräsenz an sich anstellt, haben wir im dritten und fünften Beispiel dokumentiert. Er boostet und schärft das Signal ordentlich, ohne den edlen Charakter der Jazzmaster zu verfremden.

Natürlich kommt auch der Zerrkanal des Laney Lionheart ebenfalls zum Einsatz. Im ersten Beispiel kommt erst mal der Studio-Kompressor zum Einsatz, ehe wir den Mitten-Boost dazuschalten. Wir versuchen, im Fluss den Mid-Boost im zweiten Beispiel ein- und auszuschalten, ehe wir im dritten Beispiel den Squeeze Kompressor erst mal dazuschalten und dann den Treble-Boost. Mein Favorit für den Zerrkanal ist tatsächlich der warme Flat-Boost in Kombination mit dem Studio-Kompressor im vierten Beispiel – er verdickt das Signal und lässt es gleichzeitig ungemein weich erscheinen. Was der Compadre für den Sustain leisten kann, dokumentieren wir im vorletzten Beispiel – wir erhöhen Lautstärke und Kompression, lassen den Boost dabei ausgeschaltet.

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Fazit

Der Compadre ist ein klangliches Juwel – der JFET-Charakter des Overdrive passt zum Paula-Biss und für den Einsatz an der Jazzmaster ist dieser Kompressor/Boost wie gemacht. Man muss ihn ein bisschen erforschen, um ein Gefühl für seinen Charakter zu bekommen, der irgendwo zwischen deutlichem Röhren-Vintage und neutral anzusiedeln ist. Und man bleibt dabei: 330,- Euro für ein Kompressor-Pedal sollte man ausgeben, wenn man genau weiß, ob der eigene Ton die Fähigkeiten des Compadre gebrauchen kann.

 

Plus

  • starker Overdrive
  • vielseitiger Kompressor
  • zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten
  • MIDI-Anschluss

Minus

  • Preis

Preis

  • 330,- Euro
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