Oldie but Goldie?
Inhaltsverzeichnis
Mit Lautsprechern hatte es bei Monkey Banana angefangen: Ab 2004 eher privat für das eigene Studio, was dann 2010 zur Firmengründung führte. Zu den ersten Produkten gehörte dann auch 2011 die Turbo-Boxenreihe, bestehend aus Turbo 5,6,8 und dem Subwoofer 10s, die auch heute immer noch im Line-up ist. Sind die einfach zeitlos gut und müssen nicht durch neue Modelle ersetzt werden? Um das zu testen, habe ich hier mit den Monkey Banana Turbo 8 die größten Vertreter der Turbo-Reihe unter der Lupe. „Die ideale Abhöre für professionelle Recording- und Masteringstudios und der perfekte Lautsprecher für DJ-Monitoring, der sich nicht nur in professionellen Studios, sondern auch in großen Wohnräumen einsetzen lässt“, beschreibt Monkey Banana seinen Turbo 8. Also eigentlich ein Alleskönner. Ob das stimmt?
Unnützes Wissen
Die Turbo-Serie ist die einzige Monitor-Serie von Monkey Banana, die keine Affenart oder einen Affenbezug im Namen hat. Die anderen heißen nämlich „Gibbon“, „Silverback“ (Silberrücken), „Lemur“ (Maki) und „Baboon“ (Pavian).
Technische Daten des Monkey Banana Turbo 8
Der Monkey Banana Turbo 8 ist ein aktiver Studiomonitor mit einem 8-Zoll-Tieftöner (80 W) mit einer magnetisch abgeschirmten Polypropylen-Keramik-Membran und einem 1 Zoll Seidenhochtöner (30 W); die Frequenztrennung erfolgt bei 3 kHz. Den Frequenzgang gibt der Hersteller mit umfangreichen 45 Hz – 30 kHz an, den Signal-/Rauschabstand HF/NF mit >94 dB / 100 dB. Den Turbo 8 gibt es – wie alle Monitore von Monkey Banana – in den Farben Signalrot und Schwarz.
Lieferumfang des Monkey Banana Turbo 8
Was mich ja immer wieder wundert an den Produkten von Monkey Banana: Für ein Unternehmen dieses Namens, dessen Monitor und Mikrofone allesamt den Namen von Affen tragen, das einen stilisierten Affen als Logo und (unter anderem) einen feuerroten Speaker in Sarkophag-Form im Line-up hat, hat der Hersteller dieses Mal eine erstaunlich schlichte Verpackung im Umzugskarton-Design gewählt. Brauner Karton, schwarzes Affenkopflogo, Risszeichnung vom Speaker, das war es auch schon. Aber gut, das passt ja dann zum Namen „Turbo“, der noch aus einer Zeit stammt, als Turbo etwas enorm Cooles war.
Im Inneren dann – durch reichlich Styropor geschützt – befindet sich natürlich der Turbo 8 Monitor plus ein Netzkabel mit Kaltgerätestecker. Das mit einer Länge von 1,5 m gerade mal so ausreichend lang ist (Monitorboxen stehen ja meist etwas höher und weiter auseinander), allerdings aber auch durch die vielen Knicke einiges an Länge wieder einbüßt. Sei es drum. Erfreulich: Es gibt auch ein gedrucktes (!) zweisprachiges Handbuch zur Turbo-Serie mit Dschungel-Cover, das neben technischen Angaben auch einiges zur richtigen Aufstellung der Turbos verrät. Was ja gerade für Studio-Neulinge ganz hilfreich sein kann. Ebenfalls schließlich noch mit dabei sind vier recht kräftige Gummiringe mit einem Durchmesser von gut 4 cm, die unter das Gehäuse geklebt werden und so den Monitor vom eventuell mitschwingenden Untergrund entkoppeln soll (Stichwort „Bassentkopplung“). Was damit dann zwar deutlich besser gelingt als mit den üblichen kleinen Filz/Gummifüßchen, so richtig perfekt wird das aber natürlich erst mit einer fetten Lage Akustikschaumstoff. Monkey Banana selber hat da zum Beispiel die MonkeyBase im Angebot.
Der Monkey Banana Turbo 8: Form und Verarbeitung
Studiomonitore mit einem 8 Zoll Tieftöner gehören – abgesehen von den Subwoofern – ja naturgemäß zu den größten ihrer Zunft. Da macht der Turbo 8 keine Ausnahme, mit seinen Maßen von 308 x 272 x 390 mm entspricht er dem üblichen Durchschnitt. Mit einem Gewicht von 12,2 kg ist der Studiomonitor jedoch etwas schwerer, „normal“ sind da um die 10 kg, wodurch er extrem massiv und wertig wirkt.
Was natürlich direkt ins Auge fällt, ist die außergewöhnliche Form der Speaker, die mit ihrer breiten Taille und der sechseckigen Form ein wenig an einen alten ägyptischen Sarkophag erinnern. Oder an eine schwarze Bienenwabe. Ob das aber nun akustische Gründe hat (die ich mir allerdings gerade nicht vorstellen kann) oder allein dazu diente, das damals noch junge Unternehmen und seine Produkte ins Gerede zu bringen, vermag ich nicht zu sagen. Es ist auf jeden Fall ein Eyecatcher mit einem hohen Wiedererkennungswert, eine etwaige Marketing-Strategie ist also aufgegangen.
Zugegeben, ich war kurzzeitig schon ein wenig enttäuscht, dass meine Testmuster schwarz und nicht rot waren. Allerdings verströmt auch die mattschwarze Variante einen unaufdringlichen, eigentümlichen Design-Charme – was nicht allein an der erwähnten ungewöhnlichen Form liegt. Mit seinen abgerundeten „Ecken und Kanten“ wirkt das Äußere – weit weg von der üblichen Klotz-Optik – sehr harmonisch und „fließend“, ohne sich dabei mit hochglänzenden Partien (hallo JBL) zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Einzig das kleine, im Betrieb dann dezent leuchtende Monkey-Banana-Logo fällt da ins Auge.
Die Verarbeitung ist absolut sauber und fehlerfrei und gönnt sich auch keine noch so kleinen Unsauberkeiten, wie etwa leicht überstehende Frontränder, scharfe Grate oder übermäßige Spaltmaße. Der Hochtöner wird zudem von einem kleinen Gitter geschützt, während der Tieftöner frei und unbeschwert schwingen darf. Alle Schalter und Buchsen auf der Rücksitze sitzen bombenfest, da wackelt nichts.
Wenn man genau hinschaut, entdeckt man am Boden unter der Folierung vier Vertiefungen: Vermutlich sind das Bohrungen für eine Stativbefestigung. Nachgeschaut habe ich aber nicht, da ich dazu die Folierung hätte zerstören müssen. Was die Testmuster-Geber üblicherweise nicht wirklich schätzen.
Anschlüsse und Schalter am Monkey Banana Turbo 8
Der Monkey Banana Turbo 8 bietet gleich mehrere Anschlussmöglichkeiten. Entweder ganz klassisch über eine (verriegelbare) XLR-Klinke-Kombobuchse mit +4 dB oder unsymmetrisch via Cinch mit -10 dB. Etwas exklusiver ist da schon der koaxiale Cinch-Eingang für digitale S/PDIF-Signale (24 Bit/192 kHz). Diese Signale lassen sich auch über eine zweite Buchse – S/PDIF Thru – an eine weitere Box weiterleiten, sehr praktisch. Mit einem Channel-Select-Schalter kann ich wählen, ob ich im digitalen Betrieb den linken oder rechten Kanal hören möchte. Wobei man dann natürlich darauf achten muss, dass man da nicht beide Monitore identisch auf eine Seite einstellt. Ein zweiter kleiner Kippschalter ist für die Auswahl „Analog“ oder „Digital“ zuständig. Obwohl diese beiden Schalter wirklich winzig sind, sind sie gut bedienbar und vor allem auch stabil und gut ablesbar. Nicht ganz so günstig ist freilich, dass die wie üblich auf der Rückseite der Monitore angebracht sind. Falls ich also die Turbo 8 sowohl digital als auch analog beschalte und mitten im Mix mal umschalten will, führt das – zumindest in meinem Studio – zu Verrenkungen, da meine Boxen auf Stativen schräg hinter dem Zaor-Table stehen. Aber gut, das ist ein grundsätzliches Problem, das man bei allen Monitoren hat und nichts, was ich dem Monkey Banana Turbo 8 vorwerfen möchte.
Ebenfalls rückseitig sind ein kleiner Volume-Regler sowie ein HF EQ und ein LF EQ untergebracht. Der HF EQ regelt bei 10 kHz, der LF EQ bei 100 Hz, jeweils +/-6 dB. Die Drehregler sind zwar ebenfalls klein, aber geriffelt und damit gut greifbar und haben auch eine Mittelrasterung für den Blindbetrieb. Wobei bei den EQs dann die Null-Position nicht oben, sondern links bei 9 Uhr ist, während +6 dB und -6 dB sich bei 2 und bei 5 Uhr befinden. Daran muss man sich erst einmal kurz gewöhnen. Netzbuchse, Power-Kippschalter, ein Netzspannungswahlschalter und die kreisrunde Bassreflexöffnung (Durchmesser ca. 53 mm) haben schließlich auch noch ihren Platz auf der Gehäuserückseite gefunden.
Monkey Banana Turbo 8 – Monitore in der Praxis
Nach dem Einschalten leuchtet dezent das kleine Monkey Banana Logo auf der Frontseite – der Schriftzug mit dem Affenkopf. Bleiben die Monitore länger als 12 Minuten ohne Signal, schalten sie automatisch in den Standby-Betrieb um, das Logo wird dann gedimmt. „JungleProtect“ nennt der Hersteller das im Manual. Warum auch nicht, der Stromverbrauch liegt dann unter 0,5 W – und leistet seinen Beitrag zur Rettung des Regenwaldes. Sobald wieder ein Signal anliegt, wechselt der Lautsprecher ebenso automatisch wieder in den Betriebsmodus, was im Test allerdings 1-2 Sekunden dauerte.
Um mir einen Höreindruck zu verschaffen, schließe ich die beiden Monitore mit XLR-Kabeln an den Main-Out eines Mackie Mixers an. Die EQ-Einstellungen der Turbo 8 habe ich dazu in der neutralen Mittelstellung belassen. Vorab wie immer auch der Hinweis: Ein Höreindruck ist immer auch ein (großes) Stück subjektiv und der Klang zudem natürlich auch stets abhängig von der Raumakustik und der Aufstellung der Monitore. Erkenntnis im Test: Die Position im Raum ist hier nicht so entscheidend bei den Turbo 8, die sind da eher gutmütig. Achten sollte man aber auf die richtige Höhe, da sind die Bananas schon etwas sensibler. Das Handbuch empfiehlt Oberkante Tieftöner auf Ohrhöhe. Mir gefielen sie mit den Hochtönern auf Ohrhöhe (also etwas tiefer) sogar noch etwas besser, aber jeder hört – wie gesagt – ein wenig anders.
Erster Härtetest: Main Titles/Prologue aus Vangelis‘ Blade Runner. Rumpelnde Bässe aus dem tiefsten Keller, gepaart mit feinen, extremen Höhen, wuchtige Explosionen und Pianissimo-Klänge. Eine Hürde, an der sich bei Monitoren erfahrungsgemäß die Spreu vom Weizen trennt. Nicht so die Monkey Banana Turbo 8, die hier auch kleine Details sauber abbilden. Die Bässe sind wuchtig, aber nicht überbetont, die Höhen flimmern schön, ohne ins Schrille abzugleiten und beide nehmen sich so weit zurück, dass auch die Mitten bei all dem nicht erschlagen werden. Die Turbo 8 sind präzise, ausgewogen, angenehm unaufdringlich und laden zum stressfreien Hören ein – haben aber trotzdem Power und wirken nie „lahm“ oder gar langweilig. Ein Eindruck, der sich auch im weiteren Testverlauf festigt. Bei ruhigen Jazznummern in Trio-Besetzung mit Gesang perlt das Piano, während der Kontrabass ein solides Fundament legt. „Einen breiten, ausgeglichenen Frequenzgang im Tiefmitteltonbereich, sowie eine mehr als ausreichende Leistung im Mittel- und Hochtonbereich“ verspricht das Handbuch. Dem kann ich mich nur anschließen. Das Stereobild hat eine wunderbare Tiefe und nagelt mich dank relativ breitem Sweetspot nicht auf einen allzu kleinen Punkt fest. Da macht es Spaß, Details im Raum zu finden, wie die Feinheiten einer sacht gezupften Gitarre.
Die extrem lauten Töne sind nicht so das Ding der Turbo 8. Bei AC/DC oder im Allegro Beethovens Fünfter bei weit aufgedrehten Boxen wird es dann ab und zu dann doch eine Nuance ungenauer, dann gewinnen mitunter einzelne Frequenzbereiche die Oberhand oder fließen ineinander. Wobei die Turbo 8 mit harter Rockmusik aber sehr gut klar kommen, da fühlen sie sich Turbos sogar richtig wohl, auch bei Elektro oder EDM – solange man halt nicht zu weit aufdreht. Aber die Monkey Banana Turbo 8 sind ja nun auch erklärtermaßen Nahfeldmonitore und nicht dafür gemacht, Säle zu beschallen. Also kein Vorwurf in dieser Hinsicht.
Die Turbo 8 sind eben für das entspannte Hören gemacht und eignen sich damit auch vortrefflich für die gepflegte HiFi-Anlage. Digital angeschlossen scheinen sie mir noch einen Ticken detaillierter, präziser zu sein – aber ich gebe zu, dass das vielleicht auch an einer gewissen Erwartungshaltung liegen mag. Mit den EQs kann man das Klangerlebnis noch schön an die eigenen Gewohnheiten, Vorlieben oder den Raum anpassen. Der Höhen-EQ bringt da auf Wunsch noch eine Extra-Portion Schärfe ins Spiel, der Tiefen-EQ mehr „Wumms“. Was je nach Musikstil und Mix ja auch durchaus wünschenswert ist. Wer da gerne und ständig schraubt, sollte die Boxen dann aber auch dementsprechend gut erreichbar aufstellen.
Ich weiß nicht ob es nur mir so geht, aber Name, Logo und Design sind einfach nicht meine Welt. Besonders die roten und gelben. Mich wundert auch das ein Typ wie Kebu, der alles Synthesizer besitzt was sich jeder erträumt, dann aber auf solche Monitore zurückgreift. Die Langlebigkeit der Firma spricht aber ganz klar für die 🦧 und bei der Preisspanne gibt’s sicherlich minderwertigere. Schön wenn sich Firmen und Produkte etablieren.
@Filterpad Und deswegen besteht ja auch Mitteilungspflicht, wenn einem Form und Farbe eines Produktes nicht gefallen…ja ne is schon klar🙄
@harrymudd Mir ist völlig bewusst das dieses Statement nicht das sinnvollste aller Zeiten war. Aber wie oft wurde hier vor einigen Jahren die Debatte analog vs. digital diskutiert oder aktuell die Gendersprache? Dies ist halt eine weitere Meinung, und zwar meine! 😁
@Filterpad und die nimmt dir auch keiner weg…obwohl🤔🙂
@harrymudd Was soll denn das? Wie oft wird hier geschrieben, daß man einen Synth häßlich findet? Gelten für Lautsprecher da Sonderregeln?
Wenn etwas häßlich ist, ist es häßlich, und das darf man auch schreiben, ohne angepampt zu werden. Mal ganz abgesehen davon, daß dieser Post auch noch relativ differenziert ist.
@mort76 Genau und du bestimmst, was hässlich ist.
Ah, verstehe…
🙄
@Filterpad Wenn man sich vorstellt, man wäre in der Gründungszeit von Apple, würde man die Idee des Markennamens und eines angebissenen Apfels als Logo für eine gute Idee halten?
Wenn etwas man als Marke etabliert ist, denkt man darüber anders bzw. denkt man darüber dann gar nicht mehr nach.
@anselm Das Apple-Logo sah bei der Gründung extrem scheiße aus. Zum Glück haben sie dann einen Designer beauftragt.
Es ist immer noch ein angebissener Apfel.
@anselm Wars aber nicht bei der Gründung.
Solange es keine Tomate ist 😀
@anselm Würde aber besser passen.
@mort76 Hast Du eigene negative Erfahrungen mit Apple-Geräten gemacht?
@Filterpad Ich hab die gleiche Empfindung beim Name, Logo und Design. Ich mag einfach keine Affen.
Die Boxen an sich sind aber bestimmt gut.
@Filterpad Ich finde gerade Name, Logo und Design interessant und lustig, zur Abwechslung. Ein bisschen Leichtigkeit in der Welt muss immer sein.
Über Form un Farbe kann man selbstverständlich unterschiedliche Meinungen haben aber sonst kann ich dem Testbericht nur zustimmen. Ich besitze 1 Paar Monkey Banana Turbo 6 (in Rot) seit März 2012 und bin nach wie vor in allen Bereichen sehr zufrieden damit.
Mir ist mal ein nagelneuer Monkey Banana beim ersten Einschalten mit lautem Knall und grellem Blitz abgeraucht. Seitdem verbinde ich ein Trauma mit dieser Marke.
@LostSongs heftig 😂
@LostSongs Das würde sich mir, glaube ich, auch so einbrennen. 😮
@LostSongs …wer erinnert sich noch an den alten SWR3 (oder war es noch SWF3) Radio Sketch zum beliebten Asia-Restaurant Guide: „Ba‘ Bana, wer bekomm‘??“ => „Wer bekommt die überbackene Banane?“
@ctrotzkowski Jetzt sind wir völlig OT … aber das muss ich in dem Zusammenhang mal los werden (legendär):
Imbiss-Deutsch
https://www.youtube.com/watch?v=0AFZdFrfXoA